Vorphila- Zweireiher auf Bayern Nr. 8 von HOF

  • Hallo Bayernspezialisten: Ich will hier einen Zweireiher zeigen, der lt. stampsx-Stempeldatenbank vom 12.07.1840 - 5.6.1847 eingesetzt wurde, hier aber nur nach dem 1.10.1862
    verwendet worden sein kann, also 15 Jahre später! Wenn das so alles stimmt und es der Feuser 1509-7 ist.
    Ich kann nicht so richtig glauben, daß es eine Rarität - abgesehen vom traurigen Zustand der Nr. 8 - sein soll.

  • Hallo Simrock,

    meines Wissens kommt der Hof´sche Zweizeiler (Hof bzw. Hof B.E.) durch die gesamten Quadratausgaben vor, ohne besondere Seltenheit oder Relevanz...

    Aber vielleicht täusche ich mich.

    Beste Grüsse vom
    µkern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Simrock

    Hier stimme ich mikrokern zu.

    Dazu muss man aber sagen dass es vor allem bei 1 Kreuzer Marken so ist. Bei 3-18 Kreuzer Marken sind ein Ortsstempel eher seltener, da hier die Mühlradstempel zu 99 % benutzt war.

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Simrock,

    der vormarkenzeitliche Zweizeiler sieht anders aus - dort ist HOF gemittet und die Datumszeile recht lang.

    Diese Variante kommt in den 1860er Jahren sehr häufig vor - ohne Zuschlag.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hallo Simrock,

    auch ich kann hier nicht den Vorphila-Zweizeiler sehen. Es ist vielmehr der ganz normale Zweizeiler der Bahnhofsexpedition von Hof, Nr. 8a und immer ohne Jahreszahl. Hier wurde auch der bekannte offene Mühlradstenpel mit den wirklich kleinen Zifgfern "211" benutzt. Hof hatte übrigens auch ein Postamt in der Stadt. In ganz Oberfranken gab es zu dieser Zeit nur 2 Postämter, das andere war Bayreuth.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Danke an die 4 Experten! Mein Bauchgefühl war schon richtig, auch daß ich sie schon in der Ablage hatte. Aber jetzt bin ich beruhigt und für einige war die Frage doch berechtigt.
    Dankesgrüße aus Thüringen!

  • Hallo bayernjäger,

    das sind zwei Schmankerl, die jedem gefallen. Ich hoffe, der Threadersteller nimmt sich an Güte und Schönheit ein Beispiel. :P:)^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Wenn auch keinen Zweireiher (der hängt bei mir im Schrank), so doch wenigstens einen Zweizeiler von Hof kann ich heute zeigen, und einen ganz außergewöhnlichen noch dazu.

    Ich zeige unten eine Nr. 4I mit zwei dazugehörigen Attesten. Beide bescheinigen die Echtheit der Marke und wohl auch der Abstempelung, wenn auch auf letztere nicht genauer eingegangen wird. Als Besonderheit wird herausgestrichen, dass es sich um eine Marke ohne Seidenfaden handelt, was selten zu beobachten sei.

    So weit, so gut! Oder besser, eigentlich so schlecht! Denn die wahre Sensation an dieser Marke ist nicht der fehlende Seidenfaden, sondern die Abstempelung! Bisher ging man von fünf verschiedenen Zweizeilern während der Ortsstempelphase vom 1.11.1849 bis zum 31.7.1850 aus, nämlich jenen von Lindau, München (mehrere Typen), Landshut, Hof (nicht B.E.) und Regensburg. Die abgebildete Marke zeigt aber eindeutig einen Zweizeiler HOF B.E. . Ich dachte nun zunächst an eine Spätverwendung der Marke, denn der Zweizeiler HOF B.E. ist erst ab Januar 1858 nachgewiesen. Allerdings ist dieser nachgewiesene Zweizeiler immer ohne Jahreszahl.

    Diese Ungereimtheiten haben bei mir eine wochenlange Recherche ausgelöst, deren Ergebnisse ich hier darlegen möchte:


    1. Ein Halbkreiser mit Zusatz B.E. ist schon aus der Vormarkenzeit bekannt.

    2. Das Postgebäude in Hof befand sich ab 1824 in der Ludwigstr.7

    3. Ebendort wurden Stempel mit und ohne Zusatz B.E. anscheinend willkürlich

    wechselnd verwendet

    4. 1856 übersiedelte die Post in das Bahnhofsgebäude

    5. Sem weiß von der Existenz einer weiteren, sehr ähnlichen Nr. 4 I mit diesem Stempel

    6. Ich fand keinen weiteren Abschlag dieses Stempels


    und 7. und wohl der entscheidenden Hinweis:


    Im Rundbrief 3 des Briefmarken-Sammlerkreises Altbayern vom 1. Dezember 1960 berichtet Leo Böckler aus Marktredwitz, Mitbegründer dieses Sammlerkreises und Besitzer einer Sammlung der Quadratausgaben, die seinerzeit mehrfach mit Gold ausgezeichnet wurde, von einer Nr.2I in seinem Besitz, die ebendiesen Stempel, aber vom 27. Dezember 18.., trägt (leider ohne Abbildung).


    Aus all diesen Fakten schließe ich folgendes:


    - Es sind nun drei Marken mit diesem Zweizeiler HOF B.E. mit Jahreszahl bekannt. Da es

    sich um verschiedenen Marken handelt, gehe ich nicht von einer Spätverwendung aus.

    - Eine Nr. 4I mit Falschstempel ist bisher nicht bekannt und wegen der Seltenheit der unge-

    brauchten Marke auch auszuschließen. Dass die gezeigte Marke falsch ist, kann angesichts

    der Atteste ebenfalls ausgeschlossen werden.

    - Gegen einen Falschstempel spricht auch die Tatsache, dass der Abschlag der

    Böckler’schen Marke vom 27. Dezember, der der abgebildeten aber vom 29.Dezember

    stammt. Zwei gleiche falsche Stempel mit verschiedenen Daten oder gar mit verstellbarem

    Datum sind kaum vorstellbar.


    Die Quintessenz: Einige wenige Tage Ende Dezember 1849 muss bei der Post in Hof mit einem Zweizeiler HOF B.E. mit Jahreszahl experimentiert worden sein und einige wenige Marken aus diesen Tagen sind erhalten geblieben. Sollte diese These, die Sem übrigens nicht von der Hand weist, tatsächlich stimmen, dann hätte die Bayernphilatelie nach 164 Jahren eine durchaus als sensationell zu bezeichnende Neuentdeckung erfahren.


    Nun ist es an Euch, sich dazu zu äußern, die Behauptung zu stützen oder zu widerlegen. Und wo könnte diese Aufgabe besser erledigt werden als hier in diesem Forum.


    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

  • Lieber maunzerle,

    ich sehe es wie du - es gab Poststellen, die über eine erstaunliche Fülle an Stempelgeräten und Stempeltypen verfügten, obwohl sie nicht wirklich zu den Ämtern gehörten, die einen riesigen Arbeitsanfall zu gewärtigen hatten. Den Zusatz B. E. (= Bahnhofs Expedition) führte man ja ein, weil es Orte gab, an denen eine Poststelle in der Stadt und eine am Bahnhof eingerichtet worden war, so dass es eigentlich immer 2 Aufgabestempel parallel hätte geben müssen. Das erklärt vlt. auch die große Seltenheit dieser Stempeltype, weil es 1849 natürlich mehr Post in der Stadt gab, als beim Bahnhof, wo es eher um Personen- und Warentransporte, als um Briefpostbelege ging.

    Erst in den 1850er Jahren, manchmal sogar noch später, drehte sich das Blatt und die Poststellen bei den Bahnhöfen wuchsen rasant, weil sich die zentrale Stellung des Bahnhofs und der damit verbundenen Peripherie mit Häusern, Geschäften usw. durchsetzte und die sog. Stadtpost allmählich in den Hintergrund drängte.

    Allein aus dieser Sicht wird diese Stempeltype nicht häufig sein. Wie du richtig schreibst, sind 1850er Abschläge bis dato nicht bekannt, so dass es für mich danach aussieht, dass wir vlt. nur einen Verwendungszeitraum innerhalb des Dezembers 1849 vorliegen haben. Wenn es dann so war, dass man am Bahnhof nur dann Briefe mit Marken aufgab, wenn man auch Güterverkehr, Fahrpoststücke oder Personentransporte durchzuführen bzw. abzugeben hatte, dann nahm man halt ab und zu auch mal einen Brief mit und gab ihn dort auf.

    Interessant wäre auch eine Überprüfung der Briefe NACH Hof in diesem Zeitraum, um zu sehen, welche Stempeltypen dort bei der Ankunft eingesetzt worden waren. Ich wette, dass er auch dort, so man ihn überhaupt nachweisen kann, kaum einmal finden wird. All das belegte, welche große Stempelseltenheit du dann hättest.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    wahrscheinlich hat der Zusatz B.E. nicht Bahnhof Expedition bedeutet, sondern Brief Expedition. Erst später, als es eine Poststelle auch im Bahnhof gab, gehörte

    der Stempel mit Zusatz B.E. zur Bahnhofs Expedition.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber kilke,

    Das ist durchaus ein beachtenswerter Gedanke und wäre im Falle Hof, aber vielleicht auch anderswo, viel logischer als Bahnhofsexpedition.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Mitstreiter,

    ein sehr spannender Thread!

    Ist eigentlich bekannt, wann eine Expedition im Hofer Bahnhof eröffnet wurde? Der Bahnhof wurde ja selber erst 1848 fertiggestellt, gab es da direkt auch eine Expedition? Vielleicht klärt sich schon dadurch das B.E. zur Brief-Expedition... Haben wir hier Hofer Heimatsammler in der Truppe?

    Gruß
    KlangRausch

    es wären nur 3 Stunden gewesen!

  • Liebe Sammlerfreunde,

    bei wikipedia ist folgendes zu finden: "Der Alte Bahnhof war der erste Bahnhof in der Stadt Hof im Norden Bayerns. Er wurde 1848 im Zuge

    der Ludwig-Süd-Nord-Bahn und der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn eröffnet. Die Gebäude des Bahnhofs wurden erst um 1851 fertiggestellt, nachdem

    die Planungen und Kosten zwischen Bayern und Sachsen abgestimmt waren."

    Demnach kann es frühestens 1851 mit der Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes auch eine Bahnhof-Expedition gegeben haben.

    Ein Halbkreiser mit Zusatz B.E. ist aber schon aus der Vormarkenzeit bekannt. Deshalb kann der Zusatz B.E. eigentlich nicht Bahnhof-Expedition bedeuten.

    Alles liegt noch etwas im Dunkeln. Zur Anschauung noch ein Nacht-Panorama von der Stadt Hof.

    Gruss kilke

  • Lieber kilke,

    danke für die Informationen. Es war aber nicht unbedingt notwendig, eine Bahnhofsexpedition im Bahnhof unterzubringen; auch wenn das Bahnhofsgebäude nicht fertiggestellt war 1848, kann man davon ausgehen, dass im dem Gebäude bzw. in unmittelbarer Nähe eine Expedition untergebracht worden war. Stempel wurden ja lange vorab bestellt, auch wenn es das Amt noch gar nicht gab.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Die ganze Aufregung um das Bahnhofsgebäude verstehe ich jetzt nicht ganz, da ich Euch doch in post 9 schon mitgeteilt habe, dass die Post von 1824 bis 1856 in der Ludwigstraße war und dann in das Bahnhofsgebäude umsiedelte. Von daher ist es tatsächlich mehr als unwahrscheinlich, dass ein schon in der Vormarkenzeit verwendeter Stempel eine Abkürzung B.E. mit der Bedeutung "Bahnhofsexpedition" hätte tragen sollen. Da ist kilkes Interpretation tausendmal wahrscheinlicher. Nur ist bisher noch niemand darauf gekommen, dass der Zusatz B.E., den es ja auch von anderen Orten gibt, etwas anderes bedeuten könnte als das seit Jahrzehnten kolportierte, von Sammlergeneration zu Sammlergeneration weitergegebene, seinerzeit wahrscheinlich ohne große Überlegung angenommene "Bahnhofsexpedition".

    Und dafür gebührt kilke unser aller Dank.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    es mag ja sein, dass es in der Ludwigsstr. für den genannten Zeitraum eine Poststelle gab - das schließt aber nicht aus, dass es nicht auf eine Filiale woanders gegeben haben könnte bzw. vermutlich gegeben hat.

    B.E. für Briefpost - Expedition macht für mich wenig Sinn, denn dann müsste es auch Halbkreisstempel mit F.E. für Fahrpost - Expedition geben. Die kenne ich aber nicht. Man hat, nicht nur in Hof, den Stempeln B. E. angehangen, damit man sie ja eben von den Expeditionen unterscheiden konnte, die nicht am Bahnhof lagen bzw. dort errichtet worden waren oder hätten werden sollen.

    Im übrigen war eine Unterscheidung der Expeditionen in Brief- und Fahrpost nur bei Poststellen am Sitz der OPÄ getrennt, dort gab es Hauptbriefpost- und Hauptfahrpostexpeditionen. Winkler schreibt ja, dass auch Stempel ohne Zusatz B.E. bei der Bahnhofs - Expedition eingesetzt wurden, während welche mit Zusatz B.E. nicht im Ort selbst belegt sind.

    Das Thema Hof bleibt also spannend.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    Das ist alles sehr plausibel, was Du schreibst. Dagegen steht aber doch, dass es nach zwei voneinander unabhängigen Quellen, eine davon aus Hof, zum fraglichen Zeitpunkt in Hof nur eine Post gab. Eine zweite Post wurde demnach erst in den 80er-Jahren eröffnet. Und dass um 1850 Stempel mit und ohne Zusatz B.E. alternierend und scheinbar ohne jegliche sinnvolle Unterscheidung verwendet wurden.

    Was nun das B.E. bedeuten soll, wage ich nicht zu beurteilen. Es scheint alles sehr dubios und es wäre nicht das einzige Stempelrätsel aus dieser Zeit, das ungelöst ist und vielleicht auch bleibt.

    Mir geht es hier eigentlich zunächst einmal darum herauszufinden, ob es hier im Forum jemanden gibt, der diesen B.E.-Stempel mit Jahreszahl kennt. Bis jetzt heißt's da aber Fehlanzeige.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)