Eigenartige Mühlradbelege

  • Lieber kilke,

    vielen Dank! Ich hoffe, er hat so ein Stück mal in der Hand gehabt. Ich bin gespannt, was er antworten wird.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hier die Antwort von Herrn Sem zum kleinen offenen MR "325":

    "Der offene "325" ist mir auf Nr.3 II (!!) und Nr.8 (??) bekannt. Ich habe ihn seit Jahrzehnten als Falschstempel gelistet, der allerdings vergleichsweise selten vorkommt.

    Auffällig ist u.a., dass er bisher auf keinen anderen "gefährlichen" Marken wie z.B. Nr.13b auftauchte. "

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Liebe Freunde,

    Ich hoffe, die Beschreibung, die ich zu diesem Brief zusammengezimmert habe, ist allgemein verständlich.

    Vorschriftsmäßige Entwertung mit geschlossenem Mühlradstempel '217'
    von München / Obb vom 11. Juli 1854
    auf Brief der 1. Gewichtsstufe (bis 1 Loth) in die 3. Entfernungszone des DÖPV (über 20 Meilen) nach Durlach / Baden (tatsächliche Entfernung 33 Meilen). Der Zweizeiler ist vorschriftsmäßig beigesetzt.

    Der Brief zeigt als Besonderheit zwei Abdrucke des Mühlradstempels und links unter dem Zweizeiler sechs Schaufelspitzen eines weiteren Mühlradabdrucks. Daraus lässt sich die Stempelpraxis des Münchner Stemplers ablesen, bei der er offensichtlich die zu stempelnden Briefe im Stapel vor sich liegen hatte und den jeweils schon abgestempelten Brief nach links unten wegschob. Dies tat er in der Eile anscheinend oft nur teilweise und so kam es vor, dass ein schon gestempelter Brief auf diese Weise Fragmente der nächsten Abstempelung erhielt, der neu zu stempelnde aber nur mit einem mehr oder weniger großen Teilabdruck getroffen wurde. Im vorliegenden Fall muss dem Stempler dieses Missgeschick bei zwei aufeinanderfolgenden Briefen passiert sein. Sowohl den vorliegenden als auch den folgenden Brief muss er jeweils zu weit rechts oben getroffen haben. Mit einem vollständigen zweiten Mühlradstempelabdruck auf der Marke hat er dann seine Fehlleistung korrigiert.


    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    neben deiner perfekten Beschreibung fällt mir auf, dass zu diesem Datum fast nur Marken der heutigen 5b verwendet wurden, die hier aber nicht nach einer 5b aussieht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Kilian,

    Danke für die Blumen!

    Ich habe Deinen post jetzt aber zum Anlass genommen, nochmals nachzudenken, und ich glaube, es war doch ein wenig anders. Da melde ich mich noch einmal nach nochmaligem Durchprobieren des ganzen Prozederes.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • So, jetzt wird ein Schuh draus!

    Der Brief zeigt als Besonderheit zwei Abdrucke des Mühlradstempels und links unter dem Zweizeiler sechs Schaufelspitzen eines weiteren Mühlradabdrucks. Daraus lässt sich die Stempelpraxis des Münchner Stemplers ablesen, bei der er offensichtlich die zu stempelnden Briefe im Stapel vor sich liegen hatte. Vor dem Beginn der Stempelvorgänge muss er aber zunächst die Briefe, die entgegen der Vorschrift die Marke rechts oben trugen aussortiert haben, um sie gesondert abzustempeln. Anscheinend gab es davon an diesem Tag mehrere, anders erklärt sich der vorliegende Brief nicht. Zum eigentlichen Stempeln schob er dann den jeweils obersten Brief nach links unten, so weit, dass die Marke in etwa mittig im Stapel zu liegen kam. Bei dem Brief, der auf dem gezeigten lag, setzte er dann den Stempel zu weit rechts und zu weit oben an und so kamen die Schaufelspitzen auf den vorliegenden Brief, der der 2. im Stapel war. Im vorliegenden Fall muss dem Stempler dieses Missgeschick bei zwei aufeinander folgenden Briefen passiert sein. Sowohl den gezeigten als auch den davor gestempelten Brief muss er jeweils zu weit rechts oben getroffen haben. Mit einem vollständigen zweiten Mühlradstempelabdruck auf der Marke hat er dann seine Fehlleistung korrigiert.

    Sprachlich passts noch nicht ganz, aber der Vorgang ist jetzt korrekt beschrieben. Das Bild zeige ich auch nochmal.

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  • Der Brief zeigt als Besonderheit zwei Abdrucke des Mühlradstempels ...

    Brief aus der 365. Köhler-Auktion

    Nicht nur die Münchner Briefstempler schlugen zweimal zu :thumbup: Bereits bei der Verwendung des gMR 396 gibt es eine Zeit lang solche Doppelabschläge. Allerdings ohne "Teil-MR-Schaufelspitzen". Aber die Methode scheint üblich gewesen zu sein, denn viel Zeit hatten die Briefstempler sicherlich nicht um in ferner Zukunft uns Sammler zu erfreuen mit gerade aufsitzenden Stempeln. So sind die Würzburger-Stempel meistens schief und schräg "aufgetroffen" ;(

  • Liebe Freunde,

    einer schöner als der andere - und nach Hannover ist eh nicht häufig!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Von der linken Seite konnten es die Münchner auch nicht besser als die Unterfranken! Aber das Salz in der Suppe, die Schaufelspitzen, fehlen hier leider auch! Den hab ich grad noch gefunden und stehe jetzt vor der schweren Entscheidung, ob ich die beiden auf einer Seite zusammenspannen soll oder nicht, weil ich den anderen eigentlich für etwas anderes gebraucht hätte.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

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  • weil ich den anderen eigentlich für etwas anderes gebraucht hätte.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Lieber maunzerle,

    nun bei Deinem Brief mit dem "Salz" ist das andere Thema vielleicht nicht so herausragend, dass nicht beide Briefchen zusammen kommen könnten.

    Denn es gibt Doppelstempel, aber mit den Stemppelspuren des Mr auf Brief kenne ich nicht.

    Doch eine Frage hätte ich noch. Wenn die Briefe gefächert aufgelegt wurden, wie und wann wurde dann der Ortsstempel abgeschlagen - vorher, nachher ?(

    Die Ortsstempel finden sich an allen möglichen - freien - Stellen auf dem Brief, sodaß eine gleichzeitige Abstempelung bei der "Fächertheorie" nicht möglich war. Das dürfte auch nur bei den großen Postexpeditionen zum Tragen kommen.

    Hier noch ein Beispiel aus einem Briefposten, der aktuell in der Bucht zu haben ist.

    Freundliche Grüße von Luitpold

  • Lieber Luitpold,

    ein kluger Gedanke - aus Schilderungen aus der Zeit, als es Briefstempler gab, wurden die Briefe Aufgabe gestempelt und dann, wenn markenfrankiert, die Marken in einem separaten Arbeitsgang entwertet.

    Besser zu sehen ist das an Briefen mit Portomarken - da hat es immer einen frühen Aufgabestempel und einen späteren Entwertungsstempel und zwar bei praktisch allen Poststellen, groß, oder klein.

    Mit 2 Stempelwerkzeugen in beiden Händen kommt man nicht klar - mit einem immer. Legt man sich dann die 50 oder 100 Briefe entsprechend zurecht, braucht man sie nur einmal in die Hand zu nehmen und "kloppt" alle durch. Dann das gleiche Spiel mit dem Mühlradstempel (den Mühlradstempeln bei den großen Poststellen).

    Ausnahmen davon erkennen wir an unterschiedlicher Farbintensität bei Mühlrad- und Aufgabestempel. Dann gab es 2 Leute mit 2 Stempelkissen, aber das war meiner Beobachtung nach eher selten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Luitpold,

    Ja, da hast Du wohl recht. Ich werde die beiden nicht auseinander reißen. Für die andere Stelle in der Sammlung wird sich auch etwas anderes finden.

    Die anderen Fragen, die Du aufgeworfen hast, darf, brauche oder muss ich nicht mehr beantworten, da ist mir Ralph schon zuvorgekommen. Seinen Ausführungen ist nichts mehr hinzuzufügen, oder fast nichts mehr. Unterschiedliche Farbintensität bei Mühlrad- und Aufgabestempel kann auch darauf zurückzuführen sein, dass die beiden Abschläge in größerem zeitlichen Abstand abgebracht worden sind. Wie das gehen soll?
    Ganz einfach: Die Marke wurde vorausentwertet aus einem satten Stempelkissen und der Aufgabestempel Tage oder gar Wochen später aus einem ausgetrockneten angebracht. Unter Umständen kann so ein Beleg sogar eine VE beweisen, die ansonsten nicht beweisbar wäre.

    Man betrachte hierzu das Schmankerl Nr. 25 auf der Homepage unsere ARGE

    https://www.arge-bayern.net/belege

    Dann wird man verstehen, was ich meine. Es ist anzunehmen, dass der Postler in Indersdorf zwei schwarze Stempelkissen hatte. Aber jetzt kommen wir schon wieder vom Hundertsten ins Tausendste.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    immer sind wir auf der Suche nach klar lesbaren Stempeln. Jetzt habe ich mir gedacht, suche ich mal das Gegenteil.
    Fündig geworden bin ich bei einem Brief aus Fürstenfeldbruck.

    Sowohl der geschl. Mühlradstempel 144 als auch der Ortsaufgabestempel sind mehr als undeutlich.

    Es handelt sich um einen Brief der 3. Gewichtsstufe innerhalb der 1. Entfernungszone vom 4.8.1859.
    Adressiert ist er an das kgl. II. Inf.(anterie) Regiment "Kronprinz".
    Dies alles macht den Brief auch nicht schlechter.

    Ich denke ich werde ihn zusammen mit einem glasklar gestempelten Brief auf einer Seite aufmachen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    der Brief bestätigt den Hinweis im Sem-Katalog zum geschlossenen MR "144" Fürstenfeldbruck: "Oktober 1859 verschmutzt und abgenutzt".

    Ein Beleg mit dem nachfolgenden offenen MR "144" ist lt.Winkler vom 7.2.1860 bekannt.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.