• Hallo Dieter,

    ja das ist mir noch gar nicht aufgefallen, da hast jetzt natürlich mein Interesse geweckt, und das hat sich gelohnt. Nach ein bischen Rumsucherei im www fand ich die unten stehende Quelle. So sollte es auch vorliegend so gewesen sein, dass solche Zentralstellen während der Kriegszeit offenbar befugt waren, für ein bestimmtes, ihnen zugewiesenes Gebiet Amateurfotografen zeitlich befristete Legitimationen zum Fotographieren zu erteilen, um zu verhindern, dass diese versehentlich als Spione behandelt werden.

    Man lernt nie aus - beste Grüße

    Tim :thumbup:

    https://books.google.de/books?id=EQl9B…ografie&f=false

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    das hatte ich hinter dem Zusatz nicht vermutet. Toll recherchiert von dir. Naja, das sind wir ja von deinen Beiträgen gewohnt. :) In der Tat wieder was gelernt. Wie sagt man: Man wird so alt wie eine Kuh und lernt noch immer was dazu. Obwohl, der Spruch gilt in der heutigen Zeit nicht mehr.

    Dieter

  • Nicht nur hier, sondern auch an anderen Stellen wurde in hochalpinen Gebieten erbittert gekämpft. Im TV habe habe ich schon manchen Bericht darüber gesehen und mich gewundert, wie man schweres Gerät in große Höhen transportiert hat. Diese Schinderei muß den Schilderungen nach so schlimm wie der Krieg selbst gewesen sein.

    Dieter

  • ... das ist mir schon klar, gemeint war aber etwas anderes. Schau Dir mal an, warum Italien trotz des seit 1882 bestehenden "Dreibunds" mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich überhaupt in den Krieg eingetreten ist.

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Heute war ich in Korntal bei Stuttgart auf dortigen Ansichtskartenbörse. Wie erwartet waren die postgeschichtlichen Anteile eher gering, aber ich habe trotzdem etwas gefunden, das ich euch nicht vorenthalten möchte.

    Es handelt sich um einen Brief vom 6.2.1915 von Marienhafe/Ostfriesland nach Oberstein/Nahe.

    Der Brief wurde mit dem dort üblichen Stempel der Überwachungsstelle Oberstein versehen.

    Der Brief war recht dick und natürlich interessiert mich immer der Inhalt eines Zensurbriefes. Neben dem recht dicken Briefbogen fiel mir dann noch dieses kleine Briefchen entgegen:

    Offensichtlich von derselben Hand geschrieben und mit Datum vom 28.1.1915. Er trägt den Hinweisstempel **30 1 15 * ZURÜCK / WEIL VERSCHLOSSEN

    Die ebenfalls schwarze Stempelfarbe lässt mich vermuten, dass dieser Stempel ebenfalls aus Oberstein stammen könnte. Im Riemer ist er nicht registriert.

    Was mich aber besonders freut ist der Umstand, dass auf beide Umschläge im Brieftext eingegangen wird.

    Zunächst erklärt die Briefschreiberin die lange Pause damit, dass sie den ersten Brief aus Versehen verschlossen hatte und er dadurch von der Zensurstelle zurückgewiesen wurde.

    Sie fügte ihn dem neuen Brief bei, weil noch ein spezieller Gruß enthalten war. Der neue Brief endet mit den Sätzen "So nun will ich den Brief nicht verschließen damit der Feldwebel oder sonst so`n Militäronkel nicht wieder in Verlegenheit kommt. Lesen wird er den Brief ja doch nicht. Son Wenn dies doch der Fall, darf er auch antworten."

    Ich hoffe, dass der wenig respektvolle Ton keine Konsequenzen für die Verfasserin hatte.

    Es freut mich sehr, dass die beiden Briefe zusammen geblieben sind. Einzeln wären sie nicht so interessant. Leider werden Korrespondenzen meist komplett zerpflückt, ohne sie auszuwerten. Ich hoffe, das ich noch irgendwann eine komplette Korrespondenz aus dieser Zeit durcharbeiten darf.

  • Zurückweisungsstempel sind nicht immer eindeutig der Post oder der Zensur zuzuordnen. Dieser hier dürfte aber von der Zensurstelle selber stammen:

    Postkarte aus Wiesbaden vom 23.1.1918 nach Finnland mit dem Leitweg über Schweden. Für Dänemark und Schweden war die Überwachungsstelle Hamburg zuständig, die später im Krieg Zensornummern im Kreis verwendete. Die Karte hat auf jeden Fall die Überwachungsstelle gesehen und daher ist auch der Stempel "ZURÜCK / Keine Beförderungsgelegenheit" wohl dieser Stelle zuzuordnen.

  • Der Fund dieses Briefpaares hat mich sehr gefreut.

    Briefe von der Uhrenfabrik Friedrich Mauthe aus Schwenningen in Württemberg. Der erste Beleg ist ein Drucksache und lief nach Aarhus in Dänemark. Die Zensurstelle Stuttgart liegt auf dem Weg in Richtung Dänemark und so wurde die Drucksache in Schwenningen aufgegeben und folgerichtig in Stuttgart zensiert.

    Der zweite Beleg sollte allerdings nach Süden in die Schweiz laufen und da liegt Stuttgart nun gar nicht auf dem Weg. Kurzerhand wurde der Beleg im benachbarten Villingen in Baden aufgegeben und dafür war die Freiburger Zensurstelle zuständig, wo er auch zensiert wurde. Ich nehme mal an, dass dem Absender an einer beschleunigten Bearbeitung gelegen war und er deswegen die 5km nach Villingen in Kauf nahm.

  • Die Zensur war flächendeckend im Deutschen Reich vorhanden. Bei so grenznahen Orten hatte man die Möglichkeit die Zensurstelle zu wählen. Für Ulm war Stuttgart und für Neuulm München zuständig. Pingelige Absender haben vielleicht auch die Laufzeiten getestet. War nun eine Überwachungsstelle besonders langsam konnte man mit dem Gang über die Donau die andere Überwachungsstelle auswählen.

  • Im August 1914 kann man so manche seltsame Leitung von Briefen beobachten, aber diese ist besonders bemerkenswert:

    Brief aus Lenk Im Kanton Bern an der Grenze zum Wallis vom 31. 07. 1914 nach Straßburg im Elsass.

    Der Brief wurde erst am 21.08.1914 in Cöln-Deutz der Zensur vorgelegt und dann mutmaßlich der Empfängerin zugestellt. Ich habe schon etliche Belege aus der Schweiz nach dem Elsass oder Lothringen gesehen, die in Stuttgart oder sogar in Frankfurt zensiert wurden, aber Köln ist mir bis jetzt noch nicht begegnet.

  • Die Zensurstelle Köln hat noch mehr Besonderheiten zu bieten. Der folgende Brief stammt aus Berlin und war ins das rechtsrheinische Köln-Mühlheim adressiert.

    Einschreibebrief vom 12.2.1915 aus Berlin SO33 der Deutschen Kabelindustrie GmbH nach Köln-Mühlheim an die hier ansässige Th. Lamine Dampfkesselfabrik. Dort am 13.2.1915 mit Ankunftsstempel versehen und sofort der Zensurstelle Köln-Deutz zugeleitet. Am 14.2.1915 erfolgte die Zensur mit allen damals üblichen Zensurstempeln, die eigentlich für Briefe aus dem Ausland üblich waren, und wurde wieder nach Köln-Mühlheim geleitet, mit ein Ankunftsstempel versehen und zugestellt.

    Köln-Mühlheim lag weit außerhalb der westlichen Grenzzone, in der die Inlandszensur üblich war. Auch sonst ist mir zensierte Inlandspost nach Köln noch nicht aufgefallen.

    In Aktenvermerken war zu lesen, dass bestimmte verdächtige Adressaten auf Listen geführt wurden und deren Post genauerer Beobachtung unterlag. Soweit ich das in Erinnerung habe sollte diese Beobachtung diskret erfolgen. Das wurde hier wohl nicht für erforderlich gehalten.

  • ...sehr interessanter Beleg, es scheint wohl auch in Köln so gewesen zu sein, dass die militärische Überwachungsstelle in Ermangelung von Zensurbanderolen erst einmal Verschlussetiketten der Zivilpost verwendet hat.

    Nun warst ja schon mehrfach in den Archiven unterwegs, insofern nur der Sicherheit / Vollständigkeit halber Frage, ob der Archivstock anbei schon im Programm war.

    Vielleicht findet sich da zu diesem doch schon sehr speziellen Überwachungsgebaren noch weiterführendes Informationsmaterial, scheint wohl beim bayerischen Hauptstaatsarchiv zu liegen.

    Schönen Gruß aus NW

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Köln verwendete zu Beginn des Krieges bis Mitte Februar 1915 (lt. meiner Registratur) diesen Verschlußzettel. Riemer gibt nur das Jahr 1915 in Verbindung mit dem 4zeiligen Rahmenstempel an.

    Diese Akte habe ich noch nicht angeschaut. Die Berichte sind meist sehr allgemein gehalten und beschreiben eigentlich keine einzelnen Vorgänge. Aber man kann nie wissen und auf Überraschungen muß man immer vorbereitet sein bzw. darf man darauf hoffen.

    Man könnte nun annehmen, dass der oben gezeigte Brief vielleicht ein Versehen war, aber es gibt noch mehr Briefe an diese Adresse mit der gleichen Behandlung.

    Brief aus Duisburg von der Firma Eugen W. Pfeiffer vom 14.2.1915 nach Köln-Mühlheim an die Firma Th. Lammine. Der Brief wurde einen Tag später in Köln-Deutz zensiert. Ankunftsstempel wurde keine angebracht es handelte sich nur um einen Fernbrief.