Der Deutsche Krieg 1866

  • Lieber bayern klassisch,
    mir erschließt sich nicht, warum die zivile bayerische Post für die Übergabe einer Wertsendung an die Feldpost für eine Sendung, die ursprünglich aus Württemberg kam, anders hätte verfahren sollen als für eine Wertsendung von TuT oder Baden. Der Prozess der "Umschreibung" - den wir als "maximal-plausibel"mal so annehmen un der bislang auch nicht bewiesen ist - erfolgte doch vor Ort bei der Auslieferung an die Feldpost, und da kamen viele Sendungen mit Ursprung in diversen Absendeländern zusammen. Dafür unterschiedlich zu verfahren, macht doch beim Nachweis der Auslieferung an die FP keinen Sinn...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ich denke doch - sonst hätten wir doch aus den großen Staaten wie Bayern, Baden und den unter Taxis stehenden Posten viel mehr, als wir haben. Bei einer Zulieferung von Bayern an Württemberg war der Gefahrenübergang ja klar - ging dann etwas schief, hing Württemberg im Seil.

    Die Frage ist doch, ob es überhaupt "normale" Postscheine von Württemberg mit Vermerk "per Feldpost" gibt? Vlt. wäre von dir eine Anfrage bei Hr. Irtenkauf sinnvoll, der ein echter Kenner der Materie ist, wie ich mehrfach in Sifi feststellen die Freude hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Taxis107,

    vielen dank für diesen interessanten Beitrag, ist der aus einem RB? Falls ja- aus welcher Arge?

    Viele Grüße, auch in die Runde :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo,
    aus der Zeit der Rückführung der preußischen Besatzungstruppen in den süddeutschen Staaten nach den geschlossenen Friedensverträgen (Preußen-Württemberg 13.8.66, Preußen-Baden 17.8.66, Preußen-Bayern 22.8.66) in ihre Heimat stammt dieses Telegramm vom 30.8.1866 aus der Hauptstadt Karlsruhe an den Rentamtmann Hibschenberger im nordbadischen Adelsheim:
    "Ist noch Einquartierung in Aussicht? Adelsheim"

    Darunter die Replik von Hibschenberger, die wohl so per Telegramm zurück gehen sollte:
    "von Adelsheim-Langestraße 150-Carlsruhe
    Heute ringsum Preußeneinquartierung aus Württemb. nach Bayern. ?? also ?? Adh. [= Adelsheim] noch treffen.
    Hibschenberger"
    Adelsheim sollte offensichtlich als Durchreisequartier für preußische Einheiten auf ihrem Weg nach Norden dienen.

    Wer kann mir bei der Transkription der fehlenden Worte im letzten Satz helfen?

  • Lieber mikrokern,

    das 1. Wort heißt "kann", die Ligatur kann ich nicht lesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... wenn der Querstrich nicht wäre, würde ich die Ligatur als "dh" = den Herrn deuten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke, Ralph. "Kann" hab ich auch vermutet, aber "Kann also ??? Adh. noch treffen" macht nur Sinn, wenn ?? irgendwas mit "nicht" zu tun hätte, andernfalls passts inhaltlich nicht zum vorherigen Satz...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,

    "Kann also im hiesigen Adelsheim noch treffen" klingt doch gut?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Nee. Seh ich nicht, und macht keinen Sinn, da im ersten Satz bereits festgestellt wurde, dass überall Preußen einquartiert sind.
    Wie vorher geschrieben: es müsste was "negiertes" sein, damit beide Sätze stimmig sind.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Nein, "es" ist nicht möglich, da in der Kurrent- (und später auch Sütterlin-)Schrift kein "langes s" am Wortende möglich war; da wurde ein "rundes s" (so wie in "ringsum weiter oben) verwendet.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • So gesehen stimmt das, aber warum ist dann bei "von Adelsheim" kein Schluß-s und bei "Carlsruhe" auch nicht?
    Das strittige Wort könnte auch "eh" sein, denn das "h" stimmt . . .
    Nicht jeder kannte und kennt die Bestimmungen, wann ein Schluß-s zu nehmen ist und wann nicht.
    Gruß Taxis107

    Mitglied im DASV

  • Hallo,
    aus der Zeit kurz nach den Friedensschlüssen mit den süddeutschen Staaten und der Besetzung von Frankfurt sowie Städten und Gemeinden in Mittel- und Unterfranken stammt dieser Feldpostbrief "An das Königliche Kommando des Magdeburgischen Dragoner-Regiments No. 6, Division von Fliess, Main-Armee zu Frankfurt", der am 1.9.1866 über das preußische Feldpost-Relais No. 33 in Frankfurt spediert wurde.
    Offensichtlich hat man Wochen später, am 23.10.66, nach Entfernung der ursprünglichen Mitteilung den Rest des Briefbogens für einen Entwurf bzw. Abschrift eines Schreibens an das "Königl. Kommando der 1. Escadron des Rheinischen Dragoner-Regiments No. 5 zu Frankfurt" benutzt:
    "Am vergangenen Freitag hat der Gefreite Schulz von der 1. Escadron des Rheinischen Dragoner-Regiments No. 5 die beiden dahier befindlichen, am 7. September von der Escadron mir übergebenen Pferde abgeholt. Zur Liquidation der Kosten für Verpflegung und Verköstigung dieser beiden Pferde ersuche ich ergebenst mir eine Bescheinigung darüber ausstellen zu wollen, daß die beiden Pferde vom 7. v[origen] M.bis zum 19. d.M. ????? Stadt verpflegt worden sind.
    Hanau 23/10 66"
    Offensichtlich wurde im Oktober ein nicht mit der Sache zusammenhängender, am 1.9. an das Magdeburger Dragoner-Regiment No. 6 gerichteter Brief später kupiert und das Briefpapier für die Vorlage/Abschrift verwendet. Das Magdeburger Dragoner-Regiment No.5 kam nach Ende der Besatzungszeit und Auflösung der Main-Armee nach Flensburg und Hadersleben in Garnison. Das Rheinische Dragoner-Regiment No. 5 bezog nach der Einverleibung der ehemals Freien Reichsstadt Frankfurt ins Königreich Preußen (3.10.66) dort Garnison.

    Kann mir jemand bei der Transkription des letzten Passus helfen?

  • Hallo,
    zeige hier einen über den Speditionspunkt Halle instradierten Feldpostbrief vom 27.8.1866 aus Eilenburg an „Albert Maschwitz Gefreiter der 3. Kompanie im Magdeburger Füsilier-Regiment No. 36, Operations- Armee Korps, General v. Fliess Division, z.Z. in Wiesbaden“

    Rödgen den 22ten August 1866
    Lieber Freund!
    Unter dem Vergnügen der jetzigen Zeit, (doch die Hauptsache als ächter Schulfreund) erlaube ich mir, ein Briefchen an dich zu schreiben. Lieber Kamerad! so lange du und dein ganzes Regiment aus Schleswig Holstein ausmarschiert ist, hat Ernst Warschau aus Rödgen, alle Wochen einen Brief an seine Angehörigen geschrieben, da habe ich dann oftmals gehört, was für ungeheure Märsche und Strapazen ihr habt aushalten müssen, und des Nachts vielmals unter freiem Himmel, vielleicht gar auf nasser Erde euer Bettchen habt aufschlagen müssen. Wenn ich des Abends ruhig schlafen ging, habe ich oftmals deiner und Ludwig Rackwitz gedacht. Vielmehr aber noch, da der 26te Juli für dein Regiment ein heißer, schwerer Tag, und vielleicht dir unvergeßlich in deinem Leben sein wird, da habe ich oftmals mit Bangen deiner gedacht, weil ich hörte, daß das erste Battl. den Angriff hat machen müssen.
    Donnerstag den 19ten August war ich in Zschepplin zum Ablaßfest, da habe ich mit deinen Schwestern gesprochen, meine erste Frage an sie, war nach dir. Da hörte ich dann, daß du noch ganz gesund und munter wärst. Des Abends habe ich deine Schwestern nicht wieder gesehen, sie sind jedenfalls gleich wieder nach Hause gemacht, da konnte ich freilich nicht viel mehr von dir erfahren; ich hoffe aber, daß du mir auf bald einmal schreiben, und mir alle deine überstandenen Gefahren mittheilen wirst.
    Ernst Warschau schrieb nach der letzten Schlacht unter anderem folgendes: auf zehn Schritt legte noch einer auf mich an, traf aber nicht, warf sogleich sein Gewehr weg, wurde aber in diesem Augenblick von einem meiner Kameraden darniedergeschossen. Lieber Freund! Da hat wahrlich Gottes unsichtbare Hand diese Kugel abgeleitet.
    Wie ich höre: wird Montag den 3ten Septbr. die letzte Rekrutierung sein, und sich alle von 1835-1843 geborenen dazustellen müssen, da ich 1843 geboren bin, beordert es mich auch, somit werde ich vielleicht noch das Glück haben Soldat zu werden.
    Neues kann ich dir weiter nichts schreiben, als das Sonntag den 26. August das Erntefest in Krippehna, und den 3. Septbr. der Jahrmarkt ist.
    In der Hoffnung, das wir uns bald einmal mündlich, frisch und gesund wieder sprechen, verbleibe ich
    Dein inniger Freund,
    Franz Heinze
    Rödgen den 22ten August 1866

    Das Magdeburger Füsilier-Regiment No. 36 war als Teil des Manteuffel´schen Korps von Schleswig-Holstein aufgebrochen und hatte am Hannover-Feldzug teilgenommen, bevor es zu seinem ersten Kampfeinsatz am 26.7.1866 bei Uettingen/Rossbrunn kam. Beim Ansturm auf den Osnert hatte das Regiment über 400 Mann an Toten und Verwundeten zu beklagen, wovon mehr als die Hälfte auf das 1. Bataillon fiel, dessen Kommandeur, Major v. Lupinski, auch gefallen war.
    Nach dem Waffenstillstandabkommen vom 2.8. bezog die Division Fliess Cantonnement im Rhein-Main-Gebiet, und das Füsilier-Regiment No. 36 kam nach Wiesbaden.