Lieber VorphilaBayern,
Wo bekommst Du nur all die interessanten 66er Belege her?
Warum fliegen die nicht mir zu?
Wenn Du willst, stelle ich heute abend eine Transkription des Briefinhaltes ein.
Lieber VorphilaBayern,
Wo bekommst Du nur all die interessanten 66er Belege her?
Warum fliegen die nicht mir zu?
Wenn Du willst, stelle ich heute abend eine Transkription des Briefinhaltes ein.
Lieber VorphilaBayern,
Warum fliegen die nicht mir zu?
Nun, er ist halt schneller (zumindest im Dezember). Und sicher hat er noch ein paar Briefchen noch nicht gezeigt.
Nur ein Zwischenruf zu Post 734 und der Schlacht bei Königgrätz, zur Taktik der Preußen und Österreicher und die Mähr von Zündnadelgewehr.
Denn diese Waffe ermöglichte eine veränderte Kampfweise, die auch den Bayern zum Verhängnis wurde (nicht mehr in Linie zum Frontalangriff, sondern in Schützenschwärmen und eine eventuelle Deckung (kniend, liegend) ausnutzend. Hier aus einer österreichischen Militärzeitung folgender Auszug:
" Die österreichische infanterie war mit dem infanteriegewehr M1854 system lorenz bewaffnet, einem Vorderlader mit einem unterkalibrigen expressionsgeschoss. Diese Waffe war vielleicht der beste je militärisch genutzte gezogene Vorderlader und besaß eine hohe effektive Gefechtsentfernung. ein ausgebildeter schütze erreichte auf 200 m 97%, auf 300 m noch 71% trefferwahrscheinlichkeit. Dagegen besaß das Zündnadelgewehr eine wesentlich geringere effektive Gefechtsentfernung: auf 150 m 85% trefferwahrscheinlichkeit liegend, 75% stehend freihändig. Das lorenzgewehr zeigt sich hier also an Gefechtsentfernung und Genauigkeit deutlich überlegen - wenn es taktisch richtig eingesetzt wurde. es brachte nämlich überhaupt nichts, das feuer mit schlecht ausgebildeten schützen auf mehr als 300 m zu eröffnen, denn dann war die Wirkung im Ziel gering. Genau diese erfahrung machten die Österreicher 1859 bei solferino, als sie im Vertrauen auf ihr weittragendes Gewehr einfach unterlaufen wurden, weil die schützen die entfernungen falsch geschätzt hatten. Dies hatte weitreichende folgen, denn den hervorragenden neuen Waffen wurde Versagen unterstellt. Die (französische) taktik, mit dem Bajonett im schnellen stoß das feindliche feuer zu unterlaufen und den Nahkampf zu suchen, um die feuergeschwindigkeit des Zündnadelgewehrs zu neutralisieren, wurde zur (österreichischen) Maxime erhoben und 1864 bei Oversee „erfolgreich erprobt“. Allerdings kostete der sturmangriff auch damals schon 650 tote. Denn während in der sich im sturmlauf immer weiter verkürzenden Distanz die effektivität des Verteidigers sprunghaft stieg, feuerte der Angreifer gar nicht. Das mochte gegen veraltete dänische Vorderlader gut gehen, gegen die feuergeschwindigkeit eines Zündnadelgewehres hingegen war es tödlich. Aus diesen Details wird der Grund für die Niederlagen der österreichischen infanterie deutlich: Wann immer sie auf den feind traf, griff sie todesmutig mit dem Bajonett an und wurde vom Zündnadelgewehr zusammengeschossen. Bezogen die Österreicher eine gut verschanzte stellung wie bei Gitschin und nutzten die reichweite und Genauigkeit ihres Gewehrs aus, dann sah es für die Preußen schlecht aus. Aber die österreichischen Offiziere und Soldaten hatten nur den Bajonettangriff gelernt, sie waren so ausgebildet, ja darauf gedrillt worden. Das „Versagen“ dieser stoßtaktik führte zur massiven erschütterung des selbstbewusstseins sowie der siegeszuversicht der österreichischen soldaten. Der einsatzwert im Angriff gegen die siegreichen
preußischen Verbände war vollends geschwunden."
Übrigens kann man jedes Jahr dort in Culm die Schlacht "nacherleben" http://www.koniggratz1866.cz/ http://geschichte-u-reenactment.de/index.php?page…d&threadID=3102 / und noch viele andere Websites zum Thema gibt es
es grüßt Luitpold
Lieber mikrokern,
den gab's diese Woche mit Sofortkauf bei delcampe.
Du kannst ihn gerne für Deine Sammlung haben.
Es wäre schön, wenn Du den Briefinhalt für uns alle übersetzen würdest.
Beste Grüße von VorphilaBayern
den gab's diese Woche mit Sofortkauf bei delcampe.
Du kannst ihn gerne für Deine Sammlung haben.
Es wäre schön, wenn Du den Briefinhalt für uns alle übersetzen würdest.
Liebe Freunde,
das ist doch ein nettes Angebot von VorphilaBayern und auch ich würde mich sehr über eine Übersetzung
des Inhaltes freuen.....
Hallo,
euer Wunsch sei mir Befehl...
"Naumburg d.
3. Juli 66
Lieber Max!
Dein Brief den wir gestern erhielten machte uns viel Freude, indem wir erfuhren, dass es dir doch ziemlich wohl geht, und bis jetzt ausser Gefahr warst; doch wie steht es jetzt? Gieb uns ja so bald und so oft wie möglich Nachricht, wenn es auch nur ein paar Worte sind, denn wie wir lesen, haben heute Kämpfe stattgefunden und noch schwere in Aussicht.
L.M. schreib und doch im nächsten Brief welchen Posten du bekommen hast, ob bei den Kanonen oder bei der Feldschmiede, oder wie bisher als Ordonanzreiter, gib uns doch darüber Nachricht. Ist Euch das unglückliche Treffen von Langensalza noch nicht bekannt?
Die Preußen hatten nehmlich die Hanoveraner soweit zusammengedrängt dass sie nach langem Sträuben sich doch nicht anders halten konnten, und die Kapitulation annehmen wollten; doch in dem Augenblick wo sich die Preußen nähern, schießen die Hanov. mit Kartätschen drein, wo Preußen schreckliche Verluste an Todten u. Verwundeten hatten, die leicht Verwundeten über 100 sind nach Naumburg gekommen; natürlich waren die Hanoveraner in Überzahl, indem vielleicht 6000 Preußen 18 – 20000 Hanov. gegenüber standen. Doch den nächsten Morgen traf das Mandeufelsche C. [Corps] ein, welches die Hanov. ganz gedemüthigt hat, jetzt sind sie entwaffnet in die Heimath geschickt, gestern und vorgestern sind 15000 per Eisenbahn durch Naumburg gekommen.
Du hattest wohl in unserm letzten Brief falsch verstanden, wir meinten doch Feldtelegraph, nehmen sie dazu kein Militair? L. Max, um dies zu erleichtern, geben wir gleich ein geschriebenes Kuvert, nebst Briefbogen eingelegt, dass du schneller schreiben kannst. Ich will schließen indem ich dir noch die Versicherung von unser aller Wohlsein gebe, u. wir alle wünschen, dass Gott seine schützende Hand über dich halte.
Dies wünscht nochmals dein Eltern u. Geschw.[ister]
Alle Bekannten u. Freunde lassen dich grüßen u. dir Gesundheit wünschen"
Soweit der Inhalt. Der Passus " wir meinten doch Feldtelegraph, nehmen sie dazu kein Militair?" bleibt ohne Kenntnis der früheren Korrespondenz unverständlich.
Werde in den nächsten Tagen einen kurzen Überblick über den Verlauf des "Hannover-Feldzuges" mit dem für das Königreich Hannover unglücklichen Ausgang geben, der dem Briefinhalt den passenden Rahmen geben sollte.
Lieber mikrokern,
herzlichen Dank für das Erstellen des Textes.
Beste Grüße von VorphilaBayern
Hallo,
im Anhang ein kurzer Überblick über die Rolle des Königreichs Hannover im deutschen Krieg 1866 und sein Ende nach der Kapitulation.
Zwei Anmerkungen zum Inhalt des Briefes (für dessen Erwerb ich mich bei VorphilaBayern herzlich bedanke!) seien mir gestattet:
Die Angaben über die Truppenstärken sind recht ordentlich; allenfalls die Zahl von 6000 Preußen (für die Brigade Flies) sind etwas tief angesetzt.
Der Passus "Die Preußen hatten nehmlich die Hanoveraner soweit zusammengedrängt dass sie nach langem Sträuben sich doch nicht anders halten konnten, und die Kapitulation annehmen wollten; doch in dem Augenblick wo sich die Preußen nähern, schießen die Hanov. mit Kartätschen drein" suggeriert eine verwerfliche Kriegslist. Tatsache ist jedoch, dass zwar Waffenstillstandsverhandlungen in Gange waren, diese jedoch ohne Erfolg blieben. Um " an der Klinge zu bleiben", sollte General v. Flies von Gotha aus dem vermeintlich nach Norden entweichenden Feinde folgen und die Hannoveraner angreifen (T. Fontane: Der Deutsche Krieg von 1866, Band 2), worauf diese sich natürlich wehrten und zum Gegenangriff übergingen.
Um " an der Klinge zu bleiben", sollte General v. Flies von Gotha aus dem vermeintlich nach Norden entweichenden Feinde folgen und die Hannoveraner angreifen (T. Fontane: Der Deutsche Krieg von 1866, Band 2), worauf diese sich natürlich wehrten und zum Gegenangriff übergingen.
Das wurde von Zeitgenossen auch anders interpretiert, jedenfalls nicht angreifen ohne Unterstützung der anderen Korps. Das Ergebnis war ein völlig unsinniges Gefecht, wie schon damals 1866 kurz danch niedergeschrieben wurde. Und diese Zeilen sind erschreckend aktuell:
"Aber der Verlust an Menschen, an jungen kräftigen Menschen, wer kann ihn ersetzen? wer kann die Wunden heilen, die ihr Tod geschlagen? Und die Schmerzen, welche die Verwundeten gelitten und noch leiden, und die verlorenen oder verstümmelten Glieder, die sie lebenslang zu Krüppeln stempeln, wer mag sie dafür entschädigen?"
Weiter: Ach, und der Tod hat in der kleinen und doch mörderischen Schlacht bei Langensalza eine entsetzlich reiche Ernte gehalten! Ja, es ist
dieselbe, wenn man die Zahl der Kämpfenden in Betracht zieht, eins der blutigsten Treffen gewesen, welches die Kriegsgeschichte kennt: ein trauriger
Beleg zu der grauenhaften Tatsache, wie weit es unsere Zivilisation in der Kunst des Tötens gebracht hat.
Der hannoversche Verlust beträgt, nach amtlich publizierten (obwohl nicht ganz zuverlässigen und darum von uns ergänzten) Listen: Demnach verlor die hannoversche Armee 1393 Combattanten, wobei jedoch, die »Vermißten« nicht in Anschlag gebracht sind ...
Das Schlachtfeld bei Langensalza (Langensalza 1866)
Dort an der Unstrut Ufer
Halt dumpfer Donner her;
Von Bruderkampf erbebet
Der Boden weit umher.
Unzähl'ge blasse Leichen
Sind dort nach heißer Schlacht
Als furchtbar blut'ge Opfer
Dem Welfenstolz gebracht.
Die armen Mütter jammern,
Manch' Vaterherz wohl bricht,
Verlassne Bräute weinen;
Doch trösten kann man nicht.
Denn ihre Lieben fielen
Für Freiheit nicht, für Recht:
Nein, ihres Fürsten Selbstsucht
Riss blind sie in's Gefecht.
O stolzer Welfe hast du
Ein menschlich fühlend Herz
So muss es schier zerspringen
Vor übergroßen Schmerz.
Ja, wenn vielleicht nur einmal
Das Schlachfeld du gesehn
Du würdest niersinken
Und um Vergebung fleh'n.
Denn wisse, jene Leichen
Auf blutgedrängtem Feld
Sind fürchterliche Kläger
Vor'm Tribunal der Welt.
Die heil'ge Weltgeschichte
Hält strenge einst Gericht,
Und sie vergisst die Toten
Von Langensalza nicht.
Vielleicht kann man diese Treue nur aus dem Zeitgeist verstehen - für Gott, König und Vaterland!
Des Königs Verlautbarungen u.a.
An Meinen General-Lieutenant von Arntsschildt,
commandirenden General Meiner im Felde befindlichen Truppen.
Hauptquartier Langensalza, den 27. Juni 1866.
Indem ich Ihnen, Mein General-Lieutenant von
Arentsschildt, Meine warme Anerkennung für die Führung Meiner Armee in der
heutigen Schlacht, der Ich den Namen der Schlacht von Langensalza beilege,
ausspreche, und dem Stabe, den Generälen, den Commandeuren der einzelnen
Abtheilungen, so wie überhaupt den, ganzen Officier-Corps Meiner Armee für das
schöne Beispiel, mit welchem sie in der Schlacht vorangingen, Meinen innigen
Dank bezeuge, befehle Ich Ihnen, folgenden Erlaß an Meine Armee bekannt zu
machen:
Hauptquartier Langensalza, den 27. Juni 1866.
Ihr, Mein tapferes Kriegsheer, habt mit einer in der
Geschichte beispiellosen Begeisterung und mit einer noch nie dagewesenen
Willigkeit Euch auf Meinen Ruf und freiwillig in den südlichen Provinzen Meines
Königreichs, ja, selbst als Ich bereits von Meinem theuern Sohne, dem
Kronprinzen, begleitet, an der Spitze von Euch nach dem südlichen Deutschland
zog, noch auf dem Marsche um Eure Fahnen versammelt, um die heiligsten Rechte
Meiner Krone und die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit unseres theuern Vaterlandes
zu bewahren; und heute habt Ihr, in Meiner und Meines theuern Sohnes und
Thronfolgers Gegenwart mit dem Heldenmuthe Euerer Väter kämpfend, unter dem
gnädigen Beistand des Allmächtigen für unsere gemeinsame geheiligte Sache, an
dem Schlachttage zu Langensalza, einen glänzenden Sieg erfochten.
Die Namen der todesmuthig gefallenen Opfer werden in
unserer Geschichte mit unauslöschlichen Zügen prangen, und unser göttlicher
Heiland wird ihnen dort oben den himmlischen Lohn dafür verleihen. Erheben wir
vereinigt die Hände zu dem dreieinigen Gott, ihn für unseren Sieg zu loben und
zu preisen, und empfanget, Ihr treuen Krieger alle, den nie erlöschenden Dank
Eueres Königs, der mit feinem ganzen Hause und Euch den Herrn, um Jesu Christi
Willen, anflehet, unserer Sache, welche die seinige, weil sie die Sache der
Gerechtigkeit, seinen Segen zu verleihen.
Georg V., Rex.
Nachdem am gestrigen Tage, den 27. Juni, Meine ruhmreiche
Armee ein neues unverwelkliches Reis in den Lorbeerkranz geflochten, welcher
ihre Fahnen schmückt, hat Mir der commandirende General, General-Lieutenant von
Arentsschildt, und mit ihm die sämtlichen Brigadiers auf ihre militärische Ehre
und ihr Gewissen erklärt, daß Meine sämtlichen Truppen wegen der gehabten Anstrengungen
und wegen der verschossenen Munition nicht mehr kampffähig seien, ja, daß
dieselben wegen der Erschöpfung ihrer Kräfte nicht im Stande feien, zu
marschiren.
...
Da nun heute der commandirende General, General-Lieutenant von Arentsschildt, ferner die Anzeige gemacht hat, er habe
sich überzeugt, daß von allen Seiten sehr bedeutende und Meiner Armee bei Weitem überlegene Truppenmassen heranrückten, so habe Ich in landesväterlicher Sorge für Meine in der Armee die Waffen tragenden Landeskinder es nicht verantworten zu können geglaubt, das Blut Meiner treuen und tapfern Soldaten in einem Kampfe vergießen zu lassen, der nach der auf Ehre und Gewissen erklärten Überzeugung Meiner Generäle im gegenwärtigen Augenblicke ein völlig erfolgloser sein müßte.
Ich habe deshalb den General-Lieutenant von Arentsschildt beauftragt, eine militärische Capitulation abzuschließen, indem eine überwältigende Übermacht sich gegenüber befindet.
Langensalza, den 28. Juni 1866. Georg V., Rex.
Nach Ausbruch des Krieges im Juni 1866 hatten württembergische Truppen das feindliche Gebiet besetzt (wann?) und nach folgender Meldung vom 8. Aug. 1866 in der "Neuen Würzburger Zeitung" wieder verlassen:
"Hohenzollern, 4. August: Da der deutsche Bund sich aufgelöst hat und eine fernere Occupation der hohenzollern´schen Lande deshalb unthunlich erscheint, so hat die vom Bund gesetzte Behörde ihre Thätigkeit beendet. Die württembergischen Truppen bereiten sich zum Abzuge vor."
Nach der kurzen Besetzung des Regierungsbezirks Sigmaringen kehrte im August 1866 wieder preußische Zucht und Ordnung ein, wobei ein Jahr später offenbar auch die "wellness" für die preußischen Landwehr-Feldzugteilnehmer nicht vernachlässigt wurde.
Nach Ausbruch des Krieges im Juni 1866 hatten württembergische Truppen das feindliche Gebiet besetzt (wann?) - siehe Bild (gehört mir nicht, falls Urheberrechte verletzt sind, bitte Ad wieder löschen)
Hallo Luitpold,
vielen Dank für das Zeigen dieses Dokumentes, so etwas hatte ich gesucht!
Urheberrechte dürfte nach 150 Jahren wohl keine mehr geben...
Hallo Luitpold,
herzlichen Dank für den Bericht und dem Dokument zu Hohenzollern.
Nun müßten nur noch Belege aus dieser Zeit aus - und nach Hohenzollern
gefunden werden.
Beste Grüße von VorphilaBayern
Alles anzeigen
Liebe Freunde,--- möchte ich einen Brief, den ich in Österreich erwerben konnte vorstellen, der es im wahrsten Sinne des Wortes "in sich" hat
Der Brief läuft am 11.Juli 1866, also wenige Tage nach der verlorenen Schlacht von Königgrätz vom 3.Juli 1866 von Zittau/Ölmütz etwa 950km über
Österr-Bayern-Württemberg-Baden(Brunn-Linz-(Passau)-München-Augsburg-Ulm-Freidrichshafen-Constanz) im geschlossenen Packet und trägt
siegelseitig den AKST 16.7.66, Constanz, die fünf Tage Beförderungsdauer könnten, müssen aber nicht kriegsbedingt sein.Der glücklose österreichische Lieutnant dürfte nach den Eindrücken der gewaltigen Schlacht, die er erfreulicher Weise überlebt hatte einfach geklebt haben,
was da war und daher wurde der Brief, der ja auch portofrei als Feldpostbrief hätte laufen können, mit 5Nkr auf den Weg ins Badische gebracht.
Die korrekte Taxe wären natürlich 15Nkr(also 9Kr rheinisch) gewesen. Das erkannten auch die Postler und notierten "9".
(12Kr(9Kr plus3Kr Zuschlag)-3Kr verklebt=noch 9), Württemberg und Bayern erhielten nur 1,5Kr, der Rest wurde an Österreich rückvergütet.
Einer unbestätigten Notiz zufolge sollten bezüglich der Portofreiheit die Bestimmung gelten: "Daß in dem Falle, als das Haupt-Feldpost-Amt auf fremdes Gebiet verlegt wird, die einfach Briefporto-Taxe mit 5 Neukreuzer ohne Unterschied der Entfernung zu bemessen ist."
Könnte nicht daher diese Frankatur vorgenommen worden sein? Sicherlich gibt es österreichische Sammler, die dazu mehr sagen können.
PS Es gab ja noch einen ähnlichen unfrankierten Feldpostbrief - auch in Ihrem Besitze?
Es grüßt Achtungsvoll
Luitpold
PS
So kann man sich vorstellen, wie die Feldpostbriefe der einfachen Soldaten geschrieben wurden:
"Auch dem 1. Bataillon der Neununddreißiger (dem Schwester-Regiment des unsrigen) ward ein Besuch gemacht und der Verteilung der Briefe beigewohnt, die eben mit der Feldpost angelangt waren.
Auf unserer Promenade durch das Biwak sahen wir die Soldaten emsig beschäftigt mit der Korrespondenz. Unter jedem Strauch, in jeder Laubhütte lag ein Briefsteller; hier schrieb Einer auf seinem Tornister, dort lag Einer auf dem Bauch im Sand und korrespondierte auf einem umgekehrten Kochgeschirr, Andere hatten die möglichsten und unmöglichsten Stellungen eingenommen. Alles schrieb, denn jeder wollte den Seinigen mittheilen, dass er nach Österreich eingerückt sei.
Arme ((Preußische)) Feldpost! Was hatte sie während dieses Feldzuges zu leiden! Es gibt keine Armee in der Welt, die so viel korrespondierte wie die unsrige, die ja so eng mit der Familie zusammenhängt."
"Daß in dem Falle, als das Haupt-Feldpost-Amt auf fremdes Gebiet verlegt wird, die einfach Briefporto-Taxe mit 5 Neukreuzer ohne Unterschied der Entfernung zu bemessen ist."
Hallo,
soll das heißen, dass in dem Augenblick, wo ein "Auslandseinsatz" erfolgte, die Portofreiheit der Feldpost aufgehoben sein sollte? Kann ich mir jetzt gar nicht vorstellen und wäre kontraproduktiv. Bei den süddeutschen Verbündeten und den Preußen war das ja auch nicht der Fall. Feldpost war nach Dislocation der Truppen,also Ausrücken aus den Garnisonen, gebührenfrei - überall.
Vielleicht kann der Referent für Feldpost 1866 vom Österreichischen Philatelistenverband
Horst HORIN
Getreidemarkt 1/VÖPh
1060 Wien
Tel.: 01/587 64 69 12
[list]
[*]Klassische Feldpost bis 1866
[*]Österreichische Feldpost 1914 bis 1918
mehr dazu sagen:
http://www.voeph.at/index.php?id=65
Luitpold
Nur ein Zwischenruf zu Post 734 und der Schlacht bei Königgrätz, zur Taktik der Preußen und Österreicher und die Mähr von Zündnadelgewehr.
Denn diese Waffe ermöglichte eine veränderte Kampfweise, die auch den Bayern zum Verhängnis wurde (nicht mehr in Linie zum Frontalangriff, sondern in Schützenschwärmen und eine eventuelle Deckung (kniend, liegend) ausnutzend.
Bereits 1868 beschrieb Wilhelm von Willisen (1790 – 1879) , Königl. Preuß. General-Lieutnant a.D. diese neue Taktik. Auch wenn das jetzt mit der Post nichts zu tun hat, es könnte allgemein interessant sein gegen die These, das Zündnadelgewehr hätte mit den Sieg Preußens gebracht.
".... wenn nicht auch auf diesem Kriegstheater durch den Verlauf aller der Gefechte, in welchen man gegen das
Zündnadelgewehr und sein verheerendes Schnellfeuer mit der sogenannten
Sturmtaktik vorgegangen, eine Taktik, welche besonders durch manche Erfolge in
den Radetzki'schen Feldzügen*, und namentlich durch manche schöne Tat des
tapferen, nunmehrigen Feldzeugmeisters Benedek selbst sich zu hohem Ansehen
erhoben hatte, durch die kolossalen Verluste, welche man dabei jedes Mal
erlitten hatte, zu der Überzeugung gekommen wäre, dass sie gegen die neue Waffe
völlig unanwendbar sei und nur zu Niederlagen führen müsse überall da, wo der
Gegner nicht etwa durch grobe Fehler auf anderen Gebieten als dem der
unmittelbaren Waffenwirkung sich seines Vorteils verlustig mache, worauf doch
nach den Erfahrungen bisher nicht zu rechnen war. Nicht nur die ungeheuren
Erfolge in Böhmen wurden zurzeit allein der unwiderstehlichen Wirkung der
Hinterlader zugeschrieben, man hatte es selbst erfahren, was sie leisten, wenn
man sich ihnen mit dem brüsken Angriff entgegenwirft. Bei Immelborn hatte der
tapfere Oberst Aldosser bei einem nächtlichen Anlauf, wo er zu überfallen
dachte, in kürzester Zeit die empfindlichsten Verluste erlitten, er selbst
wurde verwundet, der Feind hatte kaum einen Blessierten, ebenso als am 3. Juli
am Abend eine Compagnie das schwach besetzte Dermbach erstürmen wollte, verlor
sie in wenigen Minuten 40 Mann, während der Feind auch hier kaum einen
Verwundeten hatte.
Auch am 4. Juli waren die Verluste überall da, wo man angegriffen hatte und wo man mithin ungedeckt gegen das stets im Liegen oder bei leichter Deckung abgegebene Schnellfeuer des Hinterladers vorgehen musste,
so unverhältnismäßig groß gegen alle bisherige Erfahrung gewesen, und diese
Erfahrung hatte sich bei Laufach, wo die Darmstädtischen Truppen sehr
unerschrocken vorgingen, und ebenso bei Kissingen und Tauber-Bischofsheim so
schlagend bestätigt, dass selbst Männer wie General v. d. Tann, der doch
überall, wo er sich je gezeigt, von Allen stets willig als der Tapfere der
Tapferen gepriesen worden, nachdem er sich bei Kissingen absichtlich und um die
Erfahrung in nächster Nähe zu machen, in die Tirailleur-Linie begeben, wo er
aber bei dem wahren Kugelregen bald selbst am Halse so getroffen, dass die tödliche
Wirkung nur von der festen Stickerei des Kragens gebrochen wurde, dass auch
dieser seine Überzeugung dahin ausgesprochen,
dass die sogenannte Sturmtaktik, der er selbst bisher entschieden das Wort geredet, so sehr ihn auch schon
einige Erscheinungen aus dem dänischen Kriege von 1864 bedenklich gemacht,
gegen die Zündnadel nicht mehr anwendbar sei, der Angriff müsse sich vielmehr andere
Wege für seine Erfolge suchen, und die wahre Sturmbewegung, mit welcher die
ganze Welt sich mit Hinterladern zu versorgen trachtet, liefert den Beweis, wie
allgemein und plötzlich sich die gleiche Überzeugung überall hin verbreitet
hat.
Weiter: "So wurde nun auch am 26. Juli bei Hettstadt und Üttingen verfahren, man ((Bayern)) ließ sich angreifen, wobei das weiter tragende und wie man glaubte bemerkt zu haben, auch besser schießende Podewilsgewehr die Zündnadel nicht zu fürchten habe... ".
Luitpold
Hallo,
vom lieben Magdeburger konnte ich dieses Kuvert von Magdeburg vom 21.6.1866 nach Heidelberg (Ankunft 23.6.1866) erwerben, das bereits im post #96 vorgestellt wurde.
Damals hatte ich noch für den Standardleitweg Magdeburg-Hannover-Kassel-Frankfurt-Heidelberg plädiert mit der Begründung, dass es in diesen Tagen zwar Truppenbewegungen entlang der Linie Hannover-Kassel gegeben hätte, die aber wohl keinen Einfluss auf die Briefbeförderung gehabt hätten, da der Brief bereits zwei Tage nach Aufgabe am Zielort eingetroffen war.
Heute weiß ich es besser. Die hannoversche Armee hat auf ihrer Flucht vor den Preußen von Hannover nach Göttingen am 17./18.6. die Eisenbahn gründlich zerstört, um dem Feind die Verfolgung zu erschweren, weshalb die Division Goeben, die Hannover am 19.6. in Richtung Göttingen verlassen hatte, den beschwerlichen Fußmarsch antreten musste. Weiter südlich hatte die Division Beyer auf ihrem Weg von Wetzlar nach Kassel, das am 19.6. besetzt wurde, die Eisenbahnverbindung nach Frankfurt ebenfalls zerstört, um keine bösen Überraschungen durch Truppen des sich im Raum Frankfurt formierenden VIII. Bundeskorps zu erleben.
Man kann mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass die Strecke Hannover-Kassel-Frankfurt zwischen dem 17. und 27.6. (Gefecht von Langensalza) der zivilen Briefbeförderung per Eisenbahn nicht zur Verfügung stand. Da auch viele Verbindungen von Sachsen nach Süden unterbrochen waren (z.B. Leipzig-Hof), blieb nur die Umleitung über Köln, also Hannover-Köln-Frankfurt.
Auch wenn dieser Leitweg nicht explizit (wie etwa beim Brief von Berlin nach Frankfurt vom 24.6.1866, s. post #714) angeschrieben wurde, bleibt dennoch keine andere Möglichkeit aufgrund der nur zweitägigen Beförderungsdauer.
Lieber mikrokern,
traumhafter Brief und erstklassige Beschreibung - ohne dein Wissen, wäre der kaum hinsichtlich seines Laufweges richtig zu beschreiben. Hab Dank dafür.
Liebe Sammlerfreunde,
dann dürfte die von mir gezeigte Ganzsache (Abschnitt "651"
von Peine (Hannover) nach Stuttgart (Württemberg) mit Ver-
merk "via Köln" vom 27. Juni aus dem Jahr 1866 sein und den
selben Weg genommen haben, den die Ganzsache in Abschnitt
"776" vom 21. Juni 1866 genommen hat.
Beste Grüße von VorphilaBayern
Lieber VorphilaBayern,
jaaaaaaaa, ganz nach meinem Geschmack! Ein weiterer Beleg für diese hochinteressante Phase des Krieges, der dokumentiert, dass es am Tag der Schlacht von Langensalza - als sich alles eher im Osten konzentrierte - immer noch kein Durchkommen "Hannover-Kassel-Frankfurt" gab.
Wenn Du den mal nicht mehr brauchst...
Hallo zusammen,
wow
Postgeschichte in Reinkultur!
Viele Grüsse
Christian