Elsaß und Deutsch-Lothringen: Interessante Belege

  • Auch auf Gefahr hin bei diesem Thema Alleinunterhalter zu sein, möchte ich bei Gelegenheit den ein oder anderen interessanten Beleg vorstellen.

    Den Anfang macht eine perfektes Briefchen aus Hüningen (OPD Straßburg i.E.) vom 14. Oktober 1871 an den Gerichtsvollzieher Fest im nahe gelegenen Sierentz (OPD Straßburg i.E.).

    Die Einrichtung einer deutschen Postanstalt (Postexpedition II. Klasse) wurde im Amtsblatt Nr. 50 vom 6. Juni 1871 bekannt gemacht. Frühester registrierter Stempelabdruck ist vom 20. Juni 1871 belegt. Die Öffnung der Expedition dürfte jedoch bereits Anfang Juni stattgefunden haben.

    Einmal editiert, zuletzt von 1870/71 (30. Dezember 2022 um 15:19)

  • Lieber Rudolf,

    ein Referenzbrief, was seine Schönheit angeht. Als einfaches Gewicht galten 1 Loth, oder 15g dort?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Auch auf Gefahr hin bei diesem Thema Alleinunterhalter zu sein

    seit einiger Zeit sammle ich Mühlhausen von 1870-1920, da kann ich auch was

    zeigen.

    Mein Brief lief am 31.3.71 von Mühlhausen nach Strassburg. Interessanterweise

    wurde dieser Stempel mit 2 Schriftgrößen gefertigt.

    viele Grüße von woodcraft

  • Auch auf Gefahr hin bei diesem Thema Alleinunterhalter zu sein

    Hier eine kürzlich erstandene Briefvorderseite. Ich bitte um Nachsicht dass ich, ohne mich mit dem Beleg weiter befasst zu haben und aus beruflicher Veranlassung fernab von Literatur befindlich, eine nähere Beschreibung erstmal schuldig bleibe. Abschläge des K1g MOERCHINGEN kommen jedenfalls nicht häufig vor.

  • Doppelporto 2. Gewichtsstufe vom letzen Verwendungstag.

    Für mich einer der schönsten NDP Briefe überhaubt. Ich hatte das große Glück, dass ich den Beleg dem Besitzer seinerzeit in Sindelfingen gegen Einwurf vieler kleiner Münzen abschwatzen konnte.

    Bilder

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“

    – Ernest Shackleton

  • Ich lieg unterm Tisch... !!! Das sind echte Traumbelege!!

    Ich steuere mal was bei, weniger der Schoenheit halber, aber historischen Zusammenhang. Der Vetter von Bismarcks Bruder, Friedrich Alexander Bismarck-Bohlen (1818 Greifswald; 1894 ebenda) entstammte dem Adelsgeschlecht Bismarck, der Reichskanzler Otto von Bismarck war der Vetter seines Vaters. Er war 1870-71 Generalgouverneur der neuen Provinz Elsass Lothringen.

    LG Andreas

  • Ich kann zwar keinen Bismarck aber einen Richthofen hätt ich anzubieten! Ist aus 1873 daher etwas "off topic". ;)

    Bilder

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“

    – Ernest Shackleton

  • Lieber Markus,

    so, den Brief hast du für Münzen bekommen - hätte nicht gedacht, dass du mit Säcken voller Euro-Stücke Sindelfingen hast betreten dürfen ... :D:D

    Wunderbare Briefe, allesamt. :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    deine Frage in #2 beantworte ich gerne.

    Gem. § 1 der "Verordnung, betreffend das Posttaxwesen im Verwaltungsbereiche des General-

    Gouvernements Elsaß und Deutsch-Lothringen" vom 28. Oktober 1870 betrug das Porto für

    Briefe in der 1. Gewichtsstufe 15 g incl., die 2. Gewichtsstufe ging dann bis 250 g incl.

    Hallo woodcraft,

    in Mülhausen i.E. wurden nach Ablösung des französischen Stempels zwei Einkreisstempel

    eingeführt, die sich deutlich voneinander unterscheiden:

    D8+: Durchmesser 23,5 mm, Schrifthöhe 3,0 mm (schwarz, blau), FD 24.11.70 LD 9.10.71

    D7+: Durchmesser 23,5 mm, Schrifthöhe 2,7 mm u. Verzierungen seitlich der Uhrzeitgruppe

    (schwarz, blau), FD 20.12.70 LD 19.11.71

    Beste Grüße

    Rudolf

  • Hier ein Stadtbrief aus Mühlhausen (D7+ s. #14), der es in sich hat.

    Das deutsche Orts- und Landbestellgeld betrug 5 C. bei einer Gewichtsobergrenze von einschl. 250 g.

    Das französische Bestellgeld betrug hingegen 10 C.

    Möglicherweise war der Absender nicht im Besitz von 5 C.-Marken und klebte eine vorrätige 10 C.-Marke.

    Empfänger des Briefes war der wohlhabende jüdische Textilfabrikant R. Dreyfus, dessen Familie sich nach dem 1870/71er Krieg nach Paris zurückzog.

  • Lieber Rudolf,

    vielen Dank für deine Antwort - demzufolge galt das Loth überall mit 16,66g, nur in Elsaß-Deutsch-Lothringen galten 15g als Gewichtsgrenze. Muss mal schauen, ob es da zu Unterfrankaturen kam.

    Dein 10 C. Ortsbrief ist natürlich auch sehr interessant. Vlt. zeige ich auch mal die wenigen Stücke, die ich habe (so die "Natur" es zuläßt).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Elsaß und Deutsch-Lothringen waren in mehrfacher Hinsicht Versuchsgebiet: Bezettelung von Einschreibe- und Auslagenbriefen, Herabsetzung des einfachen Briefgewichts auf 15 g incl., etc.

    Im Norddeutschen Bund galt ja noch 1 Loth (Zollgewicht) einschl., d.h. Briefe in die besetzten

    Gebiete durften 1 Loth einschl. wiegen, in umgekehrter Richtung hingegen nur 15 g.

    Unterfrankaturen aufgrund der neuen Gewichtsgrenze sind mir bisher nicht bekannt.

    Beste Grüße

    Rudolf

  • Lieber Rudolf,

    vielen Dank für diese erhellenden Informationen - ich habe (leider!) auch noch keinen Brief gesehen, der sicher wegen Gewichtsdifferenzen nachtaxiert worden wäre, aber bei Bayern soll es ja alles mal gegeben haben ...

    Halten wir weiter Ausschau.

    Frohes Neues Jahr, Glück und Gesundheit dir und deinen Lieben. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • D7+: Durchmesser 23,5 mm, Schrifthöhe 2,7 mm u. Verzierungen seitlich der Uhrzeitgruppe

    (schwarz, blau), FD 20.12.70 LD 19.11.71

    Hallo Rudolf,

    den soll es auch in blau geben, hab ich allerdings noch nie gesehen.

    Im Stempelkatalog Elsass-Lothringen 1870-1918 sind noch 3 weitere Stempel (1-3) abgebildet,

    auch noch nie gesehen.

    viele Grüße von woodcraft