Stempel mit Schlusspunkt

  • Hallo,

    den Schlusspunkt gab es auch in den bayerischen Ortsstempeln und zwar von der Vormarkenzeit

    bis wohl ins 20. Jahrhundert.

    Auffällig ist nur, dass von Anbeginn der Markenzeit bis zum Mai 1855 knapp 600 Orts-Halbkreisstempel

    ohne Punkt geschnitten wurden und dann wieder Halbkreisstempel mit Punkt auftauchen.

    In Briefadressen sind die Orte ohne Punkt geschrieben.

    Es stellt sich die Frage, warum der oder die Stempelschneider wieder einen Punkt am Ende des Ortsnamens

    setzten, und ob der Punkt von der Post angewiesen worden war.

    War es angewiesen, dann muss es dafür einen Grund gegeben haben.

    Wenn ab Mai 1855 neu dazugekommene Postorte zumindest bis zur Umtauschzeit mit einem Punkt

    zu kennzeichnen waren, was hätte das für den Postbetrieb gebracht ?

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Vielleicht könnten die Punkte hinter dem Bahnhofsnamen etwas mit der Bedeutung des Bahnhofs zu tun haben.
    Den Punkt als Synonym für Centrum, könnte ich mir vorstellen. :/

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Hallo Kilian,

    Wenn ab Mai 1855 neu dazugekommene Postorte zumindest bis zur Umtauschzeit mit einem Punkt

    zu kennzeichnen waren, was hätte das für den Postbetrieb gebracht ?

    Vielleicht haben die Punkte gar nichts mit einer Postvorschrift zu tun.
    Ich könnte mir auch einen Fortschritt in der Stempelherstellung vorstellen.
    In diesem Zusammenhang könnte ich mir auch vorstellen, dass der Punkt der Abdruck einer Art Feststellschraube war und die Buchstaben nicht mehr graviert wurden, sondern einzelne Buchstaben in dem Stempelgerät eingesetzt wurden.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Der Punkt hinter den Ortsnamen scheint bei Preussen weit verbreitet gewesen zu sein.

    Lieber Kilian,

    das ist sicher stark übertrieben. Wenn von mehreren 1000 preußischen Stempeln ca. 100 einen Punkt hatte, dann ist das nach meiner Ansicht nicht weit verbreitet.

    Aus diesem Grund gibt’s ja meine Sammlung „Rechteckstempel mit Punkt, Liegnitzer Sonderform „, weil es nur etwas über 60 Stempel gibt.

    Allen Stempelformen, von denen es nur wenige Orte gibt, widme ich eine Sammlung.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    o.K. etwa 100 Orte von 1000 Orte mit Schlusspunkt.

    Du schreibst dann: "Die Ortsnamen weisen eigenartigerweise einen Schlusspunkt auf".

    Und genau darum geht es. Warum einen Schlusspunkt ?

    Gibt es dafür eine schlüssige Erklärung ?

    Wurde der Schlusspunkt von der Post angeordnet, oder hatte der Stempelschneider

    eigenmächtig einen Schlusspunkt gesetzt ?

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    das warum ist unbekannt, darüber wurde hier schon lebhaft diskutiert. Die Zahl 100 ist eher zu gering, aber nict 1000 insgesamt , sonder mehrere 1000. Es gibt alleine knapp 2000 Orte mit Nummernstempel.

    Auf den ersten Seiten meines Exponats bin ich auf ander als Rechteckstempelmit Punkt eingegangen, Das kannst du auch hier sehen:

    Exponate-Online

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    vielleicht finden sich Gemeinsamkeiten bei den Schlusspunkten in bayerischen und preussischen Stempeln. Ich werde mir deine umfangreiche Exponate über Pfingsten anschauen.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Ich wollte nochmals meine These in Erinnerung rufen.
    Was wäre, wenn es sich bei den Punkten um den Abdruck eines Feststellschraubenkopfes handelt.

    Auch im Bereich der Stempelherstellung kann man mit technischem Fortschritt rechnen.

    Würde bedeuten, dass es ein Basisstempelgerät gab, in dem dann nur noch die Buchstaben eingesetzt werden mussten.
    Dieses Basistempelgerät könnte dann in Serie hergestellt worden sein, wohingegen der gravierte Stempel immer ein Unikat war.

    Ein Hersteller, der dies einer Postverwaltung anbieten konnte, war bestimmt preisgünstiger, als ein Anbieter klassisch gravierter Stempel.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    Einmal editiert, zuletzt von Bayernspezi (4. Juni 2022 um 21:54)

  • Lieber Kilian,

    mehrere Tausend Postorte bei Preußen ist meiner Meinung nach dezent untertrieben. Der Feuser, Nachverwendungen listet 3695 Postorte. Von denen hatte vermutlich nur noch ein kleiner Teil einen Stempel, bei dem ein Punkt hinter dem Ortsnamen auftaucht.

    Dieter

  • Hallo Erwin,

    über die "Liegnitzer Sonderform" hast du wahrlich ein gewaltiges Exponat aufgebaut.

    Alle Achtung :!:

    Alle Ortsstempel mit Schlusspunkt werden als Liegnitzer Sonderform bezeichnet,

    egal ob Zweikreisstempel, Nierenstempel, dreizeilige oder zweizeilige Rechteckstempel,

    und waren in ganz Preussen in Verwendung.

    Wieso aber Liegnitzer Sonderform ? Wurde diese Sonderform in Liegnitz hergestellt ?

    Von Bayern gibt es leider keine Unterlagen, wo und von wem

    die Mühlrad- oder Halbkreisstempel geschnitten wurden.

    In den preussischen Briefadressen ist den Ortsnamen sehr häufig ein Punkt

    am Ende dazugesetzt worden. Das kenne ich von Bayern nicht.

    Umso erstaunlicher, dass in den bayerischen Orts-Halbkreisstempeln ab Mai 1855

    ein Orts-Schlusspunkt erscheint.

    Von Bayernspezi kommt die verlockende Erklärung, dass Feststellschraubenköpfe

    für die Schlusspunkte in den Stempeln verantwortlich sind.

    Obwohl damit der Fall "Ortsnamen mit Schlusspunkt" gelöst wäre,

    kann ich mich mit der Erklärung nicht so recht anfreunden.

    Aus dem Thread habe ich noch mal vier Briefbeispiele von Ortsstempel mit Punkt

    hier eingestellt.

    Dass die Punkte von seperaten Feststellschrauben (Haltestift) stammen,

    das kann ich mir nicht vorstellen.

    In jedem Ortsstempel bilden die Buchstaben mit dem Punkt eine vollkommene Einheit.

    Ein Punkt, abgedruckt von einem Haltestift, kann meiner Ansicht nach nicht so

    exakt passend zu den Buchstaben im Druckbild abgedruckt sein.

    Gruss Kilian

  • Lieber Erwin,

    wie Kilian habe auch ich mich durch diesen Thread hier veranlasst gesehen, Dein Objekt noch einmal genau durchzugehen. Und ich möchte Dir sagen, dass ich eine so phantastische Abhandlung eines Stempelthemas noch nie gesehen habe. Dafür möchte ich Dir höchsten Respekt zollen und hiermit meine Hochachtung ausdrücken. In jeder Beziehung Weltklasse!

    Zu der Stellschraubenthese möchte ich anmerken, dass ich Spuren von Stellschrauben innerhalb des Stempelbildes noch nie gesehen habe. Auch sind die Punkte alle viel zu exakt, um ungewollt zu sein, sowohl im Abdruck als auch in der Platzierung.

    Beste Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Von Bayernspezi kommt die verlockende Erklärung, dass Feststellschraubenköpfe

    für die Schlusspunkte in den Stempeln verantwortlich sind.

    Obwohl damit der Fall "Ortsnamen mit Schlusspunkt" gelöst wäre,

    kann ich mich mit der Erklärung nicht so recht anfreunden.

    Lieber Kilian,

    Du hast mich nicht richtig zitiert. Ich sprach von einer Vermutung, keiner Erklärung, denn dafür fehlt noch ein überzeugendes Forschungsergebnis.
    Möglicherweise lohnt es sich aber über diese Vermutung nachzudenken.

    Was mir bei den Segmentstempeln noch auffällt ist die sehr exakte achsensymmetrische Ausrichtung der Buchstaben. Diese wirken wie an der Schnur um einen Kreis gezogen. Bei deinem Bayreuth-Brief kann man das besonders schön erkennen. Die Füsse der Buchstaben bilden fast schon einen durchgehenden Kreisbogen.

    Welchen technischen Hintergrund der Punkt haben könnte, wäre weiter zu untersuchen. War es ein Haltestift, ein Schraubenkopf oder hatte es irgendeine andere Bewandtnis damit.

    Ich könnte mir vorstellen, dass der äußere Segmentbogen, der mit Buchstaben gefüllt werden sollte von der unteren Sehne an über den gesamten Kreisbogen offen war.
    Je nach Anzahl der Buchstaben, die nun einzusetzen waren, war es notwendig links und rechts ein Ausgleichsstück einzussetzen. Von diesen Ausgleichsstücken müssten, um die Symmetrie herzustellen zu können, verschiedene Größen zur Verfügung gestanden haben.

    Ein Stempel, der neu oder als Ersatz wegen Abnutzung bestellt wurde, konnte so in kürzester Zeit zusammengebaut werden.
    Wirtschaftlich gesehen natürlich ein großer Fortschritt, preisgünstiger und schneller!
    Dass solche Stempeltypen auch in Preussen da oder dort bereits zu einem früheren Zeitpunkt gebaut wurden, ist durchaus denkbar.

    Soviel nochmals zur Grundüberlegung.
    Vielleicht regt diese Vermutung zu weiteren Ideen und Lösungsansätzen an.
    Eventuell kann jemand mit etwas mehr Wissen zum Druckereiwesen hier den entscheidenden Hinweis liefern.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    Einmal editiert, zuletzt von Bayernspezi (5. Juni 2022 um 16:58)

  • lieber Kilian und lieber Maunzerle,

    ich danke euch herzlich für euer großes Lob. Darüber habe ich mich sehr gefreut. :)

    Alle Ortsstempel mit Schlusspunkt werden als Liegnitzer Sonderform bezeichnet,

    egal ob Zweikreisstempel, Nierenstempel, dreizeilige oder zweizeilige Rechteckstempel,

    und waren in ganz Preussen in Verwendung.

    Wieso aber Liegnitzer Sonderform ? Wurde diese Sonderform in Liegnitz hergestellt ?

    Lieber Kilian,

    nicht alle Stempel mit Schlusspunkt laufen unter dem Namen "Liegnitzer Sonderform", nur die zweizeiligen Rechteckstempel mit Schlusspunkt.

    Den Namen habe ich abgeleitet aus Marbachs Buch: "Die preußischen Aufgabe- und Nummernstempel", Seite 36:


    In meinem Exponat habe ich das auf der folgenden Seite nochmal erklärt und da bisher wohl außer mir an dieser Stempelart geforscht hat, habe ich mir erlaubt, für alle diese Rechteckstempel mit Punkt den Namen "Liegnitzer Sonderform" einzuführen.

    Mittlerweile hat sich die Zahl der von mir aufgefundenen Stempel auf über 60 erhöht, so dass ich das Exponat wieder umarbeiten muss.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    Danke für die Infos. Daraus ergibt sich, dass die Stempel mit Schlußpunkt vermutlich aus einer einheitlichen Quelle kamen. Das könnte eine Parallele zum Fall der bayerischen Segmentstemel mit Schlusspunkt sein. Also ein einheitlicher Anbieter, mit verbessertem System.
    Eine Frage an die Mitstreiter: Bisher wurden die Segmentstempel nur in zwei verschiedene Höhen und Schrifttypen eingeteilt. Gibt es hier bei den Segmentstempeln mit Punkt unterschiedliche Segmentformen oder sind die alle gleich?
    Hat das vielleicht schom jemand untersucht?

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    2 Mal editiert, zuletzt von Bayernspezi (6. Juni 2022 um 00:06)

  • Lieber Erwin,

    o.k., zweizeilige Rechteckstempel mit Punkt bezeichnest du als "Liegnitzer Sonderform".

    Zweikreisstempel, Nierenstempel und dreizeilige Rechteckstempel, alle mit Punkt,

    gehören nicht zu der Liegnitzer Sonderform, zeigst du aber auch in deinem Exponat,

    weil es ebenfalls Ortsstempel mit Schlusspunkt sind :thumbup:

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Jein,

    ich zeige auf, dass es in Preußen verschiedene Stempelformen mit Punkt gab und führe diese in zeitlicher Reihenfolge auf, um dann auf das eigentliche Thema, den Liegnitzer zu kommen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan