Elsaß und Deutsch-Lothringen: Interessante Belege

  • Doppelporto 2. Gewichtsstufe vom letzen Verwendungstag.

    Für mich einer der schönsten NDP Briefe überhaubt. Ich hatte das große Glück, dass ich den Beleg dem Besitzer seinerzeit in Sindelfingen gegen Einwurf vieler kleiner Münzen abschwatzen konnte.

    Ein wundervoller Letzttagesbrief!😍

    Beste Grüße

    Peter

  • Zu # 19

    Der D7+ in blauer Stempelfarbe ist mehrfach belegt im 2. Halbjahr 1871.

    Der von dir gezeigte Einkreiser mit "E" unterhalb der Jahreszahl kommt auf Okkupationsmarken nicht vor.

    Der französische Zweikreiser ist durchgehend belegt zwischen dem 17. bis 21. Dezember 1870.


    Zu # 20

    Anbei ein Brief in die Schweiz aus der 1. Tarifperiode in der die französischen Auslandstarife galten. Ab 7. November 1870 fanden in den OPDen E. und D.-L. die deutsche Verträge mit dem Ausland Anwendung.

    Vorgestellter Brief wurde am 6. Oktober 1870 in Straßburg i.E. zwecks Zensur unverschlossen aufgegeben. Die Stadt wurde ab 15. August belagert, kapitulierte am 28. September und wurde

    am 30. besetzt. Anfang Oktober wurde eine Postanstalt eingerichtet.

    Der Briefinhalt ist überaus interessant. Hier die Transkription der ersten Seite:

    Mein lieber Papa,

    bei meiner Ankunft hier gestern fand ich in ihrem Schlafzimmer, dem Ankleideraum

    und in ihrem kleinen Salon 3 Offiziere des (3. Magdeburg.) Landw. Regt. Nr. 66,

    darüber hinaus in den 3 kleinen Zimmern zum Flur hin 3 Soldaten: alle diese leben

    auf unsere Kosten. Im Oktober hatten wir schon 17 Mann Besatzung im Haus. Ich

    für meinen Teil habe auf dem Diwan geschlafen. Sie sehen, daß sie recht hatten,

    mich nicht zu begleiten! All das Volk ist nun abgereist, aber heute Abend werden

    weitere kommen.

    Im übrigen haben sie sich aber tadellos betragen, - die Offiziere mit ausgesprochener

    Höflichkeit.

    Die Stadt hat enorm gelitten; Kehl weniger, nur etwa ein Dutzend Häuser sind dort

    zerstört. - das Haus von Herrn Friedel ist abgebrannt, aber nach den .... hat mir

    die kleine Marie gesagt, die die schrecklichsten Abenteuer erlebt hat und der ich

    weitgehend helfe.

    Unsere Dächer haben gelitten. Das Geschoß ist in mein Schlafzimmer durch die

    halb zerbrochene Fensterscheibe eingedrungen, und der runde Tisch ist jetzt draußen ...

  • Reimser Konvention vom 10. März 1871

    Gem. Reimser Konvention vom 10. März 1871 - verhandelt zwischen den General-Postdirektor des Deutschen Reiches Stephan und dem General-Postdirektor der Französischen Republik Rampont-le-Chin - ging die Postverwaltung der besetzten Gebiete (ohne Elsaß und Deutsch-Lothringen) zurück in französische Hände. Am 26. März 1871 wurden In E. u. D.-L. die Nachgebühren für nun ganz Frankreich bekannt gemacht.

    Offensichtlich war diese einschneidende Veränderung nicht allen Postkunden bekannt!

    Der Aufgeber dieses Briefes wähnte Nancy noch im deutschen Postgebiet und frankierte mit dem deutschen Inlandsporto von 10 C. Die Zaberner Post war damit natürlich nicht einverstanden, entwertete die Marke am 30. März 1871 und gab den Brief zwecks Auffrankatur zurück an den Absender. Am 31. März 1871 korrekt frankiert lief der Brief nach Nancy. Dort passierte das nächste Malheur, denn man vergaß auf französischer Seite die Nachgebühr von 20 C.

  • Lieber Rudolf,

    und genau das sind die Briefe, die wir so sehr lieben - sie zeigen Geschichte und Postgeschichte in einem Stück. Wo sonst fände man noch dergleichen? Und dann auch noch in schöööön ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Reimser Konvention vom 10. März 1871

    Anbei ein weiterer Brief, der nur 1 Tag nach Übernahme des AdP-Gebietes in französische Hände

    von Metz nach Castelsarrazin / Tarn-et-Garonne an einen "Sous Intendant militaire" lief. Da der

    Adressat dort nicht anwesend war, wurde der Brief nach Saumur / Main-et-Loire weitergesandt.

    Der deutsche Portoanteil von 20 C. wurde korrekt mittels des Summarischen Franco-Kontroll-

    verfahrens dokumentiert. Auf französischer Seite wurde zunächst fälschlich ein Nachporto von

    3 Décimes gefordert. Der Fehler wurde bemerkt, der Taxstempel annulliert und durch den korrekten

    Taxstempel 2 Décimes ersetzt.

  • ... wunderschön und hoch interessant - so kanns weitergehen !! :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Reimser Konvention vom 10. März 1871

    Hier nun ein weiterer unterfrankierter Brief.


    Am 3. April 1871 unterfrankiert mit nur 10 C. in den Briefkasten geworfen (blauer Vermerk: "unzureichend frankirt Briefträger X" wurde das Kuvert zur Ermittlung des Absenders zwecks

    Auffrankatur von der Ober-Post-Direktion für Deutsch-Lothringen in Metz geöffnet. Rück-

    seitig vermerkte die Retour-Öffnungs-Kommission "Abs. P. N. Petry i. Thionville". Erneut in

    Diedenhofen ergänzte der Absender am 5. April 1871 das unvollständige Porto um weitere

    10 C., denn Chalons-s-Marne lag mittlerweile im französischen Postgebiet, Die französische

    Post erhob korrekt ein Nachporto von 2 Décimes.

  • Doppelporto Periode 26. März bis 31. Juli 1871

    Der Brief wurde in der 3. Freimachungsperiode in der nur 1.200 Einwohner zählenden Gemeinde Rohrbach in Deutsch-Lothringen aufgegeben. Der Absender - Notar J. B. Douffes frankierte den deutschen und französischen Portoanteil.

    2 Mal editiert, zuletzt von 1870/71 (9. Januar 2023 um 20:57)

  • Sehr schöne Briefe!
    Da ich erst vor kurzem mit diesem Gebiet angefangen habe, freue ich mich über die vielen Facetten, die diese kurze Periode mit eigenständígen Briefmarken hat.

    Beste Grüße

    Peter

  • 5. Periode der Doppelfreimachung 1.9. bis 31.12.1871

    Das Besondere an diesem Brief ist die Destination Algerien, damals französische Kolonie. Post dorthin wurde mit dem Inlandsporto freigemacht, da die Departemente Algier,

    Constantine und Oran zum französischen Postgebiet zählten, in denen die französischen Posttarife gültig waren.

    M.W. sind zwei weitere mit Okkupationsmarke frankierte Briefe, sowie ein weiterer aus der Brustschildzeit nach Algerien bekannt.

    Einmal editiert, zuletzt von 1870/71 (12. Januar 2023 um 19:29)

  • Lieber Rudolf,

    war Algerien nicht ein Übersee-Departement und keine Kolonie? Von und nach dorthin galten ja immer auch die franz. Inlandstaxen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Algerien war französische Kolonie und wurde 1848 territorialer Bestandteil Frankreichs.

    Nordafrika war nie Übersee, da man unter Übersee Gebiete jenseits eines Ozeans versteht.

    Eine Kolonie ist eine auswärtige Besitzung eines Staates, die politisch und wirtschaftlich von ihm

    abhängig ist.

    Beste Grüße

    Rudolf