Briefe, nach - und aus dem Bayerischen Wald vor Eröffnung der Postexpeditionen und Briefsammlungen am 1. Juli 1816

  • Liebe Sammlerfreunde,

    bis zum 30. Juni 1816 gab es im Bayerischen Wald keine einzige Postexpedition oder Briefsammlung. Wenn ein Brief dorthin lief, mußte dieser bis Straubing gesendet und von dort mit Boten in den Ort im Bayerischen Wald gebracht werden. Das gleiche mußte beim Versand eines Briefes gemacht werden. Mir sind bisher nur Briefe bekannt, die in Straubing bei der Postexpedition aufgegeben wurden. Hierzu ein Dienstbrief vom Rentamt Schönberg bei Grafenau vom 22. November 1806, der wahrscheinlich mit einen Dienstboten (denn es ist kein Botenlohn vermerkt) nach Straubing gebracht wurde (einfache Strecke 66 km). Dort aufgegeben mit Aufgabestempel "STRAUBING.R.4.", nach München. Präsentiertvermerk vom 30. November 1806. Briefe innerhalb des Bayerischen Waldes liefen sicherlich als Botenbriefe (ich kenne bisher keinen Brief). Vielleicht sehen wir hier dann welche.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    einen weiteren Brief möchte ich zeigen;

    Portobrief vom 27. Dezember 1805 von der Churfürstlichen Landesdirektion in München nach Cham (Oberpfalz - Bayern), wo dieser Brief bei der Postexpedition abgelegt wurde. Von da erfolgte die Bestellung durch einen Boten, der ihn nach ...... im Landgerichtsbezirk Kötzting (Niederbayern - Bayern) im Bayerischen Wald brachte. Siegelseitig Vermerk: Präsentiert am 16. Januar 1806 "Botenlohn bezahlt 12 Kreuzer". Somit kassierte der Bote zu den Porto von 6 Kreuzer, weitere 6 Kreuzer, die er bekam. Als der Brief am 16. Januar 1806 ankam, war Bayern bereits ein Königreich.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Mache ich gerne mit, normal nicht meine Zeit aber gehört zu der Heimatsammlung :)

    Mein Beitrag Nummer 1 zu diesem Thema Botenbrief nach Straubing, bei mir natürlich Bezug Regen.

    Ein "Caa Domini" Brief vom 18. August 1807 von Regen nach München:

    Zur königlichen Landesdirection in München

    Absender auf der Rückseite:

    Vom königlichen Landgericht Regen

    Zum Landgerichte Regen noch Informationen die mich als Heimatsammler sehr interessieren, im Rahmen der Landgerichtsreform wurden 1803 die Landgerichte Weißenstein und Zwiesel mit dem Landgericht Regen vereinigt.

    Zwiesel erhielt als Ausgleich des Rentamt (Vorläuferbehörde des heutigen Finanzamtes), darum sind doch einige Briefe vom Rentamt Zwiesel erhalten und tauchen auch immer wieder mal auf.

  • Lieber Hermann,

    ich lese "Podöd" ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bernd,

    schöner Brief - causa Domini war die früheste Bezeichnung für portofreie Dienstbriefe in Bayern, danach kam K.D.S., D.S. und dann lange R.S..

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Hermann,

    eine wunderbare Idee von Dir, einen Thread mit diesem Thema zu starten. Ich werde einmal in die Schachtel mit meinen Straubinger Vorphilabriefen eintauchen, bin aber eher skeptisch, etwas Diesbezügliches zu finden.

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    vielen Dank.


    Folgender Brief, den ich bereits in einen anderen Thread eingestellt habe, gehört auch hier her:

    Königliche Dienstsache vom königlich bayerischen Landgericht Regen (Kgr. Bayern) vom 22. Januar 1813. Aufgabestempel "STRAUBING.R.4." (Kgr. Bayern). Im ganzen bayerischen Wald gab es noch keine Postexpedition, erst ab 1816. Der Brief ging nach Welsberg (Kgr. Bayern - Tirol). Präsentiertvermerk vom 31. Januar. Interessant ist sicherlich auch der Inhalt.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Servus zusammen,

    hier ein coming-in Brief Regen, vor Eröffnung einer Postexpedition.

    R.D.S. Brief von Passau nach Regen.

    Passau war von 1806 bis 1839 Hauptstadt des Unterdonaukreises, dort dürfte für die Lokalschul-Inspektion Regen die übergeordnete Behörde gewesen sein.

    Stempel R.4. Passau 30. JUN. 1813 in roter Farbe.

    Vermerk 6x dürfte der Botenlohn gewesen sein.

    Eine Verordnung für den Botenlohn ist nicht bekannt, dieser wurde frei vereinbart bzw. ausgehandelt.


    Sollten Fehler in meiner Beschreibung vorhanden sein bin ich um Beiträge dankbar, nicht meine Zeit aber ich lerne (auch sehr in diesem Forum) gerne dazu.

    LG Bernd

  • Hallo Bernd,

    feines Stück!

    Man schreibt aber "incoming mail", es war eine "K.D.S." = Königliche Dienst - Sache und die 6x müssen ein Botenlohn gewesen sein, weil Postgebühren nicht mit Bleistift notiert werden durften.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... R.D.S. gab es nicht und bei Bayern gab es eh relativ wenige Franchisen (das ist der Oberbegriff für Gebührenfreiheiten) - sei froh, dass du nicht Preussen Vormarkenzeit sammelst, da gab es vielfach mehr.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bernd,

    ein sehr schönes und sehr seltenes Stück. Der Brief lief sicherlich von Passau nach Straubing und wurde von dort mit einen privaten Boten nach Regen befördert. Dieser kassierte 6 Kreuzer Botenlohn. Wahrscheinlich ging dieser private Bote regelmäßig und der Amtsbote, wie bei meinen beiden Briefen, nur wenn sich was angesammelt hat. Daher bei meinen beiden Briefen kein Botenlohnvermerk. Evtl. gab es nur private Boten und bei der Abgabe von Dienstbriefen ab Regen oder Zwiesel bekam dieser sofort den Botenlohn und dieser wurde nicht auf den Briefen vermerkt. Man bräuchte daher Belege die dies beweisen, oder z.B. Vermerke in den Akten der Landgerichte oder Rentämter aus dem Bayerischen Wald.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Hallo Will,

    ja, war Vorschrift, aber wie so oft bei Bayern hat man nicht gemacht, was man sollte.

    Der seltenste Verstoß gegen die Vorschriften beim portofreien Versand von Dienstbriefen war das Weglassen der Expeditions-Nummer. Das findet sich wirklich sehr selten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bernd,

    das könnte natürlich durchaus sein. Dann müßte es aber neben dem bisher belegten Botengang von - und nach Straubing (meine beiden Briefe sind in Straubing aufgegeben) weitere Botengänge gegeben haben. Z.B. nach Passau oder Cham. Habe aber bisher noch keine Briefe aus Regen oder Zwiesel gesehen, die in Cham oder Passau aufgegeben wurden.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgende Briefhülle als Königliche Dienst Sache von Regensburg nach Viechtach im Bayerischen Wald mit Vermerk "über Straubing ....". Dieses Wort kann ich leider nicht lesen. Der Brief ist vom 27. Juli 1813, als es noch keine kgl. bayer. Postexpedition oder Briefsammlung im ganzen Bayerischen Wald gab.

    Beste Grüße von VorphilaBayern