Lieber VorphilaBayern,
interessanter Brief! Ich führe die dreitägige Verzögerung in der Beförderung auf die turbulenten Tage nach Abzug des VIII. Bundeskorps - das Hauptquartier hatte am 14. Juli Frankfurt/Bornheim in Richtung Babenhausen verlassen - und Einmarsch der Preussen in Frankfurt am 16. Juli zurück. Offensichtlich hatte die Besetzung von Frankfurt durch den Feind zur Folge, dass die etablierte Eisenbahnverbindung zwischen Wiesbaden und Frankfurt (via Hochheim) komplett ausfiel, weshalb der Brief Wiesbaden zunächst nicht verlassen hat. Erst drei Tage später, am 21.7., wurde die Post entsprechend abspediert.
Ein Hinweis auf den Einfluss der Besetzung durch preuss. Truppen auf das Kommunikationswesen findet sich im "Frankfurter Journal" vom 18. Juli:
"...Die bayerische und das Neckar-Telegraphenamt sind geschlossen; aber auch das preussische ist noch nicht wiedereröffnet, so dass wir augenblicklich ganz ausser aller telegraphischen Verbindung mit der Aussenwelt stehen. Auch der Post- und Eisenbahnverkehr ist wesentlich gestört, doch hofft man, dass der Dienst auf der Main-Weser-Bahn wenigstens bald wieder hergestellt sein wird..."