MiNr. 2 I - 3 Kreuzer blau - die Erstausgabe

  • Der vorliegende Charge-Brief datiert auf den 1. August 1850, 1851 oder 1852, womit wir bei meiner Frage ans Forum nach der möglichen Bestimmung des genauen Jahrs der Verwendung in Ergol(d)sbach wären.

    Im schönen Ergolsbach war der Mühlradstempel mit der Nummer 76 vom 1. August 1850 bis zum 1. Oktober 1852 im Einsatz, bevor er nach Neufahrn wechselte. Leider geben weder die Rückseite des Briefes noch dessen Inhalt weitere Aufschlüsse.

    Für eine spätere Verwendung in 1851 oder 1852 könnte meines Erachtens nicht nur die Abnutzung der Stempel, sondern auch die hohe Nummer des Einschreibens von 578 sprechen, was auf ein etwas höheres Postaufkommen hindeutet, das es möglicherweise in 1850 noch nicht gab, das sich aber bekanntlich in ganz Bayern sprungartig steigerte. Umgekehrt wären natürlich 1851 und erst recht 1852 relativ späte Verwendungsdaten für eine drei Kreuzer blau des Typs I.

    Hat jemand aus dem Forum vielleicht Briefe aus Ergolsbach, die dokumentieren, ob und ggf. ab wann im Postamt erstmals die Mi. Nr. 2 II an die Schalter gelangt sein könnte. Auch andere Charge-Briefe könnten aufgrund ihrer Nummerierung vielleicht eine Hilfestellung zur Eingrenzung des Jahres liefern. Natürlich ist das kein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn, da die Möglichkeit einer späten Verwendung in 1851 (oder 1852) dennoch bestehen bleibt. Aber möglicherweise lässt sich auf diesem Weg doch noch etwas Licht ins Dunkle bringen. 😅 Sollte andererseits der Typ I bis Mitte 1851 oder darüber hinaus dokumentiert sein, hätte sich die Möglichkeit einer Ersttagsverwendung zerschlagen, was ich fast fürchte.

    Schon einmal ganz herzlichen Dank vorab ins Forum!

  • ... hinten ist blank?

    Die Reco-Nummerierung hatte gar nichts mit Briefmarken zu tun - die Blocks mit den Reco-Scheinen wurden von der Bezirkskasse an die Postexpeditoren verkauft und die haben sie als Postschein für 6x damals ihren Kunden weitergegeben, wenn einer ein Einschreiben wünschte.

    Wegen der 2I halte ich eine Verwendungszeit von 1850 oder 1851 für sehr wahrscheinlich; 1852 wäre für eine 2I schon eine Spätverwendung.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hinten blank! Wieder etwas gelernt. Ganz herzlichen Dank! Und ich dachte, dass es im Januar mit 1 losging.

    Aber auch wenn das nicht so war, wurde doch irgendwann (mal wieder) mit 1 angefangen. Und so viele Charges wird es doch in unserem kleinen Postamt nicht gegeben haben, so dass die Nummern zumindest ein kleines Indiz sein könnten, sollten sich andere - datierbare - Chargebriefe finden lassen.

  • ... hinten blank hatte ich befürchtet, war bei Landshut in den frühen 1850ern häufiger mal so.

    Stell dir mal vor, ein Expeditor hat seinen letzten Schein (999) am 31.12. gezogen und kurz vor Schluß kommt einer mit dem Wunsch nach einem Einschreiben. Dann würde er ihm den Schein mit der Nr. 1 geben.

    Ein paar Stunden später am 01.01. des Folgejahres wäre aber wieder ein Kunde mit einem Recobrief angekommen und hätte jetzt, allerdings für das Neue Jahr, den Schein Nr. 1 bekommen. Das wäre im zeitlichen Ablauf nicht sehr günstig gewesen, wenn mal etwas zum Problem wurde.

    Im Gegenteil: Mit seiner fortlaufenden Nummerierung konnte der erfahrene Expeditor ziemlich genau sagen, von wann das Einschreiben war (außerdem musste er ein eigenes Rapular führen, in dem alle Einschreiben rein wie raus aufzuführen waren).

    Ob es eine kleine Postexpedition war, ließe sich tatsächlich nur überprüfen, wenn wir die Statistiken aus der Zeit hätten, die beim vorgesetzten Oberpostamt zu führen und aufzubewahren waren.

    Es gab mittlere Poststellen, von denen findet man nur alle 10 Jahre mal ein Einschreiben.

    Und es gab kleinere Expeditionen, da wurden Briefe häufig recommandirt und heute ist gefühlt jeder 5. eingeschrieben.

    Einer der vielen Vorteile einer umfangreichen Korrespondenz mit Sonderdiensten ist es, dass man anhand der Reco-Nummern leicht feststellen kann, in welchem Maße dieser Postsonderdienst vorkam.

    Etwas außer der Reihe: Lagerbuchnummern bei poste restante gestellten Briefen fingen am 01.01. eines jeden Jahres wieder neu an - und p. r. war vielfach seltener, als die Recommandation. Bei mittleren Postexpeditionen gab es schon im Februar eines Jahres 200 p.r. Lagerbuchnummern ... das hätte ich solchen Poststellen nicht mal in 2 Jahren zugetraut ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • 2I und 1.8. - da kann es doch wohl keinen Zweifel daran geben, dass das ein Ersttagsbrief der Mühlradstempel ist! Da müssen wir keine Spätverwendung der 2I hineingeheimnissen. Der Brief ist ein Toppstück!

    Außerdem ist der '76' alles andere als häufig. Ich habe einmal jahrelang danach gesucht.

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    heute darf ich eine Vorderseite zeigen, die es in sich hat: 2I vom 29.05.1858 aus Rosenheim mit gM 437 der 2. Verteilung nach München, wo am Folgetag hinten (und nicht im Attest beschrieben) Eingang gestempelt wurde.

  • Wahnsinn, und die Marke sieht noch nicht einmal nach Portemonnaie aus!

    ... das hast du fein beobachtet - die ist "live" sehr frisch und sicher nicht über 8 Jahre herumgetragen worden. Lag wohl staub-, licht- und wassergeschützt in einem Bidermeier-Sekrätär.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ... wenn es die 2I mit Postablagestempel gibt, müsste die von 1861 oder jünger sein.

    Die mit den offenen 28ern von Augsburg könnten auch noch um diese Zeit (1858) verwendet worden sein. Hier gibt es irgendwo einen Thread zu diesem Thema, aber bis ich den gefunden habe wirds eher Weihnachten ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hier ist ein Brief mit einer 2I vom 18. November 1859 mit offenem Mühlradstempel "28."

    Eine Spätverwendung auf vollständigem Faltbrief von Augsburg nach Ottobeuren. Mit Zweikreis als Aufgabestempel (Typ 10, ohne Innenkreis). Innseitig Rechnung von Firma Zehentner & Stipp, Ausburg.


    Attest Peter Sem: „Ausser diesem Brief mit vollrandiger Marke ist lediglich ein zweiter Brief vom 9. 11. 1859 erhalten, dessen Frankatur jedoch erhebliche Schnittmängel aufweist. Das heute vorliegende Exemplar ist sehr frisch erhalten. Eine auf Brief bemerkenswerte Seltenheit.“

    Die Marke blieb also 10 Jahre liegen.

    Alles Gute,

    Gerd

  • Hallo Isarexpress,

    hier der von Dir erwähnte Brief :

    24.03.2023: 380. Köhler Auktion; Los 7017; Ausruf 1.000,- €; nicht verkauft

    25.03.2022: 378. Köhler Auktion; Los 7024; Ausruf 1.500,- €; nicht verkauft

    25.09.2017: 365. Köhler Auktion; Los 9033; Ausruf 800,- €; Zuschlag 1.900,- €

    Wenn der andere Brief Dir gehört, dann hast du ein kleines Sahnestück und war auch nicht gerade billig.

    Gruß

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