Preußen - Hannover

  • Liebe Freunde,

    hier eine Paketsendung von 1856 des Evangelischen Bücher Vereins in Berlin an den Hochwohlgeborenen und Hochehrwürden dem Herrn Pastor von Wicht , Hage bei Norden im Königr. Hannover.

    frei und Poste restante.

    Versand wurde ein Paket Bücher im Gewicht von 6 Pfd. 22 Loth, signiert mit E.B.V.

    Die Taxberechnung entsprechend dem Vertrag mit Hannover:

    Berlin-Neuwegersleben (preuß. Taxpunkt für Ziele in der Landdroste Aurich) 22 Meilen : 7 (Pfd.) x 2 Pfg. x 6 (Progressionsst.) = 84 Pfg. = 7 Sgr.

    Peine (korresp. Taxpunkt Hannover) - Hage 32 Meilen : 7 (Pfd.) x 2 Pfg. x 8 (Progressionsst. lt. Tabelle) = 112 Pfg. = 9 1/3 Sgr. aufzurunden auf 9 1/2 Sgr.

    Die beiden Teilbeträge ergeben das Gesamtfranko von 16 1/2 Sgr.

    Der hannoversche Anteil von 9 1/2 Sgr. entsprach 7 2/3 Ggr. in hannoverscher Währung, die klein unten links notiert und dann wieder gestrichen wurden.

    Rückseitig der Paketzettel, der Berliner Stempel "1" für den Lagerplatz in der Packkammer und der Ankunftstempel von Hage. Die undeutliche Rötelnotierung könnte eine Umrechnung in hannov. Pfennige sein. Die schwarzen Zahlen kann ich nicht zuordnen (falls sie überhaupt postalisch sind).

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo,

    ich oute mich mal als Unwissender.

    Wozu wurde in Berlin als abgehende Station die Lagerplatz-Nummer "1" per Stempel dokumentiert?

    Nach meinem Verständnis gehörte dieses Paket doch zu den wegzuschickenden Paketen. Diese konnten doch alle zusammen in einer "Auslieferungszone" liegen. Warum also die spezifische Zordnung inkl. Dokumentation zu einem Lagerplatz?

    Gruß,

    Björn

  • Hallo Björn,

    die Berliner Packkammer war sehr groß und hatte verschiedene Lagerräume für die verschiedenen Postkurse. Täglich lief da sicherlich eine mind. 3-stellige (oder mehr??) Zahl an Paketen durch. Um die Pakete dann bei Ankunft des Zuges schnell zu finden und aufladen zu können, war eine gute Organisation bestimmt nützlich.

    In Berlin gab es die Nummern 1-20.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (14. August 2023 um 23:12)

  • Danke für die Info.

    "... verschiedene Lagerräume für die verschiedenen Postkurse ..." - das verstehe ich und so hätte ich mir dies auch vorgestellt - warum dann aber noch die Kennzeichnung.

    Ich könnte mir zwei Gründ vorstellen:

    - Paket wird angenommen, taxiert und für den Postkurs nach XY einkartiert - dann erhält er per Stempel die Lagernummer, damit der Gehilfe (der die Pakete wegbringt) nicht neu überlegen muss und keine Fehler macht, sondern immer den richtigen Lagerplatz wählt

    - eigentlich ist Lagerplatz 5 für den Postkurs nach XZ vorgesehen. Der ist aber schon voll und das Paket muss ausnahmsweise auf Lagerplatz 1 zwischengelagert werden, daher die spezielle Kennzeichnung, wo man das Paket findet.

    Interessant wäre zu erfahren: Haben alle ausgehenden Pakete aus Berlin (oder Köln) eine solche Nummer (oder nur ein Teil)?

    Gruß,

    Björn

  • Hallo Björn,

    es gibt keine Unterlagen, wie diese Stempel einzusetzen waren. Dies ist verständlich, da es sicherlich interne Regelungen der einzelnen Packkammern dazu gab. Die von dir geschilderten Gründe sind plausibel und wahrscheinlich waren es solche oder ähnliche Handhabungen.

    Interessanterweise gibt es von den 20 Berliner Stempeln 1-2, von denen bisher nichts aufgetaucht ist; dabei handelt es sich um Nummern mitten drin, also nicht 19 und 20.

    Bei ausgehenden Paketen ab 1848 sind solche Stempel regelmäßig zu finden, ob auf allen ist eine gute Frage. Bei Paketen mit declariertem Wert definitiv nicht, diese zeigen andere Stempel (W.G.A.).

    Es gab mal einen Artikel dazu in den DASV-Rundbriefen, wenn ich den wiederfinde, kann ich noch genaueres liefern.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte