Liebe Freunde,
auch wenn man unserem 2 Jahre jungen Forum sicher nicht nachsagen kann, dass es an Themenarmut leide, musste ich doch feststellen, dass es keinen eigenen Thread für Drucksachen gibt. Dem sei hiermit abgeholfen.
Historische Situation.
Mit dem 1.7.1849 wurde das neue Postreglement eingeführt, welches den Gebührendschungel vergangener Zeiten simplifizierte und somit auch kundenfreundlicher gestaltete.
War zuvor eine Berechnung von Drucksachen (DS) nicht immer einfach gewesen und hatte gerade bei höheren Gewichten die mathematische Leistungsgrenze so mancher Expeditoren überschritten, so wurde nun ganz einfach gerechnet.
Eine DS sollte frankiert werden, denn nur dann kam sie in den Genuss einer erheblichen Portomoderation, da sie fortan je Loth (15,625) nur einen einzigen Kreuzer kosten sollte. Wollte ein Absender jedoch nicht frankieren, so traf ihn die volle Härte der Beförderungskosten für gewöhnliche Briefe in Höhe von 3x bis 12 Meilen und 6x darüber hinaus im Inland. Man kann sich vorstellen, dass die Anzahl unfrankiert aufgegebener DS in Bayern extrem gering geblieben sein dürfte, wenn man 200% oder 500% Aufschlag vermeinden wollte. Bei höheren Gewichten, also über 1 bis 4 Loth, waren die Steigerungsstufen noch eklatanter, denn eine DS erhöhte sich je Loth nur um einen Kreuzer, ein Brief aber um sein einfaches Franko, so dass eine DS über 1 bis 4 Loth unfrankiert bis 12 Meilen schon 6x kostete, ein Aufschlag von 300% und bei einer weiteren Entfernung schon 12x, also 600% mehr, als frankiert.
Kommen wir jedoch zum Regelfall zurück. DS kosteten, egal ob im Fern-, Orts- oder Lokalverkehr nur 1x je Loth. Es versteht sich von selbst, dass die Masse der DS Ferndrucksachen waren, wobei die Entfernung innerhalb des bayer. Postgebietes für sie nicht relevant war - im Gegensatz zu den Briefen.
Es ist und war meine Intention, alle möglichen Varianten von DS im Inneren von Bayern zu zeigen und dies zusammen zu tragen kostete mich Jahrzehnte. Nun werden einige vlt. lachen und denken, wie kann man an den paar Versendungsmöglichkeiten von DS so lange zu tun haben, sind doch 1x oder 2x DS fast schon Massenware. Das ist richtig - und auch nicht. Denn es ging mir um die möglichst breite Darstellung und ich muss nach über 20 Jahren zugeben, dass es mir nicht gelungen ist, eine DS aus der Zeit vom 1.7.1849 bis zur Markeneinführung am 1.11.1849 zu kaufen. Ich konnte, vor vielen Jahren, eine sehen, die siegelseitig eine "1" aufwies, konnte sie aber nicht erwerben. Wenn man bedenkt, wie viele DS mit der schwarzen Eins es gibt, dann kann man kaum glauben, dass es diese monatelang zuvor nicht gegeben haben soll.
Der Grund für dieses Nichtvorhandensein dürfte in der Tatsache begründet sein, dass man DS sowieso kaum einmal aufhob, vor allem, wenn sie nicht die allein als sammlelwürdig angesehenen Marken aufwiesen und schon zu Zeiten unserer Urväter entsorgte. Von den Zehntausenden, die es in diesen 4 Monaten gegeben haben muss, dürften also 99,99% vernichtet worden sein. Von Ortsdrucksachen oder solchen höherer Gewichtsstufen dürfen wir also weiter träumen, wenn noch nicht einmal einfache Ferndrucksachen seit Jahrzehnten beschaffbar sind.
Ab dem 1.11.1849 ändere sich das Reglement nicht - nur waren mittlerweile die Freimarken verfügbar, deren Herstellung sich um ein halbes Jahr verzögert hatte, weil die Produkte nicht den hohen Anforderungen der bayer. Ministerialbeamten entsprachen und die Druckerei mangels Erfahrung Erzeugnisse ablieferte, die ungeeignet schienen.
Wir sehen also eine DS, die korrekt frankiert wurde, eine, die in Bayern aufgegeben wurde, aber aus Frankfurt stammt und eine, bei der man einen Brief schrieb, aber die Post veräppelte, indem man sie nur mit einem Kreuzer frankierte und so Geld sparte und eine in der 3. Gewichtsstufe, was speziell bei der Erstausgabe nicht so häufig ist.
Liebe Grüsse von bayern klassisch