Der Deutsche Krieg 1866

  • Klasse Brief - und dann noch an eine schleswig-holsteinische Prinzessin! 8)

    Der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg hatte Erbrechte in Schleswig Holstein, fiel aber während des deutsch-dänischen Krieges beim dänischen König in Ungnade und wurde verbannt. Im Jahre 1853 kaufte er das Schloss Primkenau ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo, ich hatte den Brief schon mal vor einiger Zeit eingestellt. Leider kam da keine richtige Antwort zustande. Nun mal meine Interpretation: Der Brief ist aus dem Feldzug von 1866, aus der Militärverwaltung Darmstadt wurden eingegangene Geldbeträge an Soldaten gesammelt und diesen kurz vor dem Einmarsch der Preußen in Frankfurt und Darmstadt weitergeleitet, sonst wären die Gelder ja dem Feind zugegangen und nicht den darbendenden Empfängern. An sich ist der Brief portofrei, da die Darmstädter Truppenverwaltung der Absender ist und die Gelder mit den Einzahlungsbelgen, Postschein und / oder Postanweisungen weitergeleitet hat an das Kommando der großherzgl.-hess. Division, die irgendwo zwischen Frankfurt und Aschaffenburg unterwegs war. Nun waren die Begleitpapiere etwas schwerer und im geschlossenen Begleitbrief eingelegt, d.h. wenn ein Paket-Begleitbrief über 1 Loth hat, wird er entsprechend mit dem noch zusätzlich fällig werdenden Briefporto belegt, daher die Kennzeichnung am linken Rand mit 9 Kreuzer. Diese wurden als Freimarke aufgeklebt und der Brief dem Adressaten zugestellt. Soweit klar? Oder hat da jemand eine andere Meinung dazu?

    Gruß Taxis 107

    Bild neu gelanden, links ist die 9, es ist ein sw-Bild, vermutlich ist die neun bei der Aufgabe in DA geschrieben worden und dann die Marke aufgeklebt und entwertet worden

  • Hallo Heinrich,

    bei 24 kilobyte Datenvolumgen kann man so gut wie nichts erkennen, um eine sinnvolle Antwort zu schreiben. Das 20fache wäre angenehm (Rückseite vlt. auch).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Heinrich,

    danke, aber das ist immer noch ein unpräziser sw - Scan, der für mich kaum zur Analyse taugt.

    Ein Farbscan mit 300 dpi wäre schon schön.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    also wenn der Stempel wirklich das Datum 13.7. (und nicht 15.7.) aufweist, war die hess. Division an diesem Tag noch nicht Richtung Odenwald unterwegs. Das Hauptquartier ist erst am Morgen des 14.7. von Bergen nach Babenhausen verlegt worden, am Tag des Gefechts von Aschaffenburg.

    Für mich macht eine Auffrankierung mittels Marke keinen Sinn, da es sich in jedem Fall um eine portobefreite Feldpostsendung handelte, für die ich - auch für den Fall gewichtigerer Begleitpapiere - keine Notwendigkeit einer Frankierung erkennen kann.

    Wie @bk schon schrieb - ein besserer scan, auch der Rückseite, wäre der Sache sicherlich dienlich...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern, vielen Dank für die Einschätzung. Das Bild ist aus einem Auktionskatalog von 1987, da war die Welt noch schwarz/weiß und eine Rückseite liegt nicht vor. Aber es gibt noch einen weiteren Brief, der vom gleichen Absender in der gleichen Angelegenheit gesendet wurde. Dort befinden sich zwei 6 Kreuzermarken drauf. Da war der Begleitbrief 4-fach, daher 4 x 3 xr als Briefporto, während die Taxe bei dem hier abgebildeten Brief nur 3-fach war, also 3 x 3 xr = 9xr. Das wäre ein logische Erklärung. NICHT portofreie Begleitbriefe (also vom Inhalt etwas schwerere als 1 Loth), die mit Marken frankiert wurden, sind mir bisher noch nicht vorgekommen, ich habe bisher von TT ca. 150 Markenfrankierte registriert.

    Dies wären die ersten beiden. Übrigens stand im Katalog beim sw-Brief, dass es sich um eine Expressbeförderung handeln würde. So dachte man vor 33 Jahren.

    Gruß Taxis 107

  • Hallo Heinrich,

    "Anbei eine Rolle mit 118 Gulden" lese ich da - also ein Wertbrief, der 2 Pfund 17 Loth wog. Die von Wilfried angesprochene Gebührenfreiheit galt nicht für die Fahrpost, wenn ich nicht irre.

    Den Brief hier halte ich für authentisch - den Anderen aber ... :?:

    Bei solchen Briefen ist die Siegelseite unabdingbar zu zeigen, um mit seiner Analyse sicherer zu stehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • LIeber Ralph, am 13.7. abends (es war ein Freitag) ging der sw-Brief als Fahrpostsendung portofrei von Darmstadt ab. Der andere am Sonntag abend, also der 15.7., nehmen wir mal an die letzte Fahrpost war schon weg und der Brief mußte egal wie, befördert werden. Auch bei den regulären markenfrankierten Briefen gibt es welche mit und ohne Fahrpostklebezettel. Am Montag 16.7. waren die Preussen bereits in Frankfurt. Das Geld mußte weg, bevor die Preussen kamen . . .

    Gruß Taxis 107 :)

    Mitglied im DASV

    Einmal editiert, zuletzt von TAXIS107 (10. Juli 2020 um 20:49)

  • Lieber Heinrich,

    so kann es natürlich auch gewesen sein - aber ohne Farbe und Rückseite bleibt es Spekulation. Ist in gepflegten Taxiskreisen bekannt, wer das gute Stück erworben hatte, bzw. heute noch hat?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Nun, das sw-Bild ist wie bereits erwähnt aus einer Auktion von 1987, das farbige aus dem TT-Buch Frankaturen. Dort ist es abgebildet als Feldpostbrief von 1866. Ohne nähere Angaben.

    Nur mit den beiden Abbildungen zusammen kommt man mit etwas Nachdenken darauf, warum bei dem einen 9 und bei dem anderen die 12 xr mit Marken frankiert sind. Fahrpostbegleitbriefe konnten erst ab 1.11.1866 mit Marken freigemacht werden. Vielleicht findet sich ja noch ein schlauer Taxenkenner, der uns dazu ergänzende Angaben macht . . . Schaun mer mal.

    Gruß Taxis 107 :)

    P.S. Selbstverständlich kann ich aus einem sw-Bild auch ein farbiges erstellen, nur das was du dann siehst ist eine aufgeblähte Datei, die sich aus 4 Farben zusammensetzt, aber immer noch sw ist. Und eine Rückseite ohne den Beleg, tja - da muß man warten, ob man eines Tages das Original zu Gesicht bekommt. Gerade bei den Fragen zu den Taxen ist die Rückseite immer wieder gefragt, auch bei den Auslandsdestinationen.

    Mitglied im DASV

    Einmal editiert, zuletzt von TAXIS107 (11. Juli 2020 um 14:53)

  • Liebe Freunde,

    ein Kuvert, das hinten nicht mehr vollständig ist, lässt die Kriegszeit 1866 wiederaufleben.

    Mit 25 Neukreuzern treffend frankiert für max. 1löthige Briefe aus Österreich nach der Schweiz wurde es am 23.6.1866 in Teplitz verfasst, jedoch zeigt der Stempel der Aufgabepost von Schönau bei Teplitz schon den 26.6.1866 an und 3 Tage brauchte man sicher unter normalen Bedingungen nicht für die Strecke eines Fußmarsches ...

    Wie dem auch sei, die Post in Schönau notierte das Weiterfranko für die CH korrekt mit 10 Neukreuzern.

    Empfänger des Briefes war Monsieur H. Durien chez Monsieur Z´Graggen in Altdorf, Kanton Uri in der CH.

    Siegelseitig sehen wir den badischen Bahnpoststempel vom 28.6.1866 Zug 7, der in Heidelberg um 01.30 Uhr abfuhr und am selben Tag um 09.35 Uhr in Basel eintraf. Ausweislich der Empfängernotiz hinten kam er wohl noch am selben Tag in Altdorf an.

    Die badische Bahnpost erhielt von Österreich 10 Neukreuzer (paritätisch 7 Kreuzer rheinisch, postalisch nur 6 Kreuzer für den 2. Rayon der CH) und bonifizierte 20 Rappen der CH - Postverwaltung, die damit zufrieden war. Baden hatte einen Kreuzer Gewinn gemacht ...

    In wieweit der Krieg seine Auswirkungen auf den Postlauf des Briefes hatte, weiß ich nicht, aber Kenner der Materie wissen sicher mehr darüber, als ich.

  • Lieber Ralph,

    ob und wie der Krieg den Laufweg und die Beförderungszeit des Briefes beeinflusst, hat kann ich dir leider auch nicht sagen.

    Aber ich danke dir für das Vorstellen dieses tollen Briefs,

    mitsamt der interessanten Beschreibung dazu:thumbup::thumbup:

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    es war mir eine Ehre - wir haben hier ja mit mikrokern einen, wenn nicht den besten Kenner des Krieges von 1866 im Forum, der ihn sich sicher auch noch zu Gemüte führen wird.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...ohne dem mikrokern vorgreifen zu wollen, aber im böhmischen Teplitz / Teplice dürfte man Mitte Juni 1866 schon arg vor den Preussen gezittert haben. Es lag zwar im Schutz des verbündeten Sachsen, da waren die Preussen aber nach der durch Österreich veranlassten Mobilisierung des (nichtpreussischen) Bundesheeres vom 14. Juni zwei Tage später schon einmarschiert. 46.000 Preussen der sog. Elbarmee standen dann 26.000 Sachsen gegenüber, welche sich auf böhmischen Boden um Teplitz versammelt hatten (siehe nachstehende Quelle, Bild Nr. 2).

    http://m-kummer.de/1866.html

    Der Hauptstoß der preussischen Elbarmee vor bzw. in Richtung der Entscheidungsschlacht vom 3. Juli 1866 bei Königgrätz erfolgte dann zwar ca. 100 km weiter östlich der Elbe über Rumburg, Hühnerwasser, Münchengräz (siehe o.g. Quelle, Bild Nr. 1). Aber in Teplitz / Treplice, wo es heute noch eine Kriegerdenkmal von 1866 gibt, dürfte zuvor ein ziemliches Durcheinander geherrscht haben. Von daher wundert das mit dem langen - aber eigentlich nur kurzen - Weg von Schönau nach Teplitz m.E. nicht.

    weiter verwendete Quellen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Coburger_Intrige

    https://books.google.de/books?id=bD4AA…Teplitz&f=false

    Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    3 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (9. August 2020 um 18:45)

  • :thumbup::thumbup::thumbup:

    Ich denke auch, dass Ende Juni 1866 dort ein heilloses Chaos war - vielen Dank für deine Ansichten und Quellen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ronald,

    klasse - vielen Dank. Liest man den Tenor, könnte man meinen, Österreich und die Südstaaten hätten den Krieg gewonnen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    nachdem der Pälzer schon so gut recherchiert hat (und der böhmische Kriegsschauplatz nicht mein Fokus ist), kann ich eigentlich nur die Frage nach dem Leitweg des Briefes aufwerfen.

    Das sächsische Armeekorps lag bis zum 19.6. im Raum Teplitz, um am 20. nach Osten abzurücken. Bei Teplitz selbst hat es 1866 zu keinem Zeitpunkt Kampfhandlungen gegeben. Allerdings ist gut vorstellbar, dass der Krieg direkte Auswirkungen auf die Postbehandlung hatte.

    Nachdem die sächsischen Eisenbahnen ab Mitte Juni ausgefallen waren, könnte der Brief über Prag und Karlsbad oder Pilsen durch Bayern nach Frankfurt spediert worden sein, um dann per badischer Bahn nach Basel gebracht zu werden. Oder hat jemand eine plausiblere Hypothese?

    Beste Grüsse vom
    µkern