Der Deutsche Krieg 1866

  • ... ne, das war noch alles DÖPV, diese Regeln galten noch, also entweder portofrei, oder 20 Nkr. Porto.

    6 Nkr. gab es gar nicht (nur 5er Schritte) und 6 Groschen hätte man nicht notieren dürfen, weil das in Österreich keine verstanden hätte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • wie erklären sich 6 Neukreuzer Taxe bei einem unfrankierten Brief über 20 Meilen? Diese Taxe gab es gar nicht im DÖPV damals ...

    Lieber Ralph,

    vermutlich bewirkte der Friedensschluß mit Preußen in Österreich eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich der Portofreiheit von Feldpostbriefen aus Sachsen.

    Davor und danach bestand Portofreiheit:

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    deine Briefe liefen aber portofrei. Portobriefe aus dem DÖPV durften nicht von der Abgabepost (Österreich) einfach taxiert werden. Und wenn Österreich hier nachtaxiert hätte, weil sie der irrigen Meinung gewesen wären, es wäre ein gewöhnlicher Postvereinsbrief, hätten sie das mit 20 Neukreuzern gemacht.

    Hätte die Aufgabepost ihn als Portobrief angesehen hätte sie in der Währung der Abgabepost (Neukreuzer) taxieren müssen. Die 6 machen keinen Sinn und es ist fraglich, ob die Blauvermerke aus der Zeit sind ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    es wird das "P" sein, das in Österreich abgeschlagen wurde, wenn es sich um einen gebührenfreien Brief handelt (wie z.B. bei den gebührenfreien Dienstbriefen in Österreich). Ich kenne aber bisher nur rote "P" auf Briefen in Österreich.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    das hatte ich auch kurz überlegt, aber ich lese ein klare 6 und kein "P", zumal blau die Farbe des Portos war und nicht der Portofreiheit. Vlt. wird man das nie mehr sicher klären können, wenn der Stift aus der Zeit ist ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Feldpostbrief aus Dresden (Sachsen) vom 25.8.1866, an Hauptmann Gustav Schubert im sächsischen Kontingent nach Hetzendorf bei Wien (Österreich). Am 23. August 1866 wurde zwischen Preußen und Österreich ein Friedensvertrag abgeschlossen.

    Liebe Grüße,

    Hermann

    Zunächst einmal ein hübscher Umschlag, leider ohne Inhalt :(

    doch erzählt er von einem, der Spuren hinterlassen hat.

    Denn dieser Militär machte eine steile Karriere und schied als geadelter General aus dem aktiven Dienst.

    Schubert (seit 1878 von Schubert), Georg Gustav Wilhelm

    Lebensdaten: Generalleutnant, Militärschriftsteller * 28.09.1824 Leipzig - † 03.09.1907 Heidelberg.

    Im Kriege 1866 verlebte der damalige Hauptmann, trotz der Niederlage und Ungewissheit über das Schicksal der sächsischen Armee gute Tage in Heztendorf und Wien (u.a. Besuch des Burgtheaters). 3 1/2 Monate lang bis er am 6. Nov. 1866 wieder in Dresden zurück war. Kurz vor Abreise wurde er zum Major befördert.

    Im Feldzug gegen Preußen 1866 war S. im Armeeoberkommando tätig, worauf er die Ernennung zum Major und stellvertretenden Chef des Generalstabs erhielt.

    Feldpost - Ist das bekannt? - leider keine offizielle Fundstelle (Zeitungsbericht):

    Die Verbindung zwischen der Feldpost und der Heimat mußte, so lange die direkte Route Dresden-Prag-Wien durch preußische Truppen besetzt war, auf Umwegen durch Bayern gesucht werden. Anfangs November 1866 erfolgte der Rückmarsch der sächsischen Truppen in das Vaterland.

    Zeitungsmeldung im Amtsblatt der Grazer Zeitung: Die österreichische Feldpost zum 1.9. die Portofreiheit teilweise aufgehoben (nur die Angehörigen des 7. Armeekorps und die in den Spitälern liegenden verwundeten und kranken Militärs behielten die Portofreiheit bis Ende Oktober).

    Übrigens, war der Herr Major dann auch 1871 im Kriege gegen Frankreich aktiv:

    Beim Ausbruch des Kriegs gegen Frankreich 1870 wurde S. zum Stabschef der 23. Infanteriedivision ernannt und leitete im November desselben Jahrs den Stab des XII. (Königlich Sächsischen) Armeekorps. 1871 erhielt er das Kommando über das Festungsartillerieregiment Nr. 12, das er bereits Ende des Jahrs verließ, um im Rang eines Obersts das Kommando über das Feldartillerieregiment Nr. 12 „Divisionsartillerie“ (seit 1874 2. Königlich Sächsisches Feldartillerieregiment Nr. 28) zu übernehmen.

    Bei der Recherche fand ich einen mir unbekannten "Würzburg(er)" (Jude), da diese ja gezwungen wurden, deutsche Namen anzunehmen. So gibt es Nürnberger, Offenbacher, Frankfurter und eben auch Würzburger. Ich bin halt immer paff, was so nebenbei in google books Lesenswertes zu finden ist.

    Luitpold

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (25. Oktober 2023 um 16:56)

  • Lieber Luitpold,

    topp Recherche, wie immer. Wäre schön, wenn uns der liebe Hermann das Ergebnis seiner Überprüfung aus Österreich mitteilen könnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • und 6 Groschen hätte man nicht notieren dürfen, weil das in Österreich keine verstanden hätte.

    ...ach nee, aber die Schweizer konnten das ? Im Übrigen war Sachsen schon am 18.08.66 dem NDB beigetreten, so dass es fraglich ist, was ein 7 Tage später aufgegebener Feldpostbrief zum Ex-Bündnispartner nach Wien noch mit Feldpost zu tun gehabt haben soll.

    bayern klassisch
    16. November 2021 um 13:03

    + Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (25. Oktober 2023 um 20:03)

  • Morsche Tim,

    ich verstehe leider deine Frage nicht - die Schweizer haben nie in Groschen gerechnet.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    es geht um das Prinzip, das Du da einfach so in den Raum stellst, dass eine Portoforderung in der Währung der Aufgabepost von der/einer Abgabepost mit anderer Währung nicht verstanden worden sein soll. Und das auch noch im Postverein. Das begreife ich nicht. Wenn bspw. ein mit Marken unterfrankierter Brief aus Sachsen nach Ösiland gelaufen ist, dann muss doch in Sachsenland erst einmal angeschrieben worden sein, was A) in Groschen fehlt und B) in Groschen als Portozuschlag anfällt, damit Ösiland überhaupt weiss, dass es in seiner Währung das entsprechende Nachporto beim Empfänger abzukassieren hat. Dass das alles schon in Sachsenland mundgerecht für Ösiland umgerechnet worden sein sollte, sowas würde ich gerne mal sehen.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Morsche Tim,

    es war von 1850 bis 1867, also in der gesamten Zeit des DÖPV, stets Vorschrift, wonach in der Währung der Abgabepost allein zu taxieren war (ob bei Portobriefen, oder Unterfrankaturen spielte keine Rolle).

    Das hat man ein paar Mal falsch gemacht, aber zu 99% richtig. Steht so in jedem Vertrag und unterfrankierte Briefe aus einen Groschengebiet in ein Kreuzergebiet et vice versa kannst du hier im Forum sicher vieldutzendfach finden.

    Kamen, entgegen der Vorschrift, Briefe in falscher Währung taxiert an, musste die angeforderte Gebühr in die heimische Währung umgerechnet ("reducirt") und notiert werden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • So,

    und jetzt haben wir es vorliegend nicht mit der von Dir immer als Standart gesetzten Zivilpost, sondern mit Feldpost zu tun, die evtl. erst einmal in andere Hände geraten ist, die das mit DÖPV-Vorschriften nicht so auf dem Schirm gehabt haben ?

    Schönen Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... ich kenne nicht die personelle Ausstattung der involvierten Poststellen, aber normalerweise waren alle Feldpostler im richtigen Leben ja Postbeamte, die sich sicher mit den Vorschriften gut auskannten (bei Bayern habe ich mal gelesen, dass man eher die "besseren" Beamten zu diesem Dienst hinzu zog, weil die Anforderungen weitaus höher waren, als die, die man einem Dorfpostler zugemutet hätte).

    Ob das für Sachsen und Österreich, oder wen auch immer, auch galt, weiß ich aber nicht.

    Spätestens in Österreich war aber mit der Feldpost Schluß, denn die Abgabepost hatte ja mit der Feldpost nichts zu tun und der Briefträger dort auch nicht; der hätte aber, würde die "6" authentisch sein, jetzt 6 Neukreuzer vom Empfänger kassieren müssen. Nach Beikassierung dieser 6 Nkr. hätte man diese an Sachsen vergüten müssen - da habe ich aber meine Zweifel.

    Evtl. hat Hermann vlt. doch Recht und es ist ein Krüppel für ein "P", also portofreie Dienstpost - dann hätten die Sachsen oder Österreicher aber in der falschen Farbe ihr P notiert, das wie eine 6 aussieht und allein damit schon für Verwirrung gesorgt. Portofreiheiten und Frankaturen waren stets in rot, Portopflicht aber immer in blau zu notieren und welchen Sinn sollte es machen, eine Portofreiheit in der Farbe der Portopflicht zu notieren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ich bleibe hartnäckig :) Das sächsische Armeecorps (ca. 16.000 Mann) lag auch nach dem Waffenstillstand vom 2. August bei Wien. Gekämpt hat es nicht mehr. Das Korps-Hauptquartier wurde in Schloss Hetzdorf aufgeschlagen. Dorthin ist der Brief an einen - ausdrücklich mit blau unterstrichen - sächsischen Hauptmann gelaufen und es wird dort garantiert ein sächsisches Feldpostamt gegeben haben. In Dresden, wo er aufgegeben worden ist, war demgegenüber längst schon ein preussische Besatzung eingezogen. Masterfrage: Hat man unter diesen Bedingungen von dort aus dann noch gebührenfrei einen Feldpostbrief an die mobile sächsische Truppe nach Österreich absenden können ?

    Gehen wir mal davon aus, dass man von dort aus wegen der am Aufgabeort Dresden neu eingetretenen "Herrschaftslage" eine Portoforderung gestellt hat.

    Dann ist der Brief garantiert nicht bei der österreichischen Zivilpost abgegeben worden, sondern vom sächsischen Feldpostamt eben beim Armeekorps in Schloss Hetzdorf. Dafür spricht der fehlende Ankunfststempel der/einer Zivilpostbehörde. Das noch mobile sächsische Feldpostamt hat den Herrn Hauptmann dann sicherlich nicht in der österreichischen "Gastgeber-Währung" abkassiert und das wusste man auch bei der Aufgabepost in Dresden. Die Friedensverhandlungen zwischen Sachsen und Preußen haben sich noch bis in den Oktober 66 verzogen, so dass das sächsische Korps erst dann in die Heimat zurückkehren konnte.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    das wusste ich nicht - tja, schwer zu beurteilen. Wenn man bei der Aufgabepost, wer dort auch immer, das Briefepaket Richtung Österreich verschlossen hat und auf die Beutelfahne und Briefkarte die sächsische Armee in Österreich notiert hatte, wäre deine Interpretation richtig. Schwer für einen Außenstehenden wie mich zu beurteilen, weil ich keine Kenntnis innerpostalischer Dinge zwischen Preussen, Sachsen und Österreich habe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Die 6 machen keinen Sinn und es ist fraglich, ob die Blauvermerke aus der Zeit sind ...

    Lieber Ralph,

    wenn die Blauvermerke nicht aus der Zeit sein sollten, brauchen wir uns gar keine Gedanken mehr zu machen.

    Gehen wir doch einmal davon aus, daß sie zeitgerecht angebracht worden sind, und zwar alle von gleicher Hand:

    Unstrittig dürfte sein, daß das Unterstreichen von "Feldpost" und "Sächsisches" einen Hinweis darauf darstellt, daß der Brief als Feldpostbrief portofrei gestellt werden sollte, wer auch immer diesen Vermerk angebracht hat.

    Tatsächlich wurden Briefe an in Österreich-Ungarn stationierte sächsische Einheiten bzw. deren Angehörige bis in den November 1866 hinein portofrei befördert.

    Was dazu nicht paßt, ist die Interpretation des "Kringels" als Taxziffer "6". Es auch könnte eine verunglückte Null sein oder irgend ein Zeichen, das sich unserer Interpretation entzieht.

    Dabei sollten wir es belassen, wenn sich nicht doch eine plausible und belegbare Deutung ergibt.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    eine salomonische Entscheidung - einigen wir uns auf portofrei mit Blauvermerk.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    meiner Meinung nach war das Thema "Portofreiheit für ausgerückte Militärs via Feldpost-Franchise" nach Ende des Krieges - gerade bei Staaten, die aufgrund des Kriegsausgangs das Bündnis/Lager wechselten - für die Betroffenen nicht offensichtlich, und hat häufig zu Unsicherheit hinsichtlich Frankaturzwang oder Portofreiheit geführt.

    Ich möchte da auf den unter post #666 vorgestellten Brief eines nassauischen Offiziers aus dem Lager bei Günzburg nach Frankfurt hinweisen, wo mit 9 Kr. frankiert und gleichzeitig "Feldpost" notiert wurde. Das Herzogtum Nassau wurde ja nach dem Krieg von Preußen einverleibt und die Offiziere vom preußischen Militär übernommen.

    Beste Grüsse vom
    µkern