• Hallo Sammlerfreunde,

    hier war ein echter Franke am Werk.

    Neustadt Aisch - Fürth vom 13.8.1871

    "cido cido exbreß Exbreß"

    Ob der Brief mit dieser Schreibweise als Expressbrief durchgekommen ist?

    Gruß

    bayernjäger

    Einmal editiert, zuletzt von bayernjäger (20. August 2022 um 20:28)

  • ...ich meine ja, in § 27 der einschlägigen Posttransportordnung Bayerns von 1868 steht, dass für eine Expressbestellung unzweideutig zum Beispiel mit "durch Expressen zu bestellen", "per express", "durch besonderen Boten zu bestellen", "sofort zu bestellen" zu bezeichnen war. Wie hier zweimal "expreß" auf dem Brief zu schreiben, dürfte wohl unzweideutig genug sein.

    Ferner wurde gerade eben um Zweideutigkeiten zu vermeiden der hierfür lt. PTO eindeutig nicht relevante Vermerk "cido cido" - links bewußt ausgestrichen und einmal "expreß" bewußt mit blauem Wachsstift eingerahmt hervorgehoben, was dem Wille des Absenders entsprach, der ihn - wie schon gesagt - nochmals weiter rechts wiederholt hat.

    Hilfreich wäre allerdings auch noch die Rückseite, ob hier evtl. (sogar noch) ein Botengeldvermerk getätigt wurde.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Tim,

    die Expressbestellung kostete 9x - entweder den Absender in Marken (sind aber keine 9x zusätzlich frankiert), oder den Empfänger, mit Blaustift zu notieren (sehe ich auch nicht).

    Steht nichts auf dem Brief, hat man kein Expressgeld bezahlt. Daher denke ich nicht, dass ein eigener Bote ihn in Fürth zugestellt hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    ich sehe nicht, dass es in irgend einer Weise Pflicht war, die 9x vorne zu vermerken. Das Botengeld am Empfangsort ist darüber hinaus nichts, was es auf dem Weg des Briefes zum Empfangsort zu erwähnen galt, wenn es wie hier offensichtlich vom Empfänger bezahlt werden sollte. Ferner kann es evtl. noch auf der Rückseite vermerkt worden sein.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    wenn es der Absender bezahlte, war das, soweit ich weiß, in Marken zu frankieren, die (9x) als Weiterfranko für die Abgabepost zur Übergabe an den Expressen in der Briefkarte zu erfassen waren.

    Also "Wfo 9x" zum Beispiel.

    Überließ man die Zahlung der Expressgebühr dem Empfänger, musste der Expressbote wissen, ob er von dem noch etwas zu bekommen hatte, oder ob er intern (siehe oben) abgefunden werden sollte.

    Stand auf dem Brief nicht "9x", hätte der Empfänger auch nichts bezahlt, weil der Bote nichts gefordert hätte. Der wird aber nicht umsonst gelaufen sein ...

    Eine Notation hinten in der späten Kreuzerzeit hätte ich noch nicht gesehen, also schaun mer mal, ob hinten etwas zu sehen ist (als Quittung gewissermaßen), aber ich glaube es nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke, Udo. Hinten also gar nichts, wie erwartet.

    Hallo Tim,

    sie war zu zahlen - entweder vom Absender, oder vom Empfänger, wie geschrieben - steht auch so unter Nr. 1.

    Zahlte sie der Absender, konnte er sie verkleben, oder durch 9x in Cash dies die Post tun lassen. Wie sonst hätte der Bote einer anderen Stadt an sein Geld kommen sollen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...unter 1. steht Gebühr zu entrichten nicht zu frankieren. Das letzere kann ich verstehen, wenn der Absender dafür gerade stand, nicht aber, wenn es wie hier der Empfänger war. Da kassierte der Bote sein Salär direkt beim Empfgänger ab, da gab es nichts mehr zu frankieren.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... aber wenn der Empfänger zahlen sollte, musste das der Bote wissen - und der Empfänger auch. Wie sollte dieser Nachweis geführt werden, wenn der Brief nichts aufweist? Die Express-Briefe, die ich kenne bzw. habe, zeigen die 9x, so oder so.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    der Bote wußte es vom Expeditor der Abgabepost, der ihn dazu beauftragte. Und zu der anderen Frage, Frage zurück: Wie wusste ein Empfänger, dass er einen vom Absender Porto gestellten Brief bezahlen sollte ? Das ist hier doch im Prinzip das selbe. Warum steht ob dessen schließlich in der PTO, dass im Falle, dass der Empfänger die Entrichtung des Botengeldes verweigerte, dies als Verweigerung der Annahme der Sendung an sich galt und der dafür letzthin in Haftung stehende Absender für die "bezügliche Gebühr" eine entsprechende Sicherheitsleitung bei der Aufgabepost zu entrichten hatte ? Wo ist für den Expeditor der Abgabepost ersichtlich, dass diese Sicherheitsleistung bei der Aufgabepost entrichtet wurde ? Ich will nicht sagen, dass das für alle Beteiligte eindeutig geregelt war, aber gerade deswegen kann ich nicht einfach so sagen, dass das hier kein Expressbrief war.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    3 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (20. August 2022 um 22:11)

  • Hallo Tim,

    Wie wusste ein Empfänger, dass er einen vom Absender Porto gestellten Brief bezahlen sollte ?

    indem die Aufgabepost bei Portobriefen dasselbe vorne in blau zu notieren hatte. Dann waren die Porti summarisch in der Briefkarte zu erfassen und die Aufgabepost belastete damit die Abgabepost.

    Die musste sich das Geld vom Empfänger holen, sonst saß sie finanziell in der Patsche.

    Warum steht ob dessen schließlich in der PTO, dass im Falle, dass der Empfänger die Entrichtung des Botengeldes verweigerte, dies als Verweigerung der Annahme an sich galt und der dafür letzthin in Haftung stehende Absender für die "bezügliche Gebühr" eine entsprechende Sicherheitsleitung bei der Aufgabepost zu entrichten hatte ?

    Weil 9x nicht für jeden zu stemmen waren. Konnte er diese nicht bezahlen, musste der Expresse aber doch bezahlt werden, wie die Post genauso ein Anrecht auf ihr Porto hatte und wenn das der Empfänger nicht zahlen wollte oder konnte, war immer der Absender für die entstandenen Kosten haftbar zu halten.

    Wo ist für den Expeditor der Abgabepost ersichtlich, dass diese Sicherheitsleistung bei der Aufgabepost entrichtet wurde ?

    Wenn die Post-Transport-Ordnung (PTO) das so vorschrieb, war das Allgemeinwissen bei der Post. Hatte die Aufgabepost kein Depositum vom Absender eingefordert bei einem Expressbrief, war das auch nicht tragisch, dann hätte man ihm das Porto und die Expressgebühr eben nach Rücksendung seines Briefes abgeknöpft. Er war immer der Post gegenüber in der Schuld, so oder so.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    größere Postorte hatten mehrere Bestellgänge. Bei Fürth, denke ich, waren es sicherlich 4, oder noch mehr. Dieser Brief lief sogleich nach dem Eintreffen mit dem nächsten Bestellgang zum Empfänger. Daher fiel keine Expreßgebühr an, denn er wurde normal zugestellt, so meine Meinung.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo Ralph,

    wenn Du von "Allgemeinwissen bei der Post" sprichst, dann trifft das auch für die Botengebühr am Empfangsort zu, wenn die Expressbestellung vom Absender vermerkt war. Und wenn Du sogar den Fall für nicht so tragisch betrachtest, dass die Aufgabepost kein Depositum von Absender eingefordert hat, dann kann man genauso gut sagen, dass es nicht so tragisch gewesen ist, die Botengebühr am Empfangsort nicht auf den Brief zu schreiben und sie vom Boten abkassieren zu lassen. War ja nach Deiner Aussage auch nicht mehr üblich dieser Tage, das Ganggeld auf die Briefe zu schreiben. Mag so im Einzellfall nicht korrekt und unlogisch gewesen sein, aber Du hast ja schon oft gesagt, dass da viel falsch gemacht worden ist.

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Hermann,

    ich vermute auch, dass es genau so war.

    Hallo Tim,

    beim Express-Dienst ist vieles nicht nach Vorschrift gelaufen. Wenn die Post etwas rot/blau umrahmt hat, hatte das auch i. d. R. seine Bewandnis; aber halt auch nicht immer. Letztlich bleibt es eine Frage des Glaubens und hier glaube ich nicht an eine expresse Zustellung. Wenn es anders war, hat man es gut geheim gehalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    der Brief wurde morgens früh zwischen 6-7 Uhr bei der Abgabepost aufgeliefert, die Abgabe erfolgte lt. § 26 der PTO ab 6 Uhr morgens spätestens aber innerhalb von 4 Stunden. Kann sein, dass er in Fürth im ersten Bestellgang rausging, kann aber auch sein, dass der ohne den Expressbrief schon unterwegs war, dann war lt. PTO beim Expressen dennoch sofort zu bestellen...und wer lässt sich so ein fürstliches Bestellgeld entgehen...

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis