Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo maunzerle,

    kannst Du das Stempeldatum lesen? Ich nicht...

    Halte das genau wie bk für eine Zufallsentwertung oder eben eine Fälschung. Feldpostbriefe waren portofrei und daher hat wohl niemand der bayer. Post 3 Kreuzer schenken wollen. An die Aufgabe eines Privatbriefes bei der FP kann ich nicht so recht glauben; die schlecht funktionierende bayer. FP war in den Kriegstagen in Franken sicher nicht die Anlaufstelle erster Wahl, wenn es ums Versenden von Privatpost ging. Zumindest wäre mir kein weiterer solcher Vorgang bekannt bzw. belegt.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo zusammen,

    es existiert ein zweifelsfrei echter sächsischer Feldpostbrief, der recommandiert verschickt worden ist. Die Recogebühr von 2 Ngr. hätte bar erhoben werden müssen, weil bei den Feldpostanstalten keine Francomarken bevorratet wurden. Offensichtlich verfügte jedoch der Absender über ein Exemplar, das er dann unbeanstandet verwendet hat. Die Entwertung dieser Marke erfolgte mit dem Feldpoststempel.

    Denkbar wäre ein solcher Vorgang wohl auch bei der bayrischen Feldpost, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sicherlich gering.

    Beste Grüße

    Altsax

  • ...Die Recogebühr von 2 Ngr. hätte bar erhoben werden müssen, weil bei den Feldpostanstalten keine Francomarken bevorratet wurden...


    Lieber Altsax,

    nun kenne ich die sächsischen Verhältnisse bzgl. Entrichtung der Reco-Gebühr in bar bzw. Marken nicht wirklich. Offensichtlich sollte diese in Sachsen mit Marken abgegolten werden, und der Grund für die Akzeptanz des vorfrankierten Briefes war das Fehlen ebendieser bei der Feldpoststelle. In Bayern musste die Reco-Gebühr bis 1874 immer bar entrichtet werden, wodurch sich die von Dir geschilderte Situation gar nicht ergeben konnte.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Freunde,

    in Bayern war die Reco - Gebühr damals nicht mit Marke(n) frankierbar, daher scheidet diese Möglichkeit wohl aus.

    Ich halte es für durchaus möglich, dass Private auch mal ihre Post mit der portofreien der Soldaten zusammen dem Postadjunkt hin gelegt haben, damit er sie abspediere. Warum ein paar Kilometer in die Stadt zur Expedition laufen, wenn die "Soldatenpost" ein paar Meter weiter sich eingerichtet hat? Ausschließen kann man das nicht.

    Wer die übliche Abschlagsqualität der Feldpost kennt, und das dürften viele nach lesens dieses Threads sein, der wird sich wundern über die Akkuratesse, die dieser Abschlag zeigt. Auch hier gilt - möglich ist solch ein Traumstempelabschlag, aber wahrscheinlich eher nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • in Bayern war die Reco - Gebühr damals nicht mit Marke(n) frankierbar, daher scheidet diese Möglichkeit wohl aus.


    Lieber bayern klassisch,

    ... sag ich doch!

    Wie stellst Du Dir die Sache mit "eben mal dem Postadjunkten hinlegen" genau vor? Und dass die FP ein paar Meter weiter und öffentlich leicht zugänglich gelegen haben mag, glaub ich erstmal auch nicht. Da gabs in der Regel ein grosses Durcheinander, ohne "Hinweisschilder" auf die Feldpost, und wo diese für die nächsten 12 Stunden lag, bevor die Truppe weiterzog, wusste eben niemand so genau. In den Julitagen von 1866 war das bayerische Heer permanent in Bewegung.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    es gab eine interne Anweisung, wenn Briefe mit aufgeklebter Recogebühr zur Post gelangten, diese auch als recommandirt zu betrachen. Man hätte also tatsächlich einen an sich portofreien Militärbrief mit 2 3 Kreuzermarken bekleben und "frei gegen Schein" fordern können. Aber ob das jemals 1866 vorkam ist natürlich sehr zweifelhaft, aber nicht gänzlich auszuschließen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber mikrokern,

    vom Büro aus nicht - aber mit dem neuen Postvertrag zum 1.1.1861 galt diese und konnte, allerdings ohne Feldpostrelevanz, in den letzten 30 Jahren immerhin schon bei 3 Belegen nachgewiesen werden.

    Ich werde mein möglichstes tun, die VO aufzutreiben.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch, lieber mikrokern

    bk's Vermutung bezüglich der Kenntnisse des Anbieters kann ich nicht zustimmen. Während des Telefonats konnte ich im Hintergrund ein Gespräch der Bediensteten mithören. Danach sagte einer der Angestellten zu dem Mann am Telefon nicht ganz wörtlich, aber sinngemäß, folgendes: "Das Stück hätten wir schon 7 mal verkaufen können. Da haben wir beim Preis wohl was falsch gemacht." Sie waren also anscheinend eher ahnungslos. Und als überdurchschnittlich klaren Abschlag würde ich das jetzt gerade auch nicht bezeichnen.

    Als Stempeldatum lese ich mehr oder minder eindeutig 17/7 .


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber maunzerle,

    danke für die Info - ja, das soll es auch noch geben. Schön für den schnellen Käufer!

    Lieber mikrokern,

    s. im Anhang der § 16 des Reglements für den Postvereins-Verkehrs zum neuen Postvereinsvertrages vom 1.1.1861 (geschlossen am 18.8.1860).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    vielen Dank. Das sollte also die Recommandation von boite-Briefen ermöglichen, in diesem Falle mit komplett durch Marken frankierter Reco-Gebühr. Kann man dann auf die Zulässigkeit von bei der Feldpost eingelieferten Briefen, bei denen die Reco-Gebühr ebenfalls voll markiert wurde, schliessen? Und warum wurde es dann nicht in jedem Fall geduldet, die Gebühr auch im Falle der kompletten Markenfrankatur anzuerkennen?

    Kann noch jemand mit besseren Augen als ich sie habe sagen, welches Datum der FP-Stempel trägt?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    danke Gleitsichtbrille (nicht von Fielmann!) 17.7..

    Zitat

    Das sollte also die Recommandation von boite-Briefen ermöglichen, in diesem Falle mit komplett durch Marken frankierter Reco-Gebühr

    So ist es. Der Wunsch des Absenders wurde höher gestellt, als die potentielle Mühewaltung durch die Post.

    Zitat

    Kann man dann auf die Zulässigkeit von bei der Feldpost eingelieferten Briefen, bei denen die Reco-Gebühr ebenfalls voll markiert wurde, schliessen?

    Ich schließe es daraus, da auch portofreie Briefe "freigemacht" waren, halt nur ohne Zahlung einer Beförderungsgebühr, weil nicht notwendig. Der Grundsatz war, dass ab 1861 das Porto/Franko immer zusammen mit der Reco-Gebühr zu erheben war - entweder alles beim Absender (vorher zwingend vorgeschrieben, danach nur noch üblich), oder alles vom Empfänger (tausend mal seltener). Ein Portobefreiter (hier: Soldat im aktiven Dienst) konnte also einen Brief mit 6x versehen als portofrei gegen Schein immer ab 1.1.1861 aufgeben und sicher sein, dass er richtig = wie gewünscht von der Post behandelt wurde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ... aber warum musste dann für die Standardaufgabe des Charge-Briefes am Postschalter die Reco-Gebühr (bis 1874) zwingend bar entrichtet werden? Wenn ich meinen Brief (als Zivilist) nun auch - inkl. Reco-Gebühr - vollfrankiert aufgeben wollte, was hätte der Postler dann gemacht? Ihn akzeptiert? Und wenn nicht, dann hätte ich ihn halt mitgenommen und in die nächste Boite geworfen (s.o)...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    die Chargégebühr stand dem Individuum zu, nicht der bayer. Postverwaltung. Bei meinem geschilderten Fall war also der Wert der Marken von der Postverwaltung dem Expeditor zurück zu vergüten. Das war kein einfacher Vorgang ... man wollte halt den "Markenverschleiß" von den "Emolumenten" trennen, was nur zu verständlich ist.

    Zitat

    Wenn ich meinen Brief (als Zivilist) nun auch - inkl. Reco-Gebühr - vollfrankiert aufgeben wollte, was hätte der Postler dann gemacht? Ihn akzeptiert? Und wenn nicht, dann hätte ich ihn halt mitgenommen und in die nächste Boite geworfen (s.o)...

    Die Post hätte ihn akzeptiert, so wie sie in die Boite eingelegte mit "frei gegen Schein" versehene Briefe zu akzeptieren hatte. Es gibt einen (leider desolaten) Brief aus Ludwigshafen am Rhein, der mit einer Nr. 10 beklebt (ich schreibe nicht "frankiert"!) und dem Absendervermekr "frei gegen Schein) versehen den Postvermerk "Boite" erhielt und ins rechtsrheinische Bayern lief. Er trug den Chargéstempel und hatte auch eine Scheinnummer, war also als recommandirt angesehen worden. Zwei weitere wurden vergleichbar behandelt und bestätigen meine Sichtweise.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    also kann/muss man davon ausgehen, dass komplett frankierte Charge-Briefe (inkl. Reco-Gebühr) vor 1874 grösste Seltenheiten darstellen. Und dann noch 1866, als Feldpostbrief...

    Wenn das Stück echt ist und zu einem derartigen eingeschriebenen FP-Brief gehört hat, dann gehört der Rausschneider der Marke auf die Teufelsinsel ("...Ihre Nutzung als Strafkolonie für verurteilte Schwer- und Berufskriminelle zwischen 1852 und 1946 ...", aus http://de.wikipedia.org/wiki/Teufelsinsel) verbannt...

    Andernfalls halte ich es für eine Fälschung.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    so ist es, siehe mein Posting # 466. Ein solcher Brief, vollständig erhalten mit 2 Stück der Nr. 9 in dieser Erhaltung, dürfte wahrlich nicht schlecht bezahlt werden - schon allein, weil unser lieber maunzerle auf so etwas seit Jahrzehnten schielt und auch der erlauchte Kreis der 66er nicht gerade an Geldknappheit leidet. :thumbup: Dann gäbe es da noch so einen Sonderling, der contraventionäres Material hortet. :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ihr habt ja schon eine Menge geschrieben, aber hat sich schon jemand die Mühe gemacht diesen Stempel mit anderen Feldpoststempeln zu vergleichen?

    Briefe aus 1866 sind nicht häufig, so wird sich ein Vergleich mit anderen Stempeln nicht einfach gestalten. Notfalls müssten wir auf Stempelgeräte aus 1870 zurückgreifen. Hier jetzt gleich die Frage hat jemand die 1870/71er Stempel mit Nummern I - VI und kann diese hier zeigen?

    Momentan sind aus 1866 nur die Stempel I und V bekannt. Dieser Stempel scheint über der 7 von 17 einen Strich, der für die Nummer stand, zu haben. Da dieser so weit links steht kommt eigentlich nur III in Frage. In einem antiquarischen Werk von Schröder sind bayer. Feldpoststempel mit Nr. I - VI abgebildet. Leider ist dort 1866 und 1870/71 mehr oder weniger zusammengefasst dargestellt, so dass ich nicht beurteilen kann, ob die Stempel aus 1866 oder 1870/71 stammen. Die 5 abgebildeten Stempel sind sehr unterschiedlich, tragen aber alle Daten, die 1866 möglich gewesen sein könnten. In der Tat kommt der Stempel III dem Briefstückstempel aber sehr nahe.
    Vielleicht kann die jemand am PC übereinanderlegen?

    Gruß
    bayernjäger

    PS: Noch ein Nachtrag, die III. Feldpostexpedition befand sich am 17.7. in Rottendorf

  • Lieber Bayernjäger, liebe Freunde,

    auch ein Stempel Nummer "V" ist bekannt, vorausgesetzt, dass dieser echt war, erinnere ich an den
    T+T Brief aus Wasungen, aus Post Nummer 412 , den ich gerne hier nochmals zeige.

    Eventuell häufen sich ja gerade die FP Stempel aus dem 1866 Krieg, die es so eigentlich nicht geben dürfte!?
    Das würde dann wiederum für BK`s Möglichkeit der Fälschung sprechen....
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    Viele liebe Grüsse
    Bayern social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Bayern Social,

    was meinst Du mit "...FP Stempel aus dem 1866 Krieg, die es so eigentlich nicht geben dürfte"?

    Natürlich gabs den Feldpoststempel "V", der der Feldpostexpedition der 4. Division (Hartmann) zugeordnet war. Hatte ich ja schon früher geschrieben, und in @bayernjäger's Übersicht ists auch zu sehen.

    Und eine "Häufung" von Feldpoststempeln aus dem 66er Krieg sehe ich auch nicht...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Mikrokern,

    Herr Sem schreibt in seinem Handbuch Seite 449, FP Stempel V keine Belege bekannt, siehe auch das Zitat von Bayernjäger:

    Sem: Feldpost 1866, Feldpoststempel mit "V" bisher nicht bekannt, ohne Preis

    Wenn das so stimmt und der von unseren geschätzten Mitgliedern diskutierte FP Stempel auf Marke ja auch ein Stück ist, das
    es "so nicht geben dürfte", dann wären das zwei innerhalb von 6monaten, also eine Häufung, wie ich finde.

    Aber. nur meine Meinung, mehr nicht ;)

    Viele Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"