Bayern <--> bayerische Pfalz

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    meines Wissens kosteten frankierte Briefe zwischen dem bayerischen Stammland und der Pfalz ab dem 1.8.1865 nur noch 3 Kreuzer.

    Nun habe ich bei einem Händler Briefe aus Nürnberg nach Sulzbach aus dem Jahr 1863 gesehen, die nur mit einer 3 Kreuzer-Marke frankiert waren.
    Fehlte dort schlicht eine Marke oder gab es einen Tarif, der dies ermöglichte?

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo ihr Beiden,

    nur der Ordnung halber: ein Sulzbach in der Pfalz gibt es nicht! In der späten Pfennigzeit gibt es zwar Obersulzbach und Untersulzbach, aber beide nicht in der Kreuzerzeit und nicht Sulzbach ohne Zusatz. Wegen einer umfangreichen eingehenden Geschäftskorrespondenz bekannt (auch aus Bayern), ist Sulzbach bei Saarbrücken. Aber dies war preußisch.

    Beste Grüße

    HOS

  • Liebe Freunde,

    wenn Briefe nach sammlerischen Bewertungen nichts besonderes darstellen, sinkt oft das allgemeine Interesse an ihnen bis zur Wertlosigkeit herab. Dies mag hier und da gerechtfertigt sein, ist es aber nicht immer, können es doch Briefe sein, die auf verschiedenste Weise die Intuition ihrer Absender oder Bearbeiter aufzeigen, wodurch sie einem kleinen Kreis von Sammlern doch wiederum so attraktiv erscheinen, dass sich der ein oder andere von ihnen zum Kauf erbarmt.

    Ähnlich ging es mir bei den nachfolgenden zwei Briefen, deren optischer Nährwert eher einem Brötchen vom Vortag, als einer Filetspitze nahe zu kommen scheint.

    Der erste stammt aus Landau in der Pfalz, genauer gesagt vom königlichen 12. Infanterie Regiment König Otto von Griechenland. Gerichtet war er: "An Herrn Stecher Lauck zu Würzburg". Das Datum (Brief hat leider keinen Inhalt mehr) war der 12.8.1850. Da die militärische Einheit in der sogenannten "Bundesfestung Landau" beheimatet war und überlicherweise portofreie Militärdienstbriefe abließ, schrieb man wohl routinemässig "R.S." für eine portofreie Regierungs - Sache, ohne der Sache näher auf den Grund zu gehen.

    Die Aufgabepost aber hatte zu prüfen, ob dergleichen Briefe auch tatsächlich vom Porto befreit waren und wenn der Betreff im Posteinlieferungsbuch der Absendebehörde dubios oder schlicht nicht dienstlich war, dann hagelte es Nachtaxen. Offenbar hat man auch hier in Anbetracht des Standes des Empfängers zweimal nachgedacht und sich dann für einen Portobrief entschieden, nachdem man die falsche Franchise R. S. durch eine P. S. = Parthei - Sache geändert hatte (von anderer Hand).

    Nun war seit dem 1.7.1850 zu rechnen: Briefe aus der Pfalz unter 1 Loth in das rechtsrheinische Bayern 6x für frankierte, aber 9x für unfrankierte, wonach die notierten 9x richtig waren.

    Baden und Württemberg (letzteren hätte es hier natürlich gar nicht erst bedurft, aber ich erwähne es daher auch nur am Rande) waren dem Postverein noch nicht beigetreten, so dass sich die Leitung über Thurn und Taxis (Frankfurt am Main) anbot, zumal sich TT angeboten hatte, dergleichen Korrespondenzen kostenlos von der Pfalz ins rechtsrheinische Bayern zu befördern (et vice versa natürlich auch).

    Nach dem Hinbrief zeige ich auch einen Herbrief, der am 12.11.1850 in Hof geschrieben wurde. Der Absender war noch in Gedanken bei älteren Reglements, nach denen Briefe in die Pfalz natürlich teurer waren, als "innerbayerische", also denjenigen, die innerhalb des rechtsrheinischen Territoriums von Bayern verblieben. Daher kuvertierte er ihn nach Nürnberg, wo er 4 Tage später als Portobrief aufgegeben wurde.

    Was er nicht wusste, war die Tatsache, dass es schon ab dem 1.7.1849 völlig egal war, von welchem Ort des rechtsrheinischen Bayerns ein Brief in die Pfalz lief, weil diese alle bis 1 Loth nur noch 6x kosteten und nur Briefe über 1 bis 4 Loth eine Verdoppelung der Taxe, ob franko oder porto war egal, nach sich zogen.

    Die Aufgabepost in der fränkischen Metropole taxierte daher routinemässig erst einmal mit 6x, dem Standardporto für einfache Briefe bis 12 Meilen im rechtsrheinischen Bayern, weil man wohl den Ort dort vermutete bzw. erst gar nicht kannte, stellte dann aber fest, dass es nur ein Wachenheim gab und das in der Pfalz lag, so dass man die falschen 6x durch elegantes Übermalen in die korrekten 9x änderte (erst mit dem 1.7.1850 gab es einen Portozuschlag für innerbayerische Portobriefe). 3 Tage später schlug er in Dürkheim (heute: Bad Dürkheim) ein und wurde entweder in ein Postfach (meine Vermutung) gelegt, oder einem Boten mitgegeben, wofür jedoch nichts spricht.

    Das Zeitfenster für dergleichen Briefe ist in der Vormarkenzeit (VMZ) der 1.7.1849 bis zum 31.10.1849, in der Markenzeit der 1.11.1849 bis zum 30.6.1850 und weiterhin in der Markenzeit der 1.7.1850 bis zum 1.5.1851, dem Beitritt Badens zum Postverein, bzw. dem 1.9.1851, dem Beitritt Württembergs zum Postverein.

    Beispielhaft möchte ich aufzeigen, wie diese Perioden (von denen viele gar nicht wissen, dass es sie gab und man sie sammeln kann) aussahen und welche Porti sie nach sich zogen (es galt immer auch vice versa):

    Pfalz - Bayern:

    1.7.1849 - 31.10.1849 Neues Reglement, Transit für die nördlichen Teile kostenfrei über Taxis, jetzt nur noch 6x porto wie franko bis 1 Loth und 12x porto wie franko über 1 bis 4 Loth. Sendungen über 4 Loth gehörten automatisch zur Fahrpost, außer es waren dienstliche Sendungen, die bis 1 bayerisches Pfund (560g) mit der schnelleren Briefpost Beförderung fanden. Sendungen in das südliche Bayern über Baden und Württemberg waren kostenpflichtig, außer im Falle von dienstlicher Korrespondenz.

    1.11.1849 - 30.6.1850 Auch nach Einführung von Freimarken blieb das Reglement bestehen - es kommen 6x und 12x Frankaturen vor (12x extrem selten in Marken und sehr selten als Portobriefe).

    1.7.1850 - 30.4.1851 Nach Einführung des Portozuschlages kosteten unfreie Sendungen 9x bzw. schwere 18x bei der Leitung über Taxis. Bei Leitungen von/nach Südbayern bleibt alles beim alten mit kostenpflichtigem Transit.

    1.5.1851 - 31.8.1851 Alternativ konnten Sendungen über Baden nach Nord- und Südbayern geleitet werden, denn auch Taxis war nun im Postverein mit einigen Teilen. Nun waren alle Sendungen transitkostenpflichtig mit 1/3 Silberpfennig je Postmeile, wenn sie über Baden oder Taxis liefen.

    1.9.1851 - 31.12.1867 Durch den Beitritt von Württemberg waren nun alle Sendungen (bis auf die portofreien dienstlichen) transitkostenpflichtig wie zuvor beschrieben, bei einem Maximum von 7 Silberpfennigen, welche knapp 2x rheinisch entsprachen. Württemberg war nur für südbayerische Korrespondenzen zu tangieren, die Masse lief über Baden und relativ wenig über Taxis.

  • Lieber VorphilaBayern,

    so ist es recht - gleich mit 2 schönen Briefen den Ball zurück gespielt - da kann ich leider nur auf die schnelle noch einen zeigen von Germersheim nach München (undeutlicher Ankunftsstempel), der mit 6x Rötel hübsch daher kommt am 16.2.1850.