MiNr. 5 - 9 Kreuzer grün

  • Hallo Hermann,

    auch wenn es nur eine Vorderseite ist, ein schönes Stück. Vorderseiten haben leider den Nachteil, dass sie ihre postgeschichtlichen Geheimnisse nicht unbedingt preisgeben.

    Ich habe hier auch so eine Vorderseite, deren Geheimnisse ich erst noch herausfinden muss. Aber vielleicht kann hier ja jemand weiterhelfen?

    Ludwigshafen - Hamburg und von da nach Braunschweig weitergesendet.

    Ich würde die Franko-Marke als eine 5aa einordnen. Der Mühlradstempel ist noch sehr klar und stammt aus dem Anfang seiner Verwendungszeit. Ich nehme an die Vorderseite stammt aus dem Jahr 1851. Mal sehen was eure Mithilfe evtl. ergibt?

    Zunächst adressiert an W. Wittorff in Hamburg, Die Hamburger Adresse gestrichen und vermerkt "adr. ... Gatsgeber Zschokke zum Blauen Engel Braunschweig". Der "frei"-Vermerk wurde gestrichen und daneben Hamburg vermerkt. Zudem befindet sich mitten auf dem Brief ein Rötelvermerk 2 1/2. Dieser stellt vermutlich das Porto für die Nachsendung dar. Welche Währung ist mir nicht geläufig.

    Wäre der Brief aus 1851 würde die Nachsendung in ein Land gehen, das zu dieser Zeit nicht dem DÖPV angehörte. Braunschweig trat erst zum 1.1.1852 bei. Um dies zu klären hilft vermutlich nur der Portovermerk. Deswegen die Frage, um welche Währung handelt es sich und was wäre für die Nachsendung vor und nach dem Beitritt Braunschweigs erforderlich gewesen? Die einfache Entfernung von Hamburg nach Braunschweig beträgt ca. 147 km.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,

    eigentlich sollte die Pfalz Briefe in die Hansestädte von alters her nach Frankfurt am Main kartieren, weil TT für die weitere Leitung zuständig war.

    Hier wäre das aber problematisch gewesen, weil im April 1851 (wenn er aus 1851 sein soll) Taxis selbst noch nicht im DÖPV war, somit auch die Marke ihre Frankaturkraft verloren hätte.

    Ergo wird dein Brief über FFM im geschlossenen Transit über Würzburg, Nürnberg, Bamberg und Plauen gelaufen sein, wo er dann der preussischen Post übergeben wurde, die schon Ende 1850 die Leitung in die Hansestädte besorgte, weil sie dort ja auch Poststellen hatten, die als DÖPV-Posten galten.

    Daher wurde nach Auslieferung der Frei-Vermerk mit "Hamburg" ergänzt, damit man ersehen konnte, dass er tatsächlich nach dem DÖPV-Vertrag bis Hamburg behandelt worden war.

    Ab Hamburg galt er nun nicht mehr als DÖPV-Brief und wurde mit 2 1/2 Groschen taxiert.

    Ganz feines Stück und mit Rückseite eine Obergranate - so muss man die 5aa auf April 1851 datieren, weil davor keine Mühlradstempel und 9x Marken vorhanden waren und danach eine Weiterleitung nicht Bruchgroschen gekostet hätte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Einschätzung.

    Da im Postverein mit vollen Silbergroschenbeträgen gerechnet wurde, wird der Brief mit ziemlicher Sicherheit aus der Zeit davor stammen.

    Hat jemand eine Portotabelle von Hamburg parat, aus der zu ersehen ist, was ein Brief nach Braunschweig vor Einbtritt in den DÖPV kostete?

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    es hat sich über das Wochenende jemand gefunden, der in Bezug auf die Nachsendung Hamburg - Braunschweig helfen konnte. Das Ergebnis will ich euch nicht vorenthalten.

    Das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig schlossen am 3.12.1842 (evtl. schon vorher, dort ist dies aber abgedruckt) einen Postvertrag, der als wesentlichen Inhalt ein gemeinsames Postgebiet zu grunde legt und eine einheitliche Taxe vorsieht. Hannover hatte in Hamburg ein eigenes Oberpostamt. Im Vertrag von 1842 wurde festgelegt, dass dieses Hambuger Oberpostamt als Inland anzusehen ist und folglich von dort die Im Vertrag festgelegten Inlandstaxen anzuwenden sind.

    Das Hannoversche Oberpostamt in Hamburg war u.a. zuständig für den Postverkehr aus und über Hamburg nach Braunschweig .

    In der Braunschweiger Gesetzes- und Verordnungssammlung Nr. 24 vom 24.6.1849 ist abgedruckt: "Gesetz, die Feststellung eines neuen Portotarifs für Briefe- und Fahrpostsendungen betreffend" vom 15.6.1849

    Dort wird im zweiten Abschnitt, §2 der Postverkehr mit Hannover betreffend die Städte Hamburg und Bremen nochmals ausdrücklich erwähnt und auf die Portotaxen des Vertrages von 1842 verwiesen. Diese Taxen wiederum beziehen sich auf die Hannoversche Posttaxordnung vom 7.6.1834.

    Demnach kostete ein einfacher Brief (= 3/4 Loth) für eine Entfernung von 15-20 Meilen (Strecke Hamburg - Braunschweig ca. 147 km, also 19,6 Meilen) 2 Gutegroschen und 6 Pfennige. Ein Gutegroschen wurde in 12 Pfennige geteilt, was folglichh 2 1/2 Gutegroschen ergibt. Porto- und Frankobriefe kosteten gleich viel.

    Diese 2 1/2 Gutegroschen wurden mittig als Portovermerk auf dem Brief angebracht und decken den Hannoverschen/Braunschweigischen Portobetrag ab.

    Im Circular 208, Gemeinschaftliche Portotaxe zwischen Hannover und Braunschweig ab dem 1.5.1851 wurden die Taxen bereits auf DÖPV-Verhältnisse für den inneren Verkehr angeglichen. Hier also Hamburg - Braunschweig 10-20 Meilen, Franko 2 Silbergroschen oder Porto 3 Silbergroschen. Hannover trat zum 1.6.1851 dem DÖPV bei. Auch im Hannover Circular vom 28.5.1851, den Beitritt Hannovers zum DÖPV wird im §19 Braunschweig bereits als Postvereinshinterland eingestuft/bezeichnet, was die Anwendung der Postvereinstaxen ab diesem Zeitpunkt vorsieht. Ab 1.1.1852 trat dann auch Braunschweig bei. Die Portotaxe wurde aber nach wie vor von Silbergroschen in Gutegroschen umgerechnet. Die Taxe für Hamburg - Braunschweig beträgt demnach im Portofalle 3 Silbergroschen (= 2 2/5 Gutegroschen). Was interessant ist, die Hannoverschen Franko-Marken galten auch schon in das noch nicht zum DÖPV gehörige Braunschweig.

    Zusammengefasst ist festzustellen, der Brief kann nur aus 1851 stammen. Am 9.4.1851 (Absendetatum in Ludwigshafen) galten noch die Portosätze aus der Vor-DÖPV-Zeit. In diesem Fall 2 1/2 Gutegroschen für die Strecke Hamburg - Braunschweig, danach wären 3 Silbergroschen (2+1 im Portofall) oder 2 2/5 Gutegroschen (2 gGr. 5 Pf.) angefallen.

    Gruß

    bayernjäger

    Hier nochmal der dazugehörige Brief (VS):

    2 Mal editiert, zuletzt von bayernjäger (2. Oktober 2023 um 16:47)

  • Hallo Udo,

    prima, so klärt man schwierige Briefe.

    Aber 3 Silbergroschen waren weniger wert, als 3,75 Gutegroschen, weil schon ein Ggr. mehr wert war, als ein Silbergroschen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    einen Brief nach Kroatien findet man auch nicht jeden Tag.

    München - Fiume (heute Rijeka) Kroatien vom 28.OCT.1854

    Befördert über Salzburg 27.OCT. Laibach Bahnhof 28.10. nach Fiume 30.10.1854.

    Empfänger: Anton von Vakanovic

    Hier ein Auszug über ihn aus Österreichisches Bibliographisches Lexikon 1815-1950, Band 15:

    Vakanović (Vakanovich) Antun (Anton) von, Ps. Domoljub Hrvatović, Politiker und Jurist. Geb. Kostajnica (Hrvatska Kostajni-ca, HR), 21. 1. 1808; gest. Agram (Zagreb,HR), 23. 3. 1894. – Sohn eines Mjr. des

    2. Banal-Grenz-IR Nr. 11. – V. besuchte das Gymn. in Agram und absolv. i. d. F. ein Phil.stud. in Pest sowie anschließend die Agramer Rechtsakad. 1826 wurde er zum Schöffen der Banattafel in Agram ernannt; 1829 Anwaltsprüfung. Ab 1830 bekleidete er das Amt eines Unterfiskals für die Ge-

    biete jenseits der Kupa mit Sitz in Karlstadt, wo er zu einem der Initiatoren und herausragenden Vertreter der illyr. Bewegung avancierte. Dabei stand er in engem Kontakt zu →Ljudevit Gaj und →Johann Gf. Drašković v. Trakošćan. Unterstützt von Ambroz Vranyczány, gründete er in Karlstadt den ersten Volkslesesaal und eine Theaterges., in der er als Intendant fungierte. 1833 gab er die nationale Verteidigungsschrift „Sollen wir Magyaren werden?“ des Slowaken Samuel Hojč heraus, 1836 die von Gaj und Ljudovit Vukotinović verf. patriot. Ged.smlg. „Glogovkinje“. Daneben veröff. er unter Ps. auch eigene Ged. Nachdem er 1842 zum Fiskal der Agramer Gespanschaft ernannt worden war, übersie-

    delte er in deren Hauptstadt. Ab 1847 hatte er die Stelle eines Kammerfiskals in Fiume inne, wo er sich ung. nationalist. Strömungen entgegenstellte, weshalb →Lajos Kossuth v. Udvard u. Kossut seine Ablösung forderte. 1856 nach Agram auf den Posten eines Finanzprokurators versetzt, stieg er

    dort später zum Landesfinanzdir. auf. 1861wurde V. als Abg. von Bakar in den Sabor gewählt. Dort setzte er sich für gute Beziehungen zu Budapest ein und unterstützte die unionist. Idee. Die unionist. Mehrheit kürte ihn 1867 zum Parlamentspräs. Im selben Jahr wurde er zum Präs. des Parlamentsausschusses bestimmt, der den ung.-kroat. Ausgleich vereinbarte. Nach dem Rücktritt Koloman v. Bedekovićʼ als Banus wurde er 1872 auf Vorschlag des ung. Ministerpräs. →Menyhért Gf. Lónyay v. Nagylónya u. Vásárosnamény zum Abt.-chef für innere Angelegenheiten und Stellv.

    des Banus (Banal-Locumtenens) ernannt. In seiner Amtszeit wurden die Gebiete, in denen das Warasdiner-Kreutzer-Grenz-IR Nr. 5 stationiert war, wiederum mit Zivilkroatien vereint. Die oppositionelle Volkspartei griff ihn als „Magyaron“ an und unterstellte ihm, der Volkspartei gefälschte Schriften mit panslawist. Agitation untergeschoben und Wahlfälschung betrieben zu haben. Nach

    der Ernennung von →Ivan Mažuranić zum Banus wurde V. i. d. R. versetzt, worauf er

    sich aus dem polit. Leben zurückzog. V., ab 1870 Träger des Komturkreuzes des Franz Joseph-Ordens (mit Stern), wurde in der Zwischenkriegszeit von Seiten kath. Kreise wiederholt Zugehörigkeit zu den Freimaurern nachgesagt. Seine Korrespondenz wird im Kroat. Staatsarchiv (Hrvatski državni arhiv) in Zagreb aufbewahrt, sein Tagebuch befindet sich in der National- und Univ.-bibl. (Nacionalna i sveučilišna knjižnica) in Zagreb.

  • ... und rechts unten sollte die Marke auf keinen Fall platziert werden, das kommt dann noch erhebend dazu ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ... könnte eine Art poste restante auf kroatisch gewesen sein, aber ich bin der Sprache nicht mächtig ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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