Social Philately, kurz Sophy

  • ... soll mein nächster Kater werden ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Zwar kein sonderlich schöner Brief, aber aufgrund des heimat- und zeitgeschichtlichen Hintergrundes möchte ich ihn dennoch hier vorstellen. Am 30. Oktober 1877 schrieb die Verwaltung des Arbeitshauses St. Georgen (Stadtteil von Bayreuth, noch heute ist an diesem Ort die JVA) an das königliche Bezirksamt Kulmbach.
    Aus dem Inhalt geht hervor, dass Frau Häßler aus Kulmbach für ein Jahr "ihren Dienst" im Arbeitshaus angetreten hat.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Es ist wieder einmal Zeit für ein Story: diesen Beleg habe ich vor Kurzem entdeckt und obwohl er jetzt nicht ganz so schön ist war der Name Ausschlag für seinen Kauf. Wer weiss wann wieder ein Beleg mit diesem Namen auftaucht!

    Frankiert à 3 Neugroschen, ab Chemnitz Sachsen von der Firma H. Haefner Maschinenfabrik an einen Mitarbeiter wie ich vermute, Herrn A. Beuthel aus Chemnitz der zeitweilig in Remich verweilte. Über die Firma Haefner konnte ich nicht viel heraus finden ausser einem Vermerk zu einem Patent für eine Zwirnmaschine. Der andere Name Ed. De la Fontaine, ein berühmter Mann und dank diesem Beleg habe ich weiter Details aus seinem Leben heraus gefunden


    Edmond de la Fontaine, Dicks 1823-1891,

    Nach seinem Abitur 1844 studierte la Fontaine bis 1847 in Lüttich und Heidelberg. 1850 wurde er als Rechtsanwalt vereidigt. 1852 erfolgte seine Ernennung zum zweiten Ergänzungsrichter am Friedensgericht in Luxemburg, im Jahr darauf zum ersten Ergänzungsrichter. In Remich hat er im April 1858 eine Weberei übernommen. Im Juil 1861 erhielt er die Genehmigung eine Dampfmachine einzusetzen. Die Firma Knaff frères aus Larochette leitete den Verkauf der Produktion. 1873 verkaufte er dann das Unternehmen. Von 1867 bis 1870 war la Fontaine Bürgermeister von Stadtbredimus. Mit seiner Frau Elise Dutreux (1828-1907), die er 1858 geheiratet hatte, wohnte er im dortigen Schloss. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, Alfred und Adrien, und eine Tochter, Eugénie. Am 5. Januar 1881 wurde er Friedensrichter des Kantons Vianden. Bis zu seinem Tod lebte er fortan in Vianden. Zwei Jahre nach seinem Tod wurden seine sterblichen Überreste nach Stadtbredimus überführt, wo er im Familiengrab beigesetzt ist.

    Berühmtheit erlangte er aber unter dem Pseudo Dicks mit seinen vielen Gedichten. Einige bekannte Werke: De Wëllefchen a de Fiischen, D'Vulleparlament am Gréngewald, Mumm Séiss, D'Fëscher an d'Jeer und ´T Hamebrit


    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Zockerpeppi,

    erstmal danke für den tollen Beleg :P:P:thumbup:

    Dann habe ich noch eine Frage bei der uns Pälzer und/oder bayern klassisch helfen könnten:

    Es sieht so aus, als hätte unter den Chemnitz Stempel eine Marke geklebt, oder? Die beiden Sammlerfreunde kennen sich soweit ich weiss mit dem Thema allerbestens aus, daher würde mich deren Meinung interessieren..... ^^^^

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo,

    Adlerauge Bayern Social hat zugeschlagen und wie es aussieht, hat er Recht. Es könnte eine 1/2 Groschen Marke drauf gewesen sein, weil das Franko für Frankreich m. W. damals 3 1/2 Ngr. betrug und einige Deutsche Luxembourg für Frankreich hielten. Aber dann hat der Postler den Absender eines besseren belehrt und ihm die Marke abgezupft. Wenn die Post das machte, dann ging man auf Nummer sicher, indem man den Aufgabestempel demonstrativ auf der Stelle der abgenommenen Marke abschlug (s. hierzu auch meine Contra - Slg., wo man das gut sehen kann).

    Tolles Stück! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (9. September 2014 um 19:17)

  • @ alle

    ich habe diese Diskussion kommen sehen und hatte mir den Brief schon im Vorfeld genau angesehen. Ich werde ein Auszug mit hoher Auflösung hochladen. Ihr werdet sehen dass einige "Papierreste" über dem Stempels sind. Der Stempel war meiner Meinung nach als erster auf dem Beleg. Ich bin davon aus gegangen dass irgendetwas am Beleg haften blieb bei der Lagerung oder so . Das Porto ( falls ich richtig nach geschlagen haben ) ist mit 3 NG richtig

    Bild folgt, voilà


    was sagt ihr ?

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Auch @alle,

    jetzt isses aber spannender geworden, als ich dachte.....

    Denn nach den Posts sieht es mit den Nahaufnahmen so aus als hätte sowohl unter dem stempel als AUCH darüber etwas geklebt nur kann ich mir nicht erklären, wie diese Papierreste zustande kamen, hmh....

    Ob sich das Rätsel noch lösen lässt, bin mal gespannt, in jedem Fall danke an die Beteiligten für so interessante Überlegungen :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo zusammen,

    Ihr werdet sehen dass einige "Papierreste" über dem Stempels sind.

    Auch wenn man sich ohne den Beleg vor sich liegen zu haben eigentlich nicht wirklich trauen kann das zu beurteilen, so kann man angesichts der Abbildungen auch der Auffassung von @bk sein, d.h. dass hier etwas mit Gummierung von dem Beleg runtergerissen wurde.

    Könnte sein, dass dann dabei auch aus dem Briefkuvert ebenfalls Papier rausgerissen wurde, so dass auf der Briefkuvertoberfläche Vertiefungen entstanden sind, bei denen der darüber abgeschlagene Rundstempel überwiegend gar nicht oder nur schwach auf diese tiefer liegenden Stellen übergegangen ist.

    Ich würde mir das wirklich liebend gerne einmal mit der 20-fach LED-Lupe anschauen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Halten wir mal beides als passend. Bei Gelegenheit kaufe ich mir eine bessere Lampe. Mit dem Microskop habe ich es nicht versucht , auch da könnte ich mir einmal ein besseres zu legen

    Maßgebend ist für mich das Porto passt und der Stempel wurde nicht nach gezeichnet.

    @ Pälzer

    würdest du nicht so weit weg wohnen, känne ich einfach mit dem Teil vorbei :P

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Lulu,

    wenn man eine noch feuchte Marke abnimmt, ohne sie zuvor gestempelt zu haben, und dann seinen Stempel auf dieser Stelle abschlägt, dann ist die Klebefunktion des an der Stelle verbliebenen Restgummis noch intakt. Man wird dann nach dem Abdruck mit dem Stempelgerät etwas Farbe und Gummi vom Brief abnehmen, so dass sich das Manko von Stempelfarbe erklären lässt.

    Aber vlt. liege ich auch völlig daneben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph

    Deine Erklärung ist passend. Ich glaube nicht dass du falsch liegst. Es waren die wie ich es nenne Papierreste die mich störten. Insofern die Marke noch feucht ist, verbleiben Kleberspuren, nicht unbedingt Papierfetzen ? Aber darüber wollen wir nicht streiten. Ich vertraute auf euer Urteil

    Der Brief weisst noch andere Stellen auf wo das Papier irgendwie dünn ist. Ich habe ihn gegen das Licht gehalten den man kann ihn unter dem total auffalten.

    Falls ich es nicht vergesse, bringe ich euch das Corpus delicti mit nach Sifi

    auf bald

    Phila-Gruß

    Lulu

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Nochmal kurz zu dem Brief aus Japan, der über San Francisco, New York und Bremen nach Kulmbach kam:

    Interessant ist vielleicht noch das Siegel das Absenders, der Fa. Schultze, Reis & Co. in Hiogo. Hyogo ist eine Päfektur in Japan (unter anderem Kobe liegt dort). Nach meinen Recherchen bei google scheint es sich um eine Firma mit Niederlassung in Kobe (1870-1874) und Sitz in Yokohama (1865-1873) gehandelt zu haben. Schultze war amerikanischer Staatsbürger, Adolph Reis wurde am 08.06.1869 zum deutschen Bundeskonsuln ernannt. Tätigeitsbereiche waren Handel und Versicherungen. Die Firma war eine der ersten deutschen Firmen in Japan und musste im Jahre 1874 Konkurs anmelden. Handeslwaren waren wohl unter anderem Tee und Keramik.

    Bei der Familie Weiß in Kulmbach bin ich leider noch nicht so recht fündig geworden, zumal es mehrere bekannte Familien(zweige) Weiß in Kulmbach gab/gibt.

    Viele Grüße

    kreuzer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Wollte hier ein Kärtchen von Hof nach Hersbruck vom 4.2.1886 vorstellen. Auf den ersten Blick recht unspektakulär ist auf der Rückseite als Absender die Firma Militzer und Münch zu erkennen. Diese wurde 1880 - also wenige Jahre zuvor - gegründet und war als Spediteur der Königlich bayerischen Staatseisenbahnen tätig. Heute ist die Firma zu eineminternational tätigen Logistik- und Speditionskonzern angewachsen, besser bekannt unter der Abkürzung M&M (nicht die Süßigkeiten, sondern die mit den blauen LKWs ;) )

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Liebe Lulu,


    aha......................................da geht was................................drück Dir beide Daumen...................................... :D

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Die Grafen von Neipperg

    Faltbrief ab Brüssel adressiert : A Son Excellence Monsieur le Compte de Neipperg Chambelan conceiller intime d'Etat et Ministre plénipotentiaire de leurs MM JJ[..] Apque (Apostolique) A Francfort. Auf dem Verso ein rotes Siegel.




    Das philatelistische:

    Kein Portovermerk, dies lässt vermuten dass der Absender Portofreiheit genoss. Handschriftlich wurde 1769 vermerkt. Dies passt in etwa zum Einzeiler BRUXELLES. In "les marques postales préphilateliques de la Belgique" von Lucien P. Herlant werden 2 Stempel erwähnt welche passen könnten. Die Nr 16 aus dem Jahre 1769 31x3.5 oder die Nr 18 von 1771 30x3.5. Den Stempel habe ich vermessen, schwierig zu sagen. Der Länge nach 30 mm und nicht 31, aber es gibt eindeutig keinen Punkt nach dem S. Der Vorbesitzer war sich wohl bei der Deutung auf 1769 sicher.

    Das nicht philatelistische für die Sophy Fans:

    1. Der Absender: auf dem Verso einzig ein rotes Siegel. Dank Google habe ich heraus gefunden wessen Siegel dies ist. Graf Cobenzl wahrscheinlich Charles Jean Philippe. Der Graf wurde 1712 in Laibach geboren. 1753 erhielt er die Stelle als Kämmerer und bevollmächtigter Staatsminister in den österreichischen Niederlanden Sitz in Brüssel und damit die Leitung der Verwaltung unter Gouverneur Prinz Karl von Lothringen dem Schwager von Maria Teresia. Er verstarb am 27 Januar 1770 in Brüssel und hinterlies einen Berg Schulden. Erst heute ist mir aufgefallen dass der Vorbesitzer den Grafen als Absender ermittelt hat. Ich hätte den Vermerk allerdings nicht so gedeutet.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ka…pp_Graf_Cobenzl

    2. der Empfänger der Comte de Neipperg. 1769 kommen eigentlich 2 Grafen von Neipperg in Frage

    2.1 Wilhelm Reinhard geboren am 27.5.1684 in Schwaigern. Mit 18 trat er in die kaiserliche Armee ein. 1726 heiratet er die Hofdame Maria Franziska Gräfin Khevenhüller. Er wird zum Reichsgrafen befördert. 1730 wurde der Gouverneur von Luxemburg und blieb dies bis 1753. Seine Militärische u Politische Laufbahn ist bemerkenswert. Zudem war er Ritter des Goldenen Vlies eine sehr hohe Auszeichnung. Verstorben ist er in Wien 1774. Also lebte er noch zum Zeitpunkt meines Schreibens. Wichtig zu erwähnen sei noch dass seine Tochter Maria Wilhelmine, Prinzessin v. Auersberg eine der Mätressen vom Kaiser Franz Stephan war. Hier ein Link mit weiteren Details betreff Neipperg

    http://www.kuk-wehrmacht.de/biograph/f0034neipperg.html

    2.2 1726 wurde sein sohn Leopold Johann Nepomuk geboren. Auch er trat in den Dienst der Habsburger und hatte eine Bemerkenswerte Karriere vor sich: Kaiserlicher Kämmerer, Reichshofrat später Geheimrat, bevollmächtigter Minister an den neapolitanischen, dänischen und kursächsischen Höfen. 1780 kurböhmischer Botschafter und Interims-Directorial-Gesandter am Reichstage zu Regensburg. Er hatte 4 Frauen mit denen er 10 Kinder zeugte. Er starb am 5.1.1792. Interessant zu erwähnen ist sein Sohn Adam Adalbert welcher sich Napoleons Marie Louise schnappte. Ich habe einen interessanten Bericht bei google Books gefunden.

    http://genealogy.euweb.cz/austria/neipperg1.html

    Den Titeln zu Folge ging der Brief wohl an letzteren. Nun denn war nicht so gedacht. Gut dass ich schon einen Beleg an ersteren habe

    Mein Dank an Erdinger für die Unterstützung

    Phila-Gruß

    Lulu