• Liebe Freunde,


    pfundweise wird hier keiner mit Briefen aus Lübeck nach Bayern in der VMZ überschüttet werden, aber ansatzweise darf ich mal einen Brief hier einstellen.


    Geschrieben wurde er am 9.2.1837 in Reval / Russland, jedoch nicht dort zur Post gegeben, sondern über Preußen geschmuggelt und erst am 3.3.1837 (also 4 Wochen später!) als einfacher Portobrief beim fürstlichen TT - Oberpostamt in Vorlage gebracht. Dort taxierte man ihn mit 22x, was eine erstaunliche Leistung gewesen sein dürfte, denn in Lübeck dürfte das verschlafene Mittenwald an der Isar sicher kein üblicher Zielort gewesen sein.


    Bayern brachte daher auf der Rötel nur noch seinen Auslagestempel an und taxiert ihn mit 16x, die ganz schwach in "... wald" zu sehen sind. Eine Addition beider Porti fand sichtbar nicht statt - hoffen wir mal, dass man die dünnen 16x für Bayern überhaupt dort gesehen hat, denn der Mittenwalder Expeditor war einer der faulsten von ganz Bayern.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    hier nach langer Zeit wieder einmal ein Brief aus Lübeck nach Bayern in der VMZ.
    Für diesen Teilfrankobrief vom 1.2.1810 bezahlte der Absender im bergischen Postamt, das zu dieser Zeit das Postregal in Lübeck hatte, 8 Stüber (?) bis Frankfurt.
    Ab Frankfurt lief er durch das Großherzogtum Würzburg nach Nürnberg. Taxis belastete 1 1/2 Batzen (= 6 Kreuzer). Mit dem bayerischen Inlandsporto von 4 Kr. ergab sich eine Portobelastung von 10 Kr.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    ein Klassebrief - traumhaft. Mit dem 8 Stuiver bin ich aber nicht ganz einverstanden, weil das lübbische Schillinge sein müssten, die etwa 20 Kreuzern entsprochen haben dürften (starke Inflation damals).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    nachdem die Postordnung von Berg vom 25.2.1809 die Taxen in Stüber angibt, war ich der Meinung, dass auch in Lübeck zu dieser Zeit in Stüber taxiert wurde.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    auch wenn es ein bergisches Postamt in Lübeck gegeben hat, hat die Bevölkerung doch immer nur in der Währung bezahlt, die kursierte und das waren keine Stüber / Stuiver.


    Aber ich lasse mich gerne korrigieren und lerne dazu - vlt. kann einer unserer Norddeutschen hierzu mehr sagen, als wir Gebietsfremde. :D


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    wie wir alle wissen, liefen die Briefe von Lübeck via Hamburg/Taxis nach Bayern. Jedoch ergab sich in den Jahren 1848-1850 eine Situation, die die Leitung über Hamburg wegen kriegerischer Ereignisse (sog. 1. Dänischer Krieg) unratsam erscheinen ließ.


    Schnell sprang Preußen ein und bot sich als Dienstleister an - nun einfach nach Süden und ohne Umleitung über Westen.


    Hierfür setzte Lübecks Stadtpost ihr Porto in lübischen Schillingen an, das Preußen später vergüten musste, Preußen ergänzte seine Transitforderung bis zur bayer. Grenze bei Hof und Bayern kassierte mit seinem Inlandsporto (weil über Preußen nicht der Tarif vom 1.12.1810, sondern der moderne vom 1.1.1845!) den Gesamtbetrag.


    Hier wären dies also am 1.9.1849: 1 1/2 Sgr. bezahlt Preußen für HL, gab diese jedoch komplett an die Postverwaltung von Schleswig-Holsteins abgeführt wurde und kassierte selbst 4 Sgr. Transitporto, so dass der Portobrief mit 5 1/2 Sgr. = 20 Kr. belastet Bayern angedient wurde.


    Jenes kassierte 6 Kr. bis zum Empfänger und zog daher korrekt 26x ein. Bei einer Laufzeit von gut 4 Tagen war das für diese angespannte Lage gar nicht schlecht.

  • Lieber Bayern Klassisch,


    ein toller Brief..... :P:P


    Geht aus der Siegelseite noch etwas über den Laufweg hervor oder lief der im geschlossenen Transit? Das ist nicht gerade meine Zeit 8o

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern-Social,


    danke für die netten Worte - hinten ist nur Nürnberg und Ühlfeld zu sehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,


    ein schöner Leitweg, den man nicht oft wird belegen können - Glückwunsch!

    ... Hier wären dies also am 1.9.1849: 1 1/2 Sgr. bezahlt Preußen für HL, gab diese jedoch komplett an die Postverwaltung von Schleswig-Holsteins abgeführt wurde ...

    Diese Aussage verstehe ich allerdings nicht so ganz. Wieso sollten die 1 1/2 Sgr. an Schleswig-Holstein abgeführt werden?
    Preußen hatte mit der Lübecker Post schon früh vereinbart, dass Lübeck den Transport von Briefen, die an Preußen weiterzuleiten waren, bis Boitzenburg übernahm und dafür von Preußen eine Vergütung erhielt.
    Dies war ursprünglich für die per Schiff ankommende Post aus Russland bestimmt, aber diese Regelung könnte doch auch gut hier greifen.


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,


    ich habe gemeinsam mit Sven Kasdorf die Taxen des Briefes erarbeitet und mir alles aufgeschrieben; er war der Ansicht, die ich in meinem Beitrag formulliert habe, viel mehr kann ich dazu nicht beisteuern. Für mich war es einer von 3 Briefen dieser Art nach Bayern, die bis dato (2012) bekannt waren.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Wolfgang,


    Lübeck hatte ihn Preussen zur Weiterleitung gegeben, daher hat man ihn mit 4 Silbergroschen vortaxiert (unter 1 Loth, über 20 Meilen). Preussen hat ihn dann aber korrekt mit 12 Kreuzern taxiert, weil Bayern keine Silbergroschen postalisch kannte. Ein feines Stück!

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... interessant ist auch noch die Beifügung "dortige Armensache". Dadurch wurde vermieden, dass die Behörde in Nürnberg den Brief wegen Portobelastung nicht angenommen hätte, sondern verstand, dass die Nürnberger Behörde das Antwortschreiben aus Lübeck benötigte und nicht umgekehrt. Fein!

    Liebe Grüsse vom Ralph



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