Beiträge von Italienfreund

    Hallo Dieter,

    Der Empfänger durfte für die ca. 30 km von Chiavari nach Genua 4 Decimen (0,4 Lire) bezahlen.

    In Sardinien wurden bis Ende der 1850er Jahre die Gebühren auf den Briefen in Soldi angeschrieben.

    1 Soldo = 5 Centesimi, die angeschriebenen 4 Soldi entsprachen also 20 Centesimi = 2 Decimi.


    Beste Grüße

    Jürgen

    Hallo SETUBAL

    Die Nachportomarken (Regno Segnatasse) wurden in der Region Genua verwendet. Das Nachtaxieren der Briefe wird in Genua erfolgt sein.

    zu #414

    Das ist für völlig neu. Kannst Du mir dafür die Grundlage - Gesetz, Dekret - benennen?

    Meiner Meinung nach waren bei allen italienischen Postämter die Portomarken vorhanden und wurden direkt mit den Adressaten verrechnet.

    Eine weitere Frage: Auf welchem Weg ist Deiner Meinung nach der Brief von Paris nach Como befördert worden?


    Beste Grüße

    Jürgen

    Liebe Sammlerfreunde,


    Die nachstehend gezeigte italienische Ganzsachen-Postkarte zu 10 Cent. mit Wertstempel König Umberto ist philatelistisch nichts Besonderes. Obwohl eigentlich für den Inlandsverkehr vorge-sehen, wurden diese Karten häufig ins Ausland versandt: Die Gebühr war die gleiche. Interessanter ist schon die Entwertung mit einem Achteckstempel einer „collettoria“ 1. Klasse, einer Postanstalt mit einem eingeschränkten Leistungsangebot.



    Noch interessanter ist der rückseitige Text. Ein Ingenieur Pavia bestellt in fehlerfreiem Deutsch bei dem Optiker und Mechaniker Ebert in Merseburg an der Saale zwei Zwicker (eine damals durchaus moderne bügellose Brillenform). Die Karte wurde am 2. Juli 1899 in ISELLE (TRASQUERA) abgesandt und kam zwei Tage später in Merseburg an.


    Als ich nach diesem Ort bei Wikipedia gesucht habe, erfuhr ich zu meiner Überraschung, dass es sich dabei um den Bahnhof am Südportal des Simplon-Tunnels auf italienischem Gebiet handelt. Im italienischen Wikipedia wird noch auf die Zollstation auf der Straße zum Simplon-Pass hinge-wiesen. Als die Karte im Sommer 1899 geschrieben wurde, gab es den Simplon-Tunnel allerdings noch gar nicht. Mit den Bauarbeiten war erst ein Jahr zuvor begonnen worden. In Iselle befanden sich die Baustelleneinrichtung und die Unterkünfte für die mehreren Tausend Arbeiter, die sich bis 1906 unter schwierigsten Bedingungen durch den Berg bohrten und sprengten. Auch eine Poststelle befand sich dort.


    Der Bau des Simplon-Tunnels war dem deutschen Ingenieurbau-Unternehmen Brandt, Brandau & Cie. übertragen worden, das auf Tunnelbau spezialisiert war. In einem zeitgenössischen Bericht habe ich die Bemerkung gefunden, dass „sich die Unternehmung mit einem tüchtigen Ingenieur-Personal umgeben hat“. Ich vermute, dass dazu auch der Ingenieur Pavia gehörte. Zu ihm habe ich allerdings keinerlei Angaben gefunden (was aber vermutlich an meiner unterentwickelten Fähigkeit zur Internet-Recherche liegt – vielleicht können hier Spezialisten helfen ?). Auffällig ist für mich sein fehlerfreies Deutsch, trotz des italienisch klingenden Namens.


    Zum Optiker und Mechaniker Theodor Ebert bin ich im Merseburger Stadtarchiv fündig gewor-den. Er lebte von 1832 bis 1928 und hatte seit den 1880er Jahren einen Betrieb in der Mersebur-ger Innenstadt. Dieser war sehr breit aufgestellt, wie sich aus Rechnungen ergibt, die im Stadtarchiv aufbewahrt werden.



    Ich würde nie auf die Idee kommen, dort aus dem Ausland eine Brille zu bestellen. Es muss wohl eine persönliche Beziehung zwischen dem Herrn Ebert und dem Ingenieur Pavia bestanden haben. Vielleicht kann ein Sammlerfreund zur Klärung beitragen.


    Für mich ist es ein interessanter Fakt, dass eventuell ein Merseburger einen winzigen Beitrag zum Bau des gewaltigen Simplon-Tunnels beigetragen hat, der für Jahrzehnte der längste Tunnel der Welt war.


    Beste Grüße

    Jürgen

    Liebe Freunde,


    ich zitiere aus einem Artikel von Urs Herrmann in der Zeitschrift "Postgeschichte" Nr. 56 (1993) zum Grenzrayon Schweiz - Sardinien/Italien:

    "Aber auch wenn sich nur eine der beiden Poststellen im schweiz.-sardinischen Grenzrayon befand, wurde die Korrespondenz aus Gründen der zwischenstaatlichen Taxverrechnung trotzdem mit R.L. markiert."


    Liebe Grüße

    Jürgen

    Lieber Ralph,


    ichabe mir den Vertrag herausgesucht.

    Art. 8: "Die durch Postwerthzeichen unzureichend frankirten Korrespondenzgegenstände werden wie unfrankirte Briefe taxiert, jedoch nach Abzug des Werths der vom Absender verwendeten Postmarken."

    Art. 4: "Das Porto des einfachen Briefes ... wird, wie folgt, festgesetzt:

    2. auf fünf Groschen für den unfrankirten Brief nach Deutschland und auf sechzig Centimen für den unfrankirten Brief nach Italien"


    Liebe Grüße

    Jürgen

    Hallo Pappnase und Cusco (zweimal Andreas)


    In Italien war "postlagernd" zwischen dem 01.11.1915 und dem 24.03.1947 eine gebührenpflichtige Sonderleistung. Innerhalb von Italien konnte die Gebühr sowohl vom Absender als auch vom Empfänger bezahlt werden. Für den Absender war die Gebühr geringer als für den Empfänger. Bei Briefen aus dem Ausland konnte diese Gebühr natürlich nur vom Empfänger bezahlt werden. Es gab insgesamt sieben Gebührenperioden. Zwischen dem 21.06.1927 und dem 30.09.1944 musste der Empfänger dafür 25 Centesimi bezahlen.


    Liebe Grüße

    Jürgen

    Hallo Ralph und Dieter,


    zwischen dem 01.11.1873 und dem 30.03.1879 war die Gebühr für einen einfachen Brief (bis 15 g) aus Italien nach Deutschland 30 Cent.. Wieviel Kreuzer der Empfänger in München eigentlich hätte zahlen müssen, weiß ich im Moment nicht. Das ergibt sich eventuell aus dem Postvertrag zwischen Italien und Deutschland von 1873.


    Beste Grüße

    Jürgen