• Da hast Du nichts verkehrt gemacht! :)

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Da hast Du nichts verkehrt gemacht! :)

    Nein, wirklich nicht !! :)

    Einen Brief nach England mit 3 xr zu frankieren war sehr optimistisch. Was kostete der Brief damals aus dem DÖPV nach England? 3½ Sgr? Dann wäre die blaue 2½ das fehlende Porto. Aber was verlangte England?

    Dieter

  • Hallo Francesco,

    ein Rosinchen, zu dem es viel zu erzählen gibt ... für Spezialisten aus 1870/71, denen ich natürlich nicht vorgreifen möchte. Wenn sich von denen keiner melden sollte, dann machte ich dir das mit der Beschreibung ... und so leicht, wie Dieter meint, ist der hier ganz sicher nicht, das schon mal vorweg. 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ein Rosinchen, zu dem es viel zu erzählen gibt ...

    Allein die Adresse ist nicht einfach, aber

    Eversley - Wikipedia
    en.wikipedia.org

    die gute Rosamunde könnte da einen :love: Roman schreiben, nachdem das Frl. Anna in das (1871 mit 905 Einwohnern) Dörfchen gezogen ist, um dort in der Schule zu unterrichten (darf man nicht etwas abseits der Philatelie fabulieren?). Das Anwesen "Holly Cottage" war von einem Mr. Edwards Manners bewohnt.

    POST OFFICE at Mr. Edward Harmsworth's. Letters are despatched, viâ Winchfield, at 8.30 a.m. and 6 p.m. weekdays, and 10.45 a.m. Sundays. Hartford Bridge is the nearest Money Order Office (1878).

  • ... wunderschön - da könnte man auch wohnen (wenn man die Heizungspreise und Grundsteuern mal beiseite lässt) ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Spannender geht's kaum - der Brief datiert nach dem Vertrag vom 28. Juni 1870

    Postvertrag zwischen dem Norddeutschen Bunde und dem Vereinigten Königreiche von Großbritanien und Irland. Berichtigung.

    Zur besseren Darstellung hier nochmal die Taxierung:

    Aus dem Postvertrag:

    Für frankirte Briefe beträgt die Taxe 9 kr. für je 1 Loth incl., wovon 1 1/2 Sgr. als Weiterfranko zu vergüten sind.

    Für unfrankirte Briefe nach Großbritannien zc. ist das für Bayern treffende Porto mit 2 1/4 Sgr. für je 1 Loth incl. in Ansatz zu bringen, während für unfrankirte Briefe aus Großbritannien den bayerischen Postanstalten das Gesammtporto mit 18 kr. je für Unze engl. 17/20 Loth incl. angerechnet wird.

    Ungenügend frankirte Briefe sind wie unfrankirte Briefe zu behandeln und zu taxiren, die Werthbeträge der verwendeten Marken jedoch nach Maßgabe der Verordnung vom 27. April 1868 Nro. 11,682 Ziff. 2 Abs. 3 (V.-BI. S. 225) als Weiterfranko zu behandeln.

    Da ich leider Mathematik in der Schule nicht hatte, überlasse ich die Berechnung dem Ober-Lehrer äh - Spezialisten und falls ich was falsches hier geschreibselt haben sollte, bitte, bitte korregieren. ;)

    Nun liebe Leser, wie ist die Lösung :?:

  • Hallo Francesco,

    leider meldet sich kein Spezialist von 1870/71 hier, vlt. weil die Besonderheit des Briefes in einem Thread zur Bayern Nr. 23 untergeht.

    Mit dem 19.7.1870 war die Möglichkeit, Sendungen über Frankreich nach GB zu leiten, durch den Krieg Historie. Daher blieb nur die Möglichkeit über den NDB und Belgien Post auszutauschen. Auch nach dem Krieg war der Leitweg Frankreich für britische Briefe obsolet geworden; die Gründe hierfür kann man sich denken ...

    Nach Ausbruch des Krieges blockierte die franz. Flotte (eine "deutsche Flotte" gab es ja nicht), die Häfen an der Nord- und Ostsee. Doch diese Blockade konnte nicht lange aufrecht erhalten werden, weil die Truppen zur Verteidigung des franz. Heimatlandes benötigt wurden und nicht auf hoher See herumschippern sollten.

    In diesem Zusammenhang bitte ich folgenden Artikel zu studieren, der sehr aufschlußreich ist und dessen Inhalt und Wirkung heute praktisch keiner mehr kennt:

    Nun zu den zahlreichen Vermerken auf deinem Brief: Richtig, 3x reichten niemals aus nach GB, egal bei welcher Leitung und welchem Gewicht. Korrekt waren 9x, wovon Bayern 3x behielt und 6x = 1 1/2 Groschen an den NDB (Norddeutschen Bund) als Weiterfranko vergüten musste. Als Gewicht galt das Loth (16,66g exklusive).

    Unfrankierte Briefe waren mit 2 1/2 Groschen vorzutaxieren - das mutet sonderbar an, bedeutete aber, dass ein gewöhnlicher Frankobrief 9x kostete, aber ein einfacher Portobrief 18x, so dass wir hier 100% Aufschlag auf Portobriefe sehen, weswegen kaum Portobriefe aus dieser Periode (1.7.1870-30-6-1875) bekannt sind.

    Bei unterfrankierten Briefen, Luitpold hatte es schon geschrieben, war gebührenmäßig zu verfahren wie bei unfrankierten Briefen, wobei zwischen den Postverwaltungen Bayerns und denen des NDB die Währungen paritätisch zu verrechnen waren, also nicht, wie üblich im Inlandsverkehr, 1 Groschen = 3x, sondern 1 Groschen = 3,5x. Daher rühren auch die Brüche, die es sonst nicht gäbe.

    Gemäß dessen erklärt sich die mittige, blaue Taxe von 2 1/2 Groschen für Bayern. Die verklebten 3x wurden als 3/4 Groschen in Rötel als Weiterfranko dem NDB und dann später an GB vergütet. Dieselbe Hand strich auch den Vermerk unten links "f(re)y" durch, weil der Brief eben nicht (korrekt) frankiert war.

    Jetzt wieder zu den gefürchteten Rundungen der Währungsbeträge: Es war verfügt worden, dass bei der Reduktion in die englische Währung die Ergänzungstaxe auf halbe Groschen aufwärts nach dem Verhältnis 1 Penny = 10 Silberpfennige (1 Groschen = 12 Pfennige) abzurunden waren.

    Demnach notierte die englische Post mittig 5 1/4 Pence (6 Pence minus der 3x Marke) als Nachporto beim Empfänger, gekennzeichnet mit dem in London angebrachten Stempel "MORE TO PAY".

    Nochmals zum mitschreiben: 6 Pence = 5 Groschen = 18x.

    12 Pence = 10 Groschen = 35x.

    18 Pence = 15 Groschen = 53x usw.. Alles ganz einfach. :) :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Schönen guten Tag miteinander ,

    Von Luitpold animiert möchte ich folgenden Beleg zeigen .

    3x mit WZ ENGE Rauten auf einem Charge Beleg von Marktheidenfeld

    Nach Würzburg. Am 9.2 1872 auf die Reise geschickt, und am nächsten Tag in Wü Eingangsgestempelt. So weit so gut, handschriftlich Recommandiert und Charge, Einschreibnr. 65 ,.....jedoch KEIN Charge Stempel.....

    Liebe Grüße von pappnase Andreas

  • Lieber Andreas,

    ein sehr feiner Brief - Chargé-Stempel vergessen, sonst aber korrekt wie recommandirt behandelt und abgerechnet. Sicher brachte die Aufgabepost den roten Chargé-Vermerk an, der ja auch aussah, wie ein amtlicher Stempel.

    Solche Stücke gibt es hin und wieder - viele Bayernsammler hätten gerne solch eine Rosine zu zeigen, aber es gibt nicht so viele, als dass dieses Unterfangen Aussicht auf Erfolg hätte. Glückwunsch! :love: :love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Andreas ist ja eher ein Brustschildsammler, aber ich habe wirklich gestaunt, was so an netten Belegen in seinen Alben hat. Da ist noch einiges zu erwarten. :)

    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    war mir schon klar, dass er ein Händchen für Rosinen hat ... 8o

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo ihr beiden,

    Es wird ja immer lustiger. Nun versuche ich darauf zu achten was auf einem Beleg steht, nun muss ich auch noch darauf achten was NICHT darauf ist. In diesem Fall ging es mir nur um Marktheidenfeld/Würzburg. Nun verstehe ich auch warum Luitpold meinte, dass ich den Beleg unbedingt zeigen sollte, speziell dir lieber Ralph .

    Danke, ab sofort sehe ich den Beleg mit anderen Augen, auch wenn Dieter recht hat, ist nur eine kleine Nebensammlung. Wie heisst es so schön....auch ein Blinder findet mal (unbewusst) etwas feines.

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • ... an Blinden mangelt es hier nicht - schreibt ein Oberblinder. :D :D :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.