Postvorschuß im DÖPV vor dem 1.7.1858

  • Hallo, bis 1 fl 45 XR war das bei TT Briefpost, darüber Fahrpost.

    lieber Heinrich,

    soll das heißen, dass dieser Brief NICHT per Fahrpost versendet wurde? Ich ging davon aus, dass ALLE Vorschussbriefe zur Fahrpost gehörten.

    Kannst du da eine diesbezügliche Verordnung zeigen?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Erwin, bis zu einem Betrag von 1 fl 45 XR = 105 XR, war es bei Thurn und Taxis möglich/üblich, dass die Sendung per Briefpost befördert wurde. Ab 1 fl 45 mußte dies dann per Fahrpost befördert werden. Im Klartext: bis 105 XR lag der Kram bei der Briefpost in der Kutsche, bei Beträgen darüber lag er im Wertfach verschlossen in der Kiste der Kutsche.

    Wie das bei anderen Staaten war, habe ich nicht im Einzelfall drauf, aber es gibt da einige Veröffentlichungen dazu, z.B. vor etwa 40 Jahren von Helmut Herborn im DASV-Rundbrief (Beilage Postgeschichte und Altbriefkunde Nr. 45, Jahr 1977), sowie auch von mir in den TT-Mitteilungen in diversen Beiträgen. Dort sind die Einzelheiten nachzulesen.

    Das würde hier den Rahmen sprengen, dies in einer Mail bzw. in einem einzigen Beitrag alles reinzubringen.

    Gruß Taxis 107

    Mitglied im DASV

  • lieber Heinrich, danke.

    liebe Sammlerfreunde,

    ich dachte, ich hätte hier einen Postvorschussbeleg, der nett anzusehen aber ansonsten einfach zu erklären ist. War wohl eine Fehleischätzung.

    Nach allem, was bisher dazu geschrieben wurde, sowie unter Zuhilfenahme von Preußen-Handbuch und Hörter Fahrpost in Deutschland versuche ich jetzt mal diese Aufstellung:

    Vorschuss 25 Sgr. 87,5 xr

    Procura 1 Sgr. 3,5 xr

    Porto 1 Sgr. 3,5 xr kann hier nicht stimmen, da zweite Entfernungsstufe

    gesamt 104,5 xr, aufgerundet 105 xr = 1 fl 35 xr

    bei dieser Rechnung kommt mir nur das Porto zu kurz. Die Entfernung Coeln - Runkel betrug 15,6 Meilen, also zweite entfernungsstufe. Da wären 2 Sgr. bzw. 7 xr fällig gewesen.

    Es ist zum Verzweifeln. ?(

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Erwin, ich fragte nach der Innenseite. Da ist nix vorhanden.

    Also war das dann ein Briefkuvert, welches offen versendet wurde, von einer Zeitung an eine Behörde. Da war also eigentlich nur der Postvorschuß und die Procura vom Empfänger bei der Zustellung zu bezahlen. Begleitbriefe waren, wenn sie offen waren und keinen Inhalt hatten, "frei" zu versenden. Das diente also nur zum Begleichen der geforderten Geldsumme. Sozusagen ein Vorläufer der heutigen Begleichung einer Summe bei einer Banküberweisung oder einer Abbuchung. Auf dem Kuvert ist angegeben, dass es sich um eine Summe für ein Inserat handelt, das in Köln in einer Zeitung veröffentlicht wurde. Ich habe ähnliches von Nidda, wo der Drucker die Inseratgebühren ebenfalls per Postvorschuß bei den Adressaten einkassierte. Bzw. er bekam das Geld evtl. schon vor der Post in Köln bei der Aufgabe, nach der Rückmeldung aus Runkel nach Köln, mußte es an den Förderer (die Zeitung) spätestens ausbezahlt werden. Aber bei Kunden, die fóft auf diese Weise Geldforderungen hatten und beim Postamt, bzw. beim Expedienten bekannt waren, da wurde das Geld bereits im Voraus bezahlt.

    Da muss also gar nichts sonst irgendwie im Umschlag gewesen sein. Schau mal nach, ob der Umschlag evtl. Öffnungsspuren hat. Vermutlich nicht.

    Gruß Taxis 107

    Mitglied im DASV

  • Hallo Taxis 107,

    erstaunlich ist, daß in Nidda mit umgerechnet 8,9 Sgr alleine an Procura fast so viel gefordert wurde wie Hildburghausen insgesamt an Gebühren errechnet hatte.

    viele Grüße

    Dieter

  • Nun wird wohl klar, wie spannend das Thema Postvorschuss eigentlich ist.

    Ich stelle noch eine andere Belege dazu demnächst zusammen und lade die hoch.

    Gruß Taxis 107 :)

    Mitglied im DASV

  • lieber Heinrich,

    hier sind die scans des aufgeklappten Briefes , innen und außen.

    Wenn, wie du schreibst, bei inhaltsfreien Briefen kein Porto anfiel, dann ergäbe sich bei aufgerundeten Werten für die Auslage 88 xr + Procura 4 xr, zusammen also 92 xr. Fehlen also 3 xr.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo in die Runde

    der von Erwin gezeigte Beleg ist und bleibt eine Fahrpostsendung innerhalb des DÖPV. Eine teilweise Portobefreiung ist hier nicht möglich. Die Taxierung erfolgte jeweils für die einzelnen Posthoheiten bis zum jeweiligen Taxgrenzort, bzw. von dort weiter bis zum Ziel. Ggf. sind auch Transite durch weitere Posthoheiten zu berücksichtigen.

    Ganz anders kann es innerhalb der einzelnen Posthoheiten ausgesehen haben und dies ist grundsätzlich von den Bestimmungen des DÖPV zu unterscheiden. Innerhalb Preussens waren alle Postvorschußsendungen in Briefform auch nur mit der jeweiligen Brieftaxe zu versehen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • lieber Ulf,

    aber was heißt das jetzt für meinen Beleg? Wenn er nach den Fahrpostrichtlinien behandelt wurde, dann sind die 1 fl 35 xr zu wenig.

    Ich gehe doch mal davon aus, dass die blaue Auslage von 25 Sgr. in Köln angeschrieben wurden. die schwarze und rote 1 fl 35 xr sind doch warscheinlich in Runkel ausgeworfen worden. Wenn das so ist, könnte der Postbeamte da vielleicht die T&T Gepflogenheiten verwendet und sich nicht nach den Postvereinsvorschriften gerichtet haben?

    Ansonsten wüste ich nicht, wie ich auf den Betragvon 1 fl 35 xr kommen kann.

    Viele Grüße von einem im Moment etwas ratlosen Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Erwin, dein Brief ist sehr interessant.

    Er hat einen Aufdruck: NACHNAHME. Das ist für diese Zeit ungewöhnlich. Und es handelt sich um einen Vordruck, d.h. da muß es jede Menge Material geben, zumindest von der Cölner Zeitung.

    Ein Inhalt liegt nicht vor, nun gibt es ausserdem noch die Frage zu klären: Was ist in den 1 fl 35 XR enthalten? Was hat also die Zeitung angesetzt, bzw. ist in den 95 Kreuzern enthalten, bzw. nicht enthalten?

    Vermutlich hat die Zeitung die Kosten für den Versand in den 95 Kreuzern eingerechnet. So wären dann für die 25 Sgr = 95 Kreuzer die übliche Procura noch anzusetzen. Was hat man in Köln dafür genommen? Nur die Antworten auf diese Fragen führen zur Lösung dieses rätselhaften Briefes.

    In nassauischen Runkel hat man vom Empfänger, der "Landoberschutheißerei" die 95 Kreuzer kassiert.

    These: 27 Sgr sind angefallen für PV, Porto und Procura, 27 x 7 / 2 = 94,5 aufgerundet 95, wären dann 1 fl. 35 Kreuzer

    Gruß Taxis 107

    Mitglied im DASV

    Einmal editiert, zuletzt von TAXIS107 (20. Juli 2022 um 11:05)

  • Lieber Heinrich,

    was die Zeitung bekam, ist für mich offensichtlich, nämlich die 25 Sgr.

    Nicht klar ist hier doch nur, was die Post an Gebühren ermittelte.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo guy69, 2 Sgr für eine Petitzeile (8 Punkt) ist sehr "ordentlich", das wären dann 12 Zeilen gewesen und ein Rest von 1 Sgr.

    Da es keine Angaben dazu auf dem Brief gibt, werden wir wohl nie dahinter kommen, bei TT wurden da sonst irgendwelche Erklärungen auf dem Brief geschrieben, wie also hat Runkel von den 2 Sgr erfahren.

    . . . und Erwin hat keine Lösung dafür.

    Gruß Taxis 107

    Mitglied im DASV

  • Liebe guy69,

    danke fürs Zeigen der Ins. Gebühren.

    Die Anzeige hat ein hessisches Bürgermeisteramt in einer Kölner Zeitung geschaltet. Vielleicht war das eine längere Anzeige. Man weiß es nicht.

    Allerdings war bei preußischen Auslagebriefen die blaue Taxe immer der Betrag, den der Absender erhielt. Nur, dass diese dann gestrichen wurde und unter Summierung aller Gebühren neu ausgeworfen wurde, was hier fehlt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan