Kirchenstaat - Österreich

  • Hallo Altitalien,

    aber der Brief hier, den ich auch vorgestellt habe mit Attest, lief doch nachweislich über die bayer. Bahnpost (Lindau - Kempten - Augsburg) und nicht über Friedrichshafen (Württemberg), weswegen Bayern das Postvereinsporto von 9x rh. bzw. 15 Nkr. anzusprechen hatte. Das hatte mich im Attest gewundert, weil üblicherweise Württemberg in Friedrichshafen gestempelt hätte, dann aber den direkten Kartenschluß nach Wien gewählt hätte und nicht die Einzelübergabe an die bayer. Bahnpost (wäre dann Ulm - Neu-Ulm gewesen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Altitalien,

    kein Problem - die innerdeutschen Postverhältnisse sind genau so verworren und problematisch, wie die inneritalienischen, daher kann so etwas schon mal passieren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Christian,

    bei dem Stempel links unsten dürfte es sich um den Ankunftsstempel von Mödling handeln. Er sieht zumindest sehr nach einem österreichischen Stempel aus und eine "11" kann man auch hineindeuten.

    Beste Grüße
    Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Als ich dieser Brief sah musste ich schnell zuschlagen. Und der Zuschlag war gelungen in letzte Minute. :)

    Der Brief lief von Perugia in Kirchenstaat nach Kreutzhütte in Österreich. Wegen der Sardinischen Krieg war der normalen Weg nach Österreich gesperrt so dass der Brief ein Umweg laufen musste.

    23. August 1859 ist der Brief abgeschickt und wohl über Milano und weiter in der Schweiz. Die Schlachten waren schon vorbei, aber ein endgültigen Friedensvertrag war noch nicht unterschrieben Geworden.
    30. August hat der Brief Feldkirch erreicht. Ob diese 7 Tage etwas lange war weiss vielleicht jemand hier, sieht für mich so aus.
    So weiter von Feldkirch nach Bregenz 31. August.
    Der Weg nach Kreutzhütte war diesmal nicht der über Waldmünchen sondern gen ganzen Runde über Bodenbach (2.9.), Prag (2.9.) und Klentsch 4. September.

    Die Taxierung war wohl 20 N.Kr für Italien, 10 N.Kr für Schweiz und 15 N.Kr für den Postverein. Zusammen 45 Kreuzer Porto.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Bayern-Nils,

    ein Traumbrief! 8o

    Nach meinen Kenntnissen waren Briefe aus den italienischen Staaten (hier Kirchenstaat) ab Juli 1859 über die Lombardei und die Schweiz Richtung Norden zu senden.

    Entweder wurden die Briefe unfrankiert oder bis zur schweizer Grenze frankiert gesendet. Dieser Zustand hielt bis Mitte September 1859.

    Noch zum Laufweg: Mailand, Splügen, Chur, Bahnpost St.Gallen, Feldkirch, Bregenz, Lindau Bahnpost über Augsburg, Nürnberg, Dresden, Bodenbach, Prag nach Kreuzhütte.

    Den hätte ich auch gerne gesehen...Glückwunsch. :thumbup:

    Viele Grüsse
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (29. September 2015 um 20:04)

    • Offizieller Beitrag


    Entweder wurden die Briefe unfrankiert oder bis zur schweizer Grenze frankiert gesendet. Dieser Zustand hielt bis Mitte September 1859.


    Hallo Christian

    Danke, ja ab und zu hat man Glück :)

    Zu der hier gezeigte Zitat habe ich eine Frage, weil wir auch vorher in diesem Thread einen Brief aus 1861 der auch nur bis Schweizer Grenze frankiert war. Also hat wohl diese Zustand etwas länger gedauert?
    Oder verstehe ich dich hier falsch?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    der Brief aus dem Kirchenstaat nach Mödling von 1861 ist frankiert bis zur römisch-italienischen Grenze, hier Kirchenstaat-Toskana. Toskana war bereits Italien, der Kirchenstaat noch nicht. Dann ging es weiter über Sardinien/Italien in die Schweiz, Bayern, Österreich. Die gesamte Gebühr bis Österreich außer Kirchenstaat zahlte dann der Empfänger.

    Dein Brief nach Kreuzhütte hätte bis zur Schweizer Grenze frankiert werden können, also Kirchenstaat und Lombardei/Sardinien, Schweiz und Rest dann der Empfänger.
    Dies war von Juli bis September 1859 der Laufweg über die Schweiz, Innsbruck war nicht möglich. Ab Sept. 1859 konnte über die Schweiz wieder komplett frankiert werden.

    Ab Sept. 1859 war auch wieder der Laufweg über Innsbruck/Österreich möglich, mit einer Besonderheit, dem Grenzfranko bis zur österreichisch-italienischen Grenze, gültig bis 1862.

    Also 3 verschiedene Grenzfrankaturen in jener Zeit...das macht sie auch so spannend. 8o

    Viele Grüsse
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian

    Die Postgeschichte während und nach dem Sardinischer Krieg, ist sehr interessant. Und ich habe sehr viele interessante Briefe gesehen. Leider bin ich nicht dazu gekommen mehr davon zu kaufen. Die meisten Markenbriefe sind ja ungeheuer teuer. Dann lieber die markenlose Briefe.
    Es ist lange her dass ich einen Brief über dieses Thema gekauft habe so es war jetzt höchste Zeit :)

    Da ich kaum italienisch lese sind die Losbeschreibungen oft etwas rätselhaft und die Feinheiten verschwinden dann auch wenn man es begreifen will.
    So deine Erklärung hierzu hat mich sehr viel geholfen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Brief vom 11 Dezember 1831 von Cento nach Roveredo.

    Roveredo heute zu Italien gehörend, lag zu jener Zeit im Territorium des Kaiserreiches (Tirol).

    Vorderseitiger Taxvermerk 16. Hier wurde die ganze Taxgebühr bereits vom Absender bezahlt. Gesamttaxe = 16 Bajocchi.Hiervon fielen 4 Bajocchi auf die Post des Kirchenstaates und 12 Bajocchi betrug der österreichische Anteil.

    Auf der Siegelseite ein Taxvermerk den ich nicht sicher entziffern kann.???

    Weiters ein für mich nicht lesbares Stempelfragment.

    Bitte um Korrektur

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Auslandsbrief vom 28.10.1853 von Ancona nach Arnau (Böhmen).

    Der Brief wurde mit 8 Bajocchi frankiert.

    Siegelseitiger Stempel Bahnhof PARDUBITZ (Böhmen) 3.11 sowie Ankunftstempel Arnau 5 NOV.

    Wie setzten sich die Gebühren zusammen? Wer musste was bezahlen?

    Wie war der Leitweg?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    ich denke, er war im Kirchenstaat portofrei und mit 8 Bajocchi frankiert ab Ferrara/Modena bis zum Empfänger, weil das übliche Franko im Kirchenstaat 5 Bajocchi bis zu eine Gewicht von 6 Denari betrug.

    P.S. Sehe gerade, dass er aus Ancona war - evtl. gab es hier gar kein kirchenstaatliches Franko, weil er gleich auf ein Schiff des öster. Lloyd kam und daher nur das reine Postvereinsfranko benötigt wurde, aber das müssten die Spezialisten wissen.

    In jedem Fall ein feines Stück! :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Franz,

    am 1.10.1852 trat der Kirchenstaat dem Österreichisch-Italienischen Postverein bei. Damit waren die Portosätze wie beim DÖPV gleichgeschaltet. Briefe der höchsten Entfernungsstufe kosteten vom Kirchenstaat nach Österreich 8 Baj (wie dieser Brief) und von Österreich in den Kirchenstaat 9 Kr.

    Dieser Brief lief über Ferrara, Venedig, dann mit der Südbahn über Laibach und Graz nach Wien und weiter nach Böhmen.

    Wäre der Brief mit dem Lloyd von Ancona nach Triest und weiter nach Pardubitz befördert worden, hätte er 13 Baj. gekostet (8 Baj ÖIPV + 5 Baj Lloyd).

    Liebe Grüße

    Gerald

  • Lieber Gerald,

    vielen Dank für diese profunde Erklärung - dann hat Österreich hier gar nichts erhalten und die 8 Bajocchi verblieben dem Kirchenstaat. Wieder etwas hinzu gelernt. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ja, Ralph.

    Da dies aber auch vice versa galt und viel mehr Korrespondenz von Österreich in den Kirchenstaat lief, brauchst du dir um die Kaiserlich-Königlichen-Finanzen keine Sorgen zu machen ;)

    Liebe Grüße, Gerald

  • Hier ist so ein Brief, von dem ich vorhin gesprochen habe: 1855 von Ancona nach Ragusa mit dem Lloyd via Triest. Er ist voll frankiert mit 13 Bajocchi. Lloyd-Briefe, die über Triest oder umgekehrt über Ancona hinausgehen, sind gar nicht so häufig...

    Für Briefe, die von Ancona nur bis Triest liefen, mussten vertragsgemäß lediglich 8 Baj. gezahlt werden (umgekehrt 9 Kr). Diese Briefe sind viel häufiger.

    Liebe Grüße, Gerald