Der Deutsche Krieg 1866

  • Lieber bayern klassisch,
    wäre Berlin-Magdeburg-Kassel-Frankfurt-Basel nicht schneller gewesen als der Nürnberg-Umweg? Zumal man von dort auch nicht an Aschaffenburg bzw. Frankfurt vorbeikam?
    Der Leitweg über Bayern erscheint mir - speziell bei Nichtbeeinträchtigung aller verfügbaren Routen - weder plausibel noch schnell.

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (18. Dezember 2011 um 16:16)

  • Lieber mikrokern,

    mir liegen nur die bereits geschildeten Motivationen vor bzw. die brieflichen Belege dieses Vollzuges von Absprachen zwischen den beiteiligten Postgebieten.

    Für deine Leitwegsannahme kenne ich leider keinen Beleg, daher halte ich sie für nicht wahrscheinlich bzw. beweisbar.

    Das Briefaufkommen in dieser Zeit war dünn - von den Zehntausenden Briefen an Isler bzw. in die Schweiz kenne ich nur noch einen weiteren, den ich in Anbetracht meines Briefes nicht für kaufenswert hielt. Vlt. tauchen noch Briefe aus dieser Korrespondenz auf, deren Stempelung auf eine alterniedernde Behandlung bzw. eine geänderte Leitung schließen lassen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das Briefaufkommen in dieser Zeit war dünn - von den Zehntausenden Briefen an Isler bzw. in die Schweiz kenne ich nur noch einen weiteren, den ich in Anbetracht meines Briefes nicht für kaufenswert hielt. ...

    Lieber bayern klassisch,
    ist das wahr?
    Ich hätte erwartet, dass es Hunderte von Briefen von Berlin in die Westschweiz (z.B. Basel) gegeben haben muss. Gibts das also gar nichts vergleichbares? Seltsam...

    Und: wie erklärst Du die weitere postalische Behandlung Deines Briefes von Nürnberg nach Heidelberg? Und warum via Heidelberg, und nicht Nürnberg-Stuttgart-Baden Baden?
    Kannst Du die Zugnummer lesen und auf den Cours der badischen Eisenbahn schliessen?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ich meinte, dass ich nur 2 Briefe in der Kriegszeit nach dahin gesehen habe - aus den anderen Zeiten gibt es viele Hundert Brief an Isler in Wohlen.

    Dieser Leitweg war der historisch übliche gewesen - die Post lief schon seit 1834 (Postverträge Bayerns mit Preußen und Preußens mit Baden) über diese Linie und war sehr zuverlässig.

    Zur badischen Zugnummer werde ich nochmals nachschauen, wenn ich die Literatur finde (ich habe sie, aber nur wo?).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,
    leider nicht ganz... :D
    Wie hier besprochen wurde
    Eisenbahnverbindungen
    gab es Mitte 1866 noch keine durchgängige Eisenbahnverbindung zwischen Heidelberg und Würzburg.
    "Damit ist die Strecke Heidelberg - Würzburg am 1.11.1866 mit der Inbetriebnahme des letzten Teilstückes Osterburken - Königshofen - Würzburg fertiggestellt worden." (von Postarchiv, post #12 im o.a. Link).
    Um durch Heidelberg befördert worden zu sein, müsste der Brief via Würzburg-Aschaffenburg-Darmstadt oder Würzburg-Frankfurt gelaufen sein. Und da macht der "Bayernschlenker" doch keinen Sinn für einen von Berlin kommenden Brief, oder?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    dann muss ich noch in der badischen Literatur wälzen, um den Bahnpoststempel einzuordnen. Bis dahin werden wir warten müssen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber mikrokern,

    es scheint, du hättest recht gehabt ...

    Wenn es in dem Stempel die Zug Nr. 19 ist, was ich nicht sicher lesen kann, dann ergäbe sich folgendes Bild:

    In der Zeit vom 1.6.1865 bis zum 14.5.1867 Abfahrt in Heidelberg um 13.00 Uhr und Ankunft in Basel um 19.06 Uhr mit Zug IX aus Frankfurt kommend.

    Demzufolge hätte Preußen mit TT vereinbart, die Briefpakete in die CH weiterhin an Baden auszuliefern, sich jedoch die Leitung über Frankfurt am Main in geschlossenen Briefbeuteln ausbedungen, die erst in HD von der badischen Bahnpost zu öffnen waren.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,
    vielen Dank für die genauen Informationen zum Zug.
    So macht das für mich Sinn - Berlin via Frankfurt und Heidelberg nach Basel. Also zwar ein "66er Krieg"-relevanter Brief (mit der zitierten Passage über die fehlende Garantie für qualifizierte Sendungen), jedoch kam Bayern hier wohl nicht ins Spiel.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    machmal führen auch neue Erkenntnisse nicht unbedingt zu den Ergebnissen, die man sich wünscht. Der Brief ist also "frei" und wird nicht mehr gezeigt werden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    ich glaube, dass die Ganzsache hier noch paßt.
    Am Donnerstag, 02.08.1866 Abends in Erfurt aufgegeben und nach Tagen am 05. in Lindau. Immerhin war es schon Sonntag.
    Soweit ich weiß, war aus dem Erfurter Raum (ursprünglich) über Gefell nach Hof zu speditieren.

    Mehr fällt mir dazu nicht ein.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Magdeburger,
    denkbar wären die Routen Erfurt-Eisenach-Bamberg-Nürnberg-Augsburg-Lindau, oder eben Erfurt-Leipzig-Hof-Bayreuth-...
    Die postalische Situation Anfang August, zu Beginn der Okkupation Nordfrankens durch preuss. Truppen, wurde schon mal in den posts #80 ff diskutiert und man kann, glaube ich, davon ausgehen, dass die Leipzig-Hof-Nürnberg-Route, die bis zum 2.8. unterbrochen und danach provisorische Wiederaufnahme fand, spätestens am 5.8. wieder voll bedient wurde.
    So ist es denkbar, dass der Brief via Eisenach-Bamberg spediert wurde, da Leipzig-Hof am 2.8. noch nicht frei war, oder eben doch über Leipzig, und auf diesem Weg einer wenige Tage dauernden Verzögerung unterworfen war, bis die Verbindung wieder voll funktionsfähig war. Ich kann es nicht sagen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Militärbrief vom Kgl. preuß. Artillerie Regiment
    mit Aufgabestempel K.PR. FELDPOST III. ARMEE
    CORPS 14. Juli 1866. Der Brief ging nach Bred-
    stedt im Herzogtum Schleswig. Ankunftsstempel
    vom 19. Juli. Die Einheit befand sich anscheinend
    ziemlich weit von Bredstedt entfernt, sonst hätte
    der Brief nicht fünf Tage bis zum Empfänger gedauert,
    oder sie befand sich evtl. in Aschaffenburg, denn dort
    gab es am 14. Juli ein Gefecht zwischen Preußen und
    den Österreichern.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • ...oder sie befand sich evtl. in Aschaffenburg, denn dort gab es am 14. Juli ein Gefecht zwischen Preußen und den Österreichern.

    Hallo VorphilaBayern,
    vielen Dank fürs zeigen dieses 66er-Briefes!
    Die Vermutung, dass sich das III. Armeecorps in Franken befunden haben könnte, kann ich definitiv ausschliessen. Am Mainfeldzug war nur die preuss. "Mainarmee" unter General Vogel von Falckenstein (bis zum Einzug in Frankfurt am 16. Juli, wonach er von General von Manteuffel als Oberbefehlshaber der Westarmee abgelöst wurde) beteiligt. Alle anderen Armeekorps befanden sich in Böhmen.
    Das II. Preussische Reserve-Armeekorps, das am 19. Juli von Leipzig Richtung Franken aufgebrochen war, war an den Kampfhandlungen Ende Juli kaum mehr beteiligt und diente dann in erster Linie als Besatzungstruppe.
    Kleine Ergänzung: im Gefecht von Aschaffenburg am 14.7. kämpften Preussen gegen österreichische und hessische Soldaten.

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (12. Januar 2012 um 11:19)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    bei einem Auktionshaus gab es dieser Tage mehrere über Preussen nach Spanien beförderte Briefe aus der Zeit von 1851 - 1866. Meist stammen diese aus Preussen, es befand sich jedoch auch einer aus Bayern darunter. Alle gehen an den gleichen Empfänger in Zaragoza und entsprechen den Postverträgen Preussen - Spanien.
    Nur der Brief aus Bayern tanzt aus der Reihe und wurde nicht über Preussen befördert.
    Seit 1.7.1864 galt der Postvertrag Preussen - Spanien (galt gleichzeitig für alle Staaten des DÖPV). Für 21 Kr. Gesamttaxe konnten Briefe nach Spanien über Preussen befördert werden. Auch die Versendung als Portobrief war möglich. Weiterhin gültig war der Postvertrag Bayern - Frankreich von 1858, nach dem Briefe für 18 Kr. bis zur spanischen Grenze durch Frankreich befördert werden konnten. Es bestand Frankozwang, die spanische Taxe musste der Empfänger zahlen.
    Ab 1864 mussten Briefe aus Bayern allerdings über Preussen befördert werden.
    Jetzt kommen wir zum hier vorgestellten Brief aus Nürnberg vom 15. Juli 1866. Zunächst habe ich angenommen, die Marke(n) wurde(n) entfernt. Dies ist aber nicht der Fall.
    Kurzum der Brief wurde Porto aufgegeben und sollte vermutlich über Preussen befördert werden. Durch den Kriegszustand war die Beförderung über Preussen allerdings unterbrochen. Folglich wurde der Brief über Frankreich befördert. Vorderseitig befindet sich ein franz. Grenzübergangstempel BAVIERE STRASB. 17. Juli 1866. Die Stempel auf der Rückseite sind auf dem Bild zu sehen.

    Jetzt gehen die Probleme allerdings los. Der Brief hätte über Frankreich eigentlich bis zur spanischen Grenze frankiert werden müssen. Es befinden sich keinerlei Portovermerke auf dem Brief.

    Kann mir jemand weiterhelfen?

    Gruß
    bayernjäger

  • Ab 1864 mussten Briefe aus Bayern allerdings über Preussen befördert werden...

    Hallo bayernjäger,
    sehr interessanter Brief!
    Allerdings ist mir die Vorschrift, dass Briefe aus (ganz?) Bayern nach Spanien via Preussen geleitet werden mussten, unbekannt.
    Kannst Du diese präzisieren bzw. als scan hier zeigen?
    Da nach Spanien via Frankreich kartiert wurde, was von Bayern aus in der Regel über Strassburg erfolgte, sollte Preussen hier nicht involviert sein. Ausser dass von den nordbayerischen (fränkischen) Städten via Aschaffenburg-Frankfurt-Bingerbrück-Forbach geleitet wurde, was sich im Juli 1866 eben nicht empfahl und deshalb die Strassburg-Route zur Anwendung kam...
    Aber eine Vorschrift, von Bayern aus IMMER über Preussen zu leiten? Hmmmm...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,

    da kann ich im Moment nur auf das Handbuch von Dr. Zangerle verweisen. Dieser schreibt: "Die bayerische Korrespondenz ist nur auf ausdrücklichen Wunsch über Straßburg zu leiten."
    Erfunden hat dies Dr. Zangerle sicherlich nicht, so gehe ich davon aus, dass eine entsprechende Anordnung schriftlich fixiert sein muss. Leider konnte ich dies nicht ausfindig machen.
    In der VO von 1864 steht "... und auch auf die Corrsepondenz zwischen Bayern und Spanien gleichmäßig Anwendung zu finden hat." Dieses "zu finden hat" ist durchaus als Anordnung anzusehen.

    Das Briefmaterial nach Spanien ist leider nicht häufig. Briefe nach der VO von 1864 über Preussen habe ich erst zwei gesehen. Vor 1864 über Frankreich gibt es mehrere Belege, diese sind allerdings auch nicht häufig.

    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    man konnte über Frankreich direkt - wie hier - versenden, oder über Preußen - Belgien - Frankreich - Spanien/Portugal.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG3f2f4c93jpg.jpg]

    Da Preußen günstigere Tarife ausgehandelt hatte, weil der Transit über Belgien und Frankreich geschlossen verlief, waren die Briefe, wenn der Absender es nicht anders bestimmte, über Preußen zu leiten.

    Beim Brief von bayernjäger hätte eine Nr. 13 aufgeklebt werden müssen (14 + 4 Kr. Frankoteilung, also 14 Kr. für Frankreich und 4 Kr. für Bayern).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.