Die Thurn und Taxis Überrheinische Post / provisorische Verwaltung der besetzten Gebiete 1814 bis 1816

  • Liebe Sammlerfreunde,

    am 16. Juni 1814 konstituierte sich die kaiserlich königliche
    österreichische und königlich bayerische gemeinschaftliche
    Landes-Administrations-Commission in Kreuznach, wo sie bis
    zum 15. Mai 1815 verblieb. Das Gebiet zwischen Mosel und
    Nahe wurde Preußen zugeteilt und der Sitz dieser Kommission
    wurde daher am 26. Mai 1815 nach Worms verlegt. Am 15. Juli
    1816 endete dann die Tätigkeit dieser provisorischen Verwaltung.
    Möchte dazu drei Briefe, einen aus Kreuznach und zwei aus Worms
    zeigen:
    Dienstbrief der kaiserlich königlich österreichischen und königlich
    bayerischen gemeinschaftlichen Landes=Administrations=Commission
    Kreuznach vom 2. August 1814 nach Trier.
    Die ehemaligen französischen Départements Rhein-Mosel, Donnersberg
    und Saar wurden zunächst von Trier aus verwaltet. Nach dem Frieden
    von Paris (30. Mai 1814) wurde das Land zwischen Mosel und Rhein
    provisorisch von einer „K.K. Österreichische und K. Bayerische
    Landes-Administrationskommission“ (Sitz in Kreuznach) verwaltet.
    Sie bestand nicht lange, denn der Wiener Kongress (1815) sprach
    dieses Gebiet dann Preußen zu.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    dazu noch ein Brief an den Bischof in Mainz mit 1 Kreuzer
    Bestellgeldvermerk vom 4.4.1816, dem "katholischen Pfarrer
    von Frankenthal" betreffend.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich will auch meinen Brief zu diesem Thema zeigen.

    Es ist einen Brief von Worms nach Mainz aus 13. Juli 1815. Hier hat der Empfänger 2 Kreuzer Porto bezahlen müssen.
    Innhalt ist über die katholische Kirche in Göllheim und hat auch einen Kopie von Brief an der Administration in Kaiserslautern.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    wer hat schon einen Brief von einer bayerisch - österreichischen Behörde aus diesen wirren Zeiten an deine Eminenz, den Bischof von Mainz?

    Hier stimmt alles: Stempel, Adresse, Siegel, Inhalt, eine Rarität als Absender, ein Promi als Empfänger und eine Copia vidimata als Inhalt ... 100 Punkte würde ich mal sagen. :P:P:P

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    VorphilaBayern zählt nicht - der hat doch sowieso alles. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    nachdem unser lieber VorphilaBayern eine Granate nach der anderen hier gezeigt hat, möchte ich einen Glücksschuss aus der Bucht zeigen, der mir für kleine Münze zugegangen war und über den sich mancher hier zu finden wundern wird.

    Der Brief vom 2.6.1814 wurde in Coblentz (Koblenz) aufgegeben. Der 1. Abschlag (Feuser Nr. 592-6) auf dem Kopf wurde lobenswerterweise schnell durch einen besseren, gerade stehenden korrigiert, so dass wir diesbezüglich nicht nachtragend sein wollen.

    Gerichtet war er "An den Verwaltungsrath des Gymnasiums zu Speyer" und die Franchise lese ich als "Hsch. G.", was ich nicht sicher interpretieren kann und so auch noch nicht gesehen habe.

    Zurück zu Coblentz: Selbiges lag auf der linken Rheinseite und war 1797 an Frankreich abgetreten worden, weil die "Grande Nation" alle Gebiete links des Rheins als originäres Frankreich ansah und sich einverleibte. Nach dem Desaster der "Grande Armee", als 510.000 Soldaten von 610.000 die Rückreise von Russland nicht mehr erlebten, kam es am 2. Juni 1813, also genau 1 Jahr vor unserem Briefdatum, zum Waffenstillstand. Der Frühjahrsfeldzug war in einer Katastrophe geendet, doch der Herbstfeldzug stand erst noch bevor, weil Napoleon über 510.000 frische Männer ausheben konnte und versuchte, das ehemalige Territorium rechts des Rheins wieder zurück zu erobern.

    Die Alliierten - darunter auch Bayern - hatten es 1813 für ausreichend empfunden, die Besatzertruppen über den Rhein zu jagen, ansonsten verteidigten sie die Rheingrenze und setzten nicht nach. Erst im Januar 1814 überschritten sie zögerlich den Rhein. Am 6.4.1814 dankte Napoleon ab und der Weg war nur frei für die offizielle Übernahme in den linksrheinischen Territorien. Die alte Reichspost, die unter Franz 1806 mit dessen Abdankung aufgehört hatte zu existieren, gab es nicht mehr, doch konnten die Fürsten von Thurn und Taxis sich die Postgerechtsame sichern.

    In Koblenz geschah dies am 24.1.1814, so dass man ab diesem Zeitpunkt die Taxispost dort als existent ansehen darf. Die Übernahme durch Preußen erfolgte übrigens erst am 5.4.1815 und der Ausrufung einer preußischen Postanstalt zum 1.7.1815.

    Auch der Zielort Speyer, der im Mai 1816 bayerisch wurde, war im Laufe des Jahres 1814 von Taxis postalisch versorgt worden, was bis zum Mai 1816 auch so blieb. Da die linke Rheinseite - und nur auf dieser wurde der Brief befördert - also komplett von Taxis bedient wurde, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn der Brief nur eine einzige Taxe aufweist und nicht deren mehrere, wie man kurze Zeit später unterstellen darf.

    Die Aufgabepost notierte 8x rheinisch als Gesamtporto und nicht 8 Decimes, wie man noch kurz davor hätte vermuten können. Auch galt schon das halbe Lothgewicht. Nach 1816 wäre der Brief von Preußen über Taxis nach Bayern spediert worden; nun war es nur ein einfacher, innertaxischer Brief und eigentlich nichts besonderes. Aber für mich ist er etwas besonderes, denn viele Briefe dieser Art kenne ich nicht und in meine Geburtsstadt Speyer schon gar nicht. Leider habe ich das dortige Gymnasium zu Gunsten eines anderen in Ludwigshafen nicht besucht, sonst könnte ich auch da noch etwas Sophie herein bringen, aber das wäre vlt. doch des guten zu viel gewesen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Helveticus,

    meine Interpretation hierzu: Bayern notierte 3x in schwarz nach der Vorschrift bis zum Austauschpostamt Worms. TT reduzierte die bayer. 3x in 1 Batzen, der eigentilch 4x wertete, aber da man nur in ganzen und halben Batzen rechente, wurden 3x zu einem Batzen aufgewertet.

    Dazu kam ein weiterer Batzen, so dass man in Frankfurt 2 Batzen notierte. Von Frankfurt bis zum Zielort kam ein weiterer Batzen hinzu, so dass der Empfänger 3 Batzen (Rötel) zahlte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    das habe ich auch gedacht, aber dann erklären sich die "2" nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    halbe Batzen kenne ich nicht, nur in Verbindung mit ganzen Batzen.

    Die "2" ist dünn schwarz in der Mitte geschrieben und abgestrichen worden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    einer der beiden Bruchteile muss der bayer. Anteil sein. Bayern hat sicher oben links 3x geschrieben - wenn du 1- = 1, 5 Batzen liest, wären das schon 6x, wofür es keine Grundlage gibt, denn Taxis hat Bayern sicher keine 6x gutgeschrieben, wenn es nur 3x gefordert hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    wenn einer für Fehler bekannt war, dann Thurn und Taxis.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph, hallo Nils
    Merci für Eure Interpretation. Ich rekapituliere mal mit meinen Worten:
    Der Gebührenbaum beschreibt dann die Gebühren: Neustadt --> Frankfurt (1 Batzen an Bayern ( = 3 Kr), ein Batzen an T&T). Die schawarze 2 ist so zu sagen die Zwischensumme in Frankfurt. Bis Gross-Karpen war noch ein zusätzlicher Batzen fällig. In Summe 3 Batzen (= rote 3).

    Herzliche Grüsse
    Helveticus

  • Hallo Helveticus,

    so würde ich das sehen, auch wenn der Brief Interpretationen zulässt, aber diese Zeit gegen Ende bzw. kurz nach Napoleon ist die schwierigste, weil damals die ganze Welt umgewälzt wurde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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