Portoberechnung Transitpost

  • Ich habe einen Brief aus dem Jahre 1818 vom zu der Zeit Hannoverschen Emden nach Nantes. Er trägt den roten Transitstempel HESSE, der den Weg über Deutz/Köln von TT nach Frankreich belegt. Meine Frage: Der Brief trägt den handschriftlichen Portovermerk 96 (centimes). Wie kann sich dieser Betrag zusammensetzen?

  • Hast du einen Scan/Foto von vorn und hinten? 96 Centimes halte ich schon mal für ausgeschlossen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo gb51,

    ohne Bild kann man nichts sagen. Ich habe den Verdacht, daß du eine 3 als 9 ansiehst.

    In Frankreich hat man zu der Zeit nicht mit Centimes sondern Decimes gerechnet.

    Viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    mir kamen die Decimes einfach zu hoch vor, daher der Fehler. Ich sehe so noch nicht, was ich falsch gelesen habe - aber wenn 96 unlogisch ist kann es nicht anders sein. Mein Problem ist, das ich noch keine Tabellen für die Portoberechnung gefunden habe.

    Erst eimal Danke

    Gerd

  • Hallo Gerd,

    es sind in der Tat 26 Déc, die in Nantes bezahlt werden mußten. Das kann für die Strecke von fast 1000 km hinkommen. Ich weiß allerdings nicht, was zwischen T&T und Frankreich vereinbart war bzw. T&T für seine Strecke ansetzte. Im Jahr 1818 war in Frankreich der Tarif von 1806 gültig.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Gerd, um solche Transitbriefe besser bestimmen zu können ist es ratsam sich die Literatur

    " Deutsche Vorphilatelie von Feuser/ Münzberg" und /oder " James van der Linden Postvertragsstempel " zu besorgen. Da werden so ziemlich alle Transitstempel aufgeführt die dann den Postweg dokumentieren es sind aber auch die verschiedenen Taxzahlen abgebildet. Früher haben die halt ein wenig anders geschrieben wie wir heute. Als Beispiel ein Brief von Kopenhagen nach Bordeaux kostete 1827 19 Decimes war aber von Kopenhagen bis Hamburg schon Voraus Bezahlt das bedeutet die Gebühr 19 Decimes waren für die Strecke Hamburg - Bordeaux.

    Oben rechts ist der Vermerk 32 Sk. Kopenhagen- Hamburg unten links steht franco Hamburg als Kürzel. In der Mitte, der in Frankreich Kassierte Betrag von 19 Decimes. In dem Fall lief der Brief über Givet. Gruß Eifel Harri

  • Hallo zusammen,

    ich vermute, daß der von Gerd gezeigte Brief ebenfalls über Givet lief. Da die Strecke Emden - Nantes kürzer als Hamburg - Bordeaux ist, sollte der einfache Brief von Gerd preisgünstiger sein, im Gegenteil: er ist fast 50 % teurer. Daher war der Brief im Bereich von T&T möglicherweise schon im 2. Gewicht, in Frankreich aber bereits im 3. oder 4. Gewicht.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter, es ist aber kein Transit Stempel von Givet auf dem Brief und wenn er doppeltes Gewicht hätte wäre da ein d vermerkt. Mit dem, am 14.12.1801 geschlossenen Hauptvertrag wurde das Konzept der Rayons erschaffen. Das Porto wurde durch Bezirke (Rayons) berechnet und nicht wie früher auf einzelne Städte und Entfernung. Ausländische Post wurde in 4 Rayons und Frankreich in 5 Rayons aufgeteilt. Hamburg war bei T&T Rayon Nr. 4. Dieses System vereinfachte die Berechnung der Gebühren enorm. Hier ein Beispiel.

    Oben links Rayon TTR4 für Hamburg und daneben das blaue d für Dubbel (doppelte gewichtsstufe)

    Der Brief ist von 1824.

    der Transit Stempel Hesse steht im Feuser für TT-F. in rot ab 1808 über Deutz dann wäre Givet und Valenciennes möglich. Leider kann ich den roten Oval Stempel auf dem Brief von Gerd nicht entziffern. der würde vielleicht weiterhelfen. Gruß Eifel Harri

  • Hallo Harri,

    der Brief aus dem Jahr hat für mich mehrere unklare Punkte: Welches Gewicht hatte der Brief bei einem Porto von 2 Fr 70 Ctmes am Zielort? Warum findet sich kein L2 ALLEMAGNE PAR GIVET, der seit 1814 benutzt wurde? Den von dir gezeigten R3 gab es erst seit 1819.

    Laut van der Linden gibt es die T.T.R.-Stempel seit 1818. Möglicherweise ist dieser Brief aus der Zeit vor deren Einsatz.

    Der rote Oval-Stempel ist laut Feuser seit 1817 bekannt.

    Mich erstaunt der L1 HESSE, der laut Literatur aus Köln stammt. Aber macht dieser Brief aus Emden in Köln? Anscheinend wurde der Brief über Aachen nach Givet transportiert.

    Es wäre interessant, was der Inhalt zeigt.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Harri,

    bei deinem Brief hat Frankreich oben links 8g gewogen, das war das 3. Gewicht (unter 6g, unter 8g, unter 10g usw.).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Zum Brief #4

    Wenn ich nicht irre….

    galt der Tarif von 1759 für Ausland-Korrespondenz.

    Die Strecke (Distanz) wurde in Lieue gemessen. 1lieue = 4,55km

    Interessant ist, dass Briefe die weiter als die vorerwähnten Orte (es bestand eine Liste der Orte) liefen, die Distanz vom Abgangsort bis zum Bestimmungsort nicht zusammengezählt wurden, sondern separat bis zu diesem Ort gemessen und taxiert wurden.

    Die 26 Decimes sind somit korrekt taxiert nach folgender Auflistung.

    Korrektur gerne erwünscht.

  • Da der Brief aus dem Jahre 1818 stammt und auch die Stempel Feuser/Münzberg 868-9 und 366 rot dazu passen, sollte eigentlich der Postvertrag zwischen TT und Frankreich von 1801 gültig sein. Im Postvertragsprojekt habe ich nur die deutsche Übersetzung (französisch kann ich nicht) gefunden. Da ist Neuss- Düsseldorf für Post aus Norddeutschland vorgesehen, aber es steht da auch, das jedes andere Übergabepostamt verwendet werden kann, wenn es günstiger liegt Als Grundlage ist ein Brief von bis zu 10 g genannt. Aber Taxen dazu habe ich nicht gefunden. . Für das Verhältnis von Hannover zu TT ist der Vertrag Circular 33 vom Oktober 1817 gültig.

    Auch hier werde ich aus den Taxen nicht schlau.

    Der Brief selbst wiegt heute 2,5g und macht nicht den Anschein, das noch so viel Gewicht dabei gelegen hat. Auch der Inhalt ist eine Meldung eines Herrn Bouwman an den Reeder Debree in Nantes über ein Schiff von Danzig nach vermutlich Emden. Auch hier findet sich nichts über Beilagen.

    Nach den beiden Verträgen muss sich das Porto aus den Einzelbeträgen zusammensetzen- oder liege ich falsch?

  • Verstehe, es war ein einfacher Brief, der nur wegen Nantes doppelt taxiert wurde und die Tarife galten im neueren Postvertrag weiter.. Wo finde ich diese Tariftabelle. Gibt es Tabellen, wie dieser Tarif auf die 3 Postverwaltungen aufgeteilt wurde?

  • Mir ist nicht bekannt wo alles man diese Tabellen findet.

    Jedoch hat Richard Schäfer einiges davon Tabellen, Postverträge usw. in seinem Buch benannt und abgebildet.

    (Auslandpostverkehr Schweiz-Frankreich-Transit)

  • Lieber José,

    im Jahr 1818 wurde meiner Meinung nach nicht mehr nach dem Tarif von 1759 gearbeitet, sondern nach den in der Zeit nach Napoleon verhandelten Postverträgen.

    In Frankreich gab es in 1895 und 1896 zusammen 5 Tarifänderungen. Im März 1800 wurde von Bögen, Meilen und Sous auf Gramm. km und Décimes umgestellt. Tarifanpassungen gab dann in 1802 und 1806, die innerfranzösisch bis 1828 galten. Grenzüberschreitend waren die Taxen ganz anders.

    Wie Gerd schreibt, hatte T&T seit 1817 einen PV mit Hannover. Seit Ende April 1814 gab es außerdem einen PV zwischen T&T und Frankreich. Im Postvertragsprojekt ist dieser allerdings handgeschrieben und auf französisch. Damit komme ich nicht klar. Hat jemand diesen PV in Maschinenschrift, eventuell sogar in deutsch?

    Weiß jemand, wo Hannover aus Richtung Emden an T&T übergeben hat?

    viele Grüße

    Dieter