• Lieber Andreas,

    täuscht das, oder ist links und oben links noch ein Teil einer Unterlage vom 1. Brief zu sehen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Andreas,

    danke auch fürs Einstellen dieser Besonderheit.

    Generell gilt, dass praktisch nur Marken der Werte zu 3x und 6x "wiederverwendet" wurden, wenn man unterstellt, dass die meisten Postbetrügerein von Postbediensteten ausgeführt wurden. Aber wie kamen sie an diese Marken?

    Sie mussten sie aus ihren privaten Korrespondenzen ausschneiden und so manipulieren, dass eine Wiederverwendung nicht sofort ins Auge stach.

    Welche Marken waren also auf den Briefen, die an sie gerichtet waren? Nun, das waren i. d. R. 3x und 6x Marken aus der gewöhnlichen Korrespondenz.

    Bei 1x Marken wäre der Gewinn minimal gewesen bei gleichem Risiko, es sei denn, man hätte selbst Ortsbriefe oder Drucksachen damit bekommen und dann mit diesen recyclten Marken wiederum Ortsbriefe bzw. Drucksachen verschickt. Bei so einem Ortsbrief war das Aufdeckungsrisiko null, weil der Expeditor ja nicht sich selbst als Betrüger anzeigte und sein Orts- oder Lokalbote seinen Chef sicher auch nicht verpfiffen haben wird.

    Kommen wir zu den 1x Drucksachen - welcher Normalo hat schon Drucksachen verschickt? Kaum einer, das machten eher die Firmen oder Leute an großen Orten (mit Sitz eines OPA), so dass Postbetrügerein mit 1x Marken äußerst selten sind.

    Frage: Wie kommt man in Bayern an eine 9x Marke, mit deren Hilfe man einen Postbetrug wie in deinem Fall begehen könnte? Nun, es wäre ein Brief der 3. Gewichtsstufe innerbayerisch - aber welche Private bekam Briefe an sich im 3. Gewicht geschickt? Wohl nur ganz, ganz wenige. Dazu gab es vor 1858 gar keine 9x Frankaturen innerbayerisch ...

    Eher möglich bei 9x Wiederverwendungen wären Briefe des Postexpeditors in den Postverein oder das Postvereinsausland, die nicht zustellbar waren und an ihn zurück liefen. Dann könnte er allerdings diese Marke(n) abgelöst und wiederverwendet haben. Aber von 9x Marken kenne ich nach über 35 Jahren der Contra-Sammelei keine Handvoll - 12x und 18x Marken auf Brief gar keine und auch im Bereich der 1x Marken kenne ich keine Handvoll.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ihr zwei,

    wir haben ja bereits über den Brief gesprochen, lieber Andreas.

    Das ist postgeschichte PUR- Herzlichen Glückwunsch zu diesem TOP Brief:)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo KlangRausch,

    das ist aber ein sehr schönes Stück!!!

    Zur Verwendung dieser Franco-Marke möchte ich auch meinen Senf dazugeben.

    Wie schon festgestellt befinden sich beide Teile dieser Marke auf einem darunterliegenden Briefstück. Dieses wurde von einem Brief ausgeschnitten, dessen Franco-Marke wohl unentwertet blieb. Ob jetzt das Briefstück komplett aus dem Brief ausgeschnitten oder dies in zwei Teilen erfolgte, kann ich anhand der Bilder nicht genau erkennen. Meiner Meinung nach gehören die beiden Teile der Marke aber zusammen, wurden also nicht aus zwei unterschiedlichen Marken zusammengesetzt. Folglich scheidet der Postbetrug durch Zusammensetzen von zwei Teilen unterschiedlicher Marken aus. Einen Stempelabdruck eines anderen Mühlradstempels sehe ich auch nicht. Deshalb hat Herr Sem auch von einem nicht nachweisbaren Postbetrug geschrieben.

    Es wurde in diesem Fall eine unentwertete Franco-Marke wiederverwendet. Inwieweit dies schon als Postbetrug zu werten ist, sei mal dahingestellt.

    Anbei noch zwei Briefe mit zusammengesetzten Franco-Marken. Beide Markenteile gehören auch hier zusammen.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,

    prinzipiell galten Briefe als nicht frankiert, wenn die Marke aus Teilen von Marken zusammengesetzt worden war. Ob das jetzt 2 Teile derselben Marke waren, oder 2 Teile verschiedener Marken, machte eigentlich keinen Unterschied.

    Deine beiden schönen Briefe zeigen halt deutlich, dass man sich mit der Schere vertan hatte und aus Versehen eine Marke verschnitten hat - streng genommen hätte man diese Hälften einbehalten müssen, sie umtauschen lassen gegen eine ganze Marke und die Aufgabepost hätte diese zur Verrechnung an die Bezirkskasse senden müssen, damit diese den Fehlbetrag ausgleichen konnte.

    Natürlich hat ein Expeditor diese Marken, wie bei dir schön zu sehen, zusammengeklebt und den Brief auf die Reise geschickt - alles andere hätte ihn vlt. eine halbe Stunde Zeit gekostet und das wollte man natürlich nicht.

    Bei Andreas Brief handelte es sich ja um eine gebrauchte Marke, wenn auch nicht um eine entwertete Marke (vermuten wir das mal) und auch gebrauchte Marken hatten ja ihre Schuldigkeit getan, weil die Post die Leistung erbracht hatte, für die sie verklebt worden waren. Juristisch nachweisbar ist dies aber nur in einem Fall, wie Andreas ihn uns zeigt - Briefabschnitt und weil kein Gummi mehr vorhanden war, mit Siegelwachs das "Mini-Briefstück" aufgebracht. Der Tatsache, dass es 2 Hälften sind, bedarf es dabei gar nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    in der Praxis sah das offensichtlich anders aus. Ich habe noch keinen Brief mit einer nicht entwerteten Franco-Marke, die selbst auf Briefstück befindlich wiederverwendet, als ungültig beanstandet wurde. Franco-Marken mit Federzügen oder Stempelreste dagegen schon. Ich denke nicht umsonst hat man in den Verordnungen ständig auf die deutliche Entwertung der Franco-Marken und auch Konrolle und Nachentwertung bei eingehenden Briefen hingewiesen um eine Wiederverwendung auszuschließen. Anscheinend kam es öfters vor, dass abgelöste nicht entwertete Franco-Marken verwendet wurden. Beanstandet wurde das wohl nicht.

    Hier noch zwei Beispiele für wiederverwendete unentwertete Franco-Marken auf Briefstücken.

    Gruß

    Udo

  • Hallo Udo,

    2 schöne Beispiele - selbstverständlich hätte der Absender behaupten können, die Marke aufgeklebt zu haben, dann aber den Brief zerrissen und die Marke abgezupft zu haben - das wäre schwer widerlegbar gewesen; aber dann wäre die Marke nicht gebraucht gewesen.

    Die zahlreichen Verordnungen, die darauf hinzielten, dass es eben keine Marken trotz Postenlaufs unentwertet bleiben sollten, verhallten wenig erhört - in der Sammlung Teichmann waren sicher ein Dutzend Briefe aus der Kreuzerzeit, die echt gelaufen waren, aber der Empfänger sie trotz unentwertet gebliebener Marken auf den Briefen belassen hatte und sie eben nicht der Wiederverwendung zugeführt hatte.

    In den Markenalben unserer Altvorderen waren praktisch alle Marken, die keinen Stempel, aber auch keinen Gummi mehr hatten, von Briefen abgezupft worden - ungebrauchte Marken waren prinzipiell damals attraktiver, als "häßlich" gestempelte und so wurden die Firmenkorrespondenzen auch daraufhin gefleddert.

    Was man auch nicht vergessen darf: Heute scannen wir mit 300 oder 600 dpi Briefe ein und erkennen, dass es sich um ausgeschnittene Stücke handelt - die damaligen Arbeitsverhältnisse waren eine Katastrophe und würden heute als Arbeitsplatz gar nicht mehr zugelassen werden; da stand eine trübe Funzel im Eck und vor einem lagen 150 Briefe, die in einer Viertelstunde ihre Aufgabe- und Entwertungsstempel möglichst sauber abgeschlagen erhalten sollten - ich fürchte, auch wir hätten damals vieles nicht bemerkt (und die Gleitsichtbrille war auch noch nicht erfunden) und solche Briefe durchlaufen lassen.

    Ich empfinde jeden einzelnen davon als kostbar - ob jetzt ein nachweisbarer Betrug dahinter steckte, oder nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ja ja Vorschrift und Praxis, ein himmelweiter Unterschied. Sind wir froh, dass dies oft so gehandhabt wurde, sonst wären diese Briefe nicht vorhanden und unser Sammlegebiet um einiges ärmer.

    Und zum Glück wurden nicht alle unentwerteten Franco-Marken abgenommen, denn auch diese Briefe haben ihren Reiz.

    Gruß

    Udo

  • ... und eine unentwertete 2I in riesenrandig auf Brief kann auch nicht jeder zeigen (ich jedenfalls nicht) ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    Für diese ungestempelten Marken sollte eigentlich eine eigene Bewertung im Spezialkatalog her.

    Ich habe schon viele Quadrate gesehen, die wurden als ungebraucht mit oder ohne Gummi angeboten und attestiert. Bei genauerem Hinsehen waren es aber leider nur ungestempelte, jedoch gebrauchte Marken. Ich habe vor solchen Marken immer einen Heidenrespekt. =O
    [*],(*),*,** ;)

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Guten Morgen liebe Sammlerfreunde,

    vielen Dank für die tolle Diskussion hier zu diesem Thema!

    bayernjäger

    Hallo Udo, ich habe mir gerade den Detailscan noch einmal angeschaut. Bitte klicke einmal auf die Vergrößerungsmöglichkeit. Der Schnitt an der Oberkante ist passgenau im Markenbild. Allerdings ist die bei beiden Hälften sichtbare Bayernbrüchigkeit m.E. nicht passend. Wenn der Schnitt die Mitte der großen 9 erreicht, ist das Markenbild nicht mehr passgenau und verschiebt sich immer weiter nach unten. Da der Schnitt dann auch minimal auseinander geht, würde m.E. das Bild sich nicht nach unten verschieben.

    Aber so oder so: 2 halbe Marken auf Unterlage und diese Unterlage dann "aufgepappt" mit Siegellack.... zumindest eine dieser Varianten ist denke ich nicht regelkonform ;)

    LG

    Andreas

    es wären nur 3 Stunden gewesen!

  • Hallo Andreas,

    zwei halbe Marken mit Siegellack auf Brief aufgepappt ist schon sehr ungewöhnlich.

    Dass die beiden Hälften nicht zu 100% passgenau sind, das ist meiner Ansicht nach auf die Unebenheit durch kleben mit Siegellack zurückzuführen.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Kilian, danke für deine Einschätzung!

    2 halbe Marken zusammen auf einer Unterlage und dann mit Siegellack auf Brief aufgepappt!!

    Ein Unikat von nie dagewesener Seltenheit!!!!

    Bitte humoristisch verstehen ;)

    Grüße

    Andreas

    es wären nur 3 Stunden gewesen!

  • Hallo Udo,

    das ist schon unglaublich, was der/die Schweinfurter da abgezogen hat/haben. Dass das bei einer größeren Postanstalt möglich war, kann man kaum glauben.

    Vielen Dank für's Zeigen und viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    eine nette Vorderseite - Postbetrug?

    Marke hat nur noch ganz wenig Gummi, nur lässig mit rotem Wachs aufgeklebt von Mühldorf nach München an den dortigen Armenpflegschaftsrath (also gleich portopflichtig).

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... daran habe ich auch schon gedacht! Dann sind wir schon mal 2! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hier ein besonderer Postbetrugsfall.

    Meines Wissens waren die Mitarbeiter der Hauptbriefpostexpeditionen am Sitz der Oberpostämter alle verbeamtet.

    Der Mitarbeiter am Münchener Chargé-Schalter nutzte eine bereits gebrauchte 6 Kreuzer-Marke für den Versand eines Briefes nach Regensburg.


    Bei folgenden Fragen bitte ich um Mithilfe:


    Kann jemand den ursprünglichen Mühlradstempel auf der Marke entziffern?

    Welche Strafe hätte den Beamten erwartet, wenn das aufgeflogen wäre? Immerhin griff er damit dem König in die Tasche…


    Herzlichen Dank und sonnige Grüße

    Andreas

    es wären nur 3 Stunden gewesen!