Flugpost nach der Schweiz

  • Hallo zusammen,

    hier zeige ich - wie im bayerischen Flugpost-Thread angekündigt - eine spätverwendete Flugpostkarte SFP 1/01, die als Einschreiben am 29.09.1923 per Luftpost von München über Zürich nach Basel ging:


    Für die Infla-Frankatur musste Anschrifts- und Bildseite verwendet werden.

    Die bayerischen Marken waren zwar längst ungültig, wurden aber doch ebenfalls mit dem Münchener Flugpoststempel entwertet.

    Durchgangsstempel Zürich-Flugpost von 13:00 Uhr und Ankunftsstempel Basel-Briefträger um 19:00 Uhr.

    Sicherlich keine Bedarfssendung, sondern philatelistisch veranlasst.
    Zu der Taxierung kann ich leider nichts beitragen, sondern mich nur hilfesuchend an die Infla-Experten wenden :/ .

    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo,

    Mittelfranke

    laut dem Katalog von Otto für 1923 war an Porto/Gebühren zu zahlen:

    Postkarte: 450 TMk

    Luftpost: 250 TMk

    Einschreiben: 250 TMk

    Summe: 950 TMk --> also gemessen an den verklebten 725.300 Mk viel zu wenig

    alternativ noch und meiner Meinung nach die wahrscheinlichere Variante

    Drucksache: 150 TMk

    Luftpost: 375 TMk

    Einschreiben: 250 TMk

    Summe: 775 TMk --> auch unterfrankiert, aber nur um 50.000 Mk. Es sei denn, die Klebereste auf der Rückseite deuten auf die fehlende 50.000 Mk Marke hin.

    Geflogen ist die Karte wie den Durchgangsstempeln zu entnehmen ist auf jeden Fall.

    Der Flug täglich ausgeführt von der Junkers Luftverkehr vom 14.5.-31.10.1923

    Abflug München 08:45

    Ankunft Zürich 11:00

    Dies passt gut zu den Poststempeln mit 13 Uhr und dann weiter nach Basel dort angekommen um 19 Uhr.

    Grüße

    philast

  • Hallo philast

    vielen Dank für die ausführliche Erläuterung.

    Es könnte natürlich sein, dass bei der Menge an Marken der Stempler in der Eile bis zum Start um 08:45 nicht mehr genau nachgerechnet hat.

    Das Markenfragment auf der Bildseite hatte ich auch bemerkt.

    Es ist jedoch an dieser Stelle kein übergehender Stempelrest zu erkennen, der bei der Größe des Münchener Flugpost-Stempels hätte auftauchen müssen.

    Entweder hat die Fotobeschichtung der Bildseite eine Entfernung der Stempelfarbe ermöglicht, oder die Marke ist noch vor der Entwertung wieder entfernt worden.

    Viele Grüße

    Gerd

  • hallo Gerd,

    die Drucksachen-Postkarte könnte aber auch überfrankiert sein.

    Sie ist zweifelsfrei Postkarte wie Drucksache. Das Porto für eine Auslandsdrucksache betrug in der PP18 (20.-30.9.1923) 150.000 M, zzgl Einschreibung 250.000 M. Der Luftpostzuschlag für Auslanddrucksachen <50g belief sich auf 375.000 M; Dem Wesen nach handelt es sich jedoch auch zweifelsfrei um eine (leichtgewichtige) Postkarte, die einen Luftpostzuschlag von nur 250.000 M erforderte.

    Wenn man diesen Ansatz verfolgt, betrug das Porto:

    Auslandsdrucksache 150.000 M

    + Einschreibung 250.000 M

    + Luftpost für Postkarte 250.000 M

    ergibt 650.000 M und wäre von den frankierten 725.000 M abdeckt.

    Man bräuchte für diese plausible Handhabung jetzt nur noch eine passende Verfügung :/

    ... oder weitere gleichermaßen frankierte Belege ohne Taxierung. Viel Spaß beim Suchen.

    besten Gruß

    Michael

  • hallo zusammen,

    die Verfügung 735 vom 26.8.1921 regelt den Luftpostzuschlag von Postkarten und Drucksachen; leider liegt sie mir nicht vor.

    In den PP6 und PP7 (1.4.1921 - 30.6.1922) gab es die Versandform der Drucksachen-Karte, deren Gebühr unter der einer einfachen Drucksache lag. Der Luftpostzuschlag entsprach dem einer Postkarte. Es spricht viel dafür, dass diese Handhabung auch in späteren Portoperioden so erfolgte.

    Ich kann aus der PP7 eine Drucksachenkarte (40 Pf.)zeigen, die am 30.6.1922 im Inland per Luftpost versandt wurde. Der Luftpostzuschlag wurde für eine Postkarte (+20 Pf.) und nicht für eine Drucksache (+80 Pf.) angesetzt. Das erforderliche Porto beträgt 60 Pf. und ist von den frankierten 80 Pf. abgedeckt.

    besten Gruß

    Michael

  • Hallo Michael ( stampmix)

    Vielen Dank für Deine Recherchen.

    Ich glaube auch eher an eine Überfrankatur, denn der Werteverfall des Bargelds (wie auch der Briefmarken) war ja im Herbst 1923 rapide.

    So wurde aus fast wertlosem "Papier" wenigstens noch eine philatelistische Besonderheit.

    Viele Grüße

    Gerd