Ausgabestempel in Preussen

  • Liebe Sammelfreunde

    manchmal ist Fortuna richtig hold:
    In der Acte G6 Nr 42 im Landeshauptarchiv Dessau fand ich folgenden Brief an die Königliche Regierung Abteilung des Inneren vom Postamt in Magdeburg als Ortsbrief:

    "Magdeburg, den 22. Juli 1852
    Bekanntmachung

    Die Bestellung der bei dem hiesigen Postamte eingehenden Briefe, Packet-Adressen, Scheine über Geld- und Werth-Sendungen und über recommandirte Briefe findet jetzt durch die Briefträger täglich 5 mal statt und zwar beginnt
    die 1te Bestellung um 7 Uhr Vormittags
    die 2te Bestellung um 10 ¼ Uhr Vormittags
    die 3te Bestellung um 1 Uhr Nachmittags
    die 4te Bestellung um 4 ¼ Uhr Nachmittags
    die 5te Bestellung um 6 Uhr Nachmittags

    Die Briefe pp sind mit einem Ausgabe-Stempel bedruckt, welche die Nummer der Bestellung angibt, zu welcher sie den Briefträgern überwiesen worden sind.

    Die Bestellungsfristen sind dahin festgelegt worden, daß
    die 1te Bestellung bis um 10 Uhr Vormittags
    die 2te Bestellung bis um 12 Uhr Vormittags
    die 3te Bestellung bis um 4 Uhr Nachmittags
    die 4te Bestellung bis um 6 Uhr Vormittags
    die 5te Bestellung bis um 9 Uhr Vormittags

    bewirkt sein muß.

    Magdeburg K. Ober Post Direction

    Die /Ti:/ .... ist ganz ungekürzt die anliegende Bekanntmachung gefälligst in die nächste Nummer Magdeburger Amtsblatts Aufnahme lassen zu wollen"

    Das Amtblatt 31 von Magdeburg weist genau dieses Schreiben aus.

    Eine Seite in der Acte vor dieser Bekanntmachung war noch folgendes zu finden:

    "Die Bestellung der Briefe pp erfolgt in der Stadt 5 mal täglich, und zwar:
    Die mit No 1 gestempelten in der Zeit von 7 bis 10 Uhr Vorm
    Die mit No 2 gestempelten in der Zeit von 10 ¼ bis 12 Vorm
    Die mit No 3 gestempelten in der Zeit von 1 bis 4 Nachm
    Die mit No 4 gestempelten in der Zeit von 4 ¼ bis 6 Nachm
    Die mit No 5 gestempelten in der Zeit von 6 bis 9 Nachm
    ...... wird der Stempel No 5 noch nicht gebraucht, da die unterm 12ten d. beantragten Sätze dazu noch nicht geliefert sind.
    "

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    P.S. Leider konnte ich die mit ..... bezeichneten Stellen nicht entziffern... :(:(:(

  • Hallo Ulf und Alle

    Sehr Interessant Deine Aufstellung mit Ausgabestempeln. Sind dieser nur für Magdeburg, oder für ganz Preußen?

    Ich schaue hier ein Brief aus Wismar nach Hammer bei Mölln in Lauenburg, sendet am 26.10.1870. Auf der Rückseite ein Ausgabestempel mit No.8 am 26.10., ich habe auch ein Brief mit No.7 auch sendet nach Mölln von Lübeck am 21.11.1870. Der Stempel aus Wismar ist ein Zugstempel.

    Viele Grüße von Jørgen

  • Guten Morgen Jørgen

    dieses "Aufstellung" galt nur in Magdeburg.
    In anderen Orten gab es andere Zustellzeiten und auch die Anzahl der Bestellgänge ist unterschiedlich.

    Diese Aufstellung fand ich deshalb interessant, weil es zu dieser Zeit in MD 5 Bestellgänge gab, jedoch der Stempel für den letzteren noch garnicht vorhanden war.

    Laut der Acte G6 Nr 42 gab es 10 Briefträger-Stellen in MD (in einem Schreiben vom 17.Juli 1851)
    (Hopfenrack, Rinke, Fredrich, Gundemann, Schmidt, Willing, Kotze, Richter, Rahmsdorf, Habrich)

    1848 sah die Situation etwas anders aus, aus gleicher Acte:

    "Gegenwärtig sind hier 7 Briefträger angestellt, und davon einer für die Orte Buckau und Friedrichstadt.
    .... jetzt täglich in 4 Gängen ca 750 Briefe, Adressen und Geldscheinen zu bestellen haben, klagen schon immer, daß bei der Weitläufigkeit der Reviere ihre Anstrengungen zu groß sei und sie auf die Dauer selbiger nicht ertragen könnten.
    Es erkrankte am 15. d. Mts der Briefträger Strassmann ..... am 21.d. M. der Briefträger Friedrich, welcher jetzt noch dienstunfähig ist und endlich am 12.d.M der Briefträger Willing, welcher am 19. Aug. wieder dienstfähig wurde.
    Für diese drei Briefträger mussten selbstredend Stellvertreter angenommen werden... diese vermochten die Briefbestellung nicht ordnungsgemäß zu besorgen und .... das Ober=Post=Amt genöthigt, am 13. Aug. noch eine 7. Person, den ehemaligen freiwilligen Jürgen Reckling zur Hülfsleistung gegen 15 Sgr täglich Diäten anzunehmen und bisher beizubehalten....

    Magdeburg, den 30 November 1848 Ober-Postamt gez. Gericke"

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Jørgen

    sicherlich ist es ungewöhnlich eine so hohe Bestellgang-Nummer für einen so kleinen Ort zu finden. :)

    Ich stelle dazu mal ein paar Fragen in dem Raum:
    - Von wo wurde die Sendung zugestellt, oder besser welches ist das Ausgabepost-Amt?
    - Gab es LBT-Touren ? Wenn ja, wurde jedem LBT eine "Ausgabenummer" zugeordnet?
    - Wurden Sendungen von Absendern selbst abgeholt? Wenn ja, wurde dazu eine bestimmte Ausgabenummer verwendet?

    Die Beantwortung solche Fragen interessiert mich schon. Ich bin mir auch sicher, dass es sich nicht immer verallgemeinern läßt.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Freunde,

    hier ein Portobrief von 1854 aus Corbach - zum Fürstentum Waldeck-Pyrmont gehörend, aber mit preußischer Post - nach Gevelsberg, Kreis Hagen, Reg. B(ezirk) Arnsberg.

    Das Dorf (preuß. Provinz Westfalen) hatte nur rund 500 Einwohner und anscheinend keine überregional tätigen Unternehmen, vielleicht war der Absender sich daher nicht sicher, ob der Brief ohne eine solch genaue Anschrift sein Ziel finden würde.

    Für die 14 Meilen Entfernung (2. Entfernungszone) und bei einem Gewicht von 1 2/10 Loth (2. Gewichtsstufe) fielen 4 Sgr. Porto an. Da es sich postalisch um einen innerpreußischen Brief handelte, fiel kein Portozuschlag (wie im DÖPV) an.

    Interessant ist der rückseitige Ausgabestempel, in dem das Datum handschriftlich eingetragen wurde.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    Anbei Info zum Pfarrer, falls es dich interessiert. Nicht wirklich spannend.

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • Hallo Andreas,

    danke fürs Suchen und Finden!

    Auch wenn es jetzt kein großer Promi ist, finde ich so was bereichernd. Der Brief bekommt quasi ein "Gesicht".

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hier zeige ich einen Beleg von Solingen nach Le Havre, bei dem statt eines Aufgabestemel ein Ausgabestempel verwendet wurde:

    Das Schreiben stammt von der Firma Lüneschloss in Solingen. Aus einem nicht bekannten Grund war der Aufgabe-Stempel nicht zur Hand. Daher benutzte man den Ausgabe-Stempel Nr 2 19.12. und setzte handschriftlich Solingen dazu.


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Das ist aber mal ein Sahne-Teil!! :) :)
    Im gestrengen Preußen sind solche Belege selten. Die Frage ist: War keiner der alten Stempel in der Schublade, weil sie nach Berlin zurückgeschickt wurden? Sehr seltsam. ?(

    loiebe Grüße
    Dieter

  • Hier zeige ich einen seltenen Ausgabestempel von Berlin. Dieser Stempel wurde laut Kruschel nur vom 2.5. bis 9.5.1851 verwendet und sollte zudem auf der Briefrückseite abgeschlagen werden. Zu meiner Freude hier auf der Vordserseite abgeschlagen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    2 sehr schöne Belege, Glückwunsch dazu! Insbesondere der Brief aus Solingen gefällt mir ausnehmend gut. (ich schenke mir die Anmerkung wenn Du den mal nicht mehr brauchst :))
    Hierzu folgende mögliche Erklärung: Der Brief könnte dem täglichen Reitboten auf dem Weg zwischen Solingen und Elberfeld mitgegeben worden sein. Da nur der Ort (ohne Datum!) handschriftlich notiert wurde, benutzte man in Elberfeld den Ausgabestempel hierfür, ein Aufgabestempel wäre ja falsch gewesen. Dazu müsste man mal sehen, welche Ausgabestempeltypen in Solingen resp. Elberfeld in dem Jahr benutzt wurden.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hier zeige ich einen weiteren nicht alltäglichen Beleg. Es ist ein portofreier Dienstbrief von Marienwerder nach Conitz an den Commissarius Puffalot.

    Der Ausgabestempel vom gleichen Tag (4.4.) wurde freundlicherweise auf der Vorderseite und dann noch in Rot abgeschlagen.

    Interessanterweise gibt es auf der Rückseite noch einen Ausgabestempel in Schwarz vom 6.4.


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    Einmal editiert, zuletzt von preussen_fan (11. Oktober 2024 um 18:32)

  • Lieber Erwin,

    ein interessanter Brief.
    Die Daten sind allerdings verwirrend. Marienwerder-Conitz (>30 Meilen) war wohl nicht innerhalb eines Tages zu schaffen. Insofern könnte das rückseitige Datum stimmen.
    Vorderseitig war bei Paketausgabe ein (Packkammer-) Stempel abzuschlagen, dies wurde oft in rot vorgenommen. In kleinen Orten wurde dafür - mangels eigenem Packkammerstempel - ein anderer, verfügbarer Stempel benutzt. Hin und wieder auch ein Ausgabestempel, allerdings sollte da schon das richtige Datum eingestellt sein.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    Lieber Michael,

    Ich gehe davon aus, dass der rote Ausgabestempel vom 4. April in Marienwerder abgeschlagen wurde.
    Dann würde doch auch das Datum stimmen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    ja, dann passt das Datum. Aber warum sollte man bei Paketaufgabe vorderseitig einen Ausgabestempel abschlagen und dann noch in Rot?

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte