Beiträge von Altoesterreich

    Noch ein kurzer Beitrag zur Diskussion um die Aufmachung eines Exponates: Da muss man schon zwischen traditioneller Philatelie (der reinen Briefmarken-Sammlung) und Postgeschichte unterscheiden. Bei der Postgeschichte soll eben die Geschichte gezeigt werden. Daher wurde Gott sei Dank schon 2008 das Reglement so geändert, dass in einem vernünftigen Rahmen auch "nicht philatelistisches Material", also Karten, Stiche bzw. Fotos etc. verwendet werden dürfen. Die anderen Klassen hinken diesbezüglich noch etwas hinterher. Daher ist die Präsentation postgeschichtlicher Exponate für den Besucher in der Regel immer interessanter als die traditionelle Philatelie. Dort braucht es das geschulte Auge des Kenners oder Liebhabers. Die gezeigten Blätter sind alle aus traditionellen Exponaten.

    Liebe Grüße und auf ein Wiedersehen in Ulm, Gerald

    Was für eine Freude! Ulm ist zwar nicht wesentlich, aber doch ein gutes Stück näher - und die Halle soll noch geeigneter sein als Sifi! Vor allem die Öffi-Erreichbarkeit ist ein starkes Plus!

    Ein großes DANKE an Klaus Weis und alle Verantwortlichen des DASV, die zu dieser guten Lösung beigetragen haben und an Dieter Schaile vom Landesverband SW! Ohne Übertreibung habt ihr da eine große Leistung für die gesamte Philatelie und Postgeschichte vollbracht!

    Freue mich auf ein Wiedersehen in Ulm!

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief, der mir Rätsel aufgibt... Er kommt aus dem kleinen heute rumänischen Joszashely so um 1845 (leider kein genaues Datum, aber der Stempel existiert seit 1843) und ging nach Celle. Er wurde rekommandiert, wie die beiden Nota-Bene schön zeigen, und ist lediglich teilfrankiert: Rückseits befindet sich die bezahlte Gebühr "6", bei der es sich wohl um die Rekommandationsgebühr handelt, die immer vorab bezahlt werden musste.

    Die vorderseitigen "125" sind sicher keine Taxe sondern eher die Reco-Nummer (wobei Joszashely sicher in 10 Jahren keine 125 Reco-Briefe schaffte). Für Österreich wären für den einfach schweren Brief auf dieser Distanz 12 KrCM fällig gewesen. Was sich unter der Tintentax "18/19" befand, ist für mich nicht leserlich. Die "19" (oder 9 ?) ist ohnehin gestrichen. Dann noch der Vermerk in roter Tinte "10 Oestr". Solche Angaben kenne ich nur aus Köln, was hier nicht möglich ist (Berlin?).

    Er trägt keinerlei bahnamtliche Stempel, sollte aber eigentlich mit der Berlin-Oderberg-Bahn gelaufen sein?

    Kann es stimmen, dass er doch über Preussen lief, das 10 SGr für den Brief aus Österreich ansetzte und Hannover 4 1/2 SGr addierte, was die Gesamtsumme von 14 1/2 erklärt? Oder sind die 10 SGr einfach die Gebühr bis zur hannoveranischen Eingangsgrenze (Österreich Inland + Sachsen-Transit)?

    Da es hier ja viele Spezialisten für Österreich-Altdeutsche Staaten gibt, wäre ich für eine Hilfe sehr dankbar!

    Liebe Grüße

    Gerald

    Hallo Torsten,

    mit Aachen hat der Brief nichts zu tun. Er lief über die Nordroute Forbach - Frankfurt - Eger. Die Taxierung sind 14 Kr für den Transit (an Thurn und Taxis) und 14 Kr österr. Inlandsgebühr. Der Brief war grenzfrei mit 7 Decimes für die Strecke Paris-Forbach (s. Rs.)

    Was der Vermerk unten bedeutet, ist schwer zu entziffern. Es scheint dieselbe Hand zu sein, die Teplitz geschrieben hat...

    Liebe Grüße, Gerald

    Lieber Ingo und Ralph,

    da kann man nicht pauschal urteilen, denn umgekehrt gibt es das auch: Wenn du als Händler nicht bunt klebst, sondern so wie Ingo wünscht mit einfachen Marken - oder nur mit den Post-Etiketten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen - gibts Beschwerden bis hin zu negativen Bewertungen. Für schöne Marken gibt´s dafür meistens Lob (jene, die nur einfache Marken wollen, sind absolute Minderheit). Die Sammler sind eben sehr unterschiedlich...

    LG, Gerald


    PS: Ausserdem sollte man als Philatelist Marken verwenden. Die kommen ohnehin schon ab, was sehr schade ist.

    Lieber Ingo,

    es tut mir wirklich leid, aber dieser Brief wurde erst nachträglich markenlos gemacht. Vorderseitig dürfte links unten die Marke abgenommen oder abgelöst worden sein (was man am Scan aber nicht so deutlich erkennt) und rückseitig wurde die Recomarke herausgeschnitten. Es gibt grundsätzlich keine unfrankierten Reco-Briefe aus Österreich. Denn zumindest die Recogebühr musste immer vom Absender bezahlt werden. In der Vorphila-Periode erkenntlich durch die rückseitig angebrachte Reco-Gebühr und in der Markenzeit wurde die Reco-Marke (in diesem Fall 10 Kr) normalerweise rückseits geklebt.

    Auch hätte Bayern wohl kaum einen unfrankierten Recobrief unbeanstandet zugestellt.

    Dennoch ein Brief mit einem interessanten Leitweg.

    LG, Gerald

    Lieber Franz,

    da kann ich Rainer nur voll zustimmen. In diesem Fall ist die Schriftart, Schriftgröße etc. wirklich sekundär. Da kannst Du Dich voll austoben. Wichtig ist, dass Du Dich dabei zurechfindest und v.a. dass Du alles wiederfindest.

    Liebe Grüße und viel Freude mit der Gestaltung Deiner Blätter

    Gerald

    Lieber Franz,

    eine Verständnisfrage: Willst du es ausstellen oder ist es für dich privat, einfach damit´s besser aussieht und die Briefe nicht in der Schachtel herumlungern, sondern schön aufgemacht sind?

    LG, Gerald

    Hallo,

    zunächst einmal zum Schweiz-Transit. Im Vertrag zwischen Österreich und der Schweiz von 1816 hat sich Österreich verpflichtet, nicht nur die Postverbindung quer durch die Schweiz auf eigene Kosten auszubauen, sondern sie auch instandzuhalten. Dafür war der Transit durch die Schweiz für Österreich kostenlos und im geschlossenen Paket möglich. Die Briefe wurden am Grenzpostamt Bregenz mit dem "LA"-Stempel versehen und in das Postpaket nach Hüningen gepackt. Der "LA" ist im Postvertrag Österreich-Frankreich festgeschrieben und bedingt die französischen 7 Dec. Transitgebühr. In Hüningen wurden die Briefe ausgepackt, gestempelt und in das jeweilige Postpaket gegeben.

    Briefe nach Frankreich mussten bis 1844 immer grenzfrei aufgegeben werden. Das heißt, der Absender zahlte die Gebühr bis zur österr. Ausgangsgrenze. In diesem Fall 14 KrCM.

    Die franz. Taxierung ist wohl wirklich falsch. Normal wären eben 11 Dec.

    LG, Gerald

    Lieber Franz,

    der Brief hat Bayern nie gesehen. Aufgrund der "feindlichen" Vorgehensweise Bayerns im Postvertrag von 1808 hat Metternich darauf bestanden, bei der gesamten Frankreich-Korrespondenz Bayern zu umgehen. Dieser Brief lief quer durch Österreich nach Bregenz und dann durch die Schweiz nach Hüningen bei Basel. Für diesen Transit hat Metternich 1816/17 extra die Arlberg-Paßstraße so ausbauen lassen, dass sie auch im Winter befahrbar war.

    Im Norden wurde die Route über Eger und Thurn-und-Taxis-Gebiet nach Forbach errichtet - ebenfalls um Bayern zu umgehen. Es wurde zwar das bayerische Hof kurz berührt, aber dafür gab es eine ganz eigene Vereinbarung.

    Bayern entgingen dadurch enorme Transitbeträge, was seitens der Staatskanzlei auch ausgiebig bejammert wurde. Nachzulesen ist das schon 1933 bei Maier (Metternichs geheimer Briefdienst) und viel später auch bei Helbig oder Amtmann).

    Wir dürfen heute nicht davon ausgehen, dass immer die kürzeste Strecke ausschlaggebend war. Die Post - als damals einzige und alleinige Nachrichtenverbindung - war in der ersten Hälfte des 19. Jh ein zentrales politisches Instrument.

    LG, Gerald

    Zur Frage von liball: Früher war das sehr verpönt. Heute wird es ganz anders gesehen: Provenienzen werden auch in der Philatelie immer wichtiger. Nicht zuletzt sollen sie die Echtheit belegen. Dazu zeigen sie gewissermaßen philatelistische Kenntnisse, denn man hat sich mit dem Stück intensiv beschäftigt. Dasselbe gilt für die Anzahl bekannter Stücke. Natürlich ist das eine heikle Sache. Klar ist, dass es sich um "bislang drei bekannte Stücke" handelt. Denn es könnte ja noch ein weiteres auftauchen ;) Es zeigt eigene Forschung, wenn man weiß, wieviele davon existieren.

    Aber Beschreibungen wie "sehr selten" oder "nur selten angeboten" sind natürlich Nonsens. Auch "mir sind nur wenige Stücke bekannt" habe ich schon gesehen. Es muss schon eine Zahl sein, die auf einer breiten Forschungsbasis beruht.

    Man soll es aber meiner Meinung nach sowieso nicht übertreiben. Bei dem gezeigten Brief allerdings passt das ganz gut. Die Frage "Wo kommt denn der her" drängt sich ja geradezu auf.

    Liebe Grüße, Gerald

    Na bumm... Gratuliere zu diesem einzigartigen Spitzenstück, das nicht nur in der Postgeschichte, sondern auch in einem traditionellen Exponat einen Spitzenplatz einnehmen würde!

    Hallo Altsteirer ,

    mehr als 3 Briefe mit Q und Datum-Uhrzeit-Stempel kenne ich auch heute noch nicht. Insgesamt dürften es so um die 5-7 Briefe mit Q sein, die existieren. Die meisten davon sind aber in der Stempelsammlung des Steirischen Landesarchivs, also für Sammler unerreichbar.

    Hier noch ein ganz besonderes Gustostückerl: 1834 vom KK Graf Kinski Infanterieregiment in Bologna nach Waldschach bei Marburg. Der grenzfreie Brief kostete bis Graz mit der Staatspost 18 Kr. Die Kleine Post rechnete weitere 4 Kr - macht in Summe 22 Kr, was mit dem grünen Ziffernstempel vermerkt wurde.

    LG, Gerald

    Hallo Klesammler ,

    ja, Wien war sogar noch früher dran: 1772. Die feiern nächstes Jahr 250-Jahr-Jubiläum. Es waren zwar privat betriebene Posten, aber natürlich mit Allerhöchster Genehmigung, also "privilegiert" und in enger Abstimmung mit der Staatspost. Sie nannten sich auch deshalb "Kleine" Post, weil die "große" Post die Staatspost war. Bekannt waren auch deren Briefträger, die mit einer Holzklapper durch die Straßen gingen - daher der Name "Klapperpost".

    In Wien und Prag wurden diese Stadtposten aber sehr bald von der Staatspost übernommen, weil die Unternehmer pleite gingen. Die Staatspost betrieb sie in Wien aber weiter als eigene Stadtpost mit eigenen Stempeln, bis hinauf in die ersten Markenausgaben.

    LG, Gerald

    Danke, Altsteirer , dass du hier einen Thread zur Grazer Kleinen Post bzw. Stadtpost eröffnet hast! Vielleicht könnte man den Titel noch ändern, denn das Landrecht zu Graz war ja eine eigene Behörde, die mit der Stadtpost nichts zu tun hatte.

    Die Grazer Kleine Post wurde 1796 von einem gewissen Franz Garsie gegründet. Vorbild war die Wiener Stadtpost, deren Vorbild wiederum die Pariser Stadtpost war. Die Grazer dehnten ihren Einzugsbereich aber weit über die Stadt hinaus bis zur heutigen Staatsgrenze zu Slowenien, weshalb der Name Kleine Post besser ist als Stadtpost. Sie hatten der Beförderungsrecht für alle Briefe, die innerhalb dieser Rayons befördert wurden. Briefe, die darüber hinaus gingen, wurden der Staatspost übergeben. Es gibt auch Briefe, die von außerhalb kamen (sogar Auslandsbriefe!), und mit der Kleinen Post dann zugestellt wurden. Es ist ein ganz spannendes Sammelgebiet! 1848 wurde die Kleine Post aufgelöst und die bestehenden Postämter von der Staatspost übernommen. Erst dann erhielten diese eigene Ortsstempel.

    Der häufigste Buchstabenstempel ist das G. Es gibt aber auch andere. Dieser Brief aus dem Jahr 1797 kommt aus Köflach, etwa 40 km westlich von Graz, und trägt das Q. Weiters hat er den Datum-Uhrzeit-Stempel der Kleinen Post, der auch nicht so häufig ist.

    Der erste Buchstabe ist eindeutig ein "b", wenn ich die beiden folgenden mit dem darüber stehenden "franz." vergleiche, so handelt es sich um zwei "a". Dann kommt ein "d" mit der Schlaufe, die zumeist ein "isch" als Endung bedeutet.

    Also würde ich auf "baad(isch)" tippen. Da es sich um einen Franzosen gehandelt hat, sah er eventuell den Unterschied zwischen Baden und Württemberg nicht so eng.

    Eigentlich sehen die beiden Buchstaben für mich eher nach "e" aus, doch "beedisch" macht wenig Sinn...