Hallo zusammen!
Lange habe ich mir überlegt, wie ich nach meiner „Einleitung“ eigentlich beginnen soll: sehr gerne möchte ich meine Sammlung „Zeppelinpost der Südamerikafahrt 1930“ konzeptionell etwas anders aufbauen, als nach den eingetretenen Pfaden – etwas mehr Postgeschichte, etwas mehr Hintergrundinformationen, etwas mehr Destinationen sollten es schon sein. Dafür nicht unbedingt alle Katalognummern und/oder alle möglichen Frankaturen.
Letztlich habe ich mich aber doch für einen eher konservativen „fil rouge“ entschieden (zumindest hier im Forum): die erste Etappe des Luftschiffs „Graf Zeppelin“ führte am 18. Mai 1930 von Friedrichshafen nach Sevilla.
Den Beginn der historischen fahrt möchte ich gerne von einem der Passagiere, dem Weltkriegs-Luftschiffkapitän Joachim Breithaupt beschreiben lassen[1]
„Der Aufstieg
Sonntag Nachmittag. Um 16.30 Uhr am 18. mai 1930 bringt das Auto der Hapag, die für die Reisevorbereitungen verantwortlich ist, die Mitfahrenden zum Schiff. Hier erwartet uns das Maschinengewehrfeuer der zahllosen Pressephotographen. Wir steigen ein, alles drängt zum Fenster, jeder will sehen und gesehen werden und Abschied winken. Das Schiff ist schwer, weil die schwüle Hallentemperatur die Tragfähigkeit vermindert. Die Sandsäcke an den Gondeln werden abgehängt, die Böcke, auf denen die Mittschiffsgondeln ruhen, herausgezogen. Der für das Abwiegen verantwortliche Offizier lässt Wasserballast aus den Säcken laufen, aber immer will das Schiff noch nicht ‚schwimmen’. Weitere 1000 Kilo Wasser müssen geopfert werden, bis das Schiff so leicht ist wie die umgebende Atmosphäre. Jetzt rattern die Propeller zum Probelauf, Staub wirbelt auf, ohrenbetäubender Lärm erfüllt die geöffnete Halle. Die Ausfahrleinen sind am Schiff eingehakt, die Mannschaft verteilt sich an den Knebeltauen und Haltestangen der mittleren Gondeln.
Draußen auf dem Platz stehen die Kapitäne, mit sachkundigem Blick prüfen sie die Windrichtung. Bei der großen Enge der Halle ist die größte Vorsicht geboten, die leiseste Berührung des leichten Gerippes mit der Hallenwand kann schwere Beschädigungen zur Folge haben. Als letzter steigt Dr. Eckener ein. Gleich darauf verlässt das an Leinen gezogene Schiff die Halle. Auf dem Platz wird es mit den Spitzenleinen gegen den Wind gut frei von allen Baulichkeiten geschleppt; nachdem die letzten Leinen geschlippt, d.h. ausgehakt sind, wird noch einmal Wasserballast abgelassen. Dann wirft die Gondelmannschaft auf Dr. Eckeners befehl das Schiff hoch. Die Propeller springen an und drücken den ‚Graf Zeppelin’ langsam in die Lüfte. Brausender Abschiedsjubel schallt zu uns herauf, Tücher winken und bald stehen wir in 200 m Höhe über dem Bodensee.“
Eine Seite weiter (auf Seite 12 meiner Ausgabe) findet sich in Breithaupts Buch auch ein Satz zur mitgeführten Post:
„Die Fahrt könnte eine Reise für Briefmarkensammler genannt werden, denn die Postsachen von mehr als 100 000 Stück dienen vornehmlich philatelistischen Zwecken. Man ist enttäuscht, dass die deutsche Postbehörde nicht wie andere Staaten eine besondere Marke für diese historische Reise ausgegeben hat; mit einem geschmackvollen Entwurf hätte sie ein gutes Geschäft gemacht.“
Offensichtlich war Breithaupt – leider – kein Briefmarkensammler[2], denn er kannte wohl nicht die beiden anlassbezogenen Sondermarken (MiNr. 438+439), die allerdings wirklich sehr kurzfristig vor der Fahrt (am 26. April) in aller Eile an die Postschalter kamen.
Erstaunlich ist übrigens, dass die von Breithaupt genannte sehr vage Stückzahl die genaueste ist, die ich bis heute in Erfahrung bringen konnte. Weder im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen noch in einer philatelistischen Bibliothek sind z.B. Ladelisten dieser Fahrt zu finden, aus denen man zumindest das Gewicht der Postsäcke entnehmen könnte.
Mein erster Beleg, der von Friedrichshafen nach Sevilla befördert wurde, ist eine Postkarte, die an einen Sammler in Mannheim adressiert ist. Herr David war sicher auch der Absender, der sich so seinen Zeppelinbeleg für die Sammlung schuf.
Das Porto für diese erste – innereuropäische – Etappe entsprach dem auch für die kürzeren Fahrten gültigen Satz: 1 RM für Postkarten, 2 RM für Briefe. Da durch die beiden oben genannten Sondermarken (2 RM und 4 RM) das Kartenporto nach Sevilla nicht darstellbar war, findet man hier hauptsächlich „Normalmarken“-Frankaturen. (die in den Katalogen zwar deutlich „abgewertet“ werden, mir aber eigentlich gut gefallen – sie bringen etwas Abwechslung ..)
Viele Grüße von balf_de
[1] J.Breithaupt „Mit Graf Zeppelin nach Süd- und Nordamerika“ Verlag Moritz Schauenburg, Lahr 1930
[2] Aber er ist einer der Absender einer Karte mit dem Parahyba-Provisorium ... (davon später)