Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo,

    diesen Geschäftsbrief von Frankfurt nach Pforzheim an die Fa. Gesell vom 7. Mai 1866 möchte ich heute zeigen. Mit 6 Kr. für den Entfernungsbereich zwischen 10 und 20 Meilen korrekt mit 6 Kr. frankiert, erreichte er seinen Empfänger am 8. Mai. Welche Bedeutung hat die vorderseitig in violetter Tinte notierte 6? Pforzheim lag zwar knapp, aber dennoch innerhalb des 20-Meilen-Rayons von Frankfurt; von daher kein Grund für einen Portozuschlag.

    Der Inhalt lässt interessante Rückschlüsse über die bereits Anfang Mai (!) angespannte politische und dadurch auch wirtschaftliche Lage zu - offensichtlich verlief der Handel der Bundesstaaten mit Italien bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr reibungslos.

    Herman Gesell & Cie. In Pforzheim Frankfurt a.M. den 7. Mai 1866

    Ich empfing seiner Zeit Ihr geehrtes Schreiben vom 20. Januar und ersuche daraus gerne die Gutschrift der Ihnen retour gesandten Waaren von fl. 115. 12.
    In Folge der gegenwärtig ungünstigen und mancherlei Verlegenheit mit sich bringenden Verhältnissen, richte ich die ergebene Bitte an Sie mir den genannten Betrag entweder in baar übersenden zu wollen oder mich zu autorisieren dass ich für mein gedachtes Guthaben auf Sie traffiren kann. Sobald sich die gegenwärtig total darniederliegende Geschäftskrisis in Italien gehoben haben wird, hoffe ich Sie wieder mit eine Auftrage zufrieden zu stellen und zeichne ich in Erwartung Ihrer baldigen Rückantwort mit aller Achtung
    H.L. Schweitzer

  • Lieber mikrokern,

    es war Usus bei TT, dass man entweder mit Marke(n), oder bar frankierte. Auch wenn man letztendlich mit Marke(n) frankierte, notierte man i. d. R. das ermittelte Franko in roter Tinte klein neben dem Frei - Vermerk, wie hier geschehen.

    Auf keinen Fall darf man das mit evtl. Zuschägen oder gar dem Briefporto / Nachporto verwechseln, wogegen allein schon die Farbe spricht (blau = Porto, rot = Franko).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • habe nochmals ob des blauen vorderseitigen Stempels gerätselt. Die "klassischen" Truppen-/Regimentsstempel dieser Zeit waren in der Regel grösser, meist mit Wappen oder Verzierung versehen. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Gemeindestempel aus Stetten (lese ich da "WÜR..." für Württemberg?), der als Eingangsstempel vom Schultheissenamt abgeschlagen wurde, worauf der Brief nach Prüfung dem zuständigen Sachbearbeiter, Jacob Wolf, weitergeleitet worden war, evtl. wegen interner Verbuchung der quittierten 6 fl?

    Hallo,

    nehme hier Bezug auf die von mir selbst in Erwägung gezogene Möglichkeit eines Gemeindestempels bei dem blauschwarzen elliptischen Stempel auf dem Feldpostbrief aus post #511.

    Ich habe ihn verglichen mit dem identifizierbaren Truppenstempel des "Commando des Kön. Würt. 5t. Infant. Regts." aus post #89 auf dem Feldpostbrief eines württembergischen Soldaten, der nach Winnenden schreibt. Adressiert an den Kaufmann Meyer, wurde der Brief als portobefreiter Feldpostbrief am 2. August 1866 bei der PE Ermetzhofen (ca. 35 km südlich von Würzburg) aufgegeben, und erreichte Winnenden am 5. August.
    Man erkennt die Ähnlichkeit beider Stempel: elliptische Form, beide 28 mm lang (der aus post #520 ist etwas schmäler), blaugrün-schwarze Stempelfarbe.

    Ich bin jetzt davon überzeugt, dass der am 23. Juli in Schönfeld geschriebene Brief beim Regiment abgegeben wurde, wo die Feldpostbriefe in Ermangelung einer in diesen Tagen funktionierenden Feldposteinrichtung gestempelt, gesammelt und später per Ordonnanz an die nächstgelege württembergische Postexpedition in Mergentheim, über das auch der Nachschub an die württembergischen Truppen lief, überbracht wurde. Dies dürfte erst nach dem Gefecht von Tauberbischofsheim erfolgt sein, wie das Datum des Mergentheimer Stempels (25.7.) verrät.

  • Hallo,

    mein Neuzugang hat mal keinen 66er-bezogenen Inhalt; dafür ist er PO-mässig ganz interessant.

    Der vollfrankierte Brief ("frei") wurde am 3. Juli 1866 vom Banker (auch Postmaster!) J. Stellwagen in Buffalo nach Thailfingen im Kgr. Württemberg addressiert. Er erreichte New York vermutlich schon am Folgetag und blieb bis zur Abfahrt eines geeigneten Schiffes nach Bremen bzw. Hamburg liegen. Der im Postbüro für Auslandsbriefe in New York abgeschlagene rote PAID ALL-Stempel vom 7. Juli weist das Weiterfranko von 12 Cts = 16 Kr. aus, 10 Kr. für den Schiffstransport und 6 Kr. für die Beförderung im Postverein nach Württemberg. Die restlichen 3 Cts der verklebten 15 Cts dienten der Abgeltung desr amerikanischen Inlandsgebühr.

    Das Schiff nach Europa legte am 7. Juli 1866 ab (Datum des N. YORK-PAID-HAMB. PKT. Stempels) und erreichte Hamburg ausweislich des blauen rückseitigen Stempels zwei Wochen später, am 21. Juli. Normalerweise wäre der Brief dann am 23.7. in Thailfingen zugestellt worden; die Kriegsverhältnisse zwischen Preussen und den süddeutschen Staaten liessen dies jedoch nicht zu. Höchstwahrscheinlich blieb der Brief auf seinem Weg von Hamburg über Kassel, Frankfurt, Karlsruhe und Stuttgart in Frankfurt hängen, das seit dem 16. Juli von preussischen Truppen besetzt war, wodurch der Postumschlag an den Kriegsgegner behindert wurde. Jedenfalls erhielt er in Stuttgart den Durchgangsstempel mit Datum 1. August - also erst 11 Tage nach Übernahme der Post in Hamburg! Über Herrenberg (Stempel vom 1.8.66) hat er dann seinen Empfänger in Thailfingen erreicht.

    Der Brief hätte, den Postverordnungen der süddeutschen Länder hinsichtlich Briefpostbehandlung ins Ausland entsprechend, über Frankreich geleitet werden müssen, da diese "Sonderbehandlung" aufgrund der kriegerischen Ereignisse auch umgekehrt - also von USA an deutsche Destinationen - zur Anwendung gekommen sein sollten. Offensichtlich war dies weder den Behörden in New York noch dem Absender in Buffalo (der ja "Bremen mail" angegeben hatte) bewusst. Man ist so verfahren wie in all den Jahren zuvor.

    Der Brief erhält ein interessantes Flair durch den Absenderstempel von J. Stellwagen, der an einen Poststempel erinnert. Aber er war ja auch "Postmaster", wie vorderseitig schön zu sehen ist... Jetzt fehlt mir noch das Contraventions-Pendant in Gegenrichtung (also Brief aus Süddeutschland über Preussen nach USA), sowie die ganze Chose in beiden Richtungen über Frankreich.

    2 Fragen hätte ich noch: handelt es sich bei dem rückseitigen blauen Stempel aus Hamburg um einen regulären Poststempel oder um einen Ankunfts-/Abgabestempel der Reederei? Und: kann jemand sagen, welches Schiff den Brief befördert hat?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo mikrokern

    Zuerstmal Glückwünsche :) :)

    Etwas zu dem Stempel kann ich sagen, also der blaue Hamburg Stempel.

    Der Stempel war zuerst ab 1860 als Aufgabestempel benutzt, und war als solcher bis 1865 im Gebrauch. Danach war der Stempel als Ankunftstempel benutzt, dann auch blau wie dein. Wie lange der Stempel benutzt war kenne ich leider nicht.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber mikrokern,

    ein ganz vortrefflicher Brief, zu dessen Kauf (oder war es etwa eine Schenkung?) ich dir nur gratulieren kann.

    Einen Brief aus Bayern oder den süddeutschen Staaten via Preußen in die USA wirst du nicht finden - da waren die Vorschriften eindeutig.

    Einen von den USA über Frankreich nach Bayern habe ich nie gesehen - es könnte aber eine solche Rosine geben.

    Einen aus Bayern über Frankreich in die USA habe ich und wird dir vlt. mal zugehen (wenn die Juroren meiner BY - FR - Slg. hold sind). ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber mikrokern,

    vlt. ließt hier ein großzügiger Gönner mit, das wäre ja immerhin möglich. - Spaß beiseite - solche Briefe muss man lange suchen und sich dann gegen die Konkurrenz durchsetzen. Ich suche ja schon seit geraumer Zeit 66er Briefe der anderen süddeutschen Staaten und habe "undercover" noch keinen entdecken können. Aber ich bleibe dran ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    "Einen Brief aus Bayern oder den süddeutschen Staaten via Preußen in die USA wirst du nicht finden - da waren die Vorschriften eindeutig."

    ==> kannst Du sagen, ab wann genau der Leitweg über Preussen wieder offen war? Hast Du dazu eine Verordnung? Da muss ich nämlich passen...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ich glaube, du hast alle VO zu 1866 von mir bekommen - wenn da nichts drin steht, dann wurde es per Circular / Telegramm den Poststellen übermittelt und damit dürfte es dann nicht mehr zu finden sein.

    Es dürfte aber Anfang August 1866 gewesen sein, als alles wieder "normal" lief.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    tja, keine VO zur Wiederaufnahme des Übersee-Briefverkehres via Preussen... :(

    Und "Anfang August" ist schon klar, aber das wollte ich ja eben möglichst genau wissen. Bleibt wohl nur der empirische Weg über Belege.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ob es genug Belege für die Empirie gibt? Da bin ich eher skeptisch. Es wäre schon wünschenswert, alle Briefe via Preußen ins Ausland aus 1866 zu prüfen; irgendwann wird man sich dann der Mitte des Augusts nähern.

    Es wäre auch möglich, dass unsere Kollegen von Baden, TT und Württemberg vlt. etwas in ihrer Primärliteratur haben. Du kannst ja mal per PN anfragen ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    während ich mich bei den (militär)historischen Aspekten des 66er Krieges noch relativ kompetent fühle, sieht es bei der postalischen Behandlung - zumal bei den Nicht-Südstaaten - nicht immer so aus...

    Dieser Brief ging am 6. Nov. 1866 vom Commando des (ehemaligen) Königl. Hannoverschen 3. Jägerbataillons an "den beurlaubten Jäger des vormal. Königl. Hannover. 3. Jäger-Bataillons Christoph Weisshoff" in Hamburg.

    "Hannover den 5. Novb. 1866

    Sie erhalten hierdurch den Befehl sich sofort von dem Assistenzarzt Doctor Wattenberg in Harburg wegen der in der Schlacht von Langensalza erhaltenen Wunde ärztlich untersuchen zu lassen. Durch dieses Schreiben wollen Sie sich bei dem Herrn Assistenzarzt Dr. Wattenberg legitimieren."

    Das Königreich Hannover stand auf Seiten der Bundesstaaten und wurde gleich zu Beginn des Krieges von Preussen "überrrannt"; Hannover wurde bereits am 17. Juni von preussischen Truppen besetzt. Der König, Georg V., verliess nach der Schlacht von Langensalza am 27. Juni 1866, die die hannöverschen Truppen zwar gewonnen hatten, aufgrund ihrer isolierten Lage und der preussischen Übermacht dennoch am 29. Juni kapitulieren mussten, die Stadt.


    Da der Empfänger in Hamburg nicht zu ermitteln war, wurde rückseitig "Durch die Polizei nicht zu ermitteln" angeschrieben und der Brief am 12.11.1866 zurückgesandt, nicht ohne vorderseitig "Entlastet Hamburg 12.11." zu stempeln und in blauer Tinte "retour 12.11." zu vermerken.


    Zur postalischen Behandlung hätte ich nun diese Fragen: handelt es sich bei dem Hamburger "Entlastet"-Stempel um einen häufigen oder seltenen Stempel? Wie genau wurde er verwendet? Wie sind die vorderseitig mit Blaustift angebrachten Tax-Notierungen "1 1/2" sowie zweimal "2" zu interpretieren? Da es sich um einen Dienstbrief handelt, sollte er doch eigentlich portofrei befördert worden sein, oder?

  • Lieber mikrokern,

    zu dem "Entlastet" - Stempel habe ich mich an andere Stelle schon geäußert.

    Die Taxen 1,5 und 2 sind mir zu heikel, evtl. können da unsere Nordlichter etwas mehr beitragen, als wir Süddeutsche.

    Es gab ja portopflichtige Dienstbriefe und portofreie, das darf man nicht verwechseln. Der Vermerk "Dienst" hat keine Portofreiheit generell begründet, daher denke ich, dass er wie ein gewöhnlicher Brief taxiert wurde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moin,

    meine Interpretation der Taxen: Hannover hat 1,5 Groschen für einen unfrankierten Brief notiert, Hamburg hat das in 2 Schilling umgerechnet, die 2 wieder gestrichen (da der Brief retour ging) und wieder 1,5 notiert ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,

    vielen Dank für die Erläuterung!

    Wann endete denn das hannöversche Postregal (Hannover war ja jetzt preussisch)? Waren 1 1/2 Groschen wirklich die Taxe für einen Portobrief aus Hannover?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    m.E. spielt Preußen hier keine Rolle: der hannoversche Inlandstarif von 1 1/2 Groschen für unfrankierte Briefe (der auch im Postverkehr mit Hamburg galt) blieb bestehen.
    Daher ist die "1,5" auch zu lesen als: 1 Groschen 5 Pfennig (= 1 1/2 Groschen, da der hannoversche Groschen 10 Pfennige hatte)

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,

    dieses Briefpaar (Kuverts) an den Leutnant Alfred Geniol in der II. Eskadron des 3. Badischen Dragonerregiment, das zur Reservekavallerie des VIII. Bundeskorps gehörte, möchte ich heute vorstellen.
    Unter der Feldpost-Franchise abgeschickt, wurde der erste Brief am 16. Juli 1866 der badischen Bahnpost in Bruchsal (handschriftlicher Vermerk durch einen Bahnpostbediensteten im Zug) auf der Strecke Basel-Heidelberg (Zug 6) übergeben. Bis auf einen weiteren Bahnpoststempel vom selben Tag befinden sich auf dem Brief keine weiteren Hinweise bzgl. Leitweg oder Zustellung. Der zweite Brief vom selben Absender datiert vom 18. Juli und dürfte denselben Weg genommen haben.
    Als am 16. Juli die preuss. Truppen nach den für die siegreichen Gefechten von Laufach (13.7.) und Aschaffenburg (14.7.) unter General von Falckenstein in Frankfurt einzogen, waren die unterlegenen Bundestruppen schon nach Süden abgezogen. Natürlich wollte man nach den Niederlagen und den durchgemachten Strapazen erst einmal dem Feind entkommen; der strategische Plan von Oberbefehlshaber Prinz Carl von Bayern war aber auch die Vereinigung des VIII. Korps mit dem VII. bayerischen Korps im Grossraum Würzburg, um gemeinsam durch den Spessart nach Aschaffenburg vorzustossen und die Preussen von dort und danach aus Frankfurt nach Norden zu vertreiben. Die Divisionen des VIII. Korps marschierten in den folgenden Tagen in 3 getrennten Kolonnen durch den Odenwald. Das Hauptquartier des VIII. Korps, das am 14.7. in Dieburg östlich von Darmstadt lag, befand sich bereits am 15.7. in Gross-Umstadt, am 16.7. in Michelstadt und wurde am 18.7. nach Amorbach verlegt, danach am 19.7. ins badische Walldürn und am 20.7. nach Tauberbischofsheim.
    Das 3. (badische) Dragoner-Regiment gehörte zur Divisionskavallerie der 2. (badischen) Division im VIII. Bundeskorps und war zeitweise der Kavallerie-Reserve des Korps zugeteilt. Möglicherweise war die II. Eskadron des Leutnants Geniol im direkten Umfeld des Korps-Hauptquartiers abgestellt oder der Absender ging davon aus, dass die Angabe „Hauptquartier des 8.ten Deutschen Bundes-Armee-Korps“ einer gesicherten Zustellung dienlich war.
    Beide Briefe konnten keinen genauen Standort des Empfängers aufweisen, da die Einheiten des VIII. Korps dauernd in Bewegung waren. Wo aber fand der Austausch mit der badischen Feldpost statt, die für die Übernahme der Post an die badischen Militärangehörigen zuständig war? Theoretisch kamen dafür Darmstadt, Heidelberg und evtl. noch Mosbach in Frage. Letzteres war Endpunkt der Eisenbahnstrecke von Heidelberg nach Osten und damit (noch) weit weg von den Bewegungen des VIII. Korps im Odenwald. Für Darmstadt spricht die Bahnverbindung Richtung Frankfurt, die in den vergangenen Wochen sicher den Hauptanteil am Postverkehr getragen hatte und aufgrund ihrer guten Infrastruktur (Hauptstadt des Grossherzogtums Hessen) sicher für ein „Feldpost-Relais“ in Frage kam. Denkbar ist aber auch Heidelberg als „letzte“ grössere badische Stadt auf der Nordstrecke, zumal die Südost-Bewegung des VIII. Korps durch den Odenwald – weg von Darmstadt - nach dem 16.7. offensichtlich war.

    Wahrscheinlich ist, dass die Briefe - auch der zweite vom 18.7. - noch vor dem Aufbruch der Preussen am 21.7. aus Frankfurt zur Verfolgung des VIII. Korps ihren Empfänger erreicht haben dürften. Zu einem Zusammentreffen der Preussen mit badischen Einheiten kam es erst am 23.7. in Hundheim, bevor das Gefecht von Tauberbischofsheim am 24.7. die endgültige Niederlage der Bundestruppen besiegelte.

  • Lieber mikrokern,

    ein beeindruckendes Briefpaar - ideal für eine tolle Ausstellungsseite. Leider lässt sich Badens Transportweg in Kriegszeiten nicht immer 100%ig nachvollziehen, weil damals auch sicher über die Telegraphenstellen viele ad hoc - Entscheidungen und Laufwegsänderungen getroffen wurden, denn alles war ja im Flusse und keiner wollte seine Korrespondenzen verlieren (bei Einschreiben war der Krieg ja höhere Gewalt und ein Ersatz der 24,5 Gulden je Recobrief war in diesen Fällen nicht möglich!).

    Nur dank der/deiner umfänglichen Kenntnis der militärischen Umstände kann man den Transportweg dieser seltenen Briefe überhaupt einigermaßen nachvollziehen und schon dafür sollten wir der PO dankbar sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Werthe Freunde und Po`ler,

    wer von uns kann Briefe von oder an die Oberbefehlshaber des 1866ger Krieges zeigen?

    Briefe aus diesem prominenten Umfeld wären doch überaus interessant und falls diese
    einen Inhalt haben wäre doch auch dieser historisch und auf den Krieg bezogen von
    grossem Interesse und grosser Aussagekraft.....

    Also ich finde es ganz spannend, wer uns solche Stücke zeigen kann :thumbup:
    Es wäre dabei wohl im Grunde unerheblich, ob jemand solche Briefe selbst Besitz oder diese aus
    Abbildungen zeigen kann, für den tollen 1866Thread wäre doch beides eine tolle Bereicherung.

    (Auch Beiträge aus der Peripherie dieser Personen, wie auch zeitgenössige Berichte zu den Befehlshabern,
    Informationen über die Beteiligungen etc könnten die Belege und die Personen ergänzen)

    Auf spannende Beiträge freut sich :)
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social (26. April 2013 um 21:21)