Bayern - Dt. Reich - Schweiz 1874

  • Hallo Pälzer,

    eine gute Kaufentscheidung ...

    Vlt. kann der liebe Erdinger noch weitere Fakten zu dem Stempel von Ludwigshafen beitragen, was die Datierung präzisieren würde.

    Schöne Pfingsten und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen!

    Gerade habe ich mal ein wenig mehr Zeit, um mir einige Beiträge durchzulesen und finde dann sowas hier :!:

    pälzer - der Brief ist dann wohl eindeutig in der falschen Sammlung! ;);(

    Glückwunsch zu diesem schönen Stück!

    Schöne Grüße vom
    bayernfarbenvielfaltverrückten
    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo Bayernfreunde,

    der mit einer 3-Kreuzer-Wappen frankierte Brief lief am 5.8.1870 von Harbatzhofen in Schwaben nach Berlingen in die Schweiz. Berlingen liegt auf der Schweizer Seite direkt am Bodensee.

    Nach dem Postvertrag zwischen Bayern (und weiteren deutschen Staaten) und der Schweiz vom 1.9.1868 kosteten einfache Frankobriefe (bis 1 Loth)
    - im Grenzverkehr zwischen bayerischen und schweizerischen Postorten, die nicht über 7 Meilen (Luftlinie) voneinander entfernt lagen, = 3 Kreuzer,
    - außerhalb des Grenzbereichs = 7 Kreuzer.
    Die Entfernung zwischen Harbatzhofen und Berlingen betrug 9,87 Meilen. Der Brief hätte also mit 7 Kreuzern frankiert werden müssen.
    Unterfrankierte Briefe wurden nach dem o.a. Postvertrag wie Portobriefe behandelt und kosteten 50 Rappen (= 14 Kreuzer). Der Wert der verwendeten 3-Kreuzer-Marke (= 10 Rappen) wurde jedoch angerechnet. 50 Rappen abzüglich 10 Rappen = 40 Rappen Nachporto, die von Bayern mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt wurden.
    Der Empfänger hatte also diese 40 Rappen (= 12 Kreuzer) nachzuzahlen!

    Der Brief lief von Harbatzhofen über "Constanz" in Baden zum gegenüberliegenden schweizerischen Kreuzlingen, von dort über Müllheim nach Berlingen (am Bodensee).
    Der Laufweg ist mit den sauber abgeschlagenen Stempel auf der Siegelseite schön dokumentiert.
    Auch eine aufgeklebte Siegeletikette ist so häufig auch aus dieser Zeit nicht zu finden.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    einen schöneren müsste man sich malen lassen - hier stimmt einfach alles! :P:P

    Die Korrespondenten damals glaubten, analog zu Österreich, Württemberg, Baden, Luxemburg, dem Norddeutschen Postbezirk und Ungarn, dass alle Briefe in "deutschsprachige" Länder ab dem 1.1.1868 nur noch 3 Kr. kosteten. Von Harbatzhofen aus wird es aber eher der Wunsch gewesen sein, noch innerhalb der 7 Meilenzone zu liegen, da hast du völlig Recht. Wenn du jetzt noch einen von einem weit von der Schweizer Grenze entfernten Ort findest, hast du eine perfekte Albumseite bzw. der Vorkommensmöglichkeiten unterfrankierter Briefe in die Schweiz zu diesem Postvertrag.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    dazu habe ich einen passenden Brief vom 24.9.1868. Taxbehandlung wie bei post 23.

    Hier sind allerdings die geklebten 3 Kreuzer umgerechnet in "10" Rappen angeschrieben. Es mussten ebenfalls 40 Rappen Nachporto bezahlt werden.
    Außerdem befindet sich noch der Herkunftsvermerk "boite" = Briefkasten auf dem Brief.

    Ich finde die beiden Briefe sind ein schönes Paar.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ich hätte, angesichts deines herrlichen Briefes, nicht gedacht, dass Dettmar Cramer damals schon gelebt hat ... :thumbup:8o

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    auch Dein schöner Brief kann sich sehen lassen.

    Ich denke, dass die Nachtaxe bei meinem Brief schon von Bayern (in blau) notiert wurde, während bei Deinem Brief die 10 und 40 von der Schweiz (mit Rötel) geschrieben wurden.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo zusammen,

    in den nachstehenden Auslandsbrief aus dem Jahre 1871 kann man sich in zweierlei Hinsicht durchaus vergucken: Einmal sieht er mit seinem Farbspiel ja schon recht hübsch aus, andererseits sind die vorderseitigen Notierungen etwas verfänglich.

    Man sieht zunächst - richtig verklebt - die im Jahre 1871 gültige Standart-Beförderungsgebühr von 7 Kreuzern für Briefe der 1. Gewichtsstufe in die Schweiz. Wozu dann aber der rote Weiterfrancovermerk von 3 Kreuzern ?

    Nun, der Ludwigshafener Postexpeditor wird wohl irrtümlich noch das nach dem Postvertrag von 1858 anzuwendende Weiterfranco von 3 Kreuzern ins 1. schweizer Rayon (bis 10 Meilen) notiert haben.

    Biglen liegt zum Grenztaxpunkt Basel Luftlinie in der Tat fast genau 10 Meilen entfernt. Nichts desto trotz war im Jahre 1871 nach dem neunen Postvertag von 1868 kein Weiterfranco mehr zu notieren, so dass der rote Taxvermerk durch Blaustiftkorrektur annulliert werden musste.

    Also letztendlich doch alles gut gelaufen. ^^


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    Auslandsbriefe mit korrigiertem, oder gestrichenem Weiterfranko sind immer gut zu haben, denn sie belegen, was man sonst auf Briefen nicht sieht: Wie dachte man bei der Annahme eines solchen Briefes?

    Der Vertrag, auf den du dich beziehst, wurde in Bayern im VO - Blatt Nr. 73 vom 29.8.1868 unter der Nr. 29.106 veröffentlicht. Ich habe hier den § 12 gescannt, der die "3" erklärt:

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    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00015e3ad7b6jpg.jpg]

    Ob man 1871 noch an dieser Form fest hielt, entzieht sich meiner Kenntnis. Es gibt auch Briefe, bei denen man 10/12 Groschen Weiterfranko auswies - der PV mit der Schweiz war aber deckungsgleich bzgl. der Manipulation mit allen anderen Vertragsstaaten auch, daher sollte es das eigentlich nicht geben. Aber bei Bayern gibt es bekanntlich alles - und noch mehr!! :P

    Schönes Stück mit kleiner PO dahinter - und von den Farben sogar etwas für unseren diesbezüglich bekannt anspruchsvollen bayern-nerv.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    vielen Dank für den VO-Auszug. Darin liest man nun, dass der schweizer Taxanteil (hier 3 Kr der verklebten 7 Kr) in den Karten weiter zu vergüten war. Ist dies dann so zu verstehem, dass es "kein Muss" gewesen ist, den nach dem 68er Vertrag zu vergütenden schweizer Anteil auch noch auf den Briefen zu notieren ?

    Oder hatte dies auf den Briefen - so wie es die o.a. Blaustift-Annullierung andeutet - prinzipiell nicht (mehr) zu erfolgen ? Und wer hat die Blaustift-Annullierung eigentlich durchgeführt ? Hoffentlich halte ich mit dem o.a. Beleg dem angesprochenen Farbvielfaltsanspruch von Sammlerfreund bayern-nerv stand. :thumbup:


    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    Zitat

    Darin liest man nun, dass der schweizer Taxanteil (hier 3 Kr der verklebten 7 Kr) in den Karten weiter zu vergüten war. Ist dies dann so zu verstehem, dass es "kein Muss" gewesen ist, den nach dem 68er Vertrag zu vergütenden schweizer Anteil auch noch auf den Briefen zu notieren ?

    eigentlich war es ein Muss, denn Baden rechnete ja mit der CH ab, was die Pfälzer Postexpeditoren nicht konnten. Umgekehrt verlangte die CH von Baden für jeden Brief 3 Kr. = 10 Rappen. Diese mussten ja irgendwoher kommen. Wenn Bayern sie nicht an Baden vergütet hätte, hätte Baden als Depp da gestanden, weil es je Brief mit diesem Betrag von der CH intern belastet worden wäre.

    Bei vielen Briefen aus der Pfalz in die CH sieht man diese 3 Kr. aber nicht, weil die interne Rechnung in den Briefkarten maßgeblich war und weniger das, was auf dem Brief notiert worden war.

    Zitat

    Oder hatte dies auf den Briefen - so wie es die o.a. Blaustift-Annullierung andeutet - prinzipiell nicht (mehr) zu erfolgen ?

    Eine gegenteilige Verfügung ist mir nicht bekannt, es könnte sie aber gegeben haben. Vermutlich hat Baden die 3 gestrichen - bei Briefen in die CH war kein PD - Stempel von bayerischer Seite erforderlich, daher brauchte auch ein Brief nicht unmittelbar an eine Postexpedition geleitet zu werden, die mit Baden kartierte, sondern konnte auch selbst den badischen Posten übermacht werden (z. B. Kandel, Maximiliansau, Germersheim usw.). Wäre ein Brief aus der Pfalz in ein Land gegangen, bei dem die PD - Stempelung Vorschrift gewesen wäre, hätte man ihn zuerst an die vorgesetzte Briefpostexpedition (i. d. R. Speyer) schicken müssen, wo er begutachtet, gewogen, taxiert und gegebenenfalls auch mit PD gestempelt worden wäre.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich möchte einen Brief vom 31.10.1874 aus Reichenhall nach Clarens in der Schweiz zeigen.

    Mit Vertrag wirksam ab 1.9.1868 wurden die Taxverhältnisse mit der Schweiz neu geregelt.
    Ein Brief bis 1 Loth kostete 7 xr, Briefe über 1 - 15 Loth 14 xr.
    Die Charge-Gebühr musste in Bayern ab 1.3.1874 mittels Marke frankiert werden.

    Der hier gezeigte Brief wurde als Brief der zweiten Gewichtsstufe zzgl. Charge-Gebühr mit 21 xr durch drei Stück Nr. 25 frankiert.
    Eine Frankatur, die ich noch nicht häufig gesehen habe.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    21 Kr.in die Schweiz sind äußerst selten, das sehe ich genau so - Glückwunsch zu dieser Rosine, die man erst einmal finden muss.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Peter,

    ein hübsches Damenbriefchen. :)

    Warum Memmingen nicht direkt auf Lindau kartierte, weiß ich nicht. Vlt. wollte man die Post um Württemberg herum leiten. Er dürfte mit dem Dampfschiff Lindau - Roschach (oder Romanshorn, das weiß ich aus der Hüfte nicht mehr) über den Bodensee gefahren worden sein - also ein astreiner bayerischer Überseebrief! 8o:D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich bin ehr zufällig an den nachfolgenden Brief gekommen und dachte sofort an die vorangegangenen posts 1 - 10.

    Der unter post 1 gezeigte Brief geht aus der Pfalz in die Schweiz, dieser hier aus Unterfranken ( 14.5.1874) ebenfalls dorthin.

    Dieser hier trägt ebenfalls, wie auch der Brief aus post 1, einen Rötelvermerk " 10 / 12 ".

    Ging dieser Brief den gleichen Weg?

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    um den Weg sicher zu sehen, müsste man die Siegelseite haben. Wenn dort nichts zu sehen ist, außer dem Ankunftsstempel von Bern, dann dürfte er über Reichsgebiet in die Schweiz gelaufen sein, wofür die Rötel 10/12 Groschen spricht, denn nur in diesem Fall musste das CH - Weiterfranko an das Dt. Reich vergütet werden, welches es der CH gab.

    Diesen Modus kann es erst ab dem 1.1.1872 geben, daher werden die Briefschaften nicht in die Hunderttausende gehen, die ihn zeigen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    du hast Recht (und Nils auch) - es sind 10/12 Grochen, nicht 9/12, wie ich ursprünglich geschrieben habe. Sorry, war wohl der Stress ... ;(

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Herr Sem war so nett, mir diese Pretiose zu überlassen, wofür ihm an dieser Stelle meinen besten Dank gesagt sei. :)

    Man nahm am 12.5.1874 in Erkheim bei Memmingen eine Ganzsache zu 3x und frankierte 4x auf, damit das Franko für einfache Briefe bis 15g in die CH passte.

    Gerichtet war der Brief an "Seiner Wohlgeboren Herrn Julius Kaftan Professor der Theologie in Basel". Bei dem Familiennamen musste ich erst einmal lachen und dachte an eine Rabbiner, da es deren in Basel zahlreiche gab, aber vlt. war es auch ein Konvertit, das habe ich noch nicht ergoogled.

    Siegelseitig, jetzt kommen wir zu den beiden Gründen des Erwerbs, zeigt uns ein Stempel der KGE (Königliche Güter Expedition) Sontheim vom selben Tag dort, dass auch Briefpost mit diesem Transitstempeln vorkommen kann.

    Schließlich folgt der Vermerk "direct", den ich schon auf mehreren Briefen in die CH gesehen habe, der aber in den Verordnungen nur für Fahrpostsendungen galt, nicht für Briefpostsendungen, wo er nicht vorkommen sollte. Eine Leitung über Lindau kann man also ausschließen. Die mir bekannten Briefe mit "direct" Vermerk (immer in blauer Kreide, immer dieselbe Hand), zeigen aber alle Leitungen nach und über Basel auf. Weiß jemand mehr?