• Hallo Sammlerfreunde,

    der Beleg anbei passt direkt zur Fortsetzung der obenstehenden Halbkreiser von Neustadt a.d.Haardt, nämlich auf die nach 1861 offenbar etwas "gedrungerne" Version ohne Stundenangabe, die schon 1860 verwendet worden sein soll. Natürlich aber ist die Uhrradstempel-Entwertung (8) des im badischen Untergimpern aufgegebenen Belegs die noch weitaus interessantere Sache. Das Örtchen lag im Bestellbezirk der 1838 eingerichteten Postexpedition Rappenau, wozu noch Siegelsbach (1), Neckarmühlbach (2), Heinsheim (3), Zimmerhof (4), Treschklingen (5), Babstadt (6) und Obergimpern (7) zählten. Bei dem Absender Levi Schwarzenberger handelte es sich um einen Unternehmen zur Verwertung von Baumwollresten, deren Abnehmer wohl auch die Papierfabrik Ph. Knoeckel & Söhne im Neustadter Schönthal war, welche wohl auch Hadernpapiere aus Leinen, Hanf und Baumwolle zu erzeugen wusste.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:

    http://www.arbeitsgemeinschaft-baden.de/114%20Rappenau%2002%20Inhalt.pdf

  • ... schöner Brief sowieso - mit Uhrradstempeln gibt es nicht viele Briefe nach ganz Bayern, schon gar nicht in die Pfalz.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    obwohl mir badische Briefe nach Bayern wahrlich nicht fremd sind, bereitet mir dieser hier Probleme.

    Geschrieben wurde er in Mannheim am 8.3.1850, womit er unter den PV Baden-Bayern ab 1.8.1843 bis 30.4.1851 fiel. Als einfach galt das halbe Loth; für jedes weitere halbe Loth kamen 50% mehr in Ansatz.

    Die Aufgabepost taxierte den "sehr pressant" erwähnten Brief wohl mittig mit 12x als 1,5fach über 6-15 Meilen (Mannheim-Würzburg = 111 km = 14,9 Meilen (bis 6 Meilen = 4x, über 6-15 Meilen = 8x und über 15 Meilen = 12x Gemeinschaftsporto). Demnach war er über 8,75g bis 17,5g schwer.

    Allerdings strich Mannheim diese 12x wieder ab und notierte oben links jetzt 18x Gemeinschaftsporto. Bei 14,9 Meilen wäre auch möglich die 3. Entfernungsstufe mit 12x einfachem Porto bei 1,5fachem Gewicht = 18x.

    Bei der 2. Entfernungsstufe wären keine 18x zu erreichen (8, 12, 16, 20x usw.).

    Es ist also zu unterstellen, dass Mannheim ihn in die 3. Entfernungs- und 1,5fach Gewichtsstufe packte.

    Am Folgetag kam er in Würzburg an und wurde, s. Inhalt, ausgeliefert.

    Allerdings wurde er wieder verschlossen, nach Roggenburg per Dillingen (von Würzburg aus 140 km = 18,6 Meilen) umadressiert und eine zweite 12x Taxe angebracht. Diese wurde aber wieder abgestrichen und es wurde die Augsburger Auslage von 18x belassen (wobei man sagen muss, dass Briefe aus Mannheim üblicherweise direkt nach Würzburg liefen und nicht den Umweg über Augsburg machten!).

    Bei einer erneuten Postaufgabe in Würzburg hätte man dort Aufgabe stempeln müssen, die Augsburger 18x streichen müssen und ihn als innerbayerischen Brief über 12 Meilen mit 12x taxieren müssen (noch kein Portozuschlag, jetzt bis 1 Zollloth (15,625g). Das ist hier nicht zu sehen ...

    Dazu kommt, dass es verboten war, briefliche Inhalte auf den Außenseiten der Briefe zu notieren - hier hat man einen ganzen Beitrag rückseitig aufgeschrieben, was eigentlich die Annahme der Sendung hätte verhindern müssen (in Würzburg).

    Für fachliche Verbesserungen oder alternierende postgeschichtliche Beschreibungen bin ich offen.

  • Liebe Freunde,

    nach dem Vertrag Baden-Bayern vom 1.8.1843 kosteten einfache Briefe, porto wie franko, 4, 8 bzw. 12 Kreuzer, je nach Entfernung in direkter Linie.

    Wurden schwere Briefe verschickt, so galt die Gewichtsprogression der Aufgabepost. Baden rechnete in 3/4 kölnischen Lothgewichten (ca. 11g), Bayern aber in Halblothschritten des Münchener Loths (8,75g). Daher waren schwere Briefe für die jeweils andere Postanstalt gebührenmäßig schwer nachzuvollziehen.

    Da der PV vorsah, dass das Franko bzw. Porto halbscheidung zu teilen war, war es den Beteiligten egal, denn sie bekamen ja immer die Hälfte dessen, was bezahlt worden war - hüben wie drüben.

    Aber schwere Briefe zu finden ist nicht ganz einfach, da wohl nur alle paar Jahre einer auftaucht.

    Hier einer aus Mannheim vom 11.9.1850, also Baden nicht im Postverein, aber Bayern wohl, der einfach 12 Kr. gekostet hätte, hier aber 42 Kr. Franko den Absender kostete (12x, 18x, 24x, 30x, 36x und 42x also die 6. Gewichtsstufe).

    Aus dem Inhalt geht hervor, dass es Anlagen gab, die das hohe Gewicht erklären. Es ist der bisher mit großem Abstand schwerste Brief, den ich von Baden nach Bayern kenne, nicht nur in dieser Tarifperiode.

    Siegelseitig kann man noch gut sehen, wie "aufgebläht" er gewesen sein musste, wenn man sich den Stempel von Schweinfurt ansieht.

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Meßkirch in Baden lag direkt an der Grenze zu Hohenzollern - Sigmaringen. Aus einen Ort in Hohenzollern - Sigmaringen brachte man diesen Brief nach Meßkirch und gab ihn dort als Herzogliche Dienstsache (Herzogtum Hohenzollern - Sigmaringen) nach Regensburg (Bayern) auf. Stempel: "MÖSKIRCH R.2.". Über Augsburg (12. März 1843) kam er morgens in Regensburg an. Stempel "Morgens" und Stempel REGENSBURG vom 13. März 1843.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    ein ganz feiner Brief - aber warum akzeptierte die badische Post einen portofreien Dienstbrief eines fremden Postgebiets bei der Aufgabe? Ich kannte dergleichen bisher nur von Württemberg nach Bayern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank. Dies ist mein erster Brief als Herzogliche Dienstsache aus Hohenzollern, in Baden aufgegeben, nach Bayern. Ich denke auch, daß dies sehr ungewöhnlich ist, denn das Großherzogtum Baden war auf Thurn und Taxis nicht gut zu sprechen. Dies war auch umgekehrt so. Z.B. hat Achim in seinen Buch "Bayrische Postgeschichte 1806 - 1870" eigene Abschnitte zum Streit "Baden - Thurn und Taxis 1834".

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    ja genau - aber vlt. hatte man ein Gentlemen` agreement. Die individuelle Situation grenznaher Ämter konnte durchaus eine andere sein, als bei gewöhnlichen Postanstalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Tag zusammen,

    von Freiburg i.Br. bis Neustadt a.d.Haardt sind es Luftlinie etwas über 153 km, so dass es im DÖPV knapp über 20 Meilen waren (1 deutsche Meile 7,42 km). Deswegen musste der nur mit 6 Kr freigemachte Geschäftsbrief anbei nachtaxiert werden. Der korrekt anzusetzende Betrag von 9 Kr mit 3 Kr Portozuschlag = 12 kr abzüglich der verklebten 6 kr macht noch 6. Und nett anzuschauen ist`s ja dann auch noch mit Marke und Firmenstempel links ...ohne Freivermerk.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Guten Abend zusammen,

    der Beleg anbei stammt vom November 1861 und man hatte sich beim Abtrennen der Marke aus dem Bogen wohl immer noch nicht so recht ganz von der Schere trennen können. Ein ganz andernorts in ähnlicher Weise behandelter Beleg wurde jüngst auf einer Auktion veräußert:

    Altdeutschland Baden, Michel 10 a EF
    3 Kr lebh´preußischblau (teils Scherentrennung) a. kpl. Faltbf. v. "49" Gerlachsheim (K2), n. Mergentheim (K2) v. Feb. ´61, sehr gute Erhaltung
    www.philasearch.com

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Guten Abend Sammlerfreunde,

    der Beleg anbei sieht furchtbar aus, fleckig, die Schere beim Markenschnitt heftig und dann auch noch der Stempel verrutscht. Aber es ist ein Muster ohne Wert ...nicht aus Baden, sondern aus Basel. Der Absender, die Baumwollspinnerei Felix Sarasin & Heussler im Baseler Stadtteil St. Jakob an der Birs hatte es sich ein bischen günstiger damit gemacht und den Brief im gegenüberliegenden Lörrach / Baden aufgeben lassen. Jetzt habe ich keine Ahnung, ob ein MoW aus der CH mit höherer Gebühr bewährt war, als ein Auslands-Normalbrief. Geht man aber davon aus, dass dafür keine Zusatzgebühr angefallen war, dann hat man 10 Rappen gespart. Das ist jetzt nicht die Welt, hat bei evtl. öfterer Geschäftskorrespondenz in die altdeutschen Staaten dann aber schon ein wenig ins Gewicht fallen können.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • ... Postgeschichte schlägt Optik - 10 Rappen gespart und anhängende Muster aus der CH in die Pfalz wird es wohl heute keine Handvoll mehr geben - geschmuggelte schon gar nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Einen schönen Abend miteinander,

    Hierzu kann ich eine Drucksache vom 3.Nov.1868 zeigen, frankiert mit 1x grün, recht früh ca 1 Monat nach Ausgabe am 1.10, gelaufen von Mannheim nach Würzburg, an den bekannten Empfänger Holzwarth. Siegelseitig leider nur ein Stempelfragment zu erahnen. Die Marke soll einen Plattenfehler haben....

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • ... so ist es - und hinten noch ein riesiger Stadtbriefträgerstempel von Würzburg. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • :P ich kann auch unschönes zeigen...dafür hier die sophy interessant..schmal geschnittene 6x auf damenbriefchen, Aufgabestempel Carlsruhe 26.Mrz.1858, gelaufen über Frankfurt nach Würzburg ins Kloster Oberzell. Gerichtet an eine Laura König mit dieser Anschrift könnte man an eine Klosterdame denken. Weit gefehlt.....das sehr alte Kloster befand sich zur Zeit im Besitz einer gewissen Familie Koenig , und fertigten dort ab 1818 mit Andreas F.Bauer Druckmaschinen. Die Rede ist vom heutigen Weltmarktführer König und Bauer....da Friedrich Koenig bereits 1833 starb führte seine Frau Fanny mit A.Bauer die Firma weiter.

    Doch wer war nun diese Laura. Mit Hilfe eines Vereinsmitgliedes konnte folgendes ermittelt werden: Friedrich und Fanny hatten 2 Söhne und 1 Tochter, und einer der Söhne ,auch Friedrich genannt, heiratete eine gewisse Laura Harper am 14.04.1857. So entstand die Laura König....

    Heute befindet sich die Firma auf der Gegenüberliegenden Mainseite, und im Kloster findet Wieder Klosterleben statt.

    Bitte entschuldigt die Ausschweifende Beschreibung, aber ich fahre alle 2 Wochen am Kloster vorbei zum Vereinsabend und denke dadurch ständig an diesen Brief.

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief, leider ohne Inhalt, aus Adelsheim in Baden (mit dem Rayon 2 - Stempel) an Herrn Obersteiger (?) Sulzbeck in Würzburg, der siegelseitig mit 4 und 9 Kreuzer for beide Postgebiete frankiert worden war.

    Ich denke, dass es ein Behördenbrief war, weil oben rechts eine 4stellige Geschäftsnummer zu sehen ist, was bei einem Privatbrief äußerst unwahrscheinlich wäre.

    Hinten lesen wir: Befindet sich nicht mehr in Würzburg, und soll in Griechenland seyn".

    Und jetzt wird es lustig, denn der Bayer Otto wurde 1832 König in Griechenland (bis 1862) und es könnte durchaus möglich sein, den guten Herrn Sulzbeck in irgend einem Dokument zu finden, das genau diesen Unzug belegt.

    Leider habe ich trotz langer Google-Suche nichts gefunden. Es wäre schön, wenn ich zu dieser Person weitere Angaben hätte.

    Weil er nicht mehr in Würzburg weilte, sandte man ihn nach Korrektur der Adresse zurück ("verte" = siehe hinten).