Bayern - Österreich 1819 bis 1842

  • Lieber Hermann,

    ein super Brief und die Umstände in und um Berchtesgaden kannte ich vorher noch gar nicht, werde aber ab jetzt darauf achten (das Postaufkommen dort war aber auch sehr gering damals).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    in Ergänzung zum Brief in Abschnitt 160, folgender Brief: Barfrankierter Brief (Siegelseite 10 Kr.C.M.) aus Hall bei Steyr (Österreich), aufgegeben in Linz an der Donau (Österreich) an den Kaufmann Clemens Krüger in Schellenberg (Bayern) vom 3. Oktober 1819. Siegelseite Durchgangsstempel Salzburg vom 6. Okt. 1819. Briefe aus Berchtesgaden und Schellenburg und umgekehrt wurden über Salzburg nach und aus Bayern geleitet, obwohl in Berchtesgaden bereits seit 17.4.1813 eine Posthalterei und seit 1816 eine Postexpedition bestand. Im Postvertrag Bayern - Österreich vom 15.3.1819, der am 1. Mai 1819 in Kraft trat, wurde u.a. folgendes geregelt: 2 x wöchentliche Botenpost "Berchtesgaden - Salzburg" auf Kosten der königl. bayer. Posten. Bei diesen Brief erfolgte von Salzburg bis Schellenberg die Beförderung mit dieser Botenpost. Es ist daher kein Portovermerk für den Empfänger vorhanden.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Berchtesgaden bekam am 17.4.1813 eine Posthalterei und ab 1816 eine kgl. bayerische Postexpedition. Es bestand schon früher eine Botenverbindung von Berchtesgaden über Schellenberg nach Salzburg. Dieser Botengang mit Salzburg ist durch die Bötin Elisabeth Mooslechner nachgewiesen. Am 1.11.1810, nachdem Berchtesgaden am 12.9.1810 zu Bayern kam, wurde dieser Botengang von der königl. bayer. Postdirektion bestätigt und weiterhin aufrechterhalten. Das Postlokal der Bötin war im Hause von Christian Mundigl (später Cafe Forster). (Quellen: Vorphilahandbuch Bayern von Friedrich Pietz - Berchtesgaden). Im Postvertrag Bayern - Österreich vom 15.3.1819 der am 1. Mai 1819 in Kraft trat, wurde u.a. folgendes geregelt: 2 x wöchentliche Botenpost "Berchtesgaden-Salzburg" auf Kosten der königl. bayer. Posten. Hierzu folgender Portobrief aus Berchtesgaden nach Tittmoning vom 9. Juni 1819 (6 bis 12 Meilen bis 1/2 Loth = 4 Kreuzer). Der Brief wurde von der Botenpost bis Salzburg (Österreich) befördert. Ob es ab 1.5.1819 weiterhin Frau Mooslechner war, kann ich nicht sagen. Von Salzburg aus wurde der Brief bis Laufen (Bayern) befördert. Diese reitende Post war wöchentlich zweimal (auf Kosten der österreichischen Post). Von Laufen aus lief der Brief mit der bayerischen Post bis Tittmoning. Der Empfänger bezahlte 4 Kreuzer Porto.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief: Dienstbrief vom königl. bayer. Rentamt Berchtesgaden an das kgl. bayer. Pfarramt St. Zenno in Reichenhall vom 22. Februar 1820. Im Postvertrag Bayern - Österreich vom 15.3.1819 der am 1. Mai 1819 in Kraft trat, wurde u.a. folgendes geregelt: 2 x wöchentliche Botenpost "Berchtesgaden-Salzburg" auf Kosten der königl. bayer. Posten. Der Brief wurde von der Botenpost bis Salzburg (Österreich) befördert. Von Salzburg aus wurde der Brief bis Reichenhall (Bayern) befördert. Diese reitende Post war wöchentlich viermal (auf Kosten der österreichischen Post) und lief von Salzburg (Österreich) über Reichenhall (Bayern) nach Unken (Österreich).

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • und noch ein Brief: Portobrief aus Berchtesgaden nach Nürnberg vom 29. Oktober 1838. Ankunftsstempel von Nürnberg vom 31. Oktober. Empfänger bezahlte 12 Kreuzer Porto (30 bis 36 Meilen bis 1/2 Loth = 12 Kreuzer). Im Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz zu Berchtesgaden steht: 1825: Reitpostkurs Laufen - Berchtesgaden über Teisendorf. Der Brief lief also mit der bayerischen Post ab Berchtesgaden, Reichenhall und Teisendorf nach Laufen. Ab Laufen ging es dann mit der bayerischen Post weiter nach Nürnberg. Im Jahre 1825 steht auch, daß die Botenpost mit Salzburg von 2 x - auf 5 x wöchentlich erhöht wurde.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    von Berchtesgaden findet man häufiger Briefhüllen vom kgl. bayer. Hauptsalzamt Berchtesgaden an die kgl. bayer. General Bergwerks und Salinen Administration in München, auch ganz gedruckte Adreßseiten. Hierzu folgende Briefhülle vom 14. September 1824 mit dem Aufgabestempel "R.4.BERCHTESGADEN", der nicht mehr lange in Verwendung war und durch einen Einzeiler "BERCHTESGADEN" abgelöst wurde. Dieser lief mit der Botenpost nach Salzburg (auf Kosten der bayerischen Post) und von da bis Reichenhall (auf Kosten der österreichischen Post). Von da ging es dann weiter nach München. Die zweite Briefhülle (gedruckte Adreßseite) vom 12. Juli 1829 von Berchtesgaden nach München. Diese lief sicherlich mit dem seit 1825 bestehenden Reitpostkurs von Berchtesgaden über Reichenhall und Teisendorf nach Laufen, bis Reichenhall und von da weiter bis München. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, daß der Brief auch mit der Botenpost bis Salzburg (im Jahr 1825 von 2 x wöchentlich auf 5 x wöchentlich erhöht) befördert wurde und von da bis Reichenhall. Von dort dann weiter nach München.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief: Dienstbrief vom königl. bayer. Landgericht Berchtesgaden nach Stockach (Großherzogtum Baden) vom 23. Oktober 1820. Im Postvertrag Bayern - Österreich vom 15.3.1819 der am 1. Mai 1819 in Kraft trat, wurde u.a. folgendes geregelt: 2 x wöchentliche Botenpost "Berchtesgaden-Salzburg" auf Kosten der königl. bayer. Posten. Der Brief wurde von der Botenpost bis Salzburg (Österreich) befördert. Von Salzburg aus wurde der Brief bis Reichenhall (Bayern) befördert. Diese reitende Post war wöchentlich viermal (auf Kosten der österreichischen Post) und lief von Salzburg (Österreich) über Reichenhall (Bayern) nach Unken (Österreich). Ab Reichenhall dann weiter mit der bayerischen Post über München nach Stockach.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Kollegen,

    hier ein Teil-Franco-Brief von 12 g des Landgerichts Forchheim an das k.u.K. ??? Gericht in Sichartskirchen / Österreich vom 20. Oktober 1828. Die Forchheimer versuchten zunächst das Schreiben als Portobrief zu Lasten der Ösis laufen zu lassen und schrieben "Porto Jenseits" (Man kanns ja mal versuchen). Zwengs weil dem Grenzfrancozwang wurde dies gestrichen, durch den Vermerk "Frei bis zur Grenze" ersetzt und auf der Rückseite 18 Kr. rh. für einen Brief der Gewichtsstufe II (0,5 - 1 Loth) und einer Entfernung von 30-36 Meilen (Grenze bei Salzburg ?) ersetzt. Die Österreicher erhoben für die restliche Strecke den Betrag von ??? Kr. cm zu Lasten des Empfängers, die auf der Vorderseite mit Rötel notiert wurden.

    Was dort angeschrieben wurde, erschließt sich mir allerdings nicht: Von "m" über "römisch III" zu "arabisch 14 oder 111" kann das so ziemlich alles bedeuten, möglicherweise auch 3 Peitschenhiebe mit der Neunschwänzigen für den Empfänger.

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber Klaus,

    Briefe mit Verteilung nach der neunschwänzigen Katze müsstest du in den Thread "England - Overseas" 18. und 19. Jahrhundert einstellen ... :P

    Wenn der Zielort Sieghartskirchen heißen soll, wäre die Leitung über Passau - Linz wahrscheinlich. Der Empfänger zahlte 14x für einen einfachen Brief.

    Die roten Vermerke hinten sind interner und nicht postalischer Natur.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für die Info bezüglich Porto, Leitweg und Ankunftsort.

    Die Forchheimer schreiben auch im Brieftext permanent von Siehartskirchen.

    Lieber Klaus,

    Briefe mit Verteilung nach der neunschwänzigen Katze müsstest du in den Thread "England - Overseas" 18. und 19. Jahrhundert einstellen ... :P

    Werde mich bemühen einen aufzutreiben

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo Klaus,

    mach aus dem Siehartskirchen ein Sichartskirchen, dann passt es. Man schrieb vor ca. 200 Jahren Ortsnamen gerne wie man sie aussprach. Wer spricht schon so deutlich Sieg-hartskirchen?

    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Freunde,

    Armensachen ins Ausland erhielten sich am meisten nach Österreich, auch wenn sie das nicht zur Massenware macht - ein schönes Beispiel dafür ist ein Brief aus Bayreuth vmo 30.7.1840 mit den Vermerken "Armensache" und "Aerarialsache" des kgl. Kreis- und Stadtgerichts an den Magistrat der Stadt Wien, wo der Brief am 4.8. ankam.

    In Bayern war er frei bis zur Grenze als dienstliche Armensache, in Österreich aber portopflichtig und mit 28 Kreuzern Conventionsmünze als Brief über 1/2 bis 1 Wiener Loth taxiert worden. Rückseitig sehen wir den Wiener Vermerk "Pt 29x" für "Porto 29 Kreuzer", so dass wir noch einen Kreuzer Botenlohn unterstellen dürfen.

  • Liebe Freunde,

    in Nürnberg wurde am 1.8,.1828 an die bekannte Firma J. J. Voith in Steyr/Österreich ein Brief mit anhängendem Muster ohne allen Werth aufgegeben, der dem Grenzfankozwang unterlag und somit vom Absender siegelseitig mit 15 Kreuzern bis zur öster.. Grenze teilfrankiert werden musste.

    Die Entfernung Nürnberg - Passau betrug 198 km in direkter Linie, was 26,5 Meilen entspricht, somit lag der Brief in der Entfernungsstufe über 24 bis 30 Meilen bis zur Grenze.

    Ein einfacher Brief ohne Muster hätte hierfür 10x gekostet, bezahlt wurden siegelseitig 15x. Grund für den Brief war die Bestellung von 1.000 Maultrommeln, jedoch wollte man erst ein Muster derart nach Steyr schicken, dass Voith sie auch richtig nachbauen konnte. Weil eine (absichtlich defekt gemachte) Maultrommel nicht in einen Brief passt, dürfen wir hier unterstellen, dass sie dem Briefe anhing, auch wenn das nicht expressis verbis vorne notiert wurde.

    Nach der Vorschrift des Reglements vom 1.12.1810 kosteten bei frankierter Aufgabe (doppelter Frankozwang) nur die Hälfte des tarifmäßigen Frankos, wenn der Brief, der angehängt war, bis 1/2 Münchener Loth wog, also einfach war. Das traf hier zu. Demnach kostet ein einfacher Brief MIT Muster ohne Wert 5x, 7,5x, 10x, 12,5x bzw. wie hier 15x bis 2,5 Loth.

    Österreich taxierte ihn mit 20x CM mit dem Hofkammerdekret vom 1.6.1817 über 6 bis 9 Poststationen korrekt in der 4. Gewichtsstufe ohne Musterermäßigungsanerkennung.

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen portofreien Dienstbrief in Bayern aus Heidenheim vom 6.9.1841 mit Postaufgabe 3 Tage später (!!) in Gunzenhausen am 9.9.1841, der an die k. k. Stiftsherrschaft in Klosterneuburg gerichtet worden war.

    In Bayern als Regierungs-Sache portofrei, war er mit seinen 3 Beilagen aber in Österreich portopflichtig. Die Post notierte daher für Auslandsbriefe über 1/2 bis 1 Wiener Loth 2 mal 14 = 28 Kreuzer Conventionsmünze in schwarzer Tinte und darunter, jetzt mit 2 Kreuzern Botenlohn, 30 Kreuzer CM als Endforderung an die österreichische Behörde.

    Von Wien sehen wir noch den Stempel vom 15.9.. Briefe aus dieser Zeit nach Klosterneuburg kenne ich nur mit diesen lila Tintentaxen, die Postgebühr und Botenlohn immer zusammengefasst haben.

    "By the way" - so sollten alle Fingerhutstempel aussehen!

  • Liebe Freunde,

    ein Brief des Landgerichts Lichtenfels an den Magistrat der Stadt Wien vom 12.5.1836 braucht eine erfahrene, postgeschichtliche Hand, sonst ist er schwer zu interpretieren.

    Der Absender versandte ihn als P(artei)-S(ache) portopflichtig in Bayern und notierte unten: "frey bis zur Grenze".

    Zuerst hallt der Beamte Kullmann vorne für die Richtigkeit gezeichnet, dann aber Neuberger, warum auch immer. Aber auf der Siegelseite sehen wir, dass der Absender 42 Kreuzer rheinisch bezahlt hatte.

    Weil er wichtig war, stempelte die Aufgabepost mit dem Fingerhutstempel und daneben Chargé, auch wenn der Absender diese Versandart hätte benennen sollen und vergab die lfd. Nr. 255 im Reco-Manual.

    An der Grenze angekommen wog man ihn in Österreich als 6. Gewichtsstufe und taxierte ihn mit 1f 24 (unterhalb der Rötel 6, auf die wir noch zu sprechen kommen), also 1 Gulden und 24 Kreuzer Conventionsmünze. Gerechnet wurde in Österreich 14 Kr. CM je halbes Wiener Loth, also 14 + 14 + 14 + 14 + 14 + 14 = 84 Kreuzer CM = 1 Gulden 24 CM.

    In Österreich erhielt er die Reco-Nr. 3, das Rötel-Kreuzer und den Zusatz Justizialsache, oder so ähnlich, was aber keinen Einfluß auf das Porto und die Behandlung hatte.

    Endlich wurden in Wien am 17.5.1836 6 Kr. CM Bestellgeld notiert, die die Gesamtkosten auf 1 Gulden und 30 Kreuzer CM hätten treiben können. Aber ausweislich eines inneren Gebührenvermerks wurden für den Brief nur Kosten von 1 Gulden 25 Kreuzer CM angesetzt. Damit können die hin und wieder auf solchen Briefen auftauchenden "6x" keine individuelle Botenabrechnung der Briefe sein, sondern wohl eher eine Pauschale.

  • Lieber Ralph,

    sehr interessant :thumbup::thumbup:

    Ich denke auch, dass es sich bei den notierten 6x , um keine Botenabrechnung handelt (das wäre ein sehr hohes Botengeld gewesen).

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    vielen Dank - vlt. war es eine Pauschale für den Boten, egal was an dem Tag ankam.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.