Telegramme und Telegraphenmarken

  • ja, naheliegend, dass die 6 Kr. Frankaturen aus den Anfängen der Telegrafie stammen, wo es nur wenige Telegrafenstationen gab und das Telegramm dann noch einen Weg über 90 km mit der Post bis zum Empfänger brauchte.

  • Lieber Jürgen,

    ui, das ist schon ein Wort. Danke für die Info, dann hat ihn Arnim wohl nicht gekauft.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Francesco,

    Zangerle schreibt in seinem Buch 9. DEC. 1851.

    Dazu führt er weiter an, dass Ansbach erst am 13.1.1852 eine Telegrafenstation für den Privatverkehr erhielt.

    Gruß

    Udo

    (Die Eröffnung der Telegraphenlinie Nürnberg

    Im Namen Sr. Majestät des Königs von Bayern.

    Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Staatstelegraphenlinie Nürnberg-Ansbach mit der neuen Telegraphenstation zu Ansbach eröffnet worden ist und für Regierungs- wie für Privat-Correspondenz benüzt werden kann.

    München, 13. Januar 1852

    Verordnungs- und Anzeige-Blatt für die kgl. bay. Verkehrsanstalten Nr. 3 - S. 13


    Die Errichtung der Telegraphenlinie Nürnberg-Ansbach wurde im April1851 begonnen und dafür aus Staatswaldungen 998 Telegraphenstangen nötigt waren.

    Wir sehen in hohen, weißen Stangen eine Telegraphenlinie von Nürnberg nach hier in das Schloß*, in die von unserer Kreisregierung besezten Räume ziehen. Ist dieses ein Zeichen?

    Gewiß ein Zeichen dafür, daß unsere Staatsregierung sich zur Ansicht bekennt, daß man zum Regieren in Verbindung sein müsse mit den Verkehrsmitteln unserer Zeit, wie sie so tief und neugestaltend in Telegraphen und Eisenbahnen ins Leben greifen. Ein Zeichen dafür, daß man zum Regieren den Gedankenflug des elektrischen Telegraphen, die Windesschnelle der Eisenbahnen nicht entbehren dürfe, nicht entbehren könne.

    aus "Ansbacher Morgenblatt" Nr. 141 vom 22. Juli 1851

    Ansbach, 5. Juli. Die Telegraphenlinie von hier nach Gunzenhausen ist bereits völlig hergestellt, so daß direkt nach München telegraphirt werden kann, sobald in München auch der Apparat, welcher eine von der bisherigen etwas abweichende Konstruktion erhalten soll, fertig sein wird. Es mag dieß immer noch 2 bis 3 Wochen dauern. "Ansbacher Morgenblatt" 6. Juli 1851

    * Schloss Ansbach

    Es wird wohl "Zug um Zug" die Benutzung der Telegraphenlinie möglich gewesen sein, sobald die Verbindung zur nächsten Telegraphenstation hergestellt war. Die Bekanntmachung im Verordnungsblatt 1852 erfolgte erst, nachdem die ganze Linie in Betrieb genommen war.

    Luitpold

    PS

    Hier noch ein Auszug aus der "Preisliste". Die hohen Gebühren mögen auch ein Grund für die Seltenheit der frühen Telegramme gewesen sein.


    Achtung: Bei Nachtzustellung verdoppelte sich die Gebühr! Weiteres im Telegraphen-Vertrag zum deutsch-österreichischen Telegraphenverein vom Sept. 1850.

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (3. November 2023 um 19:49)

  • eigentlich müsste man, so wie Oskar Menzinger über die Bischofsbriefe, ein eigenes kleines Büchlein über die Telegramme (Telegramm-Umschläge) herausbringen... so viel gäbe es darüber zu berichten...

  • ... ja und vor allem über die internen und postalischen Kosten. Wer immer das anfängt, ich stelle ihm meine Telegramme (teils nebst Inhalt) gerne zur Verfügung ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... ab 2024 gerne - kannst ja mal wieder vorbei kommen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Alle,

    es gab auch Telegramme über private Telegraphenleitungen, die dann per Post weitergeleitet wurden. Hier ist ein Telegramm aus Liverpool nach Kempten und von dort nach Kolbermoor. Mit Halbkreisstempel "K.BAYER.BAHNPOST 9/12" (1865) auf 3 Kreuzer rosa (9a).

    Attest Ulrich Schmitt: "Der Briefinhalt ist ein Börsentelegramm über Baumwollpreise, die über eine private Telegraphenleitung von Liverpool der Kemptener Agentur Ade und von dieser per Briefpost der Baumwollspinnerei Kolbermoor mitgeteilt worden sind. Ein hochinteressantes, seltenes Ganzstück!"

    Das Telegramm wurde vom Vorbesitzer zur Präsentation entsprechend gefaltet (wie oben). Tatsächlich ist es kein Umschlag mit Inhalt, sondern besteht aus einem einzigen Blatt, dessen Innenseite so aussieht:

    Und die Aussenseite:

    Wer kennt weitere Exemplare dieser durch die Post weitergeleiteten Telegramme aus privaten Telegraphenleitungen?

    Gerd

  • Lieber Gerd,

    ein ganz feines Stück, aber ich stelle mir den Ablauf etwas anders vor:

    In Liverpool sandte man ein Telegramm nach Kempten ab, das kurze Zeit später von einem Telegraphenboten dem Empfänger zugestellt wurde.

    Dann füllte der Empfänger diesen Vordruck entsprechend der Daten des Telegramms aus und sandte ihn per Post nach Kolbermoor.

    Private Telegraphen gab es m. W. in Bayern nicht, aber ich bin kein Telegraphenexperte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • In Liverpool sandte man ein Telegramm nach Kempten ab, das kurze Zeit später von einem Telegraphenboten dem Empfänger zugestellt wurde.

    Dann füllte der Empfänger diesen Vordruck entsprechend der Daten des Telegramms aus und sandte ihn per Post nach Kolbermoor.

    Lieber Ralph,

    diese Erklärung ist m.E. zutreffend.

    In Sachsen gab es etwas ähnliches: Der "Depeschen-Verein Löbau" versandte Kopien telegraphisch eingegangener Börsennachrichten etc. an seine Mitglieder.

    Einige Umschläge dieser Art sind erhalten geblieben und werden von ahnungs- oder skrupellosen Anbietern als "Privattelegrammumschläge" (meist vergeblich) zu deutlich vierstelligen Preisen ausgerufen.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    vielen Dank für deine Bestätigung - über den Preis will ich gar nicht sprechen, aber dein Stück ist ja auch eine optische Rosine und so etwas zeigen zu können wird immer deutlich überpreisig sein, weil allein schon die Thematik, das Farbenspiel und die Optik (nebst Inhalt) etwas Besonderes ist, was jeder Sammler gerne vorweisen würde.

    Es zeigt uns aber dieses Verfahren, dass man von der Ausgabe der Information in England über die entsprechende Relaisstation, ob in Bayern, oder in Sachsen, bis zur Austragung bei den Endkunden/Firmen insgesamt wohl nur einen Tag brauchte, was zeitlich und auch finanziell für alle Beteiligten einen riesigen Vorsprung brachte, weil auch damals schon Zeit = Geld war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (7. November 2023 um 12:54)

  • Es zeigt uns aber dieses Verfahren, dass man von der Ausgabe der Information in England .... einen riesigen Vorspruch brachte, weil auch damals schon Zeit = Geld war.

    Im British Postal Guide 1873 fand ich einen Hinweis, dass es dort möglich war, eine private Leitung zum Telegraphenamt legen zu lassen, was für Firmen, die mit Börsennotizen versandten, wieder einen Zeitvorsprung bedeutet hätte. Die britische Post hatte ein eigenes Verfahren, wenn Telegramme per Briefpost aufgegebenen wurde. Nachzulesen hier: ab S. 33 - Es grüßt Luitpold

    British Postal Guide

  • Hallo Sammlerfreunde,

    das unter post #38 gezeigte weitergeleitete Telegramm aus England ist natürlich ein "Hingucker".

    Dieses Procedere gab es in ähnlicher Art auch von anderen Firmen.

    Anbei eine Drucksache der Fa. Carl Schwarz in Augsburg.

    Innen befindet sich der hektografierte Text eines Telegrammes aus Liverpool.

    Die Fa. Schwarz hatte offensichtlich so viele Kunden, dass sie sich nicht die Mühe von handschriftlich ausgefüllten Schriftstücken wie die Fa. Ade aus Kempten machte. Zudem war der Versand als Drucksache günstiger.

    Gruß

    bayernjäger

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-S (7. November 2023 um 21:22)

  • Hallo Francesco,

    nachdem du nach einem Telegrammumschlag gefragt hast, wird dieses hier wohl das Gesuchte sein.

    Stammt aus der Sammlung von Walter Hußnätter, verkauft 2013 bei Köhler für 7000 Euro. Hier die Abbildung aus dem Auktionsangebot.

    Gruß

    bayernjäger