Markenloser Francobrief der frühen Markenzeit

  • Hallo zusammen,

    dies ist mein erster Beitrag hier im Forum. Ich möchte euch einem unscheinbaren, aber wie ich finde hübschen Taxis-Brief zeigen.

    Es handelt sich um einen markenlosen Franco-Brief vom 06.01.1852 von Bockenheim ins unweit entfernte Frankfurt. Der Beleg ist aus der ersten Woche der Markenzeit von Thurn und Taxis. Zu entrichten waren 1/4 Sgr Nahverkehrstaxe und 1/4 Sgr Bestellgeld, also insgesamt 1/2 Sgr. Nun gab es seit ein paar Tagen eine Marke zu 1/2 Sgr. Bis Ende 1853 war allerdings das Bestellgeld grundsätzlich vom Empfänger bar zu entrichten und eine Marke zu 1/4 Sgr kam erst 2 Jahre später an den Schalter. Wenn ich es richtig sehe gab es hier also für den Absender noch gar keine Möglichkeit, von den neumodischen Francomarken Gebrauch zu machen!

    Rückmeldungen, Korrekturen und Ergänzungen sind willkommen.

    Grüße, Stefan

  • Ja, da gehe ich von aus. Inzwischen wundert mich aber das vom Postler ergänzte rote gz (ganz), was bedeuten würde, dass Taxe und Bestellgeld vorausbezahlt wurden. Das war 1852 meines Wissens aber noch gar nicht möglich!?

  • Hallo Stefan,

    das ist aber schon ein Brief von und für Fortgeschrittene.

    Barfranko ging bei Taxis ja immer und hier ist todsicher das Franko und das Bestellgeld vom Absender bezahlt worden. Superschön noch dazu, Herz, was willst du mehr? :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ja, ich mag den Brief sehr. Ich merke aber, wie schwer mir die Einordnung solcher Belege noch fällt.

    Es wäre für mich interessant zu wissen, ob hier postalisch alles vorschriftsgemäß ist, oder von der Vorschrift abgewichen wurde, dass das Bestellgeld bis zum 31.12.1853 vom Empfänger bar zu zahlen war. Sem schreibt im Taxis Spezial 5. Auflage auf S. 23, dass dies an manchen Orten auf Verlangen bereits anscheinend vorher möglich war. Dies scheint bei meinem Brief ja dann der Fall zu sein.

    Noch was: Ist die Adresse zu entziffern?

    Ich lese Herrn Gebrüder... Frankfurt.

    Grüße, Stefan

  • Hallo quisquam,

    ein ausgezeichneter Brief. Herzlichen Dank für das Zeigen. Im Buch von Heinz Felix Lethaus und Horst Schenk: "Die vereinheitlichten Taxen der Thurn und Taxisschen Post - Die Postbezirks- und Postvereinstaxen von 1850 bis 1867" steht unter 2.1/1 Ortsbestellgebühr und Ortssendungen u.a. folgendes: Gültig im taxisschen Postbezirk ohne Hansestädte, Quelle: Generale vom 25.5.1850 Nr.76; Die Briefortszustellgebühr betrug ab 1.6.1850 - 1 Kr. bzw. 1/4 Sgr.; Bei Frankobriefen ist das Ortsbestellgeld auch vom Absender bezahlbar, zunächst nur in bar, ab 1.1.1854 innerhalb des Taxisbezirks, ohne Hohenzollern und die Hansestädte, auch durch Marke. ................

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Ganz herzlichen Dank an alle Beteiligten!

    Eine Frage habe ich noch: Kann man den Strich unter dem a von Frankfurt auch als Taxvermerk erklären?


    Bockenheim ist Talergebiet und Frankfurt, obwohl ganz in der Nähe, Guldengebiet. 1/4 - 1/4 sind Silbergroschen und bei Bezahlung von Franko und Bestellgeld in Bockenheim auf den Brief gekommen. Der Strich sollte dann für 1 Kreuzer stehen und in Frankfurt aufgebracht worden sein. Ich glaube aber kaum, dass man in Frankfurt noch ein zweites Mal Bestellgeld kassiert hat!?

    Grüße, Stefan

  • Hallo Stefan,

    ja, das könnte man so sehen. Vlt. sagt uns noch der liebe Heinrich Mimberg noch etwas dazu, der ja Nidda und Umgebung höchst spezialsisiert sammelt?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.