Der Deutsche Krieg 1866

  • Lieber VorphilaBayern,

    zwei sehr interessante Brief aus einer schwierigen Zeit und von nicht gerade üppig belegbaren Dörfern werden hier gezeigt. Die Tatsache, dass diese kleinen Orte dann bald zu Preussen fielen, machen sie noch begehrenswerter.

    Liegt eine Transkription des ersten, vom 14.8.66 von Orb nach Lettgenbrunn vor? Wenn nicht, werde ich mich mal daran versuchen...

    Vielen Dank fürs Zeigen sagt

    µkern

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    der hier gezeigte Brief von Lemberg (in Galizien, heute Ukreaine) nach Paris vom 16. Juli 1866, den ich der Vermittlung des lieben Ralph verdanke, stellt meinen jüngsten Neuzugang im Bereich „Deutscher Krieg 1866“ dar. 

    Als Portobrief (8 Decimes) in Lemberg am 16.7.1866 aufgegeben und an das Bankhaus Rothschild in Paris addressiert, erreichte er über Wien (24.7.) und Strassburg (26.7.) das Ziel am26. Juli, wo er Poste Restante verblieb, bis er von einem Bankboten abgeholt wurde. Der Inhalt ist geschäftlich und ohne Bezug auf die politischen Ereignisse. 

    Auffällig ist die gegenüber der kurzen (für damalige Friedenszeiten normale) Beförderungsdauer von 2 Tagen von Wien nach Paris sehr lange Briefbeförderung innerhalb des österr. Kaiserreiches zwischen Lemberg und Wien von 8 Tagen. Der Grund liegt in der Kriegssituation vom Juli 1866: 

    Der postalische Leitweg über Prag, das am 8. Juli nach der vernichtenden Niederlage der Österreicher bei Königgrätz vom 3. Juli von preuss. Truppen besetzt wurde, stellte keine Option mehr dar, zumal ausserdem weite Teile von Böhmen und Mähren direkt von den aktuellen Kriegsereignissen betroffen waren:

    Die österr. Nordarmeee unter Benedek hatte sich auf Olmütz zurückgezogen. Am 8. Juli rückte die preussische Elbarmee nach Znaim vor, während die 1. Armee Richtung Brünn und die 2. preuss. Armee auf Olmütz ging, um Kontakt zu Benedeks Restarmee zu halten und im Falle einer Wendung in Richtung Wien sofort eingreifen bzw. für den Fall eines Angriffes überlegener österreichischer Kräfte nach Schlesien ausweichen konnte. Am 13.7. hatte die Elbarmee Znaim und die 1. Armee Brünn erreicht. Die 2. Armee war in Richtung Prossnitz vorgegangen, um Benedek zu stellen bzw. nach Norden abzudrängen. Die Marschziele wurden jedoch erst am 15.7. erreicht, was es den Österreichern ermöglichte, von Olmütz in Richtung Ungarn abzumarschieren. 

    Briefpost, die zu Friedenszeiten wahrscheinlich von Lemberg über Krakau nach Prag befördert und dann via Bodenbach-Leipzig-Kassel durch Preussen über Erquellines oder Forbach mit Frankreich ausgetauscht wurde, musste in diesen Kriegstagen preussisches Staatsgebiet vermeiden, womit nur der Leitweg über Wien, die deutschen Südstaaten Bayern/Württemberg und Baden (München-Ulm-Stuttgart-BadenBaden-Kehl) und schliesslich Grenzübergang Strassburg als Option verblieben, womit das Königreich Bayern bei der Beförderung auch dieses Briefes eine – wenn auch kleine – Rolle spielte. 

    Dies erklärt die Route über Wien, wobei die Zeitdauer von 8 Tagen den Truppenbewegungen und Kriegsereignissen zwischen Olmütz und Brünn geschuldet sein dürfte, die den Normalbetrieb der Eisenbahnverbindung Krakau/Ostrau/Brünn/Wien sicherlich nicht unbeeinträchtigt liessen. 

    Abschliessend eine Frage an die Experten zum Porto: wie setzten sich die 8 Decimes, die vom Empfänger erhoben wurden, zusammen? Welcher der beteiligten und transitierten Staaten erhielt wieviel?

  • Lieber mikrokern,

    ich meine, dass Briefe hin und her 8 Decimes bzw. 32 Neukreuzer kosteten, wenn sie unfrankiert aufgegeben wurden (allein schon wegen der Unsicherheiten durch den Krieg schrieb man in dieser Zeit lieber unfrankiert, als frankiert, weil für den Verlust von Briefschaften keine Haftung übernommen werden konnte und man glaubte, nur mit Portobriefen sicher gehen zu können, dass die Post sie zustellte, damit sie den ihr zustehenden Anteil auch kassieren konnte).

    Zurück zur Portoteilung: Bei 32 Neukreuzern wurde glauben ich 12 / 20 geteilt, also 20 Nkr. für Österreich und Frankreich und 12 Nkr. für die Transitleister Bayern, Württemberg und Baden. Jedenfalls habe ich mal ein paar Briefe gesehen, bei denen diese 32 Nkr. siegelseitig zur Verrechnung so aufgeteilt worden waren, daher übernehme ich das mal ohne Kenntnisse zu den Bestimmungen des Vertrages zu haben.

    Ein wunderschöner Brief - perfekt erklärt und in die militärhistorische Situation gefühlvoll eingebettet - so macht er Spaß und ich freue mich, dass er jetzt in der richtigen Sammlung gelandet ist. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber BK, lieber Mikrokern,

    ein ganz spannender und hübscher Brief zu einem meiner Lieblingsthemen, dem 1866er Krieg.

    Toll finde ich, wie klasklar die Verzögerung auf den Stempeln zu lesen ist und ich schliesse mich
    der Meinung von Ralph an, bei der kompetenten Schilderung der Ereignisse ist der Brief bei
    Mikrokern perfekt aufgehoben.... :):)

    Viele Grüsse
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    • Offizieller Beitrag

    Hallo mikrokern

    Ein durchaus interessanter Brief :) :)

    Ich "habe" einen Brief im Archiv der in Mai 1866 nur 3 Tage von Lemberg nach Wien benutzt hatte. Also viel kurzer als bei deinem Brief.

    Briefpost, die zu Friedenszeiten wahrscheinlich von Lemberg über Krakau nach Prag befördert und dann via Bodenbach-Leipzig-Kassel durch Preussen über Erquellines oder Forbach mit Frankreich ausgetauscht wurde, musste in diesen Kriegstagen preussisches Staatsgebiet vermeiden,

    Der oben genannte Brief zeigt aber der gleich Laufweg, also im Mai 1866. Ob der Leitweg kriegsbedingt war, glaube ich hier also nicht. Aber bitte korrigiere wenn es auch in Mai etwas los war.
    Die Laufwege von Österreich aus nach Frankreich ist eher kompliziert - nein, vielleicht nicht kompliziert aber eher wechselhaft.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ich kenne auch aus dieser Korrespondenz schon Jahre zuvor Briefe über Erquellines, also via Preußen und Belgien, nach Paris. Über die Gründe werden wir noch lange rätseln müssen; es gilt aber fest zu halten, dass allein die Leitung von Lemberg nach Wien schon eindeutig kriegsgeschuldet war und in Folge dessen die Leitung über Bayern, Württemberg und Baden als kriegsbedingt anzusehen ist.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Der Leitweg über Erquellines war auch mal der Normalweg. Aber wie lange? Auch nach 1866 gab es einen Wechsel zwischen Strassbourg und Erquellines. So dass der Leitweg unbedingt kriegsbedingt war, will ich nicht behaupten.
    Man muss hier unterscheiden ob es im Juli überhaupt ein Wahl gab oder nicht. Weil es schon vor der Krieg ein Leitweg über Strassbourg gab, reicht es nicht einen Leitweg zu zeigen um es zu entscheiden. Sondern muss man eigentlich belegen dass man kein anderen Wahl hatte oder auf die andere Seite belegen dass man nicht anders wählen würde.

    Ich habe den Zitat gewählt weil mikrokern an einen "Friedenslaufweg" gedeutet hatte. Ich meine also dass es kein "Friedenslaufweg" gab. Aber ob ich mich hier irre, dann gern. :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    in Friedenszeiten gab es mehrere Laufwege - Strasbourg, Forbach, Erquellines und Valenciennes waren von Österreich aus möglich. Zu Kriegszeiten gab es diese Auswahlmöglichkeiten nicht mehr - da musste die gesamte österreichische Post über Bayern geleitet werden, weil nur noch Strasbourg "offen" war. Was also im Mai 1866 mit Strasbourg als Grenzpost eine Kann - Möglichkeit war, war Ende Juli 1866 ein Zwang und dies als Folge des Krieges.

    Briefe aus Galizien über Wien nach Nordfrankreich (Paris) kenne ich sonst auch nicht - wenn man sich die Karte anschaut, wird einem auch klar, warum. Selbst von dort nach Südfrankreich würde ich eine Leitung über Wien für sehr unwahrscheinlich halten und habe auch in diesen Fällen keinen gesehen. Aber es mag sein, dass es diese Leitung doch gab und ich Abbitte leisten muss.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Briefe aus Galizien nach Frankreich gibt es nicht viele, und der oben gezeigte Brief aus Lemberg ist wohl schon eine Seltenheit. Aber wenn man zB Odessa dazu rechnet, welche Briefe nach Frankreich auch manchmal über Österreich lief, ist der Laufweg über Wien gar nicht so selten. Doch auch nicht sehr häufig benutzt.

    Warum die Karte hier wichtig sein soll, weiss ich nicht, weil der Post nicht die Karte gefolgt hat, sondern die Bahnstrecken. Im Juli 1866 gab es mehrere Möglichkeiten die wohl gleich schnell waren ob über Wien oder nördlicher Rute über Preussen.

    Sicher kann ich nichts sagen, weil ich nichts belegen kann. Mein Zweifel trage ich aber hier ;)

    war Ende Juli 1866 ein Zwang und dies als Folge des Krieges.

    Mich würde es interessieren wo dieser Zwang belegt ist. Wenn es Literatur hierzu gibt, bitte zeigen. Brauche ich :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    Zitat

    Briefe aus Galizien nach Frankreich gibt es nicht viele, und der oben gezeigte Brief aus Lemberg ist wohl schon eine Seltenheit.

    das ist zweifelsohne richtig.

    Zitat

    Warum die Karte hier wichtig sein soll, weiss ich nicht, weil der Post nicht die Karte gefolgt hat, sondern die Bahnstrecken.

    Gemeint waren die Bahnkarten - siehe hier: 1866

    http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/mapsp/mape866d.htm

    Die direkte Route lief auch nicht über Wien:

    http://www.luftlinie.org/Lemberg_Paris

    Zitat

    Mich würde es interessieren wo dieser Zwang belegt ist.

    Es ist doch logisch, dass man nicht 8 Tage Speditionszeit bis Wien in Kauf nahm, wenn man hätte in 3 Tagen bis Paris verschicken können. Nur für die Pfalz war Forbach UND Strasbourg als Leitweg möglich. Alle anderen Südstaaten und Österreich leiteten über Strasbourg und übergaben ihre Post natürlich nicht dem Feind. Zu Bayern habe ich die Pirmärquellen am Anfang dieses Threads gezeigt - das gleiche gab es auch für Baden und Württemberg sinngemäß. Die Unterlagen von Österreich habe ich nicht - sie dürften aber angesichts der Tatsache, dass bisher kein einziger Brief während der Kriegszeit anders, als über Strasbourg geleitet, belegt ist, gleichen Inhalts gewesen sein. Gerne würde ich auch die Primärquellen unserer österreichischen Freunde einsehen, nur um ganz sicher zu sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Ich habe den Zitat gewählt weil mikrokern an einen "Friedenslaufweg" gedeutet hatte. Ich meine also dass es kein "Friedenslaufweg" gab. Aber ob ich mich hier irre, dann gern.


    Hallo Nils,

    sorry, aber von einem "Friedenslaufweg" hatte ich nie geschrieben! Ich sprach von "Briefpost, die zu Friedenszeiten wahrscheinlich von Lemberg über Krakau nach Prag befördert wurde...".

    Ich sehe das im übrigen ganz genau wie bayern klassisch, wenn er schreibt "in Friedenszeiten gab es mehrere Laufwege - Strasbourg, Forbach, Erquellines und Valenciennes waren von Österreich aus möglich. Zu Kriegszeiten gab es diese Auswahlmöglichkeiten nicht mehr - da musste die gesamte österreichische Post über Bayern geleitet werden, weil nur noch Strasbourg "offen" war. Was also im Mai 1866 mit Strasbourg als Grenzpost eine Kann - Möglichkeit war, war Ende Juli 1866 ein Zwang und dies als Folge des Krieges."

    Für mich ist der normale Leitweg von Lemberg über Krakau-Prag-Bodenbach-Preussen (Erquellines/Forbach)-Paris eben am plausibelsten, da streckenmässig am kürzesten und definitiv mit schnellen Eisenbahnverbindungen unterstützt.

    http://www.iegmaps.de/gif/e866d_a3.htm

    Da im Krieg diese Nordroute als Option wegfiel, blieb nur der Weg über Wien. Selbst wennn dieser Leitweg in Friedenszeiten eine weitere Option darstellte, war er im Juli 1866 doch die einzige geworden. Und - wie man aus der langen Beförderungszeit von 8 Tagen zwischen Lemberg und Wien sieht - noch nicht mal eine sichere Bank, da sich die Kriegsereignisse auch hier nierzuschlagen begannen. Also war auch der letzte Beförderungsweg nicht mehr sicher bzw. schnell geworden...

    Beste Grüsse vom
    µkern

    • Offizieller Beitrag

    Es ist doch logisch, dass man nicht 8 Tage Speditionszeit bis Wien in Kauf nahm, wenn man hätte in 3 Tagen bis Paris verschicken können.

    Halo die Runde

    Mit zwei so kompetente Beantwortern und Antworte weiss ich nicht so ganz wo ich anfangen soll, um es richtig zu machen.

    Ich fange aber mit die Laufzeit an. Einige Briefe habe ich durchgeschaut und herausgefunden dass die Briefe die mal in meinen Besitzt waren/sind, schneller oder gleich schnell über Wien lief mit Preussen verglichen. Also in 1866 oder später. 9-15 Tage über Preussen und 9 Tage über Wien.
    Dazu war es günstiger die Briefe über Wien zu schicken 10 gegen 11 Decimes wie die Odessabriefe zeigen, die alle über Wien liefen. Ein frankierter Brief von Österreich kostet 25 Neukreuzer oder 8 Decimes, wohl dann von Laufweg unabhängig.

    Der Laufweg über Wien war also nach Geschwindigkeit und Gebühre eine unbedingte Nachteil, ursprünglich.... wichtig - also ursprünglich.

    Die Briefe die ich gefunden habe liefen im Mai-Juni alle über Wien wenn die von nordöstlichen Österreich aus oder aus Odessa kamen. Dann ist die Frage ob der Laufweg im Juli so wie so über Wien gewählt wäre oder nicht. Es ist wohl NICHT IN SICH bei diesem Brief wichtig sein. Es ist nur Feinheiten der ein Geschichtler wichtig finde, wie man etwas beschreiben soll.
    Vorläufig sehe ich es nicht als ein Kriegsbedingter Laufweg, wenn man der Laufweg so wie so wählen würde - und das unabhängig ob man es anders wählen konnte oder nicht. Der Wahl war schon vor der Krieg gemacht. Hier braucht man aber andere Quellen als die Briefe selbst.

    Unzweifelhaft ist die Verzögerung wegen der Krieg. Hier habe ich niemals ein Zweifel gehabt.

    Und unzweifelhaft ist der Brief ein Schmankerl :) :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    Zitat

    Ein frankierter Brief von Österreich kostet 25 Neukreuzer oder 8 Decimes, wohl dann von Laufweg unabhängig.

    ich darf korrigieren: französische Briefe kosteten nach Österreich 1866 (und davor, wie danach) nur 6 Decimes, wenn du willst, kann ich dir gerne etwas zeigen.

    Wichtig ist doch, dass Briefe aus Österreich nach Frankreich 2 Monate lang ALLEIN über Strasbourg ausgetauscht wurden, das bedeutet, dass Österreichs Post nicht wie zuvor und danach die Wahl hatte, sich für einen von 4 verschiedenen Laufwegen zu entscheiden, sondern die Poststücke diesen einen Weg nehmen mussten. Insofoern ist jeder Brief dieses Krieges von Österreich nach Frankreich eine Kriegsumleitung und wäre es auch dann, wenn zuvor 99% aller Briefe zuvor über Strasbourg und nur 1% über einen anderen Grenzübergang gelaufen wären.

    Wann immer durch kriegerische Ereignisse Leitwege weg fielen und nur noch einer (oder ein bisher nicht genutzter) zu nehmen war, spricht man von einer Kriegsumleitung. Das ist bei @mikrokerns Brief unzweifelhaft der Fall.

    Zitat

    Und unzweifelhaft ist der Brief ein Schmankerl :) :)

    das wird niemand bestreiten können - sehr schön und sehr selten - da bin ich ganz bei dir.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    ich darf korrigieren: französische Briefe kosteten nach Österreich 1866 (und davor, wie danach) nur 6 Decimes, wenn du willst, kann ich dir gerne etwas zeigen.

    Vorläufig habe ich nur 8 Decimes Portobriefe AUS Österreich nach Frankreich gefunden. Dass es 6 Decimes franko der anderen Weg weiss ich schon. Sehe unten ein Brief aus 29.7.1866 nach Linz. Der Leitweg hier war übrigens ganz Kriegsunabhängig.

    Wichtig ist doch, dass Briefe aus Österreich nach Frankreich 2 Monate lang ALLEIN über Strasbourg ausgetauscht wurden, das bedeutet, dass Österreichs Post nicht wie zuvor und danach die Wahl hatte, sich für einen von 4 verschiedenen Laufwegen zu entscheiden, sondern die Poststücke diesen einen Weg nehmen mussten.

    Du meinst also dass alle Briefe die ab Mitte Mai (ca.) nach Frankreich geschickt waren, über Bayern etc. geleitet waren, wegen die späteren Unruhen. Ich weiss schon dass es kein freundlicher Atmosphäre war, aber ein gezwungene "kriegsbedingte" Leitweg hätte ich im Mai nicht erwartet.

    Wann immer durch kriegerische Ereignisse Leitwege weg fielen und nur noch einer (oder ein bisher nicht genutzter) zu nehmen war, spricht man von einer Kriegsumleitung

    Ja, dass ist der Definition von Kriegsumleitung. Wie man "kriegerische Ereignisse" definieren soll ist aber was anderes. Dann muss man Ereignisse im Mai zeigen die unter dieser Definition kommt.


    Sehe auch gern was nach Post 290 diskutiert war.

    von und nach Russland über Preußen


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    Zitat

    Sehe unten ein Brief aus 29.7.1866 nach Linz. Der Leitweg hier war übrigens ganz Kriegsunabhängig.

    das glaube ich nicht. Mir sind keine Briefe aus Frankreich nach Baden, Bayern, Württemberg oder Österreich ab Mitte Juni 1866 bekannt, die anders als über Strasbourg liefen.

    Vlt. kann der liebe Emmanuel uns etwas aus seinen Primärquellen zeigen, jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Frankreich als Partner der Südstaaten und Feind Preußens die Post über Aachen ausgetauscht hätte.

    Es wäre interessant zu erfahren, ob Frankreich noch Forbach offen hielt. Aus der Pfalz durfte ja über Forbach nach und über Frankreich geleitet werden, aber in umgekehrter Richtung habe ich in 30 Jahren noch keinen Brief gesehen, was aber nichts bedeuten muss.

    66 ist sehr spannend - das zeigt dieser Thread und die beiden Artikel von mikrokern in den letzten beiden Rundbriefen. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    im Zuge der Diskussion über Kriegsumleitung und Optionen der Leitwege - die ich in ähnlicher Form wie Nils in den posts zuvor übrigens in den letzten Monaten mehrfach per PN mit Ralph geführt hatte - möchte ich noch auf die posts #1 und #62 in diesem thread verweisen. Dort wurden Briefe von Wien nach Paris (vom 13. Juni 66 bzw. 3. Juli 1866) beschrieben, die auch beide über Strassburg kartiert wurden.

    In post #1 hatte ich noch geschrieben "...wurde der Brief nicht wie üblich von Wien über Böhmen/Leipzig/Frankfurt/Saarbrücken/Forbach spediert...". Das würde ich heute so nicht mehr formulieren, sonder eher vorsichtiger: "wurde der Brief, möglicherweise bereits in der Annahme von Beförderungsproblemen aufgrund der absehbaren Ereignisse, über Strassburg spediert. Die anderen Optionen Forbach und Erquellines haben dann bald nicht mehr zur Verfügung gestanden".

    Interessant wäre jetzt einen Brief zu sehen, der möglichst zeitnah zu den Kriegsereignissen im Sommer 1866 doch noch von Wien über Preussen nach Paris geleitet wurde, um eine Abschätzung zu bekommen, wie lange dies möglich war. Quellen zur "Schliessung" von Forbach und Erquellines für Post aus den Bundesstaaten liegen mir jedenfalls nicht vor.

    Beste Grüsse vom
    µkern

    • Offizieller Beitrag

    das glaube ich nicht. Mir sind keine Briefe aus Frankreich nach Baden, Bayern, Württemberg oder Österreich ab Mitte Juni 1866 bekannt, die anders als über Strasbourg liefen.

    Hallo bayern klassisch

    Ich will nur kurz zu der Brief wieder etwas sagen. Meine Vermutung dass es kein Kriegsbedingter Laufweg war/ist wegen die Briefe aus Österreich nach Wien liefen. Wer der Laufweg bestimt hatten - Österreich oder Frankreich - wage ich nicht zu beurteilen.
    Auf jeden Fall konnte ich nach eine kleine Suche schon einige Briefe finden die von Österreich (Wien) aus über Strasbourg liefen und weiter nach Paris oder Marseille in der Jahren 1859, 1864 und 1866(Okt). Der Laufweg war also nicht unbekannt in der 60-er Jahren. Aber parllele Laufwege gab es wie bekannt auch. Um etwas genaueres hierzu zu sagen, muss man etwas länger suchen und noch einige (hunderte) belege zusammenstellen.
    Nach 1866 ist dieser Laufweg der Normalweg, das ist richtig.
    In der umgekehrte Richtung (Frankreich-Österreich) finde ich es schwieriger, weil die Briefe oft Stempel fehlen, oder die Rückseite ist nicht sichtbar.

    Dass mein Brief dann ein Laufweg wegen der Krieg gemacht hat, muss man wohl besser mit andere Quellen belegen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    Briefe nach Frankreich lassen sich relativ leicht ausmitteln, weil Frankreich fast immer mit dem Grenzübergangsstempel für Klarheit sorgte.

    Briefe aus Frankreich - vor und nach 1866 - nach Österreich sind m. E. fast alle über Strasbourg gelaufen. Da aber keine anderen Stempel als die der Bahnpost Paris - Forbach - Strasbourg siegeleitig vorhanden sein dürften, kann man knobeln, ob sie in Forbach oder in Strasbourg den franz. Zug verließen.

    In der Kriegszeit hat man sicher nicht die Post für Österreich in Saarbrücken an die Preußen übergeben; aber beweisen kann ich es halt nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    aber beweisen kann ich es halt nicht.

    Hallo bayern klassisch

    Deswegen sage ich auch dass man anderen Quellen benutzen muss.

    Eine Hypothese wäre dass die Kartenschlüsse in die beiden Richtungen gelaufen waren, so dass man von dem Laufweg nach Frankreich den umgekehrte Richtung vermuten darf.

    Viele Grüsse
    Nils