• Grias Di Franz,

    vielen Dank für Deine Info - in der Tat bin ich mit Abbildungen aus dieser Zeit auch immer etwas vorsichtig.
    Ich habe in meiner Heimatsammlung auch eine Litho von einer "Bauernwirtschaft" auf der Fiaker und flanierende Damen in piekfeinen Kleidern dargestellt sind - weder Fiaker noch solche Damen dürften im Umkreis von 10km damals jemals gesehen worden sein....

    Beste Grüße
    Schorsch

  • Hallo Schorsch,

    ich denke schon, dass das die Ansicht von Muggendorf ist und zwar von Norden her. Auf der folgenden Seite:

    Muggendorf ‹ Städte und Gemeinden - ErlebnisRegion Fränkische Schweiz
    Gemeinde Muggendorf in der Fränkischen Schweiz
    www.erlebnis-fraenkische-schweiz.net

    ...hast Du etwas weiter rechts unten neben der Kontaktadresse der Gemeinde ein Bild, das sich gut vergrößern lässt. Vorne rechts unter den Bäumen steht das mit seinem Fachwerk und den drei Vollgeschossen ziemlich signifikante ehem. Parkhotel. Heute ist es das Rathaus der Gemeinde Wiesenthal (bestehend aus Muggendorf + Streitberg).

    Markt Wiesenttal

    Ansichtskarte / Postkarte Muggendorf Wiesenttal Fränkische | akpool.de

    Von der Lage des Gebäudes her links neben den Fluss passt das zu jenem auf dem Beleg, wenn man in google-earth auf Nord dreht. Ferner die Kirche links im Hang und das Gebäude mit dem Türmchen im Hintergrund. Das hat zwar kein Türmchen mehr aber so in ähnlicher Bauweise ist es noch vorhanden. Die Kirche hat im Glockentrumn zwar keine 3 Bogenfenster auf jeder Seite, aber das nennt man dann wohl künstlerische Freiheit. So sehe ich das auch wie der Franz.

    Ich denke mal alles in allem war das ein vom ehem. Parkhotel für die Gäste bereit liegendes Versandkuvert.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Abend zusammen,

    klare Sache warum hier die Annahme verweigert wurde, unterfrankiert. Insofern 5 Pf = 6 1/4 Centimes Fehlbetrag angeschrieben. Als Nachporto war das Doppelte dessen in der Schweiz einzutreiben, wo umgerechnet und auf 15 Rappen aufgerundet wurde. Da die vom Empfänger aber nicht einzutreiben waren, wurden die hübschen Portomarken mit einem Killerstempel wieder annulliert und der Portobetrag von 10 Pf beim Absender in KL eingetrieben.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,

    das Prinzip der Postkarten mit Antwortpostkarten existierte schon seit den 1870er Jahren, also am Ende der bayer. Kreuzerzeit. Von daher konnte es 1901, im Jahr dieser Antwortkarte, nicht wirklich neu sein - aber wie damals schon zu den Anfängen, wurden die Karten von Absendern und Post eher falsch, als richtig behandelt, was im übrigen ein lohneswertes Thema für den neuen Rundbrief wäre ...

    Von St. Gallen aus schrieb man an die Münchener Firma Wappler & Grob, wobei die 10 Rappen als Werteindruck ausreichten, denn es war ja expressis verbis eine Karte für den Weltpostverein, dem beide Länder zu Anbeginn am 1.7.1875 bereits angehörten.

    Die Firma in München schrieb nach St. Gallen, dass der Bruder heuer nicht aus Pernambuco (!!) kommen würde, aber einen Besuch ein Jahr später in Aussicht stellt, was auf reinen Bedarf hinweist.

    Aber als es darum ging, die Karte in die Schweiz zu schicken, klebte man, völlig überflüssig, eine bayer. 10 Pfg. Marke in München 10 auf, die die bayer. Post mit Freunden abstempelte - für nichts!

    Am Folgetag kam sie in St. Gallen an und erfreute ihren Empfänger eher ob ihres Aussehens, als durch ihre Textnachricht.

  • Liebe Freunde,

    leider hat diese Karte nicht 6 Euro gekostet, wie es notiert wurde, aber sie war mir ja auch mehr wert, von daher ist alles gut.

    Sie wurde in München am 20.5.1915 an den Artilleristen Oberleutnant Horbge in die Schweiz per Feldpost (??) 6. Division geschickt, was immer man auch darunter verstehen mag. Aber die Adresse wurde in der Schweiz wohl gestrichen und "Frauenfeld" eingefügt. Dort scheint sie am 23.5.1915 auch gut angekommen zu sein.

    Mir ist nicht bekannt, dass es Karten aus Bayern per Feldpost in die Schweiz überhaupt gab und das Stück sieht mir nach reinem Bedarf aus (sonst hätte ich es zu dem Preis auch nicht gekauft). Wer etwas dazu sagen kann, ist herzlich willkommen.

  • Nun ja, lieber Ralph,

    es ist schon tragisch, wenn "horrende" Preise zu zahlen sind und womöglich "gegenfinanziert" werden müssen.

    Der "Pizza-§" ist aber durchaus, durch seine Exzellenz bayern klassisch, auch ganz ohne Not (in jeder Nominale)

    neu zu drucken und am Markt (als sogenanntes "Sondervermögen") zu platzieren und handelbar.

    Ich zweifele keineswegs an der Akzeptanz dieser Währung BP$ und deren Nachhaltigkeit!

    -- quod est demonstrandum -- :love:

  • ... ja, ja, Schulden als "Sondervermögen" auszugeben ist schon endfrech, aber bei einem gelernten Barzahler (sollen ja auch abgeschafft werden, diese lichtscheuen Gestalten mit Geldwäscherappeal) wie mir war der Kaufpreis gerade noch so zu stemmen. Und eine Woche bei Leitungswasser und altem Brot soll gar nicht sooo ungesund sein ... und die Katzen könnten auch mal wieder abnehmen ... 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    da muss man einiges richtigstellen, das ist in dem Sinne keine Feldpostkarte, das ist eine ganz normale Auslandspostkarte, die auch mit 10 Pf zu frankieren war. Feldpostkarten und Feldpostbriefe bis 50 gr in die CH waren erst nach dem Feldposterlaß Nr. 51e vom 8. Oktober 1914 für Angehörige des Heeres portofrei nur an ihre in der CH wohnenden Familienmitglieder zu beförden, das waren Ehefrau, Eltern, Großeltern, Kinder und Geschwister.

    Die Sendungen waren mit dem Briefstempel der jeweiligen Militäreinheit zu versehen, Briefe wegen der Zensur offen aufzuliefen. Vorliegend fehlt es an alledem, der Felpostvermerk in der Adressierung galt der Weiterbeförderung durch die schweizer Feldpost an den Angehörigen der adressierten schweizer Militäreinheit bei der 6. Division.

    Die CH hatte am 3. August 1914 zur Sicherung ihrer Grenze die Mobilmachung der gesamten Armee, rd. 220.000 Mann mit rd. 45.000 Pferden angeordnet, ein Tag später gab der Bundesrat seine strikte Neutralitätserklärung ab, da ein französischer oder deutscher Umgehungsangriff über schweizerisches Gebiet als wahrscheinlich erachtet wurde. Die Besetzung der Grenzsicherungsposten mit Schwerpunkt an der Grenze zum Elsass war schon nach knapp einer Woche abgeschlossen.

    Dazu musste dann u.a. auch ein Feldpostdienst eingerichtet werden. Der Personalbestand von 294 Mann bei der Mobilmachung wurde innerhalb von 2-3 Wochen auf rund 750 Mann und die Zahl der Feldpostbureaux von 9 auf 30 aufgestockt. Von August bis Dezember waren fast 40 Mio Sendungen darüber abgewickelt. Die 6. Division lag zuerst im Raum nördlich von Bern.

    Schönen Gruß

    Tim

    verwendete Quelle

    Schädeli, Magreth: Die schweizerische Post im Ersten Weltkrieg unter spezieller Berücksichtung der Verhältnisse in der Stadt Basel, Bern 2021

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (6. Juli 2023 um 23:52)

  • Chapeau, lieber Tim!

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Morsche Tim,

    alles klar - dennoch ein Beleg für das Wirken einer Schweizer Feldpost (von der ich noch nie gehört hatte) und auch optisch ganz ansehnlich, wie ich finde.

    Dann danke ich bestens und sehe die schöne Karte als Tauschmaterial an (1 zu 1 für eine Basler Taube). :D :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Morsche Ralph,

    das Ganze hat sich ja auch im 2. WK nochmal wiederholt. Erinnert sei an dieser Stelle auch die grosse Serie schweizer Soldatenmarken, die bei der innerschweizer Feldpostbeförderung taxfrei mitliefen, aus deren Einnahmen aber die Familien der Soldaten unterstützt wurden. Ich finde, das ist ein nicht häufiges Belegstück, wäre froh, sowas für meinen Bereich belegen zu können. Der "nette Gruss" von der "Partnereinheit" aus München ist auch ein bischen makaber, man bedenke die unvermittelte, brutale Neutralitätsverletzung Belgiens durch die deutsche Armeeführung. Es ist nur dem Zufall geschuldet, dass der Schlieffenplan das und nicht den bereits zuvor erwähnten Umgehungsangriff durch die neutrale CH als Operationsgrundlage gegen Frankreich vorsah.

    Schönen Gruss

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Morsche Tim,

    wenn ich dergleichen mal mit Pfälzer Bezug finde, bekommst du es. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Tag zusammen,

    aus der "Lenggrieser Puppenkiste" anbei ein Nachportobeleg der in die merkwürdige Phase jener Nachtaxierungsweise gefallen ist, in der man bei der Berechnung des - gemäß UPU-Vertrag - doppelt anzusetzenden Fehlbetrages nicht auf eine durch 5 teilbare Summe, sondern auf den nächsten Rappen aufgerundet hat. So ergab sich vorliegend die krumme Summe von 13 Rappen. Diese Phase währte nicht lange, nämlich vom 06.09.1887 - 30.06.1892.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,

    die nachfolgende Karte habe ich schnappen können, aber sie geht wohl an unseren Pälzer weiter, weil der der richtige Mann dafür ist und kein Pfennigzeitlaiendarsteller wie ich.

    Das kgl. bayer. Kriegsministerium, üblicherweise als Heeressachenversender portofrei, gab eine Postkarte auf, die mit 10 Pfg. frankiert war, jedoch in München durch den Abroller am 30.03.1918 nicht getroffen wurde, so dass sie im weiteren Postlauf mit violettem Stift gefederzugt wurde. Den Stempel "18" kann ich nicht interpretieren.

    Text der Karte: "Das Arbeitsgesuch vom 12.03.1918 für Ihren Sohn Otto Frankenhauser, vom Jäger. Regiment Numero 3 zur Arbeitsleistung in die Maschinenfabrik Sulzer in Ludwigshafen am Rhein entlassen, wurde an das Bezirkskommando Ludwigshafen zu weiteren Behandlung abgegeben"-

    Empfänger der Karte war Frau Frankenhauser in der Langgass in St. Gallen in der Schweiz.

    Vlt. mag jemand hier die Hintergründe usw. erläutern?