Der Deutsche Krieg 1866

  • In der Zwischenzeit - 12 Jahre nach Erscheinen des "Sem" - hat sich viel getan. Mittlerweile wurden z.B. Belege mit FP-Stempeln "III", "IV" und "VI" bekannt und z.B. bei Rauhut im Sep. 2011 vesteigert.

    Da ist Sem nicht mehr aktuell.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich möchte euch auf eine andere Spur bringen! Nicht Jedermann, der sich in der Nähe des Militärs / Feldpost befand, war portobefreit. Ich kann jetzt nur von 1870/71 sprechen, dort war z.B. die Korrespondenz der Marketender portopflichtig.

    Gruß

    1870/71

  • Lieber Rudolf,

    das ist sehr gut möglich und sogar sehr wahrscheinlich, dass es 1866 genauso war. Aufgabe von portopflichtiger Briefpost aus dem Militär-UMFELD bei der Feldpostexpedition...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Mirkokern,

    Du hattest selbst doch geschrieben, dass es bisher keinen Stempel "V" gab und wer sollte es besser
    wissen als Du, habe ich mir gedacht.

    Und wenns so gewesen wäre, hätten wir ein "Kuriosum", und gleich mit Erstbeleg des FP-"V"-Stempels! Unglaublich...

    Viele Grüsse :)
    Bayern Social

    PS: 1870/71 das kann sicher zutreffen, dabin ich auf die Meinung der Spezialisten unter uns gespannt

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Bayern Scocial,

    nun, einen Beleg mit "V" hatte ich bis dato noch nicht gesehen, was natürlich nicht heissen muss, dass es derartige in anderen Sammlungen nicht gibt (die Existenz der anderen war mir bekannt).

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    hier eine Textpassage aus der Tageszeitung "Presse" (Wien) vom 23. Juli 1866, worin über den Einzug preussischer Truppen in Frankfurt am 16. Juli berichtet wird:

    "... Der Einzug dauerte bis nach 10 Uhr. Die letzten Kompanien Infanterie schwenkten gleich am Anfang der Stadt aus dem Zuge rechts ab und besetzten den bayerischen Bahnhof; ebenso wurden zur Stunde die übrigen Bahnhöfe und die Wachen besetzt; die Frankfurter Wachen wurden entwaffnet weggeschickt; die Telegraphenstation war schon vom Vortrab in Beschlag genommen worden..."

    Kann jemand etwas zu diesem "bayerischen Bahnhof" sagen? Habe dazu keine Informationen finden können.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo zusammen,

    hallo mikrokern,

    ein sogenannter "Bayerischer Bahnhof" gab es offiziell nicht. Der "Hanauer Bahnhof" in Ostend von Frankfurt gelegen war jahrelang lediglich die Verbindung von Frankfurt nach Hanau. Ab 1859 wurde dann der Anschluss an die Ludwigsbahn erstellt und Frankfurt hatte den Zuganschluß nach Bayern. Daher ist es denkbar, dass man umgangssprachlich zu diesem Bahnhof "Bayerischer Bahnhof" gesagt hat. Eine andere Erklärung habe ich nicht.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo,

    endlich in der richtigen Sammlung (mein Dank an den Vorbesitzer bayern-nerv!!) und der Vollständigkeit halber hier auch im richtigen thread ist dieser Brief von Fürth nach Berlin vom 21. Juli 1866. Zum Inhalt:

    "Schon lange Ihre w. Berichte & Aufträge entbehrend erlaube mir hiermit Ihnen meine Firma in Erinnerung zu bringen, hoffend, dass sich bald wieder Gelegenheit finden wird, unsere langjährige Verbindung wieder zu beleben. Ich erlaube mir gleichzeitig bei Ihnen anzufragen wie ich mich für die fr. Ende July fälligen Posten verhalten soll und bitte ich um gute Benachrichtigung. Da ich heute gerade eine kleine Zahlung in Zwickau zu machen hatte, so erlaubte mir: Th. 110 fr. Ende August Erzgeb. Steinkohle - auf Sie abzugeben, welche Abgabe Sie gütig zu schätzen belieben. Stets zu Ihren Diensten ..."

    Offenbar bemüht sich der Absender, die Geschäftsbeziehung zu seinem Partner in Berlin wieder aufzufrischen, die durch den Krieg gelitten hat. Interessant auch die kriegsbedingt verzögerte Zustellung des Briefes, der den Empfänger erst nach einer Woche (Datum des Ausgabestempels 28.7.) erreichte. Normal wäre eine Beförderungsdauer von zwei Tagen gewesen.

    Da der Brief keinerlei Durchgangsstempel trägt, stellt sich mir die Frage nach dem Leitweg: Hof-Leipzig wäre in der Friedenszeit wohl normal gewesen, aber wie sah es im Kriegsmonat Juli aus? Bamberg-Eisenach? Oder gar Würzburg-Frankfurt-Kassel? Immerhin war Frankfurt bereits 5 Tage von den Preussen besetzt, deren Truppen gerade Richtung Unterfranken marschierten...

  • Lieber microkern,

    ausweilich meiner Unterlagen ist eine Umleitung kriegsbedingt nicht zu ersehen - ich gehe daher davon aus, dass die Streckenführung, wenn nicht gerade kriegerische Maßnahmen vor der Tür standen, die übliche war und damit Hof - Berlin wahrscheinlich ist.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    immerhin setzte sich das II. Preuss. Reserve-Armee-Korps am 19.7. von Leipzig aus nach Hof in Bewegung, welches am 23.7. besetzt wurde. Nun kann dies der Grund für die verzögerte Beförderung gewesen sein, oder eben, dass diese "Standardstrecke" in diesen Tagen nicht zur Verfügung stand und deshalb eine Umleitung zu nehmen war. Muss mich da mal genauer kundig machen.

    Vielleicht kann Altsax etwas zur Verbindung Leipzig-Hof im Juli 1866 sagen?

    EDIT: gerade in post #81 (Altsax) in diesem thread gesehen: "...regulär erfolgte die Beförderung über ... Leipzig - Hof. Letztere war lt. Milde "ab Mitte 1866" unterbrochen. Über die Wiederinbetriebnahme gehen die Literaturangaben auseinander. Die Postverordnungsblätter veröffentlichten einen provisorischen Coursplan, der ab 3.8.1866 täglich zwei Züge mit Postbeförderung vorsah..."

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    wenn der Brief über Sachsen gelaufen ist, was man nur vermuten kann, ist er auch über die Bahnlinie Leipzig - Hof spediert worden. Die lange Beförderungsdauer spricht dafür, daß er wo auch immer liegengeblieben ist, bis die Strecke wieder zur Postbeförderung genutzt werden konnte. Ein Umweg hätte nicht so viel Zeit erfordert und wäre nach den sächsischen Vorschriften siegelseitig durch Kartierungsstempel zu dokumentieren gewesen.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Hallo Altsax,

    da man in Fürth am 21.7. aber wohl wusste, dass die Strecke Hof-Leipzig unterbrochen war - nicht zuletzt, da die preuss. Truppen schon seit 2 Tagen von Leipzig Richtung Hof unterwegs waren - halte ich es für durchaus plausibel, dass eben ein anderer Leitweg als der durch Sachsen gewählt wurde (dafür spräche dann auch die Absenz eines sächs. Kartierungsstempels). Aber welche andere Option (s. post #489) dann zum Tragen gekommen wäre, ist wohl spekulativ und ohne Durchgangsstempel nicht mehr zu klären.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    möglicherweise lassen sich andere Bahnstrecken dann ausschließen, wenn auf ihnen zwingend Kartierungsstempel zu verwenden waren. Wenn dazu, was ich mir nicht vorstellen kann, keine Vorschriften bekannt sind, müßte es doch genügend zeitnah befördertes Vergleichsmaterial geben.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass im Durcheinander der Kriegstage im Juli, kurz nach der Besetzung von Frankfurt, die "alten" gültigen Vorschriften nicht eingehalten wurden, so dass bei Umleitungen häufig gar keine Kartierungs- und Durchgangsstempel abgeschlagen wurden - aus Zeitmangel, Überforderung des Personals oder eben weil die Umleitung völlig ungewöhnlich war.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    es ist immer problematisch, aus dem Nichtvorhandensein von etwas sichere Rückschlüsse ziehen zu wollen. Insofern kann man auch hier nur von Wahrscheinlichkeiten sprechen. Allerdings müßten sich zeitnah auf den denkbaren Ausweichstrecken beförderte Belege finden lassen, die zeigen, ob noch regulär gearbeitet worden ist.

    Aus Sachsen jedenfalls gibt es genügend Belege aus der Kriegszeit, auf denen die Ausweichstrecken durch Kartierungsstempel lückenlos dokumentiert sind. Selbstverständlich könnte das anderswo anders gewesen sein.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Hallo,

    ebenfalls aus dem "Bayern-Nerv-Fundus" konnte ich auch diesen Brief von Fürth nach Würzburg vom 1. Juli 1866 erwerben. Im Gegensatz zum vorher besprochenen Brief nach Berlin gibt es hier keine Leitweg-Unsicherheiten; Anfang Juli war die Bahnverbindung von Fürth nach Würzburg völlig intakt, wo der Brief am 2. auch zugestellt wurde. Aber auch hier der inhaltliche Bezug zu den schwierigen Umständen Anfang Juli 1866 mit ihrem offensichtlichen Einfluss auf das Vertrauen in unbekannte Geschäftspartner. Man konnte den weiteren Gang der Dinge - Politik und Kriegsverlauf - nicht abschätzen und war deshalb sehr vorsichtig:

    "In höfl. Erwiederung Ihres Geehrten vom 27., bedaure Ihnen gewünschtes Glas nur gegen Nachnahme senden zu können, da ich Sie nicht näher kenne, was Sie mir bei einer so kritischen Zeit gar nicht verdenken können. Ich lege Ihnen Rechnung bei, & können Sie, wenn es Ihnen lieber wäre, den Betrag vorher einsenden, weshalb ich Ihnen auch den Preis äusserst notierte. Ihre Rückantwort erwartend, zeichnet..."

  • Hallo zusammen,

    heute möchte ich mich auch erstmals in diesem Thema zu Wort melden.

    Der folgende Brief lief im Mai 1866 von der Nürnberger Firma Berger&Ziegler nach Marseille. Soweit ich den Inhalt mit meinen bescheidenen Französischkenntnissen interpretieren kann, geht es darum die geschäftlichen Beziehung trotz des drohenden Krieges aufrecht zu erhalten.
    hasselbert hat hier einen sehr ähnlichen Brief aus der gleichen Korrespondenz gezeigt, der während des Krieges lief. Scheinbar gingne die Geschäftsbeziehungen also weiter.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo NNW,

    sehr interessant! Vielleicht kann jemand, der des französischen mächtig ist, den Inhalt übersetzen und hier einstellen? Immerhin ist die Schrift sehr gut zu lesen!

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo zusammen,

    hallo NNW,

    ich bin erstaunt über Dein ausgezeichnetes Gedächtnis. Hier noch einmal der besagte fast Zwilling vom 14.Juni 1866. Die Stempelfolge ist:
    Nürnberg 14.Juni 1866, roter Bahnpoststempel Bav- Str. 15. Juni 1866, Rückseite: Paris 16. Juni 1866, Lion - Marseille 16. Juni 1866 und Marseille 17. Juni 1866.
    Anbei auch der Inhalt, den vielleicht ein findiger Franzose übersetzen kann. Vielleicht steht ja was über den Krieg drin.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert