Francobriefe nach Bayern

  • Hallo Nils,

    danke für deine Einschätzung - wäre vom Vertrag her (TT - Frankreich 1801) so zu erwarten; was mir aber spanisch vorkommt ist die Frankoteilung: 20 zu 19 ist fast im Verhältnis 1 : 1. Colmar bis zum Rhein ist aber sehr nah - und vom Rhein bis München ist es sehr weit. Warum sollte für diese unterschiedlichen Strecken praktisch die gleiche Gebühr angefallen sein? Daher ging meine Frage auch in die Richtung, ob man nicht vlt. doch in diesem Falle von der altgekannten Route (Rheinhausen usw.) abgewichen ist und eine andere Leitung einschlug.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Die Gebühren sehen unglaublich hoch aus, wenn es hier 19 + 20 Decimes sein sollte. Und eine kurze Umweg über Schaffhausen würde wohl auch nicht so viel mehr kosten als der normaler Weg über Kehl.
    Leider kann ich nicht mehr zu die Taxierung sagen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,

    nachstehend eine in die Pfalz gelaufender 40c-Beleg aus dem Jahre 1869, leider in einem erbärmlichen Zustand mit Bügen, u.a. durch die Marken und rückseitig gekappter Faltklappe. Sehr bedauerlich zumal 2 x mit rotem PD abgeschlagen wurde. Kurze Frage zu den Farben. Ich sehe auch schwarze PD-Abschläge älteren Datums. Gab es hierzu irgenwann einmal einen Wechsel in der franz. PO ?


    + Gruß vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    na ja, er hat Gesicht, das ist doch aus etwas. Schön zu sehen und nicht so häufig zu finden ist der Ortsstempel (hier als Transitstempel genutzt) von Strasbourg, so dass man den Grenzübergang kennt.

    Zu der Farbe der P.D. - Stempel weiß Emmanuel sicher einiges zu berichten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo an alle,
    Das Rundenschreiber n ° 68 vom 3. Juli 1836 verpflichtet die Postämter, ihr Stempel PD oder PF in rote Tinte zu schlagen.
    Diese Direktive hat bis Ende der Benutzung dieser Stempel gedauert, das heißt am 1. Januar 1876.
    Die Nuancen roter sind sehr zahlreich.

    Hier 2 Beispiele von Stempel PD, die versehentlich in Schwarz geschlagen sind:

    1864. Von Seclin (nahe Lille) nach Dornick ( Belgien).
    Grenzgebühr: 20 c für einen Brief zwischen einem französischen Postamt und einem belgischen Postamt von weniger als 30 Km entfernt.
    Das Postamt von Seclin hat sein Stempel PD im Rot zu leicht geschlagen und das Bahnpostamt Lille-Paris hat darauf sein Stempel PD im Schwarz geschlagen.

    1868. Von Solre le Château (nahe Maubeuge) Nach Beaumont. Grenzgebühr.
    Das Postamt von Solre le Château hat sein Stempel PD im Schwarz im Widerspruch mit dem Rundenschreiber n ° 68 geschlagen.

    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    danke für die Postvorschrift und die beiden erstklassigen Briefe von dir. :P Einer schöner als der andere.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo vals59,

    ebenfalls herzlichen Dank für die wertvollen Informationen und anschaulichen Darstellungen ! Mehr und mehr werde ich ein echter Fan altfranzösischer Belege. Vielen Dank auch an bk :thumbup:

    Besten Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    heute möchte ich einen Brief zeigen, wie man ihn nicht häufig sehen wird, auch wenn sein Zustand nicht die 1 mit Sternchen verdienen dürfte.

    Geschrieben wurde er in Le Havre am 19.8.1846 von einem Siegelträger, der einen Fisch führte, mir aber damit leider unbekannt bleibt. Er versah den Brief mit 2 Adressen - einer französischen und einer deutschen auf der Siegelseite; ein Umstand, den man nur alle Jubeljahre mal sieht, zumal die bayerische Post französisch lesen können musste und auch so keine Probleme mit der Zustellung gehabt hätte.

    Aber seis drum, die Anschrift lautet:

    Monsieur Monsieur Lieutnant Colonel de 4-em Bataillon Chasseur à Straubing En Bavière. Affranchie.

    Der Brief war also frankiert für beide Länder aufgegeben worden. Oben links lese ich 30, daneben 53, wenn ich es recht interpretiere.

    Auf der Oberklappe des Kuverts wurde die Anschrift sicherheitshalber in teils deutscher Kurrentschrift wiederholt. Die franz. Post notierte in Le Havre 18 + 12 / 30 Decimes, so dass der Absender diese 30 Decimes auch bezahlt haben dürfte. 18 Decimes = 54x für Frankreich und 12 Decimes = 36x für Bayern ergaben ein Franko von 90x oder 1 Gulden 30x, was nicht eben wenig war und dem Gehalt eines mittleren Postbeamten am Tag zu dieser Zeit entsprochen hatte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank für die Ergänzung - weißt du, was die 59 vorne oben links zu bedeuten hat? Sie ist eindeutig franz. Ursprungs ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Emmanuel,

    vielen Dank - werde ich in die zukünftige Beschreibung mit einbauen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    der nachstehende Beleg aufgegeben am 26.04.1873 in Romilly-sur-Seine (ca. 130 km östlich Paris) hat eine kleine aber feine Odyssee hinter sich. Adressiert an "irgendein Weingarten" hatte man auf französischer Seite wohl erst einmal an das linksrheinisch-bayerische Weingarten bei Zeiskam in der Südpfalz gedacht.

    Der Briefträger Kühnl, welcher rückseitig Adressat in Weingarten bei Germersheim notierte, hatte das zunächst wohl auch gedacht, musste dann aber nach erfolgloser Zustellung am 27.04.1873 auch raten und notierte vorderseitig: Vielleicht Baden.

    Dort konnte man zwei Tage später am 29.04.1873 in dem ein Stück weit südlich von Bruchsal gelegenen Weingarten (Baden) ebenfalls nichts mit dem Adressaten Philipp Kuhn graine & fairne anfangen strich Baden aus und stempelte noch am selben Tag wieder Aufgabe, mit der vorderseitigen Notierung Württemberg !

    In der Stadt Weingarten bei Ravensburg (Württemberg) am 30.04.1873 angekommen findet man aus der Zeit für den Adressaten Philipp Huber eine Brauerei. Sehr wahrscheinlich hatte diese als Mälzerei auch etwas mit Getreide- und Weizenverarbeitung bzw. -produktion zu tun gehabt (graine & fairne = Körner und Mehl).

    Bei Raverdeau & Allaire Meuniers à Romilly-sur-Seine handelte es sich um eine Getreidemühle. Interessant kommt der Beleg auch hinsichtlich des Bahnposttranportes daher: Zunächst sieht man vorderseitig die Entwertung mit dem Streckenstempel Paris-Belfort und dann rückseitig den Streckenstempel Belfort-Mühlhausen/E.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein interessanter, witziger Brief, den ich mal aus der finaziellen Sicht der Post zu interpretieren versuche:

    Frankiert mit 40 Centimes nach dem Postvertrag mit dem Dt. Reich (Bayern und Baden hatten damit keine gültigen Postverträge mehr mit dem ehemaligen Anrainer Frankreich mehr, Württemberg hatte nie einen mit Frankreich abschließen können, weil Baden stets dazwischen stand).

    Die Gebühr war hälftig zu teilen, also für jeden 20 C. = ca. 6x bzw. 1,5 Groschen oder 30 Pfennige.

    War der Brief nach Bayern gerichtet, so lief er von Frankreich über das Gebiet der Reichspost in die bayer. Pfalz. Da er nicht nach Bayern gehörte, lief er nach Baden, welches das Postregal zum 31.12.1871 zu Gunsten der Reichspost aufgegeben hatte, somit wieder ins Reich zurück! Da auch dort falsch, ging er endlich nach Württemberg, welches ja noch eine eigene Postveraltung hatte, so dass hier 5 Länder mit 4 Postgebieten involviert waren. Das kann nicht jeder Brief des Jahres 1873 von sich behaupten.

    Danke fürs zeigen dieser Rosine und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    eine sehr schöne Betrachtungsweise, auf die man auch erst einmal kommen muss, vielen Dank dafür ! :) Kommen wir doch sogleich zu dem nächsten Mehrländerbeleg mit u.a. linksrheinisch-bayerischer Beteiligung.

    Ich habe im Moment keine hinreichend vernünftige Erklärung was der Halbkreiser Speyer vom 15.12.1860 da hinten drauf zu suchen hat, nicht einmal ein Ankunftsabschlag Schwabach ist erfolgt: Insofern dringender Hilferuf in die Runde bzgl. der Aufklärung des Hergangs der Dinge !

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    von Strasbourg aus in den falschen Briefsack in die Pfalz geschickt, statt nach Nürnberg, wo er hätte hin geschickt werden sollen.

    Kartenschluß Strasbourg - Speyer am folgenden Tag festgestellt, dass in Speyer falsch - dann nach Nürnberg gesandt. Dort vergessen Ankunft zu stempeln und die Adresse direkt korrigiert, weil die Gerasmühle nicht mehr von Nürnberg, sondern von Schwabach bedient wurde. Auch in Schwabach kein Ankunftsstempel angebracht, wie so oft und dem dortigen Boten übergeben, der konzessioniert war und 1x je Gewichtseinheit (!) für seinen Gang bis zur Gerasmühle kassierte. Dies hat er aber nicht auf jeden Brief geschrieben, sondern summarisch auf einem Brief erfasst, weswegen am 16. oder 17. vermutlich mehrere Briefe an den Empfänger gleichzeitig zum Austragen vorlagen.

    Kosten also: 7,2x für Frankreich, 4,8x für Bayern abzüglich des Transits durch Baden in Höhe eines Kreuzers, 1x nicht vermerkt für den Schwabacher Boten.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    diesmal soll es wieder ein "echter" IM-Pfalzbrief aus Frankreich sein, welcher nachstehend vorgestellt wird. Bei dem Absender ist es sehr hilfreich gewesen, dass dieser im Briefkopf noch das Wasserzeichen L`Union Compagnie de Bateliers de Strasbourg (~ Vereinigung der Flußschiffer Straßburgs) enthielt. Ansonsten läßt sich zu Matthis, Ulrich, Gebhardt & Cie / Strasbourg nämlich kaum etwas finden. Der Firmenname ist siegelseitig auch auf einem recht hübschen Verschlussettikett vorzufinden.

    Anlass des Schreibens war der Schiffstransport von 14 Faß Garancine, ein aus der Krapp-Pflanze gewonnenes Färbemittel, das bspw. im Kattundruck (Baumwolldruck) eingesetzt wurde. Die Krapp-Pfanze ("fleurs de garance") wurde hpts. in der Provence angebaut. Farbergebnis war im wesentlichen Orange und Ziegelrot, mit div. Metalloxiden bzw. Metallsalzen versetzt entstand der Krapplack für Künstler- und Druckfarben.


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein attraktives Briefchen mit schöner 40 Centimes - Marke. Wenn ich es recht sehe, stammt der Brief aus 1857 - damit ist er um 10 Centimes überfrankiert (Briefe in die Pfalz kosteten nur 30 C. Franko, nach dem rechtsrheinischen Bayern aber 50 Centimes, nie jedoch 40 Centimes). Dieses Standard - Franko kam erst mit dem neuen PV zum 1.7.1858!

    Es gibt nicht viele überfrankierte Briefe in der damaligen Zeit ... und der Adressaufkleber ist erste Sahne. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    auch nach vielen Jahren der Sammelei muss ich immer wieder feststellen, wie sektional die Bestände an Briefen von Frankreich nach Bayern sind. Findet man wenige Markenbriefe in der Zeit des PV von 1847-58, so sind die Belege von 1858-72 recht häufig, wenngleich sie sich auf Briefe der 1. und 2. Gewichtsstufe beschränken und alles andere selten bis extrem selten ist.

    Heute habe ich die Ehre und das Glück einen Brief der vernachlässigten Periode vom 16.5.1872-31.12.1875 zeigen zu dürfen. Diese Briefe sind auch nicht selten, aber sehr selten in der 2. Gewichtsstufe.
    Bis dato hatte ich einen unterfrankierten an Land ziehen können, mehr jedoch nicht. Ein süddeutsches Auktionshaus mit der Tendenz zu höherpreisigen Angeboten war aber so nett, mit folgenden Brief zu vermitteln.

    Abgesandt am 3.12.1872 (von wo aus?) wurde er mit 2 mal 40 Centimes = 80 Centimes frankiert. Der ungelenken Anschrift entnehmen wir, dass der Absender sicher kein Franzose war, sondern ein Deutscher. Der Empfänger, Herr Schilcher vom "katolischen Buchsverein" in München, ist mir leider kein Begriff. Die Darstellung des 80 Centimes - Franko ist interessant, denn üblicherweise nahm man 2 40 C. Marken, aber das soll mir nur recht sein. Die Folge des gewonnenen Kriefes von 1870/71 war ja auch bei der gewöhnlichen Post zu spüren, denn bayerische Briefe verbilligten sich von 12 auf 9 Kr., während Frankreich 5 Millarden Goldfrancs an Reparationszahlungen aufzubringen hatte und daher auf eine parallele Verbilligung der Porti und Franki verzichtete.

    Die Siegelseite zeigt schön den Verlauf des Transports an - über Paris - Avricourt - Strasbourg und Mühlacker ging es per Bahn sehr zügig nach München.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch