Österreich - Briefumschläge

  • Hallo Sammlerfreunde,

    die Einführung von Briefumschlägen in Österreich fand im Verhältnis zu anderen Staaten

    ziemlich spät statt. Während man in England seit 1841, Finnland und Russland seit 1845

    und in dem näher liegenden Preußen seit 1851, Baden seit 1858 usw. bereits Briefumschläge

    mit Erfolg zur Anwendung brachte, entschloss man sich in der Monarchie erst im Jahre 1860

    dieselben mit 15. Jänner 1861 in Verkehr zu setzen.

    Die Umschläge wurden in der K.K. Staatsdruckerei und zwar zu den Wertbeträgen von

    3, 5, 10, 15 ,20, 25, 30, und 35 Neukreuzern ( für das lomb. - vent. Königreich von ebenso vielen Soldi)

    angefertigt. Neben dem Nominale wurde ein Papierzuschlag von einem halben Kreuzer pro Kuvert verlangt.

    All diese Umschläge wurden in zwei verschiedenen Formaten hergestellt.

    Schon wenige Monate nach Einführung der Briefumschläge zeigte sich, dass der Absatz weit unter den

    Erwartungen der Postdirektion blieb. Umschläge im Hochformat sowie Umschläge mit hohen Wertstufen

    wurden kaum verlangt.

    Die Hauptursache für die Ablehnung durch das Publikum dürften das unbeliebte Format und der Papierzuschlag

    von einem halben Kreuzer pro Kuvert gewesen sein.

    Daher entschloss man sich, den Zuschlag von einem halben Kreuzer pro Umschlag ab 5. November 1862 aufzulassen.

    Nach der Aufhebung des Papierzuschlages stieg der Verbrauch der gängigen Wertstufen stark an.

    Der Ganzsachen-Sammler unterscheidet bei den Umschlägen nach Format, Klappenschnitt, Klappenstempel und Wertstufen.

    Meine Gliederung wird sich auf die verschiedenen Wertstufen beschränken.

    Ich möchte euch hier nach und nach Umschläge der verschiedenen Wertstufen zeigen, beginnen werde ich mit einen Umschlag

    zu 3 Kreuzer (Ausgabe 1. Juni 1867).

    Ein Fernbrief von Wien nach Baden Baden mit Zusatzfrankatur von 2 Kreuzer.

    Auf der Siegelseite Stempel STRASBURG-MÜHLACKER 20.5.1868 (??Bahnstempel??) und Ankunftsstempel BADEN 20 Mai

    3 Kreuzer - Umschläge mit Zusatzfrankatur sind bei dieser Ausgabe selten.

    Liebe Grüße

    Franz

    Einmal editiert, zuletzt von Altsteirer (17. Februar 2020 um 15:32)

  • Lieber Franz,

    ja, ist ein Bahnpost - Stempel, aber im DÖPV wurden niemals die Gebühren unabhängig von der Entfernung gerechnet, daher ist das Datum 1.1.1866 definitiv falsch.

    Richtig ist, dass ab dem 1.1.1868, also nach dem DÖPV, die sog. Vertragsstaaten auf die Entfernungsberechnung verzichteten und jeder einfache Brief 1 Sgr. = 5 Nkr. = 3 Kr. rheinisch kostete, schwerere das Doppelte bis 15 Loth (Ausnahme: 7 Kr. rheinisch).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für die Richtigstellung.

    Das Einheitsporto (unabhängig von der Entfernung) galt ab 1.1.1866 nur für Inlandsbriefe in der Monarchie. Da habe ich mich leider geirrt?( Beim Strasburg-Stempel habe ich mit 1867 auch falsch gelesen.:(

    Ich werde den Beitrag editieren.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Nils,

    vielen Dank:)Du hast natürlich Recht.

    Am unteren Stempelrand ist eine 70 abgebildet.

    Beim Bahnstempel habe ich mich komplett geirrt. Ich brauche wohl eine neue Lesebrille.

    Heute ist nicht mein Tag.:wacko:

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Michael,

    seit in der Monarchie am 1.1.1866 das Einheitsporto für Inlandsbriefe von 5 Kreuzern eingeführt wurde, sind fast nur noch 5 Kreuzer - Umschläge verkauft worden.

    Als Alleinverwendung waren 3 Kreuzer - Umschläge nur als Ortsbriefe von Wien und Prag häufig.

    Bei 3 Kreuzer - Umschlägen mit Zusatzfrankaturen handelte es sich meistens um Rekobriefe von Notaren oder Rechtsanwälten.

    3 Kreuzer - Umschläge mit Zusatzfrankaturen nach 1873 waren häufig philatelistischen Ursprungs.

    Für Auslandsbriefe sind 3 Kreuzer-Umschläge nur SEHR SELTEN verwendet worden.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Der 5 Kreuzer-Umschlag im Ortsverkehr gebraucht, konnte durch Hinzufügen einer 3 Kreuzer-Marke eingeschrieben werden. Nach den Vorschriften musste die Marke auf der Siegelseite angebracht werden.

    Der folgende Brief wurde als Orts-Rekobrief in Wien am 21.8.1872 im Postamt??? Neubau-SIEBENSTERNGASSE??? aufgegeben.

    Die Rekogebühr von 5 Kreuzer wurde vorschriftswidrig auf der Briefvorderseite aufgeklebt.

    Auf der Siegelseite Stempel NEUBAU.

    Auf der Briefvorderseite Stempel NEUBAU - SIEBENSTERNGASSE????

    Ich kann die Notiz: Stadt retour lesen.

    Die Adresse Mariahilferstraße 110 wurde durchgestrichen. Die anderen durchgestrichenen Wörter kann ich leider nicht mehr entziffern.

    Vermutlich wurde der Brief an den Absender zurück geschickt.

    Briefgebühr für einen Ortsbrief ab 1.11.1866 (bis 1 Loth) = 3 Kreuzer + 5 Kreuzer Rekogebühr

    Vielleicht könnt ihr etwas zu diesem Brief sagen?

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    ich lese:

    Auf Verlangen Bostrestant

    und Addressat ist verreist ohne Angabe wohin, Kampl.

    Der Brief wurde also weiter geleitet, aber poste restante gestellt, womit er 3 Monate liegen bleiben sollte, bis ihn der Empfänger dort abholte.

    Tolles Stück - ich liebe poste restante Briefe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    herzlichen Dank.:) Super!!!! Ich kann nur staunen, wie gut du das Lesen kannst obwohl es durchgestrichen wurde.

    Poste restante, das macht diesen Beleg wieder zu etwas Besonderem.

    In der Monarchie waren ORTSBRIEFE, die "restante" gestellt wurden, nicht sehr häufig.

    Ich besitze nur diesen einen.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    keine Ahnung, ob du das schon im Forum entdeckt hast:

    poste restante

    Das sind, bis auf die neueren Erwerbungen, 15 Jahre Sammelei poste restante. Schau mal, wie viele Ortsbriefe du findest ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    es gibt noch immer so viele tolle Seiten im Forum, die ich noch nicht gesehen habe.

    Das ist ja eine Spitzensammlung, meine Gratulation. :thumbup::thumbup:

    Und kein Ortsbrief dabei, also wirklich eine Seltenheit.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    vielen Dank - wenn du mal in Hessen weilen solltest, nimm dir 3 Tage Zeit, dann siehst du noch vieles, was du nicht gesehen hast ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein 10 Kreuzer - Umschlag der Ausgabe 1861 mit zusätzlicher 5 Kreuzer - Marke der 1858er Ausgabe.

    Der Brief wurde am 1.4. 186? in Veszprim (Ungarn) aufgegeben und kam am 9.4 in Salzburg an (Siegelseitiger Stempel).

    Der 10 Kreuzer - Umschlag war eigentlich für 20 Meilen - Briefe vorgesehen.

    Durch Zusatzfrankatur waren jedoch auch Frankaturen für den Fernbrief (15 Kreuzer - Porto) möglich.

    Die gezeigte Kombination war möglich vom 15.1.1861 (Ausgabe der 1861er Umschläge) bis 31.5.1864,

    dem Ende der Frankaturgültigkeit der 1858er und 1861er Ausgabe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • In der Hoffnung dass hier auch modernere Uschläge willkommwn sind.

    20 Heller war die Gebühr für einen Brief im Fernverkehr vom 01.09.1918 bis 14.01.1920.

    Für die sehenden habe ich beiden Stempel mit 1.200 eingescannt, mein Tipp wäre der 15.10.....

    Fragen habe ich wie immer auch zu diesem Beleg - mangels Literatur:

    - handelt es sich um einen privaten Umschlag mit Wertzeichenzudruck

    - oder um einen ofiziellen Umschlag mit privaten Zudruck

    - Fensterumschläge mit Wertstempeleindruck sind mir jetzt so oft noch nicht über den Weg gelafen

    - das der Firmendruck über den Wertstempel geht, könnte man fast asl Firmenvorausentwertung sehen

    Danke für eure Umterstützung.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    bei deinen gezeigten 20 Heller - Umschlag handelt es um einen Umschlag, der im privaten Auftrag hergestellt wurde.

    Im Schneiderbauer Ganzsachenkatalog ist der Umschlag in der Kategorie "Private Umschläge" unter der Nummer 99 gelistet, also ein privater Umschlag.

    Den 20 Heller Werteindruck gab es bei den amtlichen Umschlägen nicht,

    Bei den Privaten Umschlägen waren Fensterumschläge nichts Ungewöhnliches.

    Der Umschlag wurde 1919/1920 ausgegeben.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Franz,

    vielen herzlichen Dank.

    Wie war dann das vorgehen, wurden Blankoumschläge geschickt, dann der Wertstempel, dann der Firmendruck?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

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    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Ulrich,

    zum genauen Ablauf bei der Herstellung der privaten Umschläge, kann ich leider nichts sagen.

    Ferchenbauer schreibt dazu: Ab dem 1.4.1903 war der Wertzeichen-Eindruck durch die Staatsdruckerei auf vom Publikum beigestellten Umschlägen, Postkarten, Streifbändern und dergleichen allgemein möglich. Zunächst war der Wertstufen-Eindruck auf bestimmte Wertstufen beschränkt, wurde aber jedoch im Laufe der Zeit immer mehr ausgeweitet.

    Kroiss schreibt in seinem Werk " Belege der Österreichischen Inflationszeit": 1921 wurde mit Wirksamkeit vom 7.11. eine Aufdruckgebühr von 30 Heller, für jeden zu leistenden Aufdruck, eingeführt.

    Mit 31.7. 1922 wurde der private Wertzeichenaufdruck eingestellt.

    Liebe Grüße

    Franz