Nicht und schwer zustellbar

  • Pirmasens - Frankfurt a.M. 10.11.1902 u. 08.12.1902

    Hallo Sammlerfreunde,

    so richtig günstig ist das unten abgebildete Poka-Paar nun nicht gerade dahergekommen, aber für den Auftakt dieses threads darf es dann auch gerne einmal etwas im gehobeneren Segment sein.

    Der in beiden Fällen gleiche Absender aus Pirmasens, der Kaufmannn und Wirt David Köng (firmierend unter Philipp König) hatte ersichtlich seine Schwierigkeiten mit der Anschrift offenbar einer Filiale des holländischen Likörherstellers Lucas Bols in Frankfurt a.M. Bei der ersten Poka vom 10.11.1902 hat`s halt nicht ad hoc ausgereicht, den Standort des Adressanten anhand seiner Handelsprodukte (holländische Liqueure) zu identifizieren, so dass sich die Post durch die Feststellung einer unvollständigen Aufschrift entlastete.

    Knapp einen Monat später musste sich die Frankfurter Hauptpost erneut mit einer unvollständigen Anschrift des Absenders an gleiche Adresse beschäftigen. Hier sieht man an dem links über den Ankunftsabschlag vom 09.12.1902 aufgeklebten Zettelchen sehr gut die zur Identifikation eingeleitete Prozedur eines Ausrufs im Briefträgersaal, welcher zunächst nicht zum gewünschten Ergebnis führte. Erst bei einem der nachgeordneten Postämter konnte die Adresse wohl in der Frankfurter Schillerstraße ermittelt werden. Das nennt man Service !

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo wW,

    spärlichen Internetquellen zu Folge:

    http://www.amazon.de/Geschichte-Pos…t/dp/B0040K8QMU

    ...erlaube ich mir äußerst vorsichtige Vermutung, dass es sich bei dem Frankfurter Postamt 2 um das Bahnpostamt gehandelt hat, bei dem die augenscheinlich mit der Bahnpost beförderte Poka wohl zuerst aufgeschlagen ist, so dass jedwenes Postamt naturgemäß nicht in dem Nachforschungszettelchen aufzuführen war.

    Grüße !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen.

    wenn ich all das all bisher gezeigte so betrachte, dann komme ich immer mehr zu der Auffassung, dass das Frankfurter Postamt 2 als Bahnpostamt generell nicht für die Nachfortschung von Ortsadressen zuständig sein konnte und insofern generell nicht in dem dafür vorgesehenen Laufzettel aufgeführt worden ist.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (4. Juli 2015 um 10:58)

  • Hallo zusammen,

    hallo Tim,


    die Frage nach den Frankfurter Postämtern hat mir keine Ruhe gelassen. Daher
    bin ich trotz der großen Hitze auserplanmäßig in die bekannte Bibliothek des
    Vereins für Briefmarkenkunde Frankfurt am Main gefahren, um dort das Nähere zu
    finden. Da gibt es ein Werk von dem anerkannte "Frankfurtkenner" Karl
    Heinz Kremer : "Studien zur Frankfurter Postgeschichte". Meine Erkenntnisse entstammen dem Kapitel "die Entstehung, Entwicklung und Lokalisierung der Frankfurter Postämter" (Seite 218 folgende).

    Zunächsteinmal möchte ich den Irrweg "Bahnpostamt" klären. Das von Tim zitierte Werk von Dr. Eidenmüller "Geschichte des Postamts 2" von 1967 bezieht sich ausschließlich auf das Bahnpostamt 19, das aus "organisatorischen" Gründen am 01.01.1963 in Postamt 2 umbenannt wurde. Dieses Amt war in der Poststraße 16, also auf der Nordseite des Hauptbahnhofes.
    Nun zu den Postämter in der fraglichen Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

    In der "erweiterten" Innenstadt gab es die Postämter 1, 2, 3, 4 und 8.
    Postamt 3 lag in der Langestraße und bediente das Ostend. Postamt 4 lag in der Bockenheimer Landstraße und bediente das Westend. Postamt 8 lag in der Jahnstraße und bediente das Nordend. Bleiben also Postamt 1 und 2. Das Postamt 1 war auf der Zeil und wurde als Neubau am 18.10.1895 eröffnet. Es war einfach gigantisch groß. Es gab eine eigene Straßenbahnlinie, die nur vom Postamt 1 zum Hauptbahnhof fuhr. Das Postamt war so groß, dass die Straßenbahn von der Zeil direkt in den Innenhof fahren konnte und dort sogar Platz zum Drehen war. Von Postamt 1 wurde die gesamte Innenstadt bedient. Hierduch hatte das Postamt 2, das in der Bethmannstraße (direkt beim Römer) lag, absolut an Bedeutung verloren. Daher konnte man sich beim "Ausrufen" wohl auf die Ämter 1, 3, 4 und 8 beschränken.
    Vielleicht dienen diese Ausführungen etwas dem Verständnis.
    Übrigens, meine zeichnerische Fähigkeiten lassen zu Wünschen übrig.
    Grüße aus den Brutofen Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    und wieder bewahrheitet es sich: Die Lokalmatadores sind allen um Längen voraus.


    Übrigens, meine zeichnerische Fähigkeiten lassen zu Wünschen übrig.


    Erfüllt vollumfänglichst seinen Zweck, des is die Hauptsach` ^^

    + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo pälzer und hasselbert,
    vielen Dank für den Erklärungsversuch und die tatsächliche Erklärung. Ich hatte ursprünglich auch auf Bahnhofspostamt getippt.
    Umso verdienstvoller ist natürlich die "Hitzereise" in die Bibliothek, die ich beim nächsten Zusammentreffen gerne mit einem
    kühlen Hellen entlohnen werde (sofern ich daran erinnert werde).
    Schöne Grüße von

    weite Welle

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu eine Ansichtskarte mit bayerischer 5 Pfg. Briefmarke. Ort kann ich nicht lesen. Sie wurde an Fräulein Else Wolff im Schloß Wolfsburg bei Vorsfelde, Braunschweig gesandt. Durchgangsstempel: BRAUNSCHWEIG ANKUNFT 27.6.1900 - 6 bis 7 Uhr Vormittags und Ankunftsstempel WOLFSBURG vom selben Tag 1 bis 2 Uhr Nachmittags. Oben links vermerkte der Stadtbriefträger: "Thür verschlossen 27/6 Unterschrift". Wahrscheinlich versuchte es der Stadtbriefträger am folgenden Tag nochmals und war dann erfolgreich.

    Liebe Grüße,

    Hermann