in ehemaligen Taxis-Gebieten

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    nachdem in dem Thread zur preußischen Kreuzer-Ausgabe (Mi.-Nr. 22-26) schöne Belege aus den ehemaligen Taxis-Gebieten mit Kreuzer-Währung gezeigt wurden, möchte ich hier einen Beleg aus einem ehemaligen Taxis-Gebiet mit Taler-Währung (hier Sachsen-Weimar, Thüringen) zeigen.



    Die 6 Pfg.-Taxe für Nahbereich-Briefe (hier sind es knappe 3 Meilen) gab es im preußischen Stammland nicht.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo zusammen,


    mit der Losbeschreibung des nachstehenden 6 Kr-Ganzsachenbriefes (U37a) habe ich so ein klein bischen meine Probleme. Es ist darin die Rede von "Preussen 1861-1865".


    Nun ist mir geläufig, dass der Absendeort, d.h. die Freie Stadt Frankfurt a.M. (erst) zum 16.07.1866 von den Preussen besetzt wurde und Thurn-und-Taxis am 28.01.1867 gegen Abfindung einem Abtretungsvertrag seiner Posteinrichtungen an Preußen unterzeichnen musste.


    Die Übergabe der Geschäfte erfolgte dann am 01.07.1867. Ich gehe davon aus, dass die o.a. 6 Kr-Ganzsache auch noch zu diesem Zeitpunkt frankaturgültig war, oder ?


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    deine schöne Ganzsache stammt vom 14.10.1867 - kein Jahr davor, keines danach. ;)


    Diese Ganzsachen kamen mit den geänderten Freimarken Preußens, die erst- und letztmalig auf Kreuzer lauteten, am 1.7.1867 an die Schalter. Viele Belege in die Pfalz (oder nach Bayern) gibt es nicht - hier in der 2. Entfernungsstufe, der seltensten Variante, weil die meisten Briefe in "nahe" bis 10 Meilen, oder "weite" über 20 Meilen entfernte Orte liefen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...wie würde jetz der Franzer`l sagen:


    "Jo is denn scho Weihnachten ?" 8|


    Danke bk !


    Das war mal wieder 1A-Sahne-Caramel-Spezialwissen ;)


    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier eine 3 Kreuzer-Ganzsache vom 2.11.1867 aus Frankfurt nach Bärstadt bei Schlangenbad im Taunus (ehemals Herzogtum Nassau).



    Zur Veranschaulichung ein Kartenausschnitt:



    Der Brief lief über Lang-Schwalbach und wurde von dort wohl per Boten nach Bärstadt gebracht.
    3 Kreuzer entsprach dem Entfernugnstarif für 3-15 Meilen. Rückseitig sind 2 Kreuzer Bestellgeld für den Landpostbezirk notiert.
    Laut Handbuch sollte Bestellgeld durch Freimarken im voraus entrichtet werden.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    zu der Geschichte mit dem vorfrankierten Bestellgeld sei eine Laien-Frage gestattet. Im Grunde genommen müsste man dazu ja schon bei der Aufgabepost gewußt haben, was die Bestellung in sämtliche Orte aller Landpostbezirke kostete. Dann müsste man ja auch bei jeder Postexpedition entprechende Tabellen / Hinweise o.ä. dazu gehabt haben, oder war das in irgend einer Weise standartisiert ?


    Schönen Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Michael,


    Zitat

    Laut Handbuch sollte Bestellgeld durch Freimarken im voraus entrichtet werden.


    ich kenne das nur von Taxis selbst, nicht von Preußen in Taxis. Aber auch bei Taxis selbst hat man es oft nicht frankiert, obwohl man es konnte.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    ... Dann müsste man ja auch bei jeder Postexpedition entprechende Tabellen / Hinweise o.ä. dazu gehabt haben, oder war das in irgend einer Weise standartisiert ?

    Das Bestellgeld für die Taxis-Gebiete war einfach strukturiert: Ortsbestellgeld gab es nicht und in den Landpostbezirk kostete es immer 1/2 Sgr. oder 2 Kreuzer.


    Zitat

    ich kenne das nur von Taxis selbst, nicht von Preußen in Taxis. Aber auch bei Taxis selbst hat man es oft nicht frankiert, obwohl man es konnte.

    Da sieht man, dass die Untertanen die preußische Postverordnung genauso ernst nahmen wie die vorige der Taxis-Post. ;)


    Preußen hatte die alten Bestimmungen weitgehend übernommen. Eine Übernahme der preußischen Bestimmungen und vor allem Taxen hätte oftmals eine Verschlechterung für das Publikum bedeutet.


    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Sammlerfreunde,


    bei Thurn und Taxis war bei Frankobriefen das Bestellgeld auch vom Absender bezahlbar, zunächst nur in bar, ab 1.1.1854 innerhalb des Taxisbezirks, ohne Hohenzollern und die Hansestädte auch durch Marke. Ab Mai 1860 galt diese Regelung auch zwischen Hohenzollern und den Hansestädten.


    Ortsbestellgebühr: 1 Kr. oder 1/4 Sgr.
    Landbestellgebühr: 2 Kr. oder 1/2 Sgr.


    Sendungen von Privaten an Behörden mußten, soweit dies möglich war, ganz freigemacht werden, d.h. einschließlich dem Bestellgeld, und zwar, soweit zulässig, auch aus dem Postverein (Belege aus Baden und Württemberg sindbekannt).
    Quelle: Buch "Die vereinheitlichten Taxen der Thurn und Taxisschen Post von Heinz Felix Lethaus und Horst Schenk".


    Wie dies ab 1.7.1867 (zu Preußen) war, muß ich erst nachsehen.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Michael,


    ich könnte mir vorstellen, dass die Landbotengebühr für die preußische Postverwaltung nicht buchbar war, weil es sie in Preußen selbst nicht gab und man mit dem Markenverschleiß für diesen Postdienst abrechnungsmässig ins schleudern gekommen wäre. Es stellt sich auch die Frage, wem zu TT - Zeiten diese 2x zuflossen. Der fürstlichen Kasse? Der Aufgabepost? Der Abgabepost? Gab es eine Teilung? Dem Individuum? Gab es eine interne Aufteilung zwischen Abgabepost und Individuum? Welchen Status hatte der LBT überhaupt?


    Daher rührt die Frage, wie Preußen das Personal dort rekrutierte - Übernahme der "alten" und Vereidigung auf den preußischen König? Übernahme nur des Postpersonals ohne die Landbriefträger (LBT)? Wie wurden diese LBT entlohnt? Fixes Gehalt? Fixes Gehalt plus 2x je Brief? Waren sie auf Anteil gestellt worden und wenn - wie hoch war er?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    im Buch von Konrad Schwarz "Entstehung und Entwicklung der Postgebühren" steht folgendes:


    Ortsbriefbestellgeld: fiel auf Grund des § 8 des Posttaxgesetzes des Norddeutschen Bundes vom 4.11.1867 weg.


    Landbriefbestellgeld: fiel durch § 8 des Posttaxgesetzes für das Deutsche Reich vom 28.10.1871 weg.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier eine 6 Pfg.-Ganzsache (U30), die innerhalb des Fürstentums Lippe-Detmold blieb:



    Die Aufgabe erfolgte in Detmold, adressiert war der Brief an den Gutsbesitzer Redeken zu(r) Niedermühle bei Kal(l)dorf, Amt Varenholz.


    Die 6 Pfg. entsprachen dem von der preuß. Post übernommenen Nahbereichstarif bis 3 Meilen Entfernung. Die Luftlinien-Entfernung zwischen diesen Orten liegt bei 24,9 km, 3 taxissche Meilen entsprachen 22,6 km. Möglicherweise wurde damals etwas großzügiger vermessen ...


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    da hast du ein absolutes Kleinod an Land gezogen - Respekt! Ich habe solch ein Stück lange, lange suchen müssen, bis ich fündig wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    Zitat

    da hast du ein absolutes Kleinod an Land gezogen - Respekt! Ich habe solch ein Stück lange, lange suchen müssen, bis ich fündig wurde.

    Schicksal (und Freude!) der Postgeschichtler - ich staune immer wieder, wie uninteressant solche kleinen Leitwegbesonderheiten bei den "anderen" Philatelisten sind.

    Zitat

    nur ein Hinweis: Das Herzogtum Sachsen-Hildburghausen gab es seit 1826 nicht mehr, es war Sachsen-Meiningen.

    Du hast natürlich recht, Jürgen. In meiner kleinen Grenzverkehrssammlung wird es dann richtig drinstehen.


    Viele Grüße
    Michael

  • Auch wenn der Thread schon lange nicht mehr weitergeführt wurde, hoffe ich, dass dieser Post hier gelesen und der Thread damit vielleicht sogar wiederbelebt werden kann.


    Diesen Beleg mit Poststempel Wiesbaden vom 8. September 1867 nach Offenbach habe ich im Online-Angebot eines US-Händlers gefunden. Er ist aus zweierlei Gründen interessant.


    1.) Er ist adressiert in der charakteristischen Handschrift von Albert Edward, Prince of Wales, des späteren britischen Königs Edward VII. (reg. 1901-1910). Auf der Vorderseite links unten finden sich seine Initialen "AE", auf der Rückseite sein schwarzes Wachssiegel. Er schrieb an seine Cousine Augusta von Hessen-Kassel (1797-1889), durch Heirat Herzogin von Cambridge. Sie war die Schwiegertochter des britischen Königs George III., mütterlichseits Großmutter von Queen Mary und damit auch Ur-Ur-Großmutter von Elizabeth II. Eigentlich lebte sie damals mit ihrem Mann Adolphus von Cambridge in England. Im Spätsommer 1867 war sie aber offenbar zu Besuch an ihrem Geburtsort auf, dem Rumpenheimer Schloss.


    2.) Zur postgeschichtlichen Bedeutung muss ich den Sammlerfreund Karl Louis zitieren, der mir im Frühjahr schrieb: "(Der Brief) fällt in die kurze Zeitspanne vom 1. Juli bis 31. Dezember 1867, als die preussischen Truppen nach dem Deutsch-Österreichischem Krieg im Herzogtum Nassau als Besatzungsmacht einmarschiert waren. Die Herzöge von Nassau hatten sich auf die österreichische Seite geschlagen und auch ein paar Soldaten in den Kampf gegen Preussen geschickt.


    Ein politischer Fehler, wie sich bald herausstellte. Nassau wurde annektiert und die Thurn & Taxis-Post gegen Entschädigung abgelöst. Nur sechs Monate sollten die extra für die südlichen Länder herausgegebenen Preussen-Briefmarken in KREUZER-Währung verwendung finden. Dann wurden sie schon wieder von den Briefmarken des Norddeutschen Bundes am 1. Januar 1868 (sog. Norddeutscher Postbezirk) abgelöst. Weitere drei Jahre später mussten die Wiesbadener dann Marken des neu gegründeten Deutschen Reichs (Brustschilde) verwenden. Das waren Jahre unglaublich schneller politischer Veränderungen! Das können wir uns heute kaum noch vorstellen."


    Eine wichtige Frage ist aber noch offen: Warum schreibt der britische Thronfolger einen Brief aus Wiesbaden. Nun, seine Frau Alexandra, an seiner Seite später Königin von Großbritannien, litt nach der Geburt ihres dritten Kindes, Prinzessin Louise, unter einer rheumatischen Erkrankung und war deshalb im Sommer nach Wiesbaden zur Behandlung (siehe auch hier) . Edward war später aus England gekommen, um seine Frau zu besuchen. (Die rheumatische Erkrankung von Alexandra lässt sich übrigens auch in ihren Briefen nachvollziehen: Ihre Handschrift hat sich in dieser Zeit massiv verändert, so dass es wirkt, als seien Briefe von zwei verschiedenen Personen geschrieben worden. Es war aber ganz offenbar so, dass sie umlernen musste, als Folge ihrer Krankheit).


    Ein Frage hätte ich noch: Die schwach zu erkennende blaue "2" über der Anschrift - ist das eine Taxziffer? Und wenn ja, was bedeutet sie genau?


    Mitglied

    Royal Philatelic Society London * Forschungsgemeinschaft Großbritannien e.V. im BDPh e.V.

    Arge Jugoslawien und Nachfolgestaaten e.V. im BDPh e.V. * Military Postal History Society (APS affiliate)

    Einmal editiert, zuletzt von Real Royal Mail ()

  • ... die 2 Kreuzer vorne waren das Landbestellgeld - in Rumpenheim gab es noch keine Post, daher musste vom nächsten Postort der Landpostbote extra für diesen Brief dorhin eilen. Es wurde hinten über den Siegel erneut notiert, vlt. auch, weil an diesem Tag mehrere Schreiben eintrafen und man hinten die Briefe mit dem Landbestellgeld auflistete, um dann die korrekte Summe zu bilden.


    Ein schöner und sicher seltener Brief - als "mourning cover" gefällt er mit ganz besonders gut, auch weil ich diese "mourning cover" sehr mag.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank, sehr spannend!


    Warum Edward Albert einen Trauerumschlag verwendet hat, weiß ich nicht. Glenn H. Morgan hat in seinem Handbuch "Royal Household Mail" angemerkt, dass es in der Royal Family aufgrund der großen Verwandtschaft eigentlich ein "constant mourning", eine dauerhafte Trauer, gab. Deshalb ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass man einen solchen Umschlag einem bestimmten Trauerfall zuordnen kann.

    Mitglied

    Royal Philatelic Society London * Forschungsgemeinschaft Großbritannien e.V. im BDPh e.V.

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