MiNr. 10 - 6 Kreuzer blau

  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    Ein sehr schöner Brief des Advokaten Götz mit der schwierigen Nr.10. Gratulation!

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,

    hallo Bayern-Kreuzer,

    ein ausgesprochen schöner Brief, an dem alles stimmt. Ein vorbildlicher Mühlradstempel und auch noch ein sauberer Chargé-Stempel. Das hat man nicht oft, das RA Götz die ganze Anschrift geschrieben hat. Meistens hat er nur "franco" oder Ergänzungen dazu geschrieben, wie "Ldg Landshut" oder ähnliches. Auch ich habe einen Götzbrief, den er privatim an seine Ehefrau geschrieben hat. Sie war wohl in der Sommerfrische.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hört, hört, die Frau Advokatens-Gattin :!: :!: :!:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo hasselbert,

    hat denn der schöne Brief von Herrn Götz an die Frau Gemahlin noch seinen Inhalt? Der wäre sicherlich interessant zu lesen. (Auch wenn mir mal ein Händler sagte - bei dem ich mich nach dem Briefinhalt erkundigte - der Inhalt spiele bei einem Brief doch keine Rolle und sei doch nur was für Voyeure :D )

    Der Herr Götz muss ja unglaublich viel Post produziert haben. Die Götzbriefe sind ja doch recht häufig und man erkennt sie sofort an der krakeligen Schrift des Herrn Advokaten. Es ist verwunderlich, wie viele Briefe von ihm sich in den unterschiedlichsten Orten erhalten haben.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo zusammen,

    manchmal wundert man sich was man noch nicht so alles in der Sammlung hat und das sind bei mir zahlreiche Belege mit der Mi-Nr. 10. Nun ist mal wieder einer dazu gekommen, mit interessanter Leitung, die mich dann doch etwas irritiert. Aufgabe war am 10.10.1863 in Ludwigshafen a.Rh., es ging am selben Tag linksrheinisch über Mainz nach Frankfurt, dann nach Hanau und schließlich am 11.10.1863 nach Bergen (heute Bergen-Enkheim) östl. von Frankfurt a.M.

    Soweit alles klar, auch der Adressat A.(lbert) Riegelmann, der seinerzeit auf der Fechenmühle ca. 6 km nördlich von Hanau eine Tonziegelei betrieb. Die Fechenmühle  (östlich der Gemeinde Bruchköbel) geht bis auf das Jahr 1298 zurück, wurde im 30-jährigen Krieg mehrfach geplündert und zerstört. Dem Maintaler Heimatforscher Peter Heckert haben wir die nachfolgenden Präzisierungen zur Fechenmühle zu verdanken, eine tolle Leistung wie ich finde:

    Im Jahre 1848 baute der damalige Besitzer Mül­ler die abgebrannte Mühle wieder auf. Weitere Gebäude kamen 1860 dazu. Zwei Jahre später übernahm Albert Riegel­mann das Anwesen, um dort eine „Thon­warenfabrik“ zu gründen, in der er Dach­ziegel, Tonrohre und Schmuckziegel her­stellte. Er „verwendet“ eine größere Anzahl von Kindern zum Tragen der Ziegel und Hohlsteine in die Trockenräume und in die Öfen.

    „Das Aussehen der Kinder war ein recht gesundes und die Arbeit ist kei­ne ermüdende“, ist in der Sammlung des Bruchköbeler Geschichtsvereins zu lesen. Manche waren sogar jünger als zehn Jah­re, was gesetzlich unzulässig war. „Dem­nächst sollen sie das ganze Jahr hindurch beschäftigt werden, und deshalb sollte der Ortsvorstand eine öftere Revision des Eta­blissements vornehmen: und darauf ach­ten, daß die Arbeitszeit nicht über zehn Stunden dauert“.

    Gustav Knoblauch aus Frankfurt trat 1865 als Teilhaber in die Fabrik ein und übernahm sie 1881 auf alleinige Rech­nung. Im Jahre 1895 ging der Betrieb an H. Höch aus München, 1899 an Reinhold Opificius aus Frankfurt, der 1901 vom Kreisaus­schuß die Genehmigung erhielt, einen Ringofen und den 45 Meter hohen Schorn­stein zu bauen. Im Maschinenraum wurde eine Dampfmaschine aufgestellt, die wahrscheinlich Mahlwerk und Mischer antrieb. Die Räder im Pressenraum liefen weiterhin mit Wasserkraft.

    Im Volksmund hieß die Ziegelei „Rus­senfabrik“. Die Pferde, die die Fuhrwerke zogen, mit denen 1.000 Backsteine („Russenstei­ne“) zweimal täglich zu Baustellen nach Hanau transportiert wurden, nannten die Einheimischen „Russengäule“. Im Jahre 1921 wur­de die Ziegelei abgebrochen, da die Ton­vorräte in der „Lehmkaute“ auf dem Ge­lände gegenüber erschöpft waren. Die Fe­chenmühle wurde wieder in ein Bauernhof verwandelt. Heute ist es ein recht großer Pensionspferdebetrieb.

    Was mich jetzt noch irritiert, ist der vorderseitige Leitvermerk b. Hadamar, viellecht hat man es zuerst wegen dem Strich über dem "c" von Fechenmühle für Teichen- oder Feichenmühle und deswegen für die Tongruben bei Niederhadamar (nördl. Limburg an der Lahn) gehalten, aber dann doch richtig geleitet. Auch die beiden kleinen Notierungen in der tiefblauen Tintenschrift kann ich mir nicht erklären. Und schließlich liegt die Fechenmühle  (bei Bruchköbel) deutlich weiter entfernt von Bergen als von Hanau, aber es wurde offenbar über Bergen ausgeliefert.

    Kann jemand das evtl. interpretieren ?

    + Gruß

  • Hallo Pälzer,

    zu Deiner Frage kann ich leider nichts sagen.

    Aber Deine Recherchen zum Briefinhalt habe ich mit viel Interesse gelesen. Es ist schon toll, was man aus so manchem Brief rauslesen kann, wenn man entsprechend tief einsteigt. Und das Internet macht es uns ja im Vergleich zu früher oft recht einfach. Während man früher im Großen Brockhaus nachsehen musste (und doch nichts fand) oder gar in Bibliotheken stundenlang suchen musste, genügen heute oft nur ein paar Klicks.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    bin völlig Deiner Meinung und immer wieder begeistert, wenn es gelingt, die Hintergründe eines Belegs darstellen zu können. Das www hat dies ungemein vereinfacht. Ich wäre jetzt bestimmt nicht nach Hanau in die Stadtbibliothek gefahren, um u.U. stundenlang etwas zur Fechenmühle bei Bruchköbel zu finden mit der Gefahr, dass das fruchtlos ausgeht.

    Gelegentlich wird auch mal ein Ortskundiger/Heimatforscher, vor Ort, am Telefon, per mail befragt, wenn er sich denn überhaupt ausfindig machen läßt. Aber für einen solchen Aufwand muss A) im www Ebbe sein und B) schon ein besonders vielversprechender Beleg vorliegen, der höchstes sophy-Entzücken vermuten läßt. ^^

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    bei meinem Besuch auf der Rang 1 Austellung in Haldensleben konnte ich viele Sammlungen auf allerhöchsten Niveau betrachten. Ein Exponat will ich hier nennen: Von/Über/Nach Nidda von unserem TAXIS107 bekam mit 87 Punkten verdientes Gold. :thumbup: :thumbup:

    Ein freundlicher Händler aus Lenggries (hallo Schorsch) :D hat mir den anhängenden Beleg aufgehoben. Ich zeige zunächst die Innenseite der Drucksache und stelle die Frage: welche Marke ist auf der Vorderseite?

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    ich tippe mal auf eine 3II ... :D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber hasselbert,

    Der 10. September 1862 schreit sehr nach 3II, aber der Thread passt dann nicht. Bin gespannt!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (6. September 2014 um 21:44)

  • Lieber maunzerle,

    es ist zwar eine Drucksache, aber sie wurde nicht als solche versandt. Da gibt es ein Siegel, also wurde die DS als Brief versandt. Demnach dürften mehrere 3II verwendet worden sein (das wäre korrekt, wenn wir hier im falschen Thread wären).

    Alternativ wären wir im richtigen Thread und es wäre eine Nr. 10 vom 1.10.1862, weil die DS früher gedruckt wurde und peu à peu später verschickt wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hallo bk, hallo maunzerle,

    danke für eure lieb gemeinte Antwort. Aber auf dem Brief von Burghausen in Oberbayern in das 34 Meilen entfernte Marktbreit in Unterfranken muß an dieser Stelle natürlich eine 6 Kreuzer blau sein. Innen ist es zwar eindeutig eine Drucksache, aber der Absender wollte nicht, das die Mitteilung an seine Kunden offen gelesen werden konnte. Daher opferte er 5 Kreuzer und verschickte sie verschlossen als Brief

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert.

  • Hallo hasselbert,

    ui - ein treffliches Stück, aber da hatte ich ja total daneben gelegen. 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    aber der Absender wollte nicht, das die Mitteilung an seine Kunden offen gelesen werden konnte.

    so richtig viel ist ja aber eigentlich nicht verborgen geblieben :D ...oder rührt der Durchschlag der DS evtl. von einer Alterung her ?

    Macht auf jeden Fall einen optisch sehr attraktiven Eindruck, ich mag so Belege !

    + Gruß

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Freunde,

    Zu erwähnen bleibt aber dann doch noch die Tatsache, dass das gedruckte Datum und das Aufgabedatum immerhin 35 Tage auseinanderliegen. Von daher lag bk mit seiner Ersttagsvermutung gar nicht so falsch. Das wären sogar nur 21 Tage gewesen.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,

    dieser Brief ist nichts besonderes. Ich hab ihn trotzdem mal gekauft für
    meine Münchensammlung. Rückseitig hat er immerhin einen recht klaren Kastenstempel.
    Da er aus 1865 ist, denke ich mal, die Marke ist eine 10IIa.
    Sie ist zwar im Druck körnig und das Papier scheint recht dick zu sein,
    aber ist 1865 nicht zu früh für 10IIb?

    viele Grüße
    woodcraft

  • Hallo woodcraft,

    nein, leider keine 10IIb und von der Farbe her weit davon entfernt. Nicht metallisch, keine freien Stellen - diese Variante kommt ab Herbst 1866 vor, vorher war die todsicher nicht an den Schaltern (und bei etlichen Poststellen war sie wohl nie).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.