• Straßburg - Kaiserslautern 11.03.1915

    Hallo zusammen,

    das Thema Zensur/Postüberwachung sollte auch im dt. Kaiserreich nicht links liegen gelassen bleiben, insofern erlaube ich mir die Neueröffnung des w.o. benannten threads. Bekanntlich wurden die In- und Auslandspostsendungen aus den Grenzgebieten ab April 1915 der Postkontrolle > P.K. unterzogen. Der nachstehend von der elsässischen Inlandspostüberwachungsstelle Straßburg geprüfte und für "und zu befördern" befundene Beleg lief ins linksrheinsche Bayern. In Straßburg soll auch eine Auslandspostüberwachungsstelle gegeben haben.


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,
    der von dir gezeigte Prüfstempel ( einer von vielen Straßburger Prüfstempeln) kam auch auch Auslandspost vor. Straßburg prüfte schon in den ersten Tagen des August 1914 .

    Der von mir gezeigte Brief hat nichts mit Zensur zu tun. Am 31.7.1914 6-7 Uhr nachm. noch normal am Schalter aufgegeben,
    am nächsten Tag war Mobilmachung. Also ging er Retour, vielleicht aus Straßburg, denn er erhielt erst am 13.8.1914 den Dresdner Stempel und wurde dem Absender zurückgegeben.
    Beste Grüße Bernd
    P.S. Anweisung bei Mobilmachung

  • Hallo BaD

    vielen Dank für die Info`s, der Reichspostzensur laufe ich in meinem Sammelgebiet IM bayer. Pfalz so oft nicht über den Weg, insofern bin ich für jedwede Unterstützung sehr dankbar.

    Wieviel der Prüfstellenstempel wird es bspw. für Straßburg im Verlauf des 1. WK gegeben haben ?

    Ein Klassebeleg den Du zeigst, der knistert ja praktisch vor Spannung !


    Besten Gruß :thumbup:

    vom Päler

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Es gab 25 verschiedene Straßburg- Prüfstempel allein für die Inlandszensur. Sie unterscheiden sich meist nur minimal in der Größe oder kleinen Veränderungen ( 1 mit oder ohne Punkt dahinter, Eins nur als Strich). Riemer schreibt in seinem Handbuch, das Straßburg wohl eine sehr große Zensurstelle war.
    Saargemünd war eine kleinere Prüfstelle, hatte 10 Stempel für Inlands und Auslandspost. Von Nov.1914 -Anfang 1918 wurde geprüft, da mußte natürlich mancher ersetzt werden.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo BaD,

    Es gab 25 verschiedene Straßburg- Prüfstempel allein für die Inlandszensur.

    ...uff, da steht also noch viel Arbeit ins Haus, aber ok: Wo keine Ziele, da keine Sammlung ^^ Ich war auch gerade meinen ganz wilden Haufen am durchwühlen nach evtl. weiteren Zensurgeschichten und Donnerwetter, da findet sich doch sogleich die für diese Tage passende Faust auf`s Auge 8o Vielen Dank für die weiterführenden Info`s und die spannenden Belege, habe in der Tat auch noch weitere gefunden, kommt hier alles noch an die Reihe.

    Schöner thread + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,
    laut Riemer gibt es von Colmar weitergeleitete Post vom 1.8.1914 mit dem Prüfstempel. Er vermutet, das dort eine geheime Prüfstelle schon vorhanden war, die am 1.8. sofort offiziell prüfte.
    Anbei Prüfstelle Diedenhofen. Der Absender fragt: Wo bleiben meine bestellten Kriegsmarken mit dem Aufdruck " gültig 9 Armee"
    Mit Kriegsmarken wurde viel Geld verdient, die wenigsten wurden postalisch verwendet.
    Gruß Bernd

  • Hallo BaD,

    Diedenhofen, da musste ich - ehrlich gesagt - erst mal googeln wo das überhaupt auf der Welt ist. Ok heute Thionville / Lothringen. Anbei ein beeindruckend langer Zensurstempel der Postüberwachungsstelle Mühlhausen. Der Empfangsort Brunstatt liegt nicht unweit südlich davon.


    + Gruß

    vom Pälzer

  • Briefe mit Drucksachen durften allerdings nie verschlossen sein.


    Hallo Bernd,

    auch dies ist heute noch der Fall. Dies hat aber nichts mit der Zensur zu tun, sondern ist eine Versandvorschrift gem. Postordnung.

    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.

    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Pälzer,

    Anbei Prüfstelle Diedenhofen. Der Absender fragt: Wo bleiben meine bestellten Kriegsmarken mit dem Aufdruck " gültig 9 Armee"
    Mit Kriegsmarken wurde viel Geld verdient, die wenigsten wurden postalisch verwendet.
    Gruß Bernd

    Hallo Bernd,

    das ist leider, gerade in Bezug auf die Marken "gültig 9. Armee" der Fall. Diese, in dem von der 9. Armee verwalteten Gebiet (Distrikte Buzau, Braila, Ramnicu-Sarat und einem Teil des Distrikt Putna) in Rumänien, verausgabten Marken werden gerne als Satzfrankatur angeboten, da nur begrenzt verwendbar. Hier ein solcher Satzbrief. Wenn gewünscht, kann ich auch echt gelaufene Belege zeigen.

    Gruß
    Postarchiv

  • Hallo Postarchiv,

    jaja, das Thema (deutlich) überfrankierte Sammlerbelege tut schon weh (auch in anderen Bereichen), insofern denke ich mal sieht jeder von uns sehr gerne mal was "G`scheids" ^^

    Was ich mich auch bei den anderen Besetzungsgebieten immer wieder frage sind die zur jeweiligen Epoche gültigen Postgebühren. Wo findet man jene ? Etwa "ganz einfach" in den Gebührentabellen der jeweils unter Besetzung gelegenen Nationen ?

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,
    Ich hoffe, daß dieser Brief ins Thema dieses Thread gut eintritt.
    Das ist also ein Brief von Wavrechain-sous-Faux (Bezirk von Valenciennes) nach Valenciennes. Er ist die Ortskommandantur von Wavrechain eingereicht gewesen, die der Brief geprüft hat (Erwähnung auf Innhalt und Haüfigkeit geprüft). Dieser Brief hat Feldpoststation n ° 408 im Transit befördert, die sich mit bodenständigen Truppen beschäftigte, die sich im Gebiet des 9. Reservekorps (Gruppe Arras) fanden.

    In Valenciennes angekommen, ist der Brief von Postüberwachungsstelle n ° 39 (2. Armee) geprüft gewesen, die sein Stempel "Geprüft P.Ü. St." geschlagen hat.
    Wir sind in Anwesenheit von einem Brief also, der in Etappengebiet der 2. Armee zirkuliert hat und der mit 20 Pf (25 centimes) frankierten gewesen ist (Tarif vom 20. März 1917, 1. Gewichtstufe).

    Dieser Brief hätte von Kommandantur nicht geprüft sein sollen, weil es sich um einen Brief des Bürgermeisteramtes von Wavrechain zum Unterpräfekt von Valenciennes handelte, dessen Verkehr nicht beschränkt war.Ebenso hätte die Feldpoststation n ° 408 die Marken nicht entwerten sollen. Für die Etappenpost war allein der Postüberwachungsstellen dort gestattet (Gen. Qu. IIc 2580 : Postverkehr des Landeseinwohner)
    Die hier benutzten Marken sind Reichsmarken und nicht Etappenmarken.
    Viele Grüsse,
    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    lese ich korrekt oben in schwarzer Tinte "Auf Inhalt und Häufigkeit geprüft". Was meinte man mit Häufigkeit ?

    + Gruß!

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    Die Erwähnung " Auf Inhalt und Haüfigkeit geprüft " macht Verweis auf gewissen Typ von Post wie derjenige von Kriegsgefangenen und von Zivilarbeiter.
    So, die Kriegsgefangenen hatte das Recht, 1 Karte von 10 Linien pro Woche und 2 Briefe von 4 Seiten monatlich zu senden.Ihre Familie in der besetzten Gebiet konnte nur eine einzige Karte monatlich senden. Der Zivilarbeiter ( Zwangsarbeiter) konnten nur eine Karte monatlich bekommen und senden ( Zivilarbeiterpostkarte). Die Befolgung von der Häufigkeit dieser Briefwechsel war von die Postüberwachungsstellen überprüft. Im Fall des Briefes, den ich vorstelle, handelt es sich um einen Irrtum, weil die Dienstpost zwischen einem Bürgermeisteramt und einer Unterpräfektur keinen Gegenstand von Verkehrseinschränkung sowohl in Häufigkeit als auch in der Zahl war.
    Der Name des Prüfers scheint Schiemann zu sein, ist das richtig?
    Viele Grüsse,
    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    alles klar, das mit dem Irrtum der Zensurstelle habe ich verstanden, das Regelement mit der Häufigkeit nun auch. Es gab also eine Art Kontigent. Wirklich sehr interessante Postgeschichte, die Du uns hier präsentierst. Bei der Unterschrift des Zensors könnte man auch Schumann lesen, ich sehe einen waagrechten Strich, der üblich über dem "u" war.

    Schönen Gruß und ein frohes gesundes neues Jahr wünscht Dir

    der Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Postarchiv,
    echt gelaufene Briefe mit den Marken "gültig 9. Armee" würden mich sehr interessieren, eventuell in einem eigenen Thema einstellen.
    Eventuell könntest du etwas zu den Kriegssteuermarken erklären, die ja wohl nicht auf Briefen mit den Marken "gültig 9. Armee" nötig waren?
    Hallo Pälzer,
    der Stempel von Mühlhausen ist wirklich sehr groß, diese Zensurstelle hatte mit Nebenstempeln 40 verschiedene.
    Hallo Emmanuel,
    ein sehr interessanter Brief.
    Beste Grüße Bernd

  • Wertbriefe waren für die Zensur auf Grund der Versiegelung schwierig.
    Manche Postämter prüften den Inhalt vor Verschluß und bestätigten dies mit dem Dienstsiegel. Die Briefe liefen dennoch über die Zensurstelle, wurden dort aber nicht mehr geöffnet. Allerdings fehlt beim ersten der Namenzug des Postbeamten, der musste wohl eigentlich vorhanden sein.
    Beste Grüße Bernd

  • Was ich mich auch bei den anderen Besetzungsgebieten immer wieder frage sind die zur jeweiligen Epoche gültigen Postgebühren. Wo findet man jene ?

    Die Postgebühren für die Besetzten Gebiete sind nun im Michel-Spezial 2012 enthalten. Bei Belgien und Etappe West könnten sich noch geringfügige Änderungen ergeben. Falls Du darin etwas bei den Tabellen vermisst, kannst du mir gerne eine PN senden. Werde sehen, ob ich die Lücke schließen kann. ;)

    Mit freundlichem Gruß
    Postarchiv

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    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Dieser Brief hätte von Kommandantur nicht geprüft sein sollen, weil es sich um einen Brief des Bürgermeisteramtes von Wavrechain zum Unterpräfekt von Valenciennes handelte, dessen Verkehr nicht beschränkt war.

    Hallo Emmanuel,

    interessanter Brief, den du uns hier unterjubelst :) ! Die Etappe West ist wirklich noch ein Brief mit sieben Siegeln, die es verdient haben, geöffnet zu werden. Mal sehen, ob wir Licht in das Dunkel bringen können. Hierzu habe ich allerdings mehr Fragen als Antworten.

    Es stellt sich für mich vorerst die Frage, welcher Postverkehr liegt hier zu Grunde? Dienstpost, Privatpost, Feldpost, Kriegsgefangenenpost oder Post der Zivilarbeiter? Sind auf der Rückseite noch irgend welche Stempel oder Angaben?
    Woher und von wann ist der Textausschnitt, den du zur Beschreibung des Beleges heranziehst?

    Gruß
    Postarchiv

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    Ernst Freiherr von Feuchtersleben