Correspondenzkarten und Postkarten

N´Abend Tim,

erstmal vielen Dank für deine, wie immer, erfolg- und sinnreiche Recherche.

Ich frage mich, wieso eine seit 1865 im großen Stil arbeitende Firma 3x verklebt, statt routinemäßig sicher damals Hunderte von Mal 2x.

3x Postkarten in nennenwerter Zahl kenne ich nur in die Schweiz. Aber ich habe keinen Ort dieses Namens in der Schweiz gefunden. Außerdem, wie du richtig anmerkst, wurde die Karte umgehend an den Richtigen zugestellt.

Bayern hatte keine Distributionsstempel, nur Briefträgerstempel an Orten mit sehr hohem Postaufkommen, wovon wir bei Lichtenfels nicht ausgehen können. Dieser Stempel ist todsicher nicht bayerisch.

Es gibt nicht viele Belege, bei denen ich völlig ratlos bin, aber bei dem bin ich es. Auf allgemeinen Wunsch eines Einzelnen kann ich natürlich auch einen Vortrag über postgeschichtliche Ratlosigkeit halten.

Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Deider-Fang von letzter Woche und der sich, wie ich meine, sehen lassen kann.

Die patentirte Cichorien-Caffe-Fabrik Emil Seelig in Heilbronn gab durch ihren Reisenden A. Jochim am 18.6.1870 dieses Vertreter-Avis an Firma Streng in Dietmannsrief auf und frankierte es artig mit einem Kreuzer als Drucksache, wobei uns natürlich der feine Zierstempel von Türkheim besonders ins Auge fällt. Am Folgetag stempelte man in Dietmannsried artig hinten Ankunft und Streng notierte, wie immer in violetter Tinte, der Mann hatte halt Geld, seine Eingangsnotiz vorne.

Wie sagte der Verkäufer Hallmackenreuter bei Loriots Kleider-Sketch so schön: "Schick, einfach schick".

Morsche Tim,

wird ein Datum von der Hand des Hr. Streng sein. Man kann auch noch gut erkennen, wie die Marken wohl senkreicht "vorgerissen" wurden.

Liebe Freunde,

eben per Sofortkauf erstanden und daher die Bilder des Verkäufers benutzt:

Correspondenz-Karte aus Eichstätt vom 26.2.1874 nach Frauendorf bei Vilshofen. Der königliche Seminarinspektor J. M. Boll bestellte mit dieser Karte bei der Centrale der praktischen Gartenbaugesellschaft dort das "Souvenir von Frauendorf" franco gegen Postnachnahme.

Nun war aber die Versendung einer Correspondenz-Karte 1874, noch dazu mit einer Nr. 15, kein üblicher Vorgang, denn zum 1.7.1870 standen ja schon die gezähnten Marken (Nr. 23) zur Verfügung und - oh Wunder - ab dem 1.1.1872 hatte sich der Tarif von Postkarten, so hießen sie dann, auf 2 Kr. im Fernverkehr ermäßigt, so dass wir hier eine 33%ige Überfrankatur vor uns haben.

Ich denke, der Absender hatte noch einen erheblichen Vorrat dieser frankierten Correspondenz-Karten zu Hause liegen und verbrauchte sie nach Bedarf. Immerhin konnte er sich damit noch bis zum 31.12.1875 Zeit lassen, denn erst dann wurden die Kreuzermarken ungültig.

Lieber Franz,

danke für deine ärabedingte Zurückhaltung - habe ja eine Mini-Sammlung "Correspondenz- und Postkarten", da passt die ganz passabel herein.

Liebe Freunde,

warum nimmt ein gelernter Contraventions-Sammler so eine Postkarte aus Sonthofen nach München von 1871 in seine Sammlung auf?

100 Punkte - Schiff (ääh Correspondenzkarte) versenkt!

... ne, ne, er hat ja (noch!) keine Contra-Sammlung.

Liebe Freunde,

eine 2 Kr. Postkarte aus Goeggingen vom 08.05.187? lief nach Saarbrücken und wurde, was so nicht korrekt war, in Augsburg II mit dem Transitstempel und einem blauen Vermerk, den ich leider so wenig lesen kann, wie den Text der Karte selbst, versehen.

Saarbrücken ist m. E. gut geschrieben und gehörte zum Dt. Reich (zuvor Preussen). Kann jemand das Bläuel lesen?