Atteste mit offensichtlichen Fehlern

  • Liebe Freunde,

    man muss kein Bayernexperte sein, um festzustellen, dass der letzte Satz dieses Attests ein Widerspruch in sich ist, jedenfalls bei einer Portomarke. Dafür steht nichts im Attest, was unter der Marke geschrieben war, was zu wissen unabdingbar ist, um den Brief überhaupt sinnvoll einordnen zu können ...

    Immer wieder muss ich erleben, dass Prüfer, die seit Jahren und Jahrzehnten zugange sind, scheinbar wenig von philatelistischem Grundwissen besitzen, auch wenn die breite Sammleröffentlichkeit dies eher nicht zu glauben vermag. Hier ein Beispiel von vielen Beispielen von Bayern, aber es dürfen auch gerne alle anderen Prüfgebiete gezeigt werden.

  • Hallo bk,

    was steht denn unter der Portomarke ? Das ist von hier aus ohne Durchleuchtung schwer nachvollziehbar. Eine portopflichtige Parteisache kann ich an den Fragmenten jedenfalls nicht ausmachen.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    eine Partei - Sache (portopflichtig in Bayern) hätte 1x im 1. Gewicht und 2x im 2. Gewicht gekostet. Wäre es so, wäre der Brief um 1x bzw. 2x überfrankiert. Wenn eine Überfrankatur nicht in ein Attest gehört, habe ich von Postgeschichte keine Ahnung.

    Aber wie man mit einer Portomarke eine "Frankatur" erreichen kann, erschließt sich mir auch nicht. Daher meine Frage: Wofür ein solches Attest?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    über dieses Thema haben wir uns schon so oft unterhalten und blieben doch letztendlich immer enttäuscht zurück. Auch dieser Dein erneuter Anstoß wird daran leider nichts ändern. Ich lasse daher schon seit Jahren nichts mehr prüfen, denn wenn man beim Empfang eines Attestes immer wieder feststellen muss, dass das, was den Beleg oder die Abstempelung eigentlich ausmacht, nicht einmal in einem Nebensatz erwähnt ist, dann kann man die Prüfung genau so gut gleich bleiben lassen.

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (24. April 2020 um 15:41)

  • Hallo Ralph,

    schon klar, aber (dem Ausschlussprinzip Folge leistend) wäre das ja A) auch ein Grund für einen nicht schlüssigen Prüfbefund gewesen und B) steht die gestellte Frage weiter im Raum. Was steht denn dann unter der Potomarke, dass es Deiner Einschätzung nach so unabdingbar für die richtige Einordnung des Belegs ist ?

    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (24. April 2020 um 15:04)

  • Hallo Tim,

    der Prüfbefund ist wertlos, weil der Brief unter der Marke nicht durchleuchtet wurde.

    Es könnte dort R.S. stehen - dann wäre der Brief portofrei zu befördern gewesen und man hätte die Portomarke versehentlich aufgeklebt. Solche Raritäten gibt es, aber das bleibt unklar.

    Es könnte dort P.S. stehen - dann wissen wir nicht, ob falsch mit 3x beklebt, oder überfrankiert um 1x oder 2x.

    Oder da steht gar nicht, das gibt es auch - wüsste man um 1. und 2., hätte man zumindest das dann schreiben müssen, um die beiden anderen Varianten auszuschließen, ich denke aber, dass da schon etwas steht/stand.

    Wie es jetzt aussieht, ist der Beleg anhand des Attests überhaupt nicht einzuschätzen. Alles, das habe ich in über 45 Jahren Sammelei gelernt, was nicht einzuschätzen ist, bleibt im Handelswert an der untersten Bandbreite. Damit schadet ein Prüfer seinem Auftraggeber, kassiert ihn aber mit 4% gut ab, ohne seinen "Job" zu machen.

    Wer sein einziges phil. Wissen nur aus den Rundbriefen unserer ARGE bezogen hätte, würde im richtigen Leben 95% der Atteste besser schreiben, als sie tatsächlich geschrieben sind.

    Der liebe maunzerle hat mir schon Atteste gezeigt, bei denen man nicht wusste, ob man lachen, oder weinen sollte und das nicht nur von einem Bayernprüfer, sondern von mehreren.

    Wenn man als Prüfer nicht mal die Standardnomenklatur beherrscht, ist das nicht gut - vor allem für die Sammler nicht, die sich m. E. auf ein ordentliches, fachliches Prüfergebnis verlassen müssen.

    Lieber Peter,

    magst du mal ein paar dieser "Spitzenprüfungen" hier zeigen? Ich weiß, es muss nicht sein, aber schön und lehrreich wäre es für viele hier und draußen im Lande doch ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    2 Mal editiert, zuletzt von bayern klassisch (24. April 2020 um 16:25)

  • Lieber Ralph,

    selbst auf die Gefahr hin, dass jetzt einer sagt; "Wenn er die Hosen herunterlassen soll, dann kneift er!", möchte ich das Thema doch nicht weiter vertiefen und nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Ich frage mich schon seit dem Absenden des posts, ob ich nicht schon zuviel gesagt habe. Ich habe hier im Forum ja schon früher vereinzelt das Thema angesprochen und daraufhin die eine oder andere böse Antwort kassiert. Deswegen ist eine weitere Stellungnahme zu dem Thema von mir jetzt nicht mehr zu erwarten, denn ein Feldzug soll da hier nicht werden.

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (24. April 2020 um 17:13)

  • ...auf jeden Fall handelt es sich vorliegend beim Absender, dem Königlich Bayerischen Hauptzollamt / München ziemlich eindeutig um eine Behörde / Dienststelle und da passe die 3 x Porto dann so nicht....das ging ja nur beim Privatabsender.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    so ist es - m. E. dürfte das Poststück überfrankiert sein (aber das liest sich nicht so gut bei einem Auktionsangebot ...

    Lieber Peter,

    volles Verständnis - alles ist gut.

    Es geht mir primär, wenn nicht einzig und allein, um den Sammlerschutz und unzutreffende Beschreibungen in Attesten und Befunden bedeuten nun mal, dass Wertschätzungen vorgenommen werden, die den postgeschichtlichen Fakten nicht entsprechen. Wer das am Ende zahlt, ist auch klar ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Klesammler

    Sehe ich auch so. Ob man allerdings in dieser Frage überhaupt einen Brand entfachen muss, in den man Brandbeschleuniger gießen muss?

    Die Zahl der Klagen über Prüferurteile ist Legion; den einen sind sie zu scharf, den anderen zu lasch, mal wird den Prüfern vorgeworfen, dass sie etwas ignorieren oder etwas genauer hätten wissen müssen.

    Dabei sind die Kundeninteressen so vielgestaltig: Als Extreme die Auktionshäuser, die regelrechte Prüfgutfluten auf die Prüfer loslassen, und die Sammler, die überquellende Steckkarten voll kleinwertigem Material zum Prüfer schicken. Dazwischen angesiedelt ist die Schar fortgeschrittener Sammler, die postgeschichtlich ausgefeilte Bestätigungen ihres eigenen Wissens erwarten. Alle zusammen versprechen sich beste Leistung für ihr Geld, und zwar presto. Und dann gibt es noch die Prüfordnung des Prüferbundes, der schließlich auch gehuldigt werden muss, weil sie Rahmenbedingungen für die Tätigkeit schafft.

    Auf unserem Sammelgebiet würde ich mir tatsächlich etwas mehr Engagement der Prüfer in der ArGe wünschen. Das kann ich aber nicht verlangen, nur erhoffen. Und die Voraussetzung dafür ist immer eine Atmosphäre gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung.

    In diesem Sinne würde ich bei allem Ärger über Atteste erst einmal tief durch die Hose atmen. Wenn man mehr weiß, als in den Attesten steht, legt man diese zur Seite und freut sich über die Marke oder den Beleg. Für die Handelsfähigkeit zählen überwiegend die Qualität und die Beurteilung, ob das Prüfstück echt und ob es repariert ist. Was den eigentlichen Reiz des Stücks ausmacht, liegt überwiegend im Auge der Betrachter/Käufer.

    Wenn ich ein Attest in Auftrag gebe, kann ich den Prüfer noch einmal befragen, was er sich bei bestimmten Formulierungen gedacht hat und bei begründeten Mängeln eine Änderung verlangen.

    Wenn ich einen Beleg erwerbe, der bereits von einem Attest begleitet wird, kann ich den Prüfer auch befragen, ihn aber nicht rügen, weil der Vertrag über die Attesterstellung zwischen dem ursprünglichen Besitzer des Prüfstücks und dem Prüfer bestand, nicht zwischen dem Prüfer und der Gemeinschaft aller Philatelisten.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    Einmal editiert, zuletzt von Erdinger (24. April 2020 um 19:05) aus folgendem Grund: (Hoffentlich) sinnvolle Änderung und Ergänzung

  • Hallo Ralph,

    "überfrankiert", ist das nebenbei gefragt eigentlich der richtige Ausdruck ? Das Kgl. Hauptzollamt hat ja nicht frankiert, sondern die Post den unfrankierten Brief als Portobrief übertaxiert und dabei mit der 3x Portomarke etwas zu tief in die Tasche des Adressaten gelangt.

    Ansonsten möchte ich noch etwas zum zuvor Gesagten der Vollständigkeit halber ergänzen:

    Wie oft habe ich als Prüfkunde alles andere als "geschönte", sondern z.T. vollkommen unerwartet sehr sehr bittere Prüfergebnisse zur Kenntnis nehmen müssen und das bei nüchtern-objektiver Betrachtung auch vollkommen zu Recht. Da wurden mir schon sehr oft die Augen geöffnet und die Sinne geschärft, das muss / darf auch mal gesagt werden.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    ja, übertaxiert wäre wohl der zutreffendere Terminus, fehltaxiert könnte man auch schreiben.

    Aber das mit den Portomarken hat damals ab 1868 wegen der Neuerung, dass Private nicht mehr Portozuschläge zahlen sollten, kaum eine Post kapiert und die Zahl der Partei - Sachen für 3x, die es gar nicht mehr geben konnte, ist deutlich höher, als die Zahl der 1x bzw. 2x Portostufen, wobei es die 1x Marke ja erst später gab, da hat die bayer. Post etwas geschlafen.

    Aus Attesten kann man viel mitnehmen (lernen). Ich habe für meine diversen Sammlungen Atteste von österreichischen Prüfern, Schweizer Prüfern, französischen Prüfern usw., die alle sehr lehrreich sind. M. E. haben die Österreicher die besten Prüfer, auch wenn meine Datenlage da eher dünn ist, aber vor denen ziehe ich meinen Hut.

    Auch Atteste von Kurt Kimmel (Schweiz) sind immer 1A, um mal jemanden persönlich zu nennen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.